Österreichische Illustrierte Zeitung, Heft 27, 1924

Zu unseren Bildern. Die Bilder von Steyr nach trefflichen Originalen des Dr- Rlunzinger, stimmungsvollen Bolz- schnitten des Direktors Cebeda und Architekten Hoppelbuber find auf Seite 17 geschildert. Auf der Innenseite des Umfcblagblatfes bringen wir neuerlich die Verlautbarung unseres Wettbewerbes für „Künstler-Bilderbogen“. Unsere erste Ausschreibung im Pfingftbeft fand bereits lebhaften Anklang in österreichischen und reidjsdeutfcben Künftlerkreilen. Cänzerin Ilona Rarolewna, die Wien aus der Ronacberrevue „Alles per Radio“ kennt, wurde neuerlich für Ronacber verpflichtet. (Bild auf Seite 14, Aufnahme Atelier Gleibner.) Gin flottes, frisch anmutendes Bild bietet die neue Aufnahme des Ehepaares Baron und Baronin Bullarek in ihrem Auftro-Daimler auf dem reizenden Landsitz Baumgarten in der Wachau. (S. 15.) Romanschriftstellerin Offip Schubin (Lola Kirchner) feiert ihren siebzigsten Geburtstag. Photo: „Atlantic". Das Damenbildnis auf Seite 22 ist die Wiedergabe einer entzückenden Rötelzeichnung des in Wiener Gesellschaftskreisen beliebten Walers Karl Riba. Auf der lebten Innenseite bringen wir Zeichnungen von Sommer-Wodellen des Modehauses Cbalbammer und Mary Anger, Wien, VI., Gumpendorferftrabe 33 von der Band des Modekunftzeichners Beinzel. Lola Ri r lehn er, eine unserer bedeutendlten Ro- manlchriftftellerinnen feiert jetzt ihren siebzigsten Geburtstag; sie nahm vor 50 Jahren, als sie mit ihren ersten Novellen hervortrat, den Schriftfteller- namen Offip S thu bin an. Gleich zu Beginn ihrer Scbriftftellerlaufbabn erfreuten sich ihre Erfflings- werke grober Beliebtheit und fanden bald weite Verbreitung. Beute zählen ihre Werke zu den ge- lefenlten der deutschen Romane und Novellen. Von den zahlreichen Werken feien nur einige, wie „Die Beimkehr“, „Erlachhof“, „Maximum“, „Im gewohnten Geleise“, „Vollmondzauber“ erwähnt. Bundesprälident Dr. IR. Bainifd) stattete anlässlich der Eröffnung der Kärntner Arbeiter- und Angeftelltenkammer in Klagenfurt dem Markte und dem Stifte St. Paul einen Besuch ab. Der Bundes* Präsident wurde im reichbeflaggten Orte vom Prälaten des Stiftes Dr. Jrankl und der Gemeindevertretung empfangen, besichtigte die literarischen und Kunftfchätze des Stiftsarchives sowie das ftiftlicbe Gymnafialkonvikt. Die studierende Jugend hatte vor dem mit Reisig geschmückten Portal des Konviktes mit ihrer Musikkapelle Aufstellung genommen und bot dem Besuch mit flotter INarfchweife Willkommen. Nach der Besichtigung fetzte der Bundesprälident, der wiederholt feine Befriedigung über das Gesehene geäubert hatte, die Jährt nach Riagenfurt fort, iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii Auf mehrfache Zuschriften betreffs der Renten- fparkaffe geben wir bekannt, dab Anfragen der Einfachheit halber unmittelbar an die Allgemeine Rentenanftalt, Wien, L, Luchlauben 4, zu richten find, welche nähere Auskünfte bereitwilligst erteilt und Prospekte kostenlos zusendet. Harmoniums - - Autopianos der Hofpianofortefabrik HOFMANN & CZERNY, A. G. Wien, I., Kolowratring Nr. 4 Letzte Auszeichnung: „Grand Prix“, Turin In Ungarn bat die Nationalbank am 24. Juni ihre Cätigkeit begonnen. Schon wird aber ein ausländischer „Ratgeber“ vom Völkerbund in die Rational bank entsandt. Die Entente will Ungarn, das angeblich „geheime Rüstungen“ vornehmen soll, mit einer Militärkontrolle beglücken. Deutschland beugt sich weiter willig unter den Jub feiner Jeinde. Die Regierung Marx nimmt ebenso wie der General von Seekt die Militärkontrolle willig auf sich. Die Reichsregierung verhandelt mit der Entente über die Durchführung des „Reisner-Quartett“: Max Reisner, Melitta Reisner, Prof. M. Benefd) und Bans Sperlich. Sachverständigengutachtens, wobei die Entente die deutsche Reichsregierung unterstützen soll, den inneren Widerstand zu überwinden und die Auslieferung der Reichsbahnen in einer Jorm zu