Österreichische Illustrierte Zeitung, Heft 27, 1924

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mmaiLuoiim tooi DIEVEREINIGUNG DEß SCHAFFENDEN KÜNSTLER« WEISSE INSEI» SOI REIßT ZUR ERLANGUNG voll ORIGINALEN EÖß ISÖNSTLER"ß!LDERßOGEN EINEN WETTBEWERB AUS DIE'WEISSE IH5EL" WIDD DIE EINLAUFENDEN ARBEITEN Id DEß«OESTEßBJLLUSTß.ZElttHlö* VERÖfFENTLOEN. DIE "OE5TEßß.ILLUSTDZEITLIHö" ÖBEßLÄSST IHREN LESERN DIE BEURTEILUNG DEß ttöfEEIITLIOITEfl AßBEIIED. AUE ößUIID DEß STIMMENABGABE WIRD DER VERLAG DEß «OESTEDR.ILLUSTR.ZEITUNG-EINE EHRENGABE VOI1 «5,000.000' KRONEN AUSFOLGEN. DIE BEDINGUNGEN EÜß DEH WETTBEWERB VERLUDET DIE «WEISE IfliEl5CHRIETLI01E AUSKUNFT GIßT DER VORSTAND DER VEREINIGUNG. DIE BESTIMMUNGEN ÜBER DIE STINMENAßGAßC WERDEN IN DER'OESTEßß.lLLUSTR. ZEITUNG »VOR SCHLUSS DER VERÖffENTLICHUNGEN BEKANNTGEGEBEN. DEIll1EßAU5G.DER»OESTEim.lLLU5m.mTUriQ": p.pjALis-iAriADm^.n. Wn; III. iUlMSCHGÄSSE 5. Wien, in um DEß. VORHAND DEß »MISSEN IW Ei,» auDoir hammicm, t.n. WIEn,Vl.nOLLAB.DöASSE 19. Sonöifom unö Cafe Zäunet — Baö Zfchl — Ctejfpunbf des TButpubTibums. Ginöd bei TSeumarfef in Steiermarb, 740m Seehöhe, Schnellzngsstation, idyllisch inmitten herrlich. T2aÖe(roaU)ungen, hochradioadtive Thermal» quellen, Trink- unö Badekuren, gedecktes und offenes Schwimmbassin, vorzügliche Heilerfolge. Wittelstandspreife. Ganzjährig geöffnet Dnrfaifon vom 15. Tfiai bis Gnde September. Anfragen zu richten an die Dnrdirektion Bad Ginöd, Steiermark. Dolel „Post", Schroaz, Tirol. Gut bürgerliches Hans, vorzügliche Büche. Süd- tiroler Weine. Pensionen von 60.000 Dr. aufwärts. Herrliche Spaziergänge, grosses Ansflngsgebiet. Besitzer: TDeffeüg.

Festschrift Steyr „Österreichische Illustrierte Zeitung" Verlag: Salis-Samaden, Wien, 3. Bezirk, Klimschgasse Str. 5. Fernruf 15=64. Bestellungen beim Verlag. Ter Neubezug kann mit jedem Hefte beginnen. — Bezugspreise: Vie rteljährig bei Vorauszahlung Oesterreich, Deutschland, Ungarn, Polen 70.000 österr. Kronen, Tschechoslowakei 40 tschech. Kronen, Jugoslawien 110 Dinare, Rumänien 210 Lei, Italien 30 Lire, England 9 Schilling, Frankreich 30 franz Franken, Vereinigte Staaten von Nordamerika 150 Dollars, Brasilien 15 Milreis, Argentinien und Paraguay 6 argt. Pesos. Schweiz 9 schweizer Franken, das andere Ausland 9 schweizer Franken, bzw. v50 Dollars. — Für Oesterreich auch monatlich, bei Vorauszahlung 25.000 Kronen. — Die angegebenen Bezugspreise gelten nur für Vorauszahlung. Von zahlungssäumigen Beziehern werden wir nachträglich den vollen Betrag für alle von uns gelieferten und von den Beziehern übernommenen Hefte einfordern. Ein Bezug, der nicht vor Quartalablauf abgemeldet wurde, gilt als für ein weiteres Vierteljahr erneuert. Preis des Einzelheftes: 6000 österr. Kronen, 3 tschech. Kronen. Doppelheft 12.000 österr. Kronen, 6 tschech. Kronen. — Postsparkassenkonti: Oesterreich Nr. 27.560. Tschechoslowakei Nr. 27.560. — Alle Gebühren klagbar in Wien _ — Reklamationen über nicht eingelangte Hefte (in Oesterreich portofrei!) werden nur innerhalb von 14 Tagen erledigt. Alle Rechte bezüglich Text und Bild vorbehalten. — Anfragen ohne Rückporto bleiben unberücksichtigt. Einsendungen ohne Rückporto werden nicht zurückgeschickt. — Die mit + bezeichneten Texteinschaltungen sind entgelrliche Ankündigungen (§ 26 P.-G.). ) mo :u renowie tauratiom « Jodustrleha Lage in nächster Mähe der 66 ) Modernst eingerichtete Restauration ¥©n Steyr « Schöner gemütlicher Bierkeller und helle, hohe Speisesale « Ausschank von vorzügl. Schwechater Lagerbier und feinsten Weiß« und Rotweinen - Für gute und solide Bedienung ist gesorgt Um zahlreichen Besuch bittet Hei Meitner ©:r 1 jener Bank - Verein Filiale Steyr Enge Nr. 21 — Telephon 127 besorgt sämtliche Banktransaktionen kulantest W % ® % % m I N 8rr % % Eta I Zweigniederlassungen : Bad Aussee - Bad Gastein - Bad Hall - Bad Ischl - Ebensee - Freistadt, O.-Ö. Gmunden - Hallein - Linz (Landstr. 83) - Mattighoten - Perg - Beuerbach - Ried - Salzburg - Schärding a. I. - Steyr - Steyrdorf - Urfahr (Hauptstr. 29) Wels > Wien IV (Wiedner-Hauptstraße 1) Zentrale : LINZ ............... J I Telegramm-Adresse: „STEYRERBANK“ Österreichisches Postsparkassen-Scheck-Konto Nr. 115.670 Ungarisches „ « „ « 32.099 Prager „ „ „ „ 79.269 Verkaufsstelle der österreichischen Klassenlotterie An- und Verkauf von Wertpapieren —An- und Verkauf von Münzen und Valuten — Einlösung von Coupons und verlosten Wertpapieren — Ausschreibung von Kreditbriefen und Schecks auf alle größeren Plätze des In- und Auslandes — Belehnung von Wertpapieren — Übernahme von Geldern unter günstiger Verzinsung und Inkasso von Wechseln, Anweisungen und Schecks — Einlagen auf Bücher mit Tagesverzinsung — Eskomptierung von Wechseln — Gewährung von Krediten Dem Geschäftslokale unserer Filiale ist ein nach den neuesten Erfahrungen der Technik hergestellter feuer-, einbruch- und thermitsicherer PANZER-TRESOR angegliedert In diesem Tresor werden einerseits Wertpapiere zur Aufbewahrung und Verwaltung übernommen und anderseits Schrankfächer — Safe, Depots — zur Aufbewahrung von Wertpapieren und anderen Wertgegenständen unter eigenem Verschlüsse der Partei vermietet Kassastunden: An Wochentagen von 8—12 Uhr vorm. u. 722—3 Uhr nachm. 1 1 t t t | i t : t i ? \ * ? \ 27/1924 'Bürstenfaßriß Josef Tüayr in Steyr Verßaufstesse in Ztvisdjenßrücßen an der alten Sdjsoßmauer 1 3

| Wtsel-Lcke ; Schriftleiter Heinrich Sitte. Alle Zuschriften, die die Rätsel-Ecke betreffen, also Auslösungen, Rätselmanuskripte u. dgl., sind unmittelbar an den obengenannten Schriftleiter nach Wien, 18. Bezirk, Währingergürtel 19, zu senden. Neues Preisrätsel. (Rösselsprung.) E R B E U I N R E E U R T T I BV KW N I T R T E E I E Die Auslösung ergibt einen aus fünf Wörtern bestehenden Satz, der bei vollständiger Umkehrung vollkommen gleichlautend ist; er kann daher ebenso von links nach rechts als auch von rechts nach links gelesen werden. 5m nächsten Kest bringen wir die Bestimmungen über die Einsendung der Auflösungen, für welche wir Preise im Gesamtbetrags von S Millionen Kronen ansehen. EmttMnafmnsaufgabe*). . Von O. Brenner in Innsbruck Lügen haben kurze Beine. Dieses Sprichwort enthält 20 Buchstaben. Aus diesen 20 Buchstaben sind fünf Hauptwörter zu bilden, die derart zusammengestellt werden müssen, daß in ihnen sämtliche Buchstaben des Sprichwortes enthalten sind und daß die Anfangsbuchstaben dieser fünf Wörter das Wort Kerze ergeben. Falls jemand mehrere Lösungen findet, genügt es, eine einzusenden. Silbenrätsel. *) Von R. He>n in Murau. Aus den Silben а, a, ber, brah, brand, bris, cal, ci, de, de, de, di, do, e, ei, ek, ex, ga, hard, hil, in, ke, ke, ken, krat, lan, li, ma, me, me, mi, ne, ne, nen, ner, ra, raiff, sa, sen, stan, ter, ter, t'nyst, tur, vin, wol, zem, zer bilde man die den folgenden Bedeutungen entsprechenden Wörter: 1. Griechische Göttin. 2. Bücherzeichen. 3. Französischer Tragiker. 4. Monat. 5. Kalbedelstein. б. Amerikanische Riesenbauten. 