
()
\ -
spät kommt den Volksgenossen eine Kunde zu und auch diese ist
eine gefärbte.
Wie kommt cs nun, wird der Leser fragen, dass die
tirolischcn und die bayerischen Bauern als Helden in der Geschichte
sortlcbeu, dass dagegen Fadinger undZelleralsRebellen
und R ä u b er h a u p t l c ut c verrufen sind? Die Antwort auf
diese Frage ist ebenso einfach als leicht.
Weder dem Tiroler- noch dem Bayern-Lande ist das Schicksal
widerfahren, das Obcröfterreich über sich ergehen lassen musste.
Tiroler und Bayern hatten nur auswärtige Feinde zu bckämpscn,
Obcröfterreich hatte sich gegen innere Widersacher zu wehren. N n r
O b c r ö ft c r r e i ch war es beschieden, von seinem Landesfürsten dein
Kaiser Ferdinand II.. einem anderen Fürsten, dem Herzog Maximilian
von Bayern, als Pfand für Kriegs kosten überlassen
zu werden; mir unser Land hatte durch mehr als sieben Jahre
zwei Landesfürsten, den bayerischen Pfandherrn und dcn
Kaiser, beide nach damaligen Begriffen streng katholische Regenten
und beide darauf bedacht, die Bevölkerung, welche der weitaus großen
Mehrzahl nach dem evangelischen Glaubensbekenntnisse zngcthan war.
gewaltsam katholisch zu machen.
Unter diesen g a n z a u ß e r g e w ö h n l i ch e n V e r h ü l t
n i s s c 11 schien die Rebellion, die ursprünglich gegen die Bayern,
gerichtet war, eine Rebellion auch gegen den Kaiser, der seinen Ver
bündeten im Besitze des verpfändeten Landes erhalten wollte, und die
katholische Geistlichkeit, in deren Händen so lange die Darstellung des
Heldenkampfcs christlicher Bauern geruht hat, hat von ihrem Stand
punkte aus in dem Widerstande des Volkes gegen die zwangsweise
Zurückführnng zum katholischen Bekenntnisse nur frevelhafte Auf
lehnung gegen die Anordnungen des rechtmäßigen Landcsfnrstcn.
erblickt.
Sollen daher die Ergebnisse mühsamer Forschung nicht in.
gelehrten Schriften verschlossen bleiben, sondern demgesammten
Volke Oberöstcrreichs zugänglich gemacht werden: so
fällt die Verpflichtung, welcher in f a l s ch e r Auffassung des Begriffes
von Loyalität die Schule nicht Nachkommen kann, wieder dem
Geschichtsforscher selbst zu. v
Ans Oberösterreich selbst (Schwertberg) gebürtig, ununterbrochen
durch mehr als 42 Jahre im Lande wirkend und in stetem Verkehr
mit der Landbevölkerung, seit meiner Jugend den Ursachen de'-
Bauernaufftände nachspürend, habe ich einem mir mehrfach geäußerten
Wunsche, eine volksthümliche Darstellung des Bauernkrieges auf
Grundlage des Werkes von Stieve zu verfassen, um so lieber Folge
geleistet, als jedem wahren Patrioten daran gelegen sein muss, dass
die vielen Entstellungen verschwinden und unser Bürger- und Bauern
stand endlich die nackte Wahrheit über die Umstände erfahre, welche
feine Voreltern in den Kampf und in den Tod getrieben haben..