Österreichische Illustrierte Zeitung, Heft 27, 1924

Als Uorlage für unser Umfcblagbild diente der äußerst gelungene Uierfarbenbolz(cbnitt des Steyrer Architekten 5ranz Koppelhuber. Uon besonderer Wirkung ist sein neuestes Werk: „Stadtteil am Steyrflut?“. Charakteristisch festgehalten ist der typische Aufbau Steyr nach Originalen von Direktor fl. Eebeda. flefamtanficht. einer „gewordenen“ Stadt, einer Siedlung, die allmählich in engster Anpassung an das Gelände aus dem Boden herausgewachsen ist. Künstlerisch in Auffassung und Ausführung sind die photographischen Aufnahmen von Emil Priehel und Karl Thetn. Unter den vielen, welche die Schönheiten Steyrs im Bilde festgehalten haben, wollen wir noch die Werke des in Wien lebenden Künstlers Bermann Schmid und des Steyrer Professors, des akad. Malers jung, besonders hervorheben. Eine ganz eigenartige Kunstrichtung verdankt Steyr (einem heimischen Meister der $tabl(cbneide- kunft Mich. Blümelhuber. Der Ruf seiner stilvollen, schwierigen Kunst ist über Oesterreich hinausgedrungen und erregt im Auslande Bewunderung. Wir wollen von (einen Arbeiten nur (ein letztes Werk, den kunstvoll ausgeführten Schlüssel zum Linzer Dom, erwähnen. Eine eingehendere Würdigung seines Schaffens mußten wir einem späteren Zeitpunkte vorbehalten. □□□ Steyr und die Tonkunst. Uon Johann Prinz, Musikdirektor in Steyr. Steyr int Dilde. Es kann wohl nicht Wunder nehmen, daß die alte Ei(en(tadt mit ihrem Reichtum an architektonischen Schätzen zur Uerwertung ihrer dankbaren Motive manchen Künstler anlockte, hierzu kommt die reiz- volleland(chaftliche£age am Uerein der Enns und Steyr und der liebliche Kranz grün bewaldeter Bügel und ragender Berge. Der Zauber alter Zeiten umschmeichelt anheimelnd die alten Giebeldächer und winkeligen Gäßchen. Dem emsigen Jleifc seiner Bürger verdankt Steyr (ein rasches emporblühen. Seine Entwicklung drängt zum Uergleich mit dem Wachsen der alten Bsnsa- und Reichsstädte in Deutschland, ln Oesterreich finden wir kaum ein ebenbürtiges Beispiel. Naturgemäß boten all diese Uorzuge ein reiches Betätigungsfeld für Künstler aus nah und fern. Dem eifrigen Schaffen einiger heimischer Kiinltler verdanken wir den Bildfchmuck unserer Festschrift. Leider war es nicht möglich, in dem begrenzten Rahmen alle Künstler, die (id) um Steyr verdient gemacht, zu vereinen. Wir bringen nur eine kleine Auswahl von Dr. med. Klunzingers trefflichen Steyr-Bildern. Aeußerst stimmungsvoll find vornehmlich seine Schloßbilder (Parktor, Schloßgraben, Am (basierter und Pfarrkirche. schöne Gegend um Steyr“ liebe. Brückn er bestimmte testamentarisch, er wolle auf dem Friedhof in Steyr bestattet werden, falls er nicht im Stifte St. Florian die letzte Ruhestätte fände. Was ist dagegen das Drei- mäderlhaus, wenn Schubert im erwähnten Briefe erzählen konnte: „In dem Bause, wo ich (in Steyr) wohne, befinden (ich acht Mädchen, beinahe alle hübsch. Du siehst, daß man zu tun hat!“ Schubert war in Steyr häufiger Gast im Bause Josef von Roller; dort wurde fleißig musiziert, der Erlkönig kam in verteilten Rollen zur Darstellung. Dem Cellisten S. Paumgarlner widmete Schubert das Forellenquintett, zu Dagls Geburtstag komponierte er die Kantate op. 158 „Der Frühlingsmorgen“, das Morgenlied von Werner trägt den Oermerk: „NB. Der Sängerin Pepi (von Koller) und dem Klavierspieler Stadler empfehle ich dieses Cied,‘ganz besonders! Ü“ Auch im Sommer 1823, 1825 und 1827 weilte Schubert in den Mauern der Stadt, gastlich aufgenommen in den Patrizierhäusern Koller und Schellmann. Eine im Jahre 1890 von der Steyrer Liedertafel am Bause Stadtplatz Dr. 16, das den Liederfürsten beherbergte, angebrachte Gedenktafel erinnert an die Beziehungen Schuberts zu Steyr. Ebenso wie Schubert benützte auch Bruckner die Ferienmonate zu längeren Aufenthalten flm oberen Stadtplatz. Schloßberg), das Bürgerfpital, Portal des Rathauses, seine historischen Bilder u. a. m. Reizende Motive hat Bürgerfchuldirektor A. sebeda seinen wirkungsvollen Bolzschnitten, Zeichnungen und Aquarellen zugrunde gelegt. Don seiner Band stammen die beiden Bilder nach Bolzschnitten: Grünmarkt (Derf= lerhaus) und „Baus in der Fischergasse“. Zwei Tondichter, ausgezeichnet durch ihre Liebe zur Datur, die die Quelle ihrer Kunst war und ihren Werken den Stempel des Unvergänglichen verlieb, legen beredtes Zeugnis ab für die Schönheit und den Liebreiz, für den Kunstsinn und die musikalische Regsamkeit der alten EJenftadt. Schubert schrieb 1819 an seinen Bruder, wie innig er „Die in Steyr. Schon als Schulgehilfe in Kronstorf pilgerte er häufig nach Steyr, wo ihm die prächtige Gbrismann-Orgel mächtig anzog. Aber besonders in seiner Wienerzeit war ihm Steyr der liebste Ferienort, treue, aufopfernde Freunde und Uerehrer, wie sie dieses kleine Städtchen weit frühzeitiger zum Troste darbot, als die Großstadt, machten ihm das Leben 17 27/1924

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