7. Berühmter deutscher Roman. 8. Ostindische Schwalbenart. 9. Indische Gelehrten- und Priesterkaste. 10. Die Nachkommen Esaus. 11. Begründer der ländlichen Dahrlehenskaffen. 12. Ureinwohner Amerikas. 13. Reformator. 14. Gestalt der deutschen Selben« sage, Dietrichs Waffenmeister. 15. Land in Asien. Die Anfangsbuchstaben dieser Wörter nennen einen Kauptpunkt der Besprechungen in Chequers. Scharade.*) Von Heinz Vorauer. 1. Wort. Sie leuchten voll Freude, Sie glühen voll Katz, Sie schimmern im Leide Von perlendem Nasz. 2. Wort. Viel Worte verschwenden Wir oft, das; es glückt, Das Zweite zu spenden, Wenn Leid dich bedrückt. Das Ganze. Das Liebste zu schauen, Kann's Ganze uns fein; Doch steht's auch in Auen Als Blümelein. Bnagramm. Von H. M. Die Pracht des 1, 2, 3, 4, 5 ihr seht Am Priester oft, der beim Altare steht. In 3, 1, 5. 4, 2 verändert dann, Ist's ein im Rechte wohlersahr'ner Mann. *) Die Auflösungen dieser Rätsel und die Namen der Auflöser werden in der zweit nächsten Nummer veröffentlicht. Einsende-- frist bis 12. Juli 1924. Auflösungen der Rätsel in Nr. 24. 1. Des Silbenrätsels: „Der Betrug ist die Seele des sozialen Lebens." Dermatologie, Benedikt, Trugschluß, Istvan, Dietikon, Seehund, Eenormand, Desdemona, Sokrates, Zitronat, Ariadne, Lembach, Eemuren, Bensheim. 2. Des Arithmogriphs: „Die Demission Millerands." Dumas, Island, Engadin, Diana, Esther, Melone, Insul, Sessel, Senl, Isegrim, Orion. 3. Des Lautspielrätsels: „Sund, Bund, Lund, Mund, Kund, Fund." 4. Des Füllrätsels: „Doktor Seipel." DAHL TÖDI OISE OBOE KAMP REIS 5. Des Ab- und Aufbaurätsels: ARMENIEN MARINE IRAN A R oder KRAN NEKTAR KROATIEN ARMENIEN RIEMEN REIM E R RATE KARTEN KROATIEN Außer diesen beiden Auslösungen waren noch mehrere andere möglich; so konnten zum Beispiel auch die Wörter: Nieren, Eier, Kern, Arme, Erna, Mine, Ei, Reni, Karlen usw. an geeigneter Stelle Verwendung finden. Richtige Auslösungen dieser Rätsel haben uns zugeschickt die Damen und Kerren: Emilie Stummer in Wien, Steffi Pabeschih in Wien, Kajetan Arzberger in Asperhofen, Dr. C. S. in Wien, Alfred Tewele in Prag, Elsa Bachmayr- Keyda in Seeburg a. d. Mbs, Otto Travisani und Ultimi Gerard-Kubert in Wien, Ferdinand Keiderer in Amstetten, E. Kaltenböck in Kleinmünchen, Alexander Stummer in Lindabrunn, Albin Schlömicher in Graz, Friedrich Iurtik in Korneuburg, Franz Langhos in Wien, Marie Preis in Wien, Kans Kugler in Prag, Otto Rathkolb in Litschan, List und Rudl Deninger in Götzendors. 6o Hilft Oer lolloiulHeiimoriii! Ich kann Ihnen die erfreuliche Mitteilung machen, daß ich mich mit dem von Ihnen gelieferten Wohlmuth-Apparale von den Nachwirkungen einer schweren Grippe vollständig ausheilte. Ferner litt mein Vater an Furunkulose, die ebenfalls mit Ihrem Apparate in zirka fünf Wochen ganz weggebracht wurde. Ich behandelte auch noch einen Freund von mir, der im Kriege durch eine Volltreffer-Verschüttung eine schwere Lähmung erlitt und nur durch Benützung Ihres Keilapparates wieder in den Gebrauch seiner Glieder gelangte. Die Schwiegermutter meines Bruders heilte ich mit Ihrem lttpparate von einem schweren Gelenksrheumatismus. Da ich von der vorzüglichen Keil- wirkung des Wohlmuth-Apparates durch eigenen Gebrauch vollkommen überzeugt bin, verfehle ich nicht, ihn bei jeder Gelegenheit aufs wärmste zu empfehlen. Wiener-Neustadt, Nittnergasse. K. Fritz. Solche herzliche Dankschreiben gehen täglich bei uns ein und sind jederzeit im Original bei uns einzusehen. Bei Nerven- u. Muskelerkrankungen, Lähmungen, Rückenmarksleiden, Gicht, Ischias, Rheumatismus, Stoffwechsel-, Blut- und Verdauungsstörungen, Erkrankungen der Sinnesorgane (Augen u. Ohren), Frauenleiden usw. wird der Wohlmuth-Apparat stets mit Erfolg verwendet. Auskünfte und Prospekte kostenlos durch Wohlmuth-Monopol-Vertrieb für Ssterreich Wien, 8. B e z i r k, S ch l ö s s e l g a s s e N r. 22. Illllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll Äsrum?verwenden Sie in Ihrem haushält noch keine „Kronprinz“ peirslgas-kiaubrenner.Maschine Güeil Sie noch nicht wissen, dafc er die gröhle fllahlzeit weit schmackhafter u. rascher kocht, bratet u. 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Oesterreichische luslrierle Zeitung Erscheint wöchentlich Deutsches Familienblatt Anschrist: Wien, 3. Bezirk, Klimschgasse 5, Fernruf 15=64 Erscheint wöchentlich 34. Jahrgang (Uien, 6. Juli 1924 Rest 26 Geleitwort. Mit dieser Festschrift begrüßt die „Oeslerr. Illustrierte Zeitung" die Keimatschuh-Tagung in der über alle Maßen schönen Eisenstadt Steyr. Weit über den Rahmen der Tagung hinaus verbreite diese Festschrist die Gedanken des Keimat- schuhes und diene dem harmonischen Zusammenklang von gut-österreichisch und echt-deutsch. □□□ Vom Sinn des Heimatschutzes. Uon Ijofrat Dr. Karl Giannoni. Bis das alte österreichische Staatsgefiige zusammenbrach, dem deutschen Reste von Oesterreich der Anschluß an den großen deutschen Mutterstaat versagt blieb und der Glaube an eine staatliche Beftandfähigkeit jenes Restes vielerörtert bei uns fehlte, da standen die Deutschen Oesterreichs großenteils ohne Staatsgedanken da. Aber die Uolks(eele verlangte nach einem inneren Balt, nach einem Gefühlsinhalte, nach dem (ich das öffentliche Leben hinordnen wollte, für den es über die Dotdurft des tages hinaus wert war, zu leben. Bis dieser unverlierbare Balt, als der feste, bodenverwach(ene Jels, der auf der Rutsch- fläche aller öffentlichen Dinge festen Stand gewährte, erwies sich da allein die Beimat. Der Beimatgedanke, im österreichischen Alpen- und Donauland stets lebendig, wuchs aus der Uolksfeele mit ungestümer Kraft zur Richtung gebenden Macht des öffentlichen Lebens empor. Mit allen Kräften des inneren Giesens erfaßte man die Beimat: mit Denken, Uon diesen dreien schließt der letzte die beiden ersten mit ein; Beimatschutz ist angewandte Beimatkunde, ist werktätige BeimatBus der alten €ifen|tadt Steyr. €inzdfifiur am CUerndldenkmal von üilgncr. liebe zugleich. Und nichts tut uns gegenwärtig mehr not als er. Denn die Beimat ist das letzte Kapital, das uns geblieben ist. menfchengewirkten Eigenart und Schönheit uns selbst im Lande bleiben und den Fremden zu uns kommen heißt. Die Datur unseres Landes, die Ortschaften darin und das Uolks- turn seiner Bewohner in seiner heimatlich geprägten Besonderheit, das macht diese Beimat aus. (Das an Gierten und Eigenart in diesen dreien ruht, zu erhalten, und was wir neu darin schaffen, als neue ebenbürtige Gierte zu gestalten, das ist der Sinn des Beimat- schutzes. Und will man flüchtig (eine Aufgaben auf jenen drei Gebieten andeuten, so wären sie: 1. Aufnahme und Inventarisierung der Datur- denkmale, Schutzmaßnahmen für die gefährdeten Gegenstände, Schaffung von Naturschutzgebieten, Verhinderung von Uerun(taltung der Landschaft, Uerbesserung von Plänen für Glanerkraftmmung, für Industrie- und Uer- kehrsanlagen im Sinne des nötigen und möglichen Ausgleiches zwischen wirtschaftlichen und kulturellen Forderungen. 