
Steyr.
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on Regicrungsrak Karl (Mitterbcrger.
Als Ausgangspunkt für unsere Wanderung durch die alt-ehrwürdige Stadt
nehmen wir „Z w i s ch o n b r ü ck e n". Vor uns liegt auf steilem Konglomerat
felsen das imposante L a m b e r g sche Schloß, an dessen Stelle sich in alters
grauer Vorzeit die „Styrapnrch" erhob. Zu unserer Rechten sehen wir
den 1572 von JItichael Aidn erbauten
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asserturm (Plan 1), an dem zahl
reiche Marken der Hochwasser angebracht sind und besten Pumpwerk bis 1824 die
Brunnen des Stadtplatzes mit Master versorgte. An den Wasterturm schließt
sich die ehemalige Heindlmühle an, die gegenwärtig eine große Turbinenanlage
für die Erzeugung eines Teiles des elektrischen Stromes der Steyr-Werke ent
hält. In Zwischenbrücken stand als wichtiger Bestandteil der Stadtbefestigung
das von Kaiser Friedrich III. 1489 erbaute, mit wappentragenden Rittern ge
schmückte Ennstor, das aus Verkehrsrücksichten im Jahre 1864 abgetragen
wurde.
Von Zwischenbrücken wenden wir uns links der „Engen Gasse" zu,
im Volksmund kurz „Enge" genannt. Gleich das erste Gebäude links, die Apotheke
zum goldenen Löwen (Plan 2), bewahrt eine historische Erinnerung; in diesem
Hause wurde 1800 ein 4Ztägiger ^Waffenstillstand zwischen dem österreichischen
Generaladjutanten Graf Grüne und dem französischen Generaladjutanten Lahoric
abgeschlossen, dem dann der Friede von Luneville folgte. Zn dem Hause rechts
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Tr. 2) wurde der durch seine Travestie der Acneide „Abenteuer des frommen
Helden Aeneas" bekannte Satiriker Alois Blumauer 1755 als Sohn eines
Gschmeidlers geboren; er starb 1798. Die am Hause (Plan 3) angebrachte Gedenk
tafel gibt hievon Kunde. Die Häuser der Engen Gaste, deren Erdgeschosse fast
durchwegs von Kaufladen eingenommen find, zeigen vielfach schmale Fronten und
die sür die Gotik charakteristischen hohen Giebeldächer; hier und in der Berggasse
dürsten zweifellos die ältesten Ansiedlungen von „Burgern" stattgesunden haben.
Bemerkenswert ist am Hause
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Tr. 31 der über dem Erdgeschoß befindliche reiche
gotische Gteinfries mit fein durchbrochenem Netzwerk.
Am Ausgange der Enge überrascht uns der überwältigende Anblick des
Stadtplatzes, wie wir einen solchen in keiner zweiten Stadt Österreichs
genießen können, denn hier reiht sich in vollster Harmonie das gotische Gastenhaus
mit seiner schmalen Fassade und dem hohen Giebelabschluß an das mit prächtigen
Stukkaturen gezierte, etwas breiter gehaltene Barock- und Rokokohaus — ein
herrliches Bild der Blütezeiten unserer Baukunst. So sehen wir an den Häusern
■Ttr. 6 und 12 schöne Reliefs in den Fcnsterfüllungen, die durch die in den letzten
Zähren sachgemäß durchgesührte Erneuerung wesentlich gewonnen haben. An
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