ermöglichen, dab dem Scheine nach keine Verfassungsänderung eintritt und somit die schwache Mehrheit der Regierung zur Versklavung des Volkes genügt- Was ist B och verrat, wenn nicht diese Zusammenarbeit mit dem Jeinde ? Berriot hat die Jreüaffung der Ruhrgefangenen angeordnet. Er mubfe es tun und er wird noch mehr tun müssen. Die ehrlosen deutschen Kreise von hochhoben an ergehen [ich in DankesverficheBundespräfident Dr. Bainifch bei dem Besuche des Stiftes St Paul (Lavanttal, Kärnten'. Im deutschen Südtirol hat ein katholischer rungen, statt volle Aufmachung des Jriedensbrucbes Priester den Deutschen verboten, in der Kirche deutsch zu fordern. zu beten — wir haben hier in Wien eine Kirche,' Jürft Pleb bat sich 'polonifiert - er beibt nunin der der italienische „Sieg“ über uns in italie- mehr „Pfzczynie“. Das deutsche Volk sollte diesen un= nifeber Sprache und mit italienischem Waffenfchmuck ausfprechlichen „Jürften“ und fein Geschlecht aus dem gefeiert wurde- deutschen Adel und Volk für alle Zeiten streichen. Streiflichter. (21. bis 28. Juni.) In Oesterreich beherrscht gegenwärtig die Beamtenfrage die öffentliche Meinung. (Eine Beleuchtung der „Altpenfioniftenfrage“ bringen wir an zweiter Stelle.) Eine der groben Spekulationsbanken, die Allgemeine Depositenbank, ist trotz allen Anstrengungen zusammengebrochen. Daneben verzeichnen zum Beispiel die Merkurbank einen Reingewinn von 34'8 Milliarden, die Allgemeine Verkehrsbank den vierfachen Reingewinn gegenüber dem Vorjahre, das ist 3V1 Milliarden. Im harter Kohlenbergwerk bei Gloggnitz ereignete sich am 26. Juni ein schweres Unglück, das 29 Codesopfer forderte. Jrankreid) ist mit der Jriedenspfeife im Mund auf dem Kriegspfade. Berriot war in London und Brüssel. Man schwätzt über die „vertraulichen“ Verhandlungen und Macdonald lehnt die französischen und belgischen Veröffentlichungen als unrichtig ab, aber eines ist sicher: Man ist einer Meinung darüber, dab dem deutschen Volk Baut und Blut abgezogen werden sollen — nur über das wie herrscht noch Uneinigkeit. Man ist aber wieder bei einer „Konferenz“ angelangt, die am 16. Juli in London stattfinden soll. Amerika wird bei dieser Konferenz durch den Londoner Botschafter vertreten fein. Amerika will, „dab der Dawesplan schleunigst zur Ausführung komme, als der erste wesentliche Schritt zur wirtschaftlichen Ausnützung — pardon, Wiederherstellung heisst es in der Note — Europas, an der unser Land lebhaft interessiert ist“. Wiederherstellung heibt es zwar — aber eine Ausnützung, ja Ausräubung wird es fein. England tut dabei natürlich unter dem Glorienschein der Menschlichkeit ganz mit. England hat überhaupt ein weiches Berz. Der Engländer versteht keinen Spab gegenüber der Grausamkeit gegen Ciere. Ein Arzt, der fein Pferd schlecht pflegte, wurde zu zwei Monaten Arrest verurteilt- Schade, dab England noch keineMenfchenfchutzvereine kennt; sonst könnte es, statt im Vökerbund unsere taufenden Alfpenfioniften dem Bunger auszuliefern, der österreichischen Regierung einige Monate Arrest verschaffen, wegen schlechter Versorgung ihrer alten Arbeits-menfchen. General Smuts, der Premierminister Südafrikas, ist zurückgetreten. Sein Nachfolger wird der Jübrcr der nationalen Buren, General Bertzog, werden. Die Regierung Macdonald hat nunmehr ihre fünfte und sechste Niederlage im Unterbaute überlebt; die fünfte war die schwerste, die feit Jahren eine englische Regierung erlitten hat. Wenn das so fortgeht, wird Macdonald bald ein Jubiläum feiern können. In Italien fribt das Unheil weiter. Die Opposition lehnt ihre Rückkehr ins Parlament ab, solange die schwarze fasciftifche Miliz besteht. Mussolini will sie ins Beer eingliedern, was ihm kaum gelingen dürfte. Man spricht schon vorn Rücktritt Mussolinis. Ja, Diktator[kann man nur ganz fein oder gar nicht — mit) einem Parlament geht das nicht. 23 27/1924

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