2. Erhaltung des Runftgutes sowie der künstlerischen und charakteristischen Ge(amter(cheinung der Ortschaft und ihrer Einzelwerte; Beratung der Gemeinden bei Anlage der Regulierungsplätze, Bauberatung für Gemeinden, Körperschaften und Private zur Beeinflussung des baulichen Deufchaffens im Sinne sparsamer, kulturwürdiger Gestaltung im Städtebau, bei Siedlungsanlagen und bei Einzelbauten für Gl ohn- und Dußzwecke; Beratung der Bevölkerung in allen Angelegenheiten der Fried- hofskunst und der Kriegerehrungen; Einflußnahme auf eine entsprechende Ausbildung der Baumeister und Bandwerker. 3. Fest- «A ‘%’s ; &,r N . rnwm . Bit-Steyr. Fühlen und GJollen; Beimat kennen, lieben und bewahren, stellten immer mehr Menschen sich zur Aufgabe; Beimatkunde, Beimatliebe, Beimatschutz gewannen an tiefe und Gleite. Kupferstich um 1750: Steyr, Gesamtansicht. das wir bei der dringenden Notwendigkeit, es wirtschaftlich zu nutzen, nicht mitverbrauchen dürfen, sollen wir nicht seelisch und leiblich zu Bettlern werden. Sie ist das einzige, das in seiner erdgegebenen und Photo: Cb.in, Steyr. Heilung und Erhaltung der lebensfähigen Schöpfungen des Uolkstums und der Uolks- kunst in Brauch, tracht, Spiel, tanz, Musik, Bausrat und Arbeitsgerät und Vermittlung guter neuer Gebrauchgegenstände. l* 5 27,1924

man (iebt selbst aus dieser flüchtigen Uebersicht, wie eng sich der Beimatschutz mit wirtschaftlichen und sozialen Dingen berührt. Darum ist er auch durchaus keine bloss ästhetisch-kulturelle Angelegenheit, sondern in gleichem Matze eine wirtschaftlich-soziale. Und es kann auch gar nicht anders sein. Wir wissen längst, datz jede äutzere Erscheinung nur der Ausdruck des sie verursachenden sebenszuttandes ist. Line geschändete Datur zeigt uns an, datz der wirtschaftlich schlechte Zustand eines Raubbaues ihr zugrunde liegt, und die furchtbar öde Er- (cbeinung der proletarischen Zinskaterne weist anklagend auf die schlechte soziale Ordnung hin, die ihre Ursache ist. Wenn der ßeimat(d)ub solche Erscheinungen bekämpft, so kann er dies wirksam nur durch Bekämpfung ihrer Ursachen. Darum steht er im engen Bunde mit den Reform- bestrebungen der Gegenwart, der Wobnungs-- und Bodenreform, der Gewerbeförderung und der Werkbundbewegung, mitten im lebendigen Gegenwartsleben steht so der Beimatschutz : der keine unfruchtbare Raunzerei um die gute alte Zeit ist, sondern das kraftvolle Erstreben einer guten neuen Zeit. Er ist um den längst als möglich erwiesenen Ausgleich zwischen wirtschaftlichen Notwendigkeiten und kulturellen Sortierungen. Dieser Ausgleich wird erreicht werden durch Eindämmung ichsüchtiger Ausschreitungen des technisch-kapitalistischen Betriebes mit Rücksicht auf das Gesamt- wobl und durch Uermittlung zwischen Bevölkerung und Rünstlerschaft zum Zwecke, fähige Gestalter der wirtschaftlichen Einrichtungen in Stadt und fand heranzuziehen. Und wer leistet nun bei uns diese Beimatschutzarbeit? Gleich wie in Deutschland ist der Beimatschutzgedanke bei uns aus dem üolke bervorgewach(en, und die Arbeit ist für ihn von großen Uereinen in jedem Bundeslande, die zum österreichischen ljei- matschutz-Uerband (Wien, VIII., Auerspergfeiler der Vereinigung Reimatscbutz in'Steyr. Rudolf Sommerb über len. mit Stau und Enkelkindern. En Steyr! Rundum das Gold der Saaten lacht, von Bergen treu beschirmt. Da hast Du Deine Giebelpracht zum Bimmel aufgetürmt. Aus wundersamen Böfen grübt der Säulen Zier und Pracht, Smaragden Well’ um Well sich küsst in lauschiger Sommernacht. Seit alter Zeit dem Eisen treu und deutschem Wort und sied, Ist Deine Schönheit still und scheu gewachsen und erblüht. 0 weckt es auf und kommt und seht! Dornröschen ist so traut 1 Der Schönheit Bauch darüber weht.------- Wohl dem, der sie geschaut! Prof. 0. Goldbadjer. (trabe Dr. 1) zusammengeschlossen sind, aufgenommen und in stets wachsendem Matzedurchgeführt worden. Aber auch der Staatzählt den Beimatschutz zu den Angelegenheiten seiner Uerwaltung vor allem im Sinne der Förderung der vereins-- mätzigen Tätigkeit auf diesem Gebiete, die tieferund rascher in die Bevölkerung wirkenkann. Dach der glücklichen Neuorganisation zu Ende des (Jahres 1922 find nun die staatliche Pflege von Denkmalpflege, Beimatschutz und Naturschutz in einer 5acb-- bebörde vereinigt, dem Bundesdenkmalamte (Wien, VIII., Auerspergstrasse Dr. 1) mit (einen sandesdenkmalämtern in den Bauptstädten der Bundesländer. Staat und Uer-- einsorganisation wirken in engster Fühlung zusammen, wie dies auch äusserlich auf der Beimat(cbuh=Cagung in Wien 1921, in IDurau 1922, in Innsbruck 1923 zutage trat, • und jetzt in Steyr [ich erweisen wird. (In Steyr tagt heuer der österr. Beimatverband vom 9,—13. (Juli. Die Tagesordnung ist auf der letzten Seite angeführt.) Aber Organisation und Gesetze können immer nur Belfer am Werke sein. Wirklich gedeihen kann dies nur, wenn jeder 'einzelne an (ich arbeitet, um sich mit der Gesinnung des Beimatschutzes zu erfüllen und mit der Ueberwindung von Eigennutz und Rücksichtslosigkeit und mit der Einordnung in die Allgemeinheit in sich selbst zu der sittlichen Weltanschauung zu kommen, die der Beimatschutz letzten Endes in sich schliesst. □□□ Gotische Bildsäule am einstigen ßofgericht in Steyr. Schnallentor. Dr. R. Klunzinger. Romanische Säule im Bürgerfpital. Dr. R. Rlunzinger. Seitdem die Stadt die Berichtsbatkeit besah, wurden nächst dem BildstSdtel die Delinquenten hingerichtet. Vor ihr verrichteten dieselben ihr letztes gebet. Diese reidjgestallete Säule wurde 1S09 vom Steyrer Bürger ttlollgang Katzinger gestiftet. Die prächtigen Reliefe illustrieren: ßeifeelung, Kreuztragung, Kreuzigung, sowie die Beiligen Paulus, tbomas und Christoph. 1S4S vollzog man die letzte Binriehtung. 27/1924 6

att^Stegc aus dev Vogelschau. Jn Tupfer gestochen 1584 von Wolfgang tzanfer, Goldschmied zu Stegv. Die Franzosen in Siege. Gefecht am 5- Dovembev 1805. Stich von Deger. l Festschrift Stegr 27/1924

Lechitedt Toppelhubee: Stege, Stadtteil am Stegefluß. Seftfcbeift Stege 27/1924 8

