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Begründers der Wiener Schule der Kunstgeschichte. In mächtiger Steinplastik

ist der in der Nähe befindliche Leopolösbrunnen (Plan 5) gehalten, dessen

oberster Aussatz die Statue des hl. Leopold trägt.

Das im Jahre 1898 an Stelle zweier Häuser erbaute Sparkassengebände

(Plan 4) (Nr. 20/22) fügt sich infolge seiner modernen Bauart nur wenig in

das mittelalterliche Stadtbild ein, wogegen als bauliche Perle zu gelten hat: das ehe­

malige Guetbrodtsche Patrizierhaus, das spätere Gasthaus zum goldenen Löwen, im

Bolksmunde wegen des einem Hunde oder Bummerl ähnlichen Schildes B u m-

merlhaus (Plan 6) genannt. Wie Garber*) anführt, stammt der dankens­

werterweise vollkommen unverändert crhalrcne Fassadenbau aus dem 15. Jahr­

hundert. Das ganze Haus bietet ein vorzüglich getreues Bild eines bürgerlichen

Hauses jener Zeit. Neben dem gotischen Portale öffnen sich aus beiden Seiten

zwei große Fenster. Das erste Stockwerk tritt über das Erdgeschoß vor, wogegen

der Giebelbau wieder aus die Bastslinic zurückgesührt ist; unter den Fenstern des

vorgeschobenen Mittelteiles zieht sich ein reiches Maßwerk über die ganze Fastadcn-

breite, dazwischen zieren kleine hohe Blcndarkaden das (Maucrwerk; das zweite

Stockwerk wird schon vom Giebel geschnitten und stellt die Fenster in überhöhte

Bogennischen. Die typische Form erhält das Haus durch die hohe steile Dachlinic,

deren Dreieck höher ist als das Rechteck der Basis. Im Innern des Hauses finden

wir steinerne Geländer, Türstürze, Nischen, Ecken, Gäulen, hübsche Fenster­

einfassungen, schöne Türbeschläge usw., die als charakteristische (Merkmale jener

Bauzeit gewertet werden müsten.

In der größten Weite deö Platzes, dem Bummcrlhause gegenüber, erhebt

sich das von 1765 bis 1768 im prächtigen Barockstil erbaute Rathaus (Plan 7).

Breite Pilaster durchziehen die dreistöckige Fassade, die durch eine mit allegorischen

Figuren besetzte kräftige Balustrade abgeschlossen wird, aus welcher sich der

schlanke, mit einem prachtvollen Helme und dem Adler gekrönte Turm emporhebt.

Die sowohl an der Gassensront als auch im Innern angebrachten Stuck-

oerziernngen, wie auch die im ersten Stockwerke breit ausladenden schönen Fenstcr-

körbe und der über dem herrlichen Portale befindliche Balkon geben beredtes

Zeugnis von dem guten architektonischen Geschmacke jener Zeit. Das Gebäude

enthält einen mit 14 Porträts fürstlicher Personen und Wohltäter geschmückten

großen Sitzungssaal, in dem sich auch die aus dem 16. Jahrhundert (1584)

stammende, vom Goldschmied Wolsgang Hauser in Silber getriebene Stadt­

ansicht befindet, sowie ein wertvolles, zahlreiche wichtige Urkunden umfassendes

Stadtarchiv.

Das durch seinen Doppelgiebel ausgezeichnete Haus Nr. 39 ist das Geburts­

haus des Begründers des modernen Maschinenbaues Jakob Ferdinand R e d t e n-

bacher (Gedenktafel) (Plan 8a) und gehörte einst dem Stadtrichter Wolsgang

Matlseder, der als einer der Anführer in den blutigen Bauernkriegen im Jahre 1626

enthauptet wurde. Durch ein schmales Gäßchen von diesem Hause getrennt ist

die mit zwei zu beiden Seiten befindlichen Passionskapellen im 15. Jahrhundert er*) Kunsthistorische Würdigung Steyrs in „Stadt Steyr", herausgegcben von der

Zentralkommissiou für Denkmalpflege, Berlin igig, S.

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