Stadt Steyr in Oberösterveich, ein Kleinod alten deutschen Städtebaues. (Ion Professor Gregor ßoldbacber in Steyr, Korrespondent des österreichischen Bundesdenkmalamtes. Mit Abb. auf Seite 5, 6, 9-12. Die Besucher der heurigen Beimattagung (9.—13. Juli) werden in Steyr die vielleicht einzig dastehende Uerquickung modernster Industriebauten mit wundersamen Zeugen mittelalterlicher Baukunst studieren können, die, räumlich nicht weit voneinander getrennt, jedes für (ich eigenartig und schon, zu anziehenden Dergleichen herausfordern. Kommt noch dazu, das; das ganze in den malerischen Rahmen zweier verhältnismässig enger Slufstäler hineingestellt ist, so dass die Stadt, am Rande der Alpen gelegen, eine geradezu unvergleichliche Umgebung besitzt, so ist es kein Wunder, dass wir Rinder der Stadt so leicht von der für den Oberösterreicher charakteristischen „Boam- krankät“ befallen werden, sobald wir unsere schöne Beimat verlassen. Und wenn Ihr nach Steyr kommt, Ihr liebwerten gaste, so schaut hinan zu dem prachtvollen Kranz unserer Berge, folgt dem glitzernden Doppel- bande der Gnns und Steyr, an deren Ufern nimmermüder deutscher Jleiss einen Kulturmittelpunkt, ein, viele Jahrhunderte altes Gifenemporium geschaffen hat, umgeben von echtem, altösterreichischem Bauerntum — Ihr werdet dann unser Beimweh verstehen. mit feinem Blick haben die Er= bauer unserer Stadt die günstige Oertlichkeit, am Zusammentreffen zweier Ciüasserstrassen, für die Er= riebtung einer grösseren Siedlung erkannt. Dicht unähnlich der sage von Kassau schmiegen sich die Bäu(ergruppen an die Bange und schmalen ebenen der tiefeingeschnittenen Jlussbette von Gnns und Steyr, die hier ihre (Dellen vermengen in meist smaragdener Klarheit. „siegst drinnät in Cal ÜJia äKind in da ttliagn!“ Die (JUechselfälle und Stürme fast eines Jahrtausends sind darüber- gerauscht und dennoch sind die alten seile der Stadt nahezu unverändert geblieben und überliefern uns ein wundersames Zeugnis bester alter Städtebau- kunst, in unserem Daterlande neben Salzburg nach allgemeinem Urteile wohl einzig dastehend. Gine schier unübersehbare jülle architektonischer formen, eine Unzahl lauschiger (Dinkel, eine reiche Auswahl durchwegs in wenigen Minuten erreichbarer Aussichtspunkte auf Stadt, fand und gebirge lassen wohl Dergleiche mit den schönen, alten Städten Deutschlands zu. Ceopold V. den tugendhaften, der in diesem Jahre mit der Steiermark belehnt wurde. Auch das Kloster garsten (heute Strafanstalt), dessen prachtvolle Barockkirche mit ihren Riesengobelins ein Bauwerk vollendeter Schönheit ist, verdankt den traungauern seine Gntstehung. Kleingewerbetreibende, Gisenarbeiter und sesshafte Deute siedelten sich bald um die Burg an und legten so den gründ zur heutigen Stadt. Diel musste das kleine Ge- meinwesen erdulden: Die Unbill der gegenreformation, die Schrecken der oberösterreichischen Bauernkriege und unzählige Drangsalierungen fremder Soldateska; verheerende Brände, die ganze Stadtteile in Asche legten und zahllose Ueberschwem- mungen zehrten an dem (Dohlstand der Bewohner. Dersalisman jedoch, welcher der Stadt immer wieder neue Blüte schenkte, war das Gisen. Seit den ältesten Zeiten blühte hier eine ausgedehnte Gisenindustrie. Schon die Römer führten aus dem „Innerberg“ (dem berühmten steirischen Grzberg) das wertvolle Metall auf dem (Dasserwege ennsab- wärts und das gewerbe der Steyrer Messerer und Waffenschmiede gelangte durch die Sortierung der Ottokare zur Blütezeit. Zur Regierungszeit des letzten Ritters wurde mit der Bestellung von Schiesswaffen begonnen und bald wurden in aller (Delt die Steyrer Gisenwaren bekannt und berühmt; so hatten beispielsweise die Steyrer Messerer im Jon- daco dei sedeschi am ganale grande in Denedig eine (Darenniederlage und die heute so vielgenannte Solinger Industrie wurde von Steyrer Messerern gegründet, welche infolge der gegenreformation den Wanderstab ergreifen und Steyr verlassen musstenln unzähligen Bä'ufern der Stadt und Umgebung glühten die Jeuer und pochten die Bämmer; als aber Josef Werndl in der zweiten Bälfte des vorigen Jahrhunderts seine grosse Waffenindustrie gründete, derenObjekte zuerst auf den Inseln der grünen Steyr und dann knapp vor dem Weltkriege auf der östlichen Gnnsterrafse errichtet wurden, da war es zuGnde mit der jahrhundertealten Gisen- beimarbeit, denn die „Jabrik“ saugte alle Kräfte auf! Dun aber Blick und Juss empor zur Keimzelle der Stadt, zur uralten Styraburg! Reine Gpoche deutscher Runst- entwicklung ist an diesem prächtigen Schloss- bau spurlos vorübergegangen. Gin mächtiges Barocktor mit künstlerischem Wappenschmucke führt uns in den grossen stillen Schlosshof mit einem zierlichen Uhrturm und einem breiten Gckturm, dem sogenannten „Römerturm“. Wertvolle Kunstschätze an Möbeln und Bildern bergen die Die Geschichte der Stadt ist ungemein wechselvoll und alt. Das Jahr 980 gilt als das Grbauungsjabr der „Styraburg“, welche sich kühn in Dreiecksform auf dem keilförmigen Zeisen über dem Zusammenfluss der Gnns und Steyr erhebt. Bier war der Berrschersitz der mächtigen Ottokare, der sraungauer grafen, welche nach und nach ihr gebiet über die ganze nördliche Steiermark ausdehnten, dem Das „Bummerlbaus“. Pboto: 6. Plietzel, Steyr. die Burg auch den Damen und das steirische Wappentier, den feuerspeienden Panther mit Das Biirgerspital. Dr. R. Klunzinger. dem weiss-grünen Jarbengrunde, gab. Im Jahre 1180 erhielten die Ottokare von Kaiser Rotbart die Berzogswürde, allein der erste Berzog war auch der letzte seines Stammes. Durch Erbvertrag kam die Stadt 1192 an Berzog 2 9 27/1924

Säle und Zimmer. Ueber den „Bärengraben“ führt ein beller Laubengang, durch ein prächtiges Cor kommen wir in den großen, (timmungsrei-- chen.nunmehr der öffentlichen Benützung übergebenen Schloßpark, der einen schönen Weiber und ein liebliches Bartenhaus in Rokoko enthält. Rite, herrliche Schmiedeeisenarbeiten. welche im Schlosse sowie in vielen Patrizierbäulern der Stadt zu finden sind, zeugen von der Kunstfertigkeit, die hier allezeit geherrscht bat. Dunkle,lauschige Lätzchen führen hernieder zum Stadtplatz,dessen architektonische Schönheit und Geschlossenheit wohl ganz einzig ist. Giebel reiht sich an Giebel, Gotik und Barock stehen hier in edlem Wetteifer und entfalten in ihrer Gesamtheit ein seltenes Bild deutscher Städteschönheit. Jedes Raus ist sozusagen ein künstlerisches Einzelwesen für {ich. Uor allen anderen fesselt der ehemalige Gasthof „zum goldenen Löwen", im Uolksmund kurzweg „Bummerlbaus“ (Bummerl = Pudel) wegen der seltsamen Gestalt des Löwen am Wirtsschild so genannt. Edel und rein hat sich dieses unschätzbare Kleinod eines gotischen alten Bürgerhauses erhalten bis auf den heutigen tag. Das gegenüber befindliche Rathaus, erbaut im leuchtendsten Barock mit ungemein zierlichem Curm, gehört zu den schönsten Bauten dieser Art. Wenn in den sonnigen, entschwundenen Uorkriegstagen die altertümlichen „Kobelwägen“ in die Parktor des Schlosses samberg Stadt hereinschwankten, wenn hunderte von Bauern mit gleitenden Silber- knöpfen an den Westen langsam und behäbig über den Platz stapften Bäuerinnen mit ihren schmucken, und die schwarzen Blick gegen den Zusammenfluß von Gnns und Steyr. Kopftüchern, in langen Reihen auf ihren niedrigen, oft uralten Schemeln sitzend, an Dr. R. Klunzinger ttlesnerbaus am Pfarrplatz. Donnerstagen ihre Waren feilboten, so konnte sich wohl niemand dem Zauber dieses Bildes entziehen. Strenge wurde der jahrhundertealte Standplatz jeder Warengattung eingehalten, so standen und stehen auch heute noch um den alten granitenen seopoldibrunnen die Wurzelgräber, Pilze- und Beerenverkäufer. Lautes Creiben und feilschen herrscht auf dem alten Platze und in den vielen gemütlichen Gasthöfen, deren Wirtsfchilder vielfach Kunstwerke erlesensten Geschmackes sind und in so großer Zahl kaum irgendwo anzutreffen sind, ln den Gaststuben hängen noch vielfach die reizenden, oft wertvollen Innungszeichen der verschiedenen Bandwerder und — in den stillen, säulengeschmückten Böfen der Bäuser webt der Craum alter Berrlicbkeit.Reine Stadt, auch Dürnberg nicht, ist so reich an schönen Böfen wie Steyr. Reihen vonCauben- gängen, getragen von schön Dr. R. Klunzinger. ornamentierten Steinsäulen führen meist rings um den Bof. Durch diese, vor jeder Wetterunbill geschützten Gänge kann man rasch in alle teile und Stockwerke des Gaules gelangen; Brunnen, hie und da Steinfiguren zieren den Bof, wildes Weinlaub rankt sich empor, windet sich über schöne Eisengitter und jo entsteht ein eigenartiges, von dem Straften- lärm völlig abgeschlossenes, heimlich altmodisch anmutendes Innenleben. Was wäre nicht noch alles zu erzählen von vielen anderen alten Galten und von den wenigen noch verbliebenen alten Stadttoren, durch welche das satte Grün der fruchtbaren Umgebung bereingrüftt; besonders das „Schnallentor“ und das „Deutor“ Innerberger Rornjpeicher“ letztgenannte Gebäude ist durch seine herrliche Bauweise, geschmückt mit vielen schönen Sgraf- fitozeichnungen besonders zu nennen und bietet nunmehr dem reichhaltigen städtischen Museum, sowie dem alten Steyrer Krippentheater eine unvergleichliche Unterkunft. Bemerkenswert sind die Denkmäler, welche hier Meister Lügner schuf: für Josef Werndl, dem Schöpfer der österreichischen Waffenindustrie und für Anton Bruckner, den mei(ter der töne, der in den Ferienmonaten stets in Steyr weilte und im Stadt- pfarrhofe seine letzten Symphonien schuf. Einer ausführlichen Beschreibung für sich wären die Kirchen Steyrs wert, besonders die gotische Stadt- pfarrkirche mit ihrem schönen Lurm, der auf Stadt und Umgebung eine weitreichende Aussicht bietet, und das idyllische IDesnerhaus. Steyrs Umgebung verdient wohl auch noch ein herzliches Wort, denn sie ist nach Dr. R. Klunzinger. beim sogenannten, seien genannt. Das bof in der Kircbengaffe 16. Dr. R. Klunzinger. 27/1924 10

dem Auslprucbe des siederfürften Stanz Schubert in einem Briefe an (einen Bruder „über alle Matzen (cbön“. terrassenförmig ansteigend bis zu den Kalkgipfeln des $en(en-- und totengebirges, bietet (ich schon in diesem Pur(cbka aus Waldneukirchen und Karl Jldam Kaltenbrunner aus Enns?*) Der Eiederfürft ?ranz Schubert weilte oft in Steyr (Gedenktafel am Stadtplatz), kannte die tausendjährige finde in der „Steinwänd“; wert, mit Meister Stelzhamer in voller Sreude auszurufen; Däboam is däboam, CUannft nöt fürt muatzt, so bleib’! D oa Jim Schiotzberg. Portal des Rathauses. Alpenvorlande eine Julie von Wanderungen aller Art, wie sie nur wenigen Städten be- (cbieden ist. In wenigen Minuten erreicht mandie Anhöhen rings um die Stadt mit reizenden Weit- und tiefblicken (taborblick). Die malerisch gelegenen Orte im Enns-- und Steyrtale locken zu Ausflügen für halbe und ganze tage, Bergsteiger und Schifahrer finden Bügel und Berge, Kiesen und Zwerge bis weit hinein ins Stodertal oder ins Gesäuse und mancher Ralkfelfen in der nähe der Stadt bietet dem Kletterer willkommene Schulung. Zur Maienzeit ist die Umgebung ein einziger blühender Obstgarten, der im Derbste das heimische Getränk, den „Most", in ausgezeichneter Sülle und Beschaffenheit liefert. Die Zierde der Umgebung ist der blotz l1/, Stunden entfernte Gipfel des 811 m hohen Damberges, von dessen Warte der Slachlandblick bis zum Böhmerwald und die Bergschau über die Alpenkette vom bayrischen Hohenstaufen bis zum Wiener Schneeberg reicht. Ist es also ein Wunder, wenn hier die Kunst in allen Sonnen ihre erlauchten Geister schuf? Die Meistersinger hatten hier ihre erste „Schule“, Heinrich von Ofterdingen, der „Heini von Steyr“ genannt, sang im Schlosse der Craungauer seine Minnelieder, Alexander Julius Schindler (Julius von der Craun“), der letzte „Pfleger“, schuf hier seine Werke, die Wiege des Sängers der travestierten Aeneis, Alois Blumauer, stand in Steyr und die große Komanschriftstellerin Enrico von Handel-Mazetti wohnte lange Zeit in der Eisenstadt, wo sie ihre Stoffe zur „armen Margaret“, „Stephana Schwerdtner“ und anderen Seelengemälden fand. Datz die ober- österreichische Mundartdichtung hier zur Blüte kommen mutzte, ist nicht verwunderlich. Wer denkt nicht an Anton Schlosser aus Eosenstein und Jotef Moser aus Klaus, die am uralten wunderschönen Steyrer Sried-- hofe eng beisammen ruhen? An Norbert sein £ieder(änger Johann Michael Uogl ist in Steyr geboren (Gedenktafel im Ennsdorf) und Bruckner meisterte oft und oft die herrliche Orgel in der Stadtpfarrkirche. Dr. R. Rlunzinger. Hier ist auch die Ge- burtsftätte des berühmten Begründers des Maschinenbaues Johann Redtenbacher (Gedenktafel am Stadtplatz) und des genialen Waffenindustriellen Josef Werndl, sowie das schöne Heim des allüberall bekannten $tahlfcbnittmei(ters Michael Blümel-- buber. Die alte Geschichte Steyrs wurde in prächtigen Werken niedergelegt von 0. Preuenhuber und Sranz Pritz (Gedenktafel). Gar manches wäre noch zu sagen über die Pflege von Musik und Gesang, über Volkslied und Volkstanz — doch kommt und urteilt selbst, ob die Heimatsliebe zu helle Farben in das sied gelegt bat. Alles in allem: Datur, Kunst und Heimats- treue haben hier ein Ganzes geschaffen, wohl *) Die jetzt schaffenden Mundartdichter find im „Bunde Öberösterreichischer mundartdichter“ vereinigt. Jahrbuch „boamatgfäng“ herausgegeben von Gregor Goldbacher und Rar! Mayer. Sfadtplah. Dr. R. Rlunzinger. Jfm Grünmarkt. Dr. R. Rlunzinger. Dr. R. Rlunzinger. 2* 11 27/1924

Losenstein eines der lieblichsten und anmutigsten Bilder in der an Datur(chönbeiten so reichen ficht der (fielt. Dem Bandwerk (eines (Jäters mag er keine besondere Lust abgewonnen haben. Dielmehr liehen ihn (eine Fähigkeiten für Musik, Mathematik, die Gunst mehrere Pfarrherren der Umgebung für (ich zu gewinnen, die ihn ins Melker Konvikt brachten. 6r fristet dann (ein Dasein durch Privatunterricht und Zeichnen. Später finden wir Garsten, Rofgaltnerbaus mit Bild[tock aus dem Jahre 1504. Dr. R. Klunzinger. Die „gute'Stube“ im sebzelferbaus Kaller, SierningerltraRe. Photo: 6. Prictzel, Steyr. Steyrer Umgebung bietet das uralte Bergdorf Losenstein, das romantisch an den Ufern der brausenden Gnns emporsteigt, ringsum« schlossen von (Diesen und (Däldern in prangendem grün. Baumumschattete Bauernhöfe lugen ins Cal und darüber türmen sich stolz die Bergketten mit der weitbin(cbauenden „Dirn“ (1957 Meter) und dem herrlichen Schieferftein (1181 Meter). Inmitten des Cales thront als malerisches Kleinod auf schroff ansteigenden Felsen die mächtige Burgruine, die (fliege des vielgerühmten, nun schon lange erloschenen Geschlechtes der Herren von Losen- (tein. Im Orte Losenstein blühte einst schwunghafte Dagelerzeugung, ln anderthalb hundert (flerkftätten pochten die Hämmer. Der Fabriksbetrieb hat die einträgliche frühere Klein- induftrie in Losenstein völlig lahmgelegt. Zum Bürgtest am 13. Juli d. J. erwartet nun Losenstein den Besuch der Gäste, die zur Steyrer Cagung brüderlich zu(ammen(treben, aus allen deutschen fanden, ohne Ansehung der heute noch trennenden Grenzen, einig im (Dillen zu werktätiger Arbeit für Dolk und Heimat. Innig verknüpft mit Losenstein ist der Dame (eines Sprößlings Anton Schosser, eines der besten ob.=ö(terr. Dialektdichter. 1801 erblickte er als Sohn eines Dagel(cbmiedmei(ters im Hause „im Holz ober der Kirche“ das ihn herumziehend im ganzen Lande als gesuchten und beliebten „Dermesser“. Diese Zeit brachte ihm gute und auch gar trübe Jahre. Das an' Daturfchönheiten so reiche Heimatland, mit dem sein Leben so innig verwoben ist, die herrlichen Berge seiner engsten Heimat, deren (innige Sagen, Sitten und Bräuche und nicht zulebt die besondere Dorliebe für die Blumen mögen in diesem für die Datur so empfänglichen Menschen den Dichter geweckt haben. Berge und Cäler, (flälder und Flüsse, Sträucher und Blumen, das find die schlichten Hörbilder seiner Dichtungen. 6s wird wohl kaum ein Dorf in seinem Heimatlande geben, das nicht echte Fröhlichkeit aus seinen Liedern schöpfte. Im Sommer 1849 trennte sich Schosser schweren Herzens von (einem geliebten Losen- jtein und wanderte nach Steyr, um noch einmal Arbeit zu suchen. Der 27. Juli bringt den frühen Abschluß seines von heißer Beimabliebe erfüllten, selbstlosen Lebens. 6r ruht am hohen Kirchhof zu Steyr, im Angesicht der von ihm besungenen Bergwelt des 6nns-, Steyr--, Krems- und Almtales und des mächtigen Craunfteines, die in weitem Bogen die Stadt umsäumen und niederhauen auf das Grab des Heimatsängers. Gregor Goldbacher, Steyr. □□□ Wein alftf Stadt. Du bist tnä Hab als wia i Rind, ÖJas mit mir plauscht und lacht. Obs [türmt, Obs [chneibt, is 's hoatz, is ’s kalt, Ts 's taghell odä Dacht. In IDontchein rauscht di altö Brunn Und ’s 0|chlo[i vizöblt [ein 8[chicht. Bin Giebeldach), [o broat und hoch Da harn zwoa $d)wilberl 'zücht'. Durch engS Gä[[eln, gichö Stiagn Da [chliaft dö altö Zeit. Di „tibor“ guckt weifum ins Land, Hoch drob» voll Stolz und Schneid. Schau, umidum i Paradies Ui Obltbam, Jeldi, CUald. Und hint’ i ganzi Rroas va Berg, Uler war’s, den dös nöt gfalit? Am CUa[[a rinnin d’ Jlöfe tala’ Und d’ Steyr milcht [ö drein. Sie möcht ja mit di [tarken 6nns Allweil vibeirit’ [ein! Du bi[t mi Hab als wia i Kind Mein altö Uatäpadt! An iadi muatz di gern habn gl ei, Der oanmal glehgn di bat! Im $d)Iohgraben. Dr. R. Klunzinger. Alte finde in der Steinwänd. Dr. R. Klunzinger. 27/1921 12

XXV LdpMght 1923bij EugerrDreLLrichsDeüagmfaMxJadjbxvj&.perbotert-.^omaiibgifageLer„0f6err.J]üCLX^jLgrt&rt-^5gv6xr^" (6. Fortsetzung.) Einen fand ich tot in der Haide liegen; er war rot wie Blut und sein Schnabel ging über Rreuz. Aber was wollt ihr nun anfangen? In Abringen seid ihr keinen Tag eures Lebens sicher, denn was gestern war, kann morgen wieder sein. Ich glaube, das beste wird sein, ihr baut euch hier im Bruche auf dem Pecrhopsberge an; da finden sie euch so leicht nicht und Frucht wächst da zur Flöt schon. Und die Burg hier, die müßt ihr noch fester machen; der Graben muß tiefer und jedesmal da, wo der Zugang einen Rnick macht, da muß eine Wolfskuhle hin." Der alte Mann nickte. „Ja, wir haben gestern ganz dasselbe gesagt. Das Vieh haben wir ja noch, die Pferde auch, und das beste wird sein, solange als wie der Rrieg dauert, wirtschaften wir in einen Pott, so sauer uns das auch ankommen wird. Aber du solltest doch lieber hier bleiben; was willst du in der weiten Welt? Sieh mal, Junge, das Unglück ist geschehen, und ich trage ebenso schwer daran wie du. Eine Frau kriegst du schließlich wieder, ich aber keine Tochter. Du hast noch ein ganzes Leben vor dir, mit mir ist das anders. Und doch bleibe ich hier, wo ich geboren bin." Der andere schüttelte den Ropf. „Wiederkommen tue ich, so wie ich es kann. Aber ich habe einen Eid vor mir selber geschworen und dabei muß ich bleiben. Und überdies, hier würde ich verrückt werden, wo ich bei jedem Schritt und Tritt daran denken muß, wie es früher war." Er rief den Rnecht heran: „Zeig mal dein Messer her!" Der Junge griente und zog es aus der Scheide. „So, ist gut; leg' dich man schlafen, morgen früh wollen wir los!" Er sah Ul an. „DerMann,derAlheid umgebracht hat, lebt nichtmehr; Thedel hates ihm besorgt unddieWolfe. Heute morgen haben wir ihn beigerodet unterder breiten Fuhre hinter meinem Hof. Es liegen allerlei Steine auf der Stelle. Aber zwei von den Schandkerlen sind noch am Leben und sollten sie sich hierher verlaufen, ein ganz unmenschlich langer mit weißen Haaren, aber noch ein junger Rerl, und einen unklug kleinen Ropf hat er und eine Stimme, als wie ein Rind, und dann noch einer, so kurz und dick, als wie ein Faß mit einem fuchsigen Rnebelbart und zwei Fkarben im Gesicht, so breit, wie ein Finger und ganz rot, die eine von der Stirn bis in das lsslaul und die andere von einem Mhr zum andern, daß es wie ein Rreuz aussieht und darum heißt der Rerl auch das heilige Rreuz und der andere der Säugling. Wenn die sich hier blicken lassen, die dürft ihr nicht totschlagen; lebendig will ich sie haben, hörst du. Denn von Zeit zu Zeit komme ich wieder." Es wurde aber völlig Herbst, ehe daß er wiederkam. Bolles Bernd, der an dem Tage die wache auf dem Halloberge hatte, sagte gerade zu Mertens Gerd, der ihm Gesellschaft leistete: „Wie schön die Birkenbäume bloßig aussehen! als wie das reine Gold!" Dann machte er einen langen Hals, wie ein Birkhahn, stieß Gerd in die Rippen und sagte: „Was ist denn das da im Bullenbruche? Das ist ja gerade, als wenn das ein Reiter zu Pferde ist! Gewiß und wahrhaftig, es ist einer. Sogar zwei sind es!" Er barg sich hinter den Büschen und winkte Gerd, und als sie bei den dicken Fuhren waren, nahm er das lange Horn vor den Mund und blies laut los, so daß ein Hase, der unter einem Haidbusche geschlafen hatte, wie albern herausschoß und den Pattweg entlang lief. Dreimal blies der Junge in das Horn, und jedesmal auf eine andere Art, und nach einer weile zum vierten Male und so laut und lang, daß es auf eine halbe Meile in der Runde zu hören war. „Aufpassen tun sie," sagte Harm Wulf zu Thedel; „wir müssen uns zu erkennen geben, denn fönst könnten wir am Ende eine Handvoll Hackblei in die Rippen kriegen, ehe wir uns das vermuten. Zeig ihnen, daß du es auch noch kannst!" Der Rnecht nahm das kleine Horn, das er am Sattel hangen hatte, wischte sich über den Mund, gremsterte und spuckte und dann blies er nach dem Halloberge hin. von dem Berge kam eine kurze Antwort zurück, die Thedel ebenso zurückgab. „Das hört sich just so an," meinte Bernd, „als ob das Fliehufthedel ist, der da bläst; aber was hat der für Zeug an? Der sieht ja leibhaftig aus wie ein Rriegs mann! Was hältst du davon?" Der andere legte die Hand vor die Augen, als er hinter dem Busche hersah „Ja, er ist es, das ist sicher. Und der andere, das ist der Wulfsbur. Ich hätte ihn beinahe nicht gekannt, solchen Bart hat er sich wachsen lassen. Fla, denn so muß ich wieder abblasen." Er nahm das Horn wieder hoch, aber der andere wehrte es ihm: „Wart' man erst!" Sie blieben in Deckung stehen, bis die Reiter ganz nahe heran waren. Erst dann trat er vor und rief: „Fla, wieder zurück von der Reise, Harm? Und du auch, Thedel? Meist hätten wir euch nicht gekannt, so wie ihr ausseht. Aber jetzt blase ab, Gerd!" rief er dem Jungen zu, der etwas abseits stand und über das ganze Gesicht lachte, denn Thedel war sein guter Freund, und der Wulfsbauer

XXVI harre ihm einmal das Leben gerettet, als er auf dem Pumpe durch das Eis gebrochen war. Er setzte das Horn wieder an und blies dreimal auf eine andere Art. „Dennso können wir ja frühstücken," meinte der Wulfsbauer, als er aus dem Sattel war, zu Thedel; „mach die pferde an und gib die Holster her! Ihr könnt mithalten; wir haben reichlich." Er packte aus: da waren Würste und dicke Scheiben Schinken undBraten und eine halbe gebratene Gans, ein großes Stück Rase, zweierlei Brot und eine große Blechfiasche. Die anderen machten lange Augen. „Lebt ihr immer so?" Harm lachte: „Mehrstens! aber nehmt man dreiste an, es ist nicht geraubt und nicht gestohlen, das heißt, von uns nicht, denn die drei Marodebrüder, denen wir das gestern abnahmen, wer- den es wohl nicht mit barem Gelde bezahlt haben. Aber wie steht es in (ödringen aus?" Bolle hob die Faust, in der er das Messer hatte, auf und ließ sie auf Sen Boden fallen. „ «ödringen?" er zuckte die Achseln, „Odringen, das gibt es nicht mehr. Alles ein Schutt und ein Müll!" Als der Wulfsbauer und Thedel ihn ansahen, erzählte er: „Drei Wochen lang war alles ruhig, da zogen einige wieder hin. Hingst- manns undEickhofs und Boftelmann undBruns auch. Die andern rieten ihnen ab, aber sie wollten ja nicht hören. Und den einen Abend, wir waren gerade da- bei, das letzte Grummet einzuholen, da sahen wir Über dem Dorfe einen hellichten Schein und bald daraufkam Tidke, du weißt doch, der Hütejunge bei Hingftmanns, und der erzählte, daß zwei Taternweiber einer Bande von Mordbrennern den weg gewiesen haben, und kein einer Mensch ist lebendig geblieben." Er machte einen bösen Mund, lachte dann und erzählte weiter: „Tidke hatte gewacht, weil das eine Kohlen krank war, und so konnte er sich bergen. Die anderen sind meist im Schlafe umgebracht. Alle Hunde lagen tot da; die Taternweiber werden ihnen Gift hiN- geworfen haben." Er schnitt von dem Brot, das er in der Hand hatte, ein Stück ab, steckte es in den Mund, stippte ein Stück Braten in die Salzdose und steckte es auch in den Mund, und als er beides auf hatte, fuhr er fort: „Wir sind in der flacht gleich losgeritten und haben von Überall Hilfe geholt; wir waren unser achtzig und nüchtern, und die Bluthunde knapp dreißig und besoffen. Es ist keiner von ihnen am Leben geblieben. So Stücker zwanzig schossen und schlugen wir gleich tot, als sie über die Magethaide kamen und in das Düsterbrok wollten, und die anderen, es waren zehn oder elf, die fingen wir lebendig und nahmen sie in das Bruch mit." Er sah erst Harm und dann Thedel an, nickte mit dem Ropfe und griente: „Und dann hielten wir Gericht Über sie ab. Tidke mußte bei jedem angeben, was damit gemacht werden sollte, weil er doch gewissermaßen darüber zu sagen hatte, denn seiner Mutter, sie war schon Über siebzig, hatten sie auch den Hals abgeschnitten. Alle haben sie geschrien wie die Wilde«, und gebetet und gebettelt haben sie, als es ihnen an denSchluck ging, bis auf das eine Tatern frauenzimmer, die junge, die eigentlich ganz glatt aussah bis auf die gelbe Haut und das schwarze Haar, denn das war ein Beist und schimpfte bloß, als wir sie aufhinge«, und biß um sich, wie ein Fuchs, der im Eisen sitzt. Aber geholfen hat ihr das nichts, denn Tidke sagte: Die hat Bruns lüttjen Jungen mit den Ropf gegen den Dössel geschlagen! Erst sollte sie bloß nackigt ausgezogen werden und durchgepeitscht, aber als wir das hörten, hingen wir sie zu alleroberst an die Eickel" Er lachte lustig: „Wie der olle Baum aussah, sage ich dir, als die elf Galgenvögel daranhingen! Ulen- vater sagte: Das ist ja ordentlich, als wenn wir ein Mastjahr haben! Und gelohnt hat es sich auch; übet zweihundert Dukaten hatten die Völker bei sich." Als sie mit dem Frühstücke fertig waren, brach Harm mit Thedel auf. Sie ritten erst nach (ödringen. Da stand kein Haus mehr; alleHöfe waren aufgebrannt. „Ich habe es ihnen ja vorausgesagt, daß es so kommen mußte," sagte der Bauer; „aber schrecklich ist es doch; das schöne Dorf! Romm, ich kann das nicht mit ansehen. Und alle tot, Alle! Hingstmanns und Bruns und Eickhoffs und Bostelmann undRlausmutter auch. Wie oft hat sie mir nicht einen Apfel mitgegeben für Hermken, denn sie hatte da einen Baum, so schöne Äpfel hatten wir alle nicht. Es ist zum Gotterbarmen!" AIs sie vor demBruche waren, hielten sie, und Thedel mußte blasen. Es dauerte wohl eine Viertelstunde, da kam Rlaus Henneke mit einem Rnecht hinter den Büschen hervor. Beide hatten scharf gemacht und hatten ein wahres Ungetüm von einem Hund bei sich. Harm rief sie mit Vlamen an, und da kamen sie näher, aber erst, als sie dicht bei ihnen waren, sicherten sie ihre Büchsen und riefen den Hund an. Rlaus freute sich aufrichtig, als er Harm sah. „Ich dachte all, du wärst nicht mehr am Leben! Ja, hier hat sich allerlei geändert. Unser Vater ist tot und unsere Mutter ist ihm bald nachgefolgt. Das ist kein Leben für solche alten Leute, wie wir es jetzt hier im Bruche haben; die Wölfe haben es besser. Ein paar von den Rnechten sind schon ausgerückt und unter das Volk gegangen, verdenken kann es ihnen auch keiner, denn wer will hier in Busch und Braken herumliegen und Rindenbrot und Wurzeln essen. AnFleisch mangelt es ja nicht, denn wir schießen und fangen so manchen Hirsch und manches wilde Schwein, aber ein Leben ist das nicht, so wie das jetzt ist. Man kommt auf ganz dummerhaftige Gedanken dabei. Mertensvater hat sich all' aufgehängt!" Dem Wulfsbauer, dem das wilde Leben im Lande das Herz verhärtet hatte, zog sich dennoch die Brust zusammen, als er nach dem peerhobsberge kam. „Du lieber Gott im Himmel, wie sehen die Leute aus!" dachte er; „und wohnen tun sie schlechter als dasvieh!" Aus Fuhren und piaggen hatten sie sich notdürftig Hütten gebaut und sie mit Reet und Risch bedeckt; auf Haidstreu und Torfmoos schliefen sie und ihr Eßgeschirr war aus Ellernholz. Die Frauen waren alle blaß und elend, kein« von den Rindern hatte rote Backen und dicke Beine, und dieMänner hattenAugen, so falsch wie die Buschkater. Aber sie freuten sich doch alle, als sie die beiden ankommen sahen, denn es war doch wieder einmal eine Abwechsiung in dem elenden Leben. Die großen Bauern, die Thedel bislang bloß von der Seite angesehen hatten, konnten ihn nicht genug ausfragen. Doch der Rnecht, der in feinem ledernen Wams und den hohen Rrempstiefeln wie ein Rriegsmann aussah, gab nicht viel von sich. „Ja, was ist da viel zu erzählen? Wir haben so viel Elend gesehen, daß es nicht zu sagen ist. Stellenweise müssen sie Wachen vor die Rirchhöfe stellen, damit das verhungerte Volk nicht die Toten auffrißt. vor peine haben wir gesehen, wie ein Rerl gerädert wurde, der Rinder gestohlen hat, und die hat

XXVIII er dann geschlachtet und gebraten, und als wir durch Groß Goltern kamen, waren gerade die -Ligisten durchgezogen, und die hatten das ganze Dorf angesteckt und Feuer an den Rirchturrn gelegt, so daß dreiunddreißig Menschen, Groß und Rlein, umgekommen sind. Meist schlugen wir uns auf eigene Ranne Bier durch; mitunter taten wir uns auch mit den redlichen Bauern, die in den Wäldern lagen, zusammen, und gingen gegen das Gesindel an. Jm großen.Zreien haben wir in einer Stunde achtundvierzig Stück von der Welt gebracht. Aber der Hauptspaß war doch im Ralenbergischen; da waren wir unserer dreihundert und haben sie gehetzt, wie der Hund den Hasen. Das war ganz großartig, sag ich euch!" Gerade wollte er weiter erzählen, da hörten sie es rufen: „Jeduch, jeduch,jeduch!" Die Bauern sprangen auf, ihre Augen wurden blank: „paßt auf, heute gibt es bei uns Hasenjagd!" So war es auch. Drewes aus Engensen harte ansagen lassen, daß ein Zug der Wald- steiner, vierzig Mann stark, unterwegs war; alle, die abkommen könnten, sollten sofort zum Hingftberge kommen. „Rommst du mit?" fragten die anderen Harm. „Vl& ob!" sagte der und lachte; „der Mensch will doch auch einmal ein Vergnügen haben. Und Thedel bleibt auch nicht hier, das könnt ihr glauben. Der Junge kann treffen, sage ich euch!" Es waren über anderthalb Hundert Bauern und Rnrchte am Hingftberge zusammen, als der Wulfsbauer mit dem Rnechte ankam. Sie standen aber nicht da und lachten und schwatzten, wie an jenem Tage, als die Marodebrüder über den Wulfshof kamen; sie sprachen leise miteinander und sahen mit schiefen Augen um sich. Sie waren auch nicht wie rechtliche Bauern anzusehen, sondern mehr wie Rriegsknechte und Wegelagerer. Alle hatten sie Büchsen in der Hand und Spieße über den Rücken, und zum wenigsten eine Pistole im Gürtel und einen Säbel oder einen langen Dolch. Die meisten trugen auch Bärte und sahen überhaupt wenig rechtschaffen aus, bis auf Drewes der sich ganz trug wie vordem. Der Odringer erschrak ordentlich, als der Engenser sich umdrehte und er ihm ins Gesicht sehen konnte Das war ja ein alter Mann geworden! Ganz gelb war er im Gesicht und hatte eine Falte bei der anderen. „Nee," sagte ein Bauer aus Wettmar, als Wulf ihn fragte, ob Drewes krank gewesen war, „nee, krank war er nicht, aber er ist Witmann geworden. Du hast sie ja gekannt, seine Christel, sie und ihr Maulwerk! Na, das hat sic ja auch das Leben gekostet, denn als ihr ein paar dänische Soldaten die Würste und die Schinken vomWien, holten, machte sie ihnen eine solche Schande, daß der eine sie mit dem Säbel über den Döz schlug und das konnte sie nun doch nicht vertragen, wir dachten alle, Drewes wird heilsfroh sein, daß er sie los ist, und sich eine Junge und Hübsche suchen, wie man sich aber irren kann: in drei Wochen ist der Mann um zwanzig Jahre älter geworden! Es ist ein Jammer, und wir merken cs auch, denn so wie früher legt er sich nicht mehr für das allgemeine Wohl ine Zeug. Die beste Rraft ist aus ihm heraus; er ist wie verregneter Heu geworden." Das merkte Wulf, als Drewes an zu reden fing. Schon wie er so dastand, auf den dicken Schlehbusch- stock gestützt, sah man, daß er nicht mehr der Alte war; was er sprach, hatte Hand und Fuß wie vordem, aber es war doch nicht der alte Mut darin; dritter Schnitt war es, ohne Saft und Rraft. „Liebe Freunde," fing er an, „in dieser Seit hat mancher von uns zum lieben Gott gebetet: unser täglich Brot gib uns heute! Der Herr hat unser Gebet erhört; er schickt uns Brot. Jeder tue das Seine, daß dieser Tag uns zum Gedeihen anschlage! Was im einzelnen zu machen ist, wird ein jeder von seinem 0b- rnann gewahr werden. Eins noch will ich euch sagen: ich sehe unseren Freund aus Odringen, den Wulfsbur, unter uns. Ich denke, ihr seid es alle zufrieden, daß er in dieser Sache das Leit in die Hand nimmt; er wird uns darin wohl gern zu willen sein." Die Bauern nickten. „Eins noch," so schloß der Engenser seine Rede, „gebe ich euch zu bedenken: haltet euch genau an die Befehle und seht euch vor, daß die Pferde gesund bleiben! Die meisten werden aus der Vlachbar- schaft sein. Und nun Gott befohlen!" Die (Obmänner und Drewes stellten sich um Wulf. „Meine Meinung ist die," fing Jasper Winkelmann aus Fuhrberg an, „wir müssen sie zwischen uns kriegen, und das geht am besten in den hohen Fuhren vordem Bruche. Also muß ein Teil abwarten, bis sie vorbei sind, und ein Teil vor ihnen sein, damit sie nicht wegkönnen, und die anderen müssen rechts und links vom Wege die Begleitmannschaft bilden, und das müßen alles junge Rerle sein, die leise treten nnd sich schnell hinter dem Gebüsche bergen können." Er machte mit seinem Stocke Striche in den Sand: „Seht her, so meine ich das! Hier ist der Zug, das da sind unsere Leute, die hinter ihnen sind, und das da, die, die vor ihnen sind, und hier sind wir, die wir nebenher gehen. Sobald sie nun mitten in den hohenFuhren sind, fangen wir an zu tuten und zu schießen, und ihr da kommt ihnen von oben und unten über den Hals. Vlatürlich muß bei jedem Haufen einer sein, der sich genau auf das Blasen versteht, damit wir nicht in den Bröddel kommen." Die allgemeine Meinung war, daß es so am besten war, und so teilten sich erst die alteren Leute in zwei Abteilungen und zogen ab, und dann die jüngeren. Der Wulfebauer nahm die Seite nach dem Bruche zu, weil er da am besten Bescheid wußte. Erft gingen sie alle auf einen Haufen und redeten halblaut, dann ging einer hinter dem anderen und das Reden hörte auf. Wulf ging voran, neben ihm schlich Thcdel, hinter ihm kam Rlaus Hennke. Das Wetter war günstig. Die Sonne harte den Erdboden ausgetrocknet, aber doch nicht so, daß »Ile Braken unter den Füßen knackten. Der wind hatte sich gelegt und die Luft war hellhörig, foenn irgendwo ein Specht arbeitete oder ein Vogel in dem trockenen Laube krispelte, so konnte man das weithin hören. Harm hatte sich auf einen Wurfboden gesetzt und rauchte vor sich hin. In den Fuhren piepten die kleinen Vögel, eine Eichkatze lief von Stamm zu Stamm und die Sonne machte das Brommelbeerkraut so grün, als wäre cs Juni. Hennke saß auf einem alten Stucken; er sah aus, als ob er eingeschlafen war. Der Rnecht stand bolzensteif vor einem Stamme, hatte die Büchse scharf gemacht und drehte langsam den Ropf hin und her, gleich als ob er sich auf Hirsche angestellt hatte. Der Wulfsbauer machte sich gerade eine neue pfeife zurecht, da prahlte halbrechts der Markwart. Thede! sah den Bauern einen Augenblick an, drehte aber gleich den Ropf wieder weg. Der Markwart schrie in einem fort, und dann meldete ein Specht, und zugleich eine Drossel. (Fortsetzung folgt.)

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