Maturazeitung 1940

Unser Wahlspruch sei dies heute, Zorn und Ärger gibts nicht, Leute! Wir wollen kurz Theater machen. Tragödien nicht, nein, was zum Lachen. Von Streichen, Taten, Neuigkeiten, von allen unsren schwachen Seiten. Tun offen unsere Meinung kund, schlecht sind die Verse, aber bunt. Heut bricht sich Kameradschaft Bahn, den Vorhang auf: Wir fangen an!

Artur Fercher, dem Zuchthaus entsprungen, liebt von den Weibsen nur die jungen. Berndt, ein stiller, ruhiger Knabe, ißt Darmol statt Schokolade. Crox, dick,fett und rund ähnelt einem Fleischerhund. (Bauer) Dolzer Edmund heißt der Mann, der aus Palästina kam. Erich Markh, des Kadi's Sohn. triefet stets von Spott und Hohn. Finsterer, ein kleiner Wicht, läßt von seiner Mali nicht. genommen, Goethe hat sich die Hilda um ohne Karten Fleisch zu bekommen. (Göttlicher) Hans Gruber, Heiland der Reserve des Stuhles Petri nächster Erbe. Inführ Heinz liebt die Pomade in der Schihütte wie im Bade. Johannes Krenn, der böse Heide, liebt die geile Augehweide. Kurt Grachornigg, ein Knirps immer war, sein Streben nach Größe vergeblich war. Lebemann bei Schnaps und Wein, das kann nur Rechberger sein. Mitterhube. Franz, der Ministrant wird ziehen einst ins heilige Land Nemitz Helmut ist nun froh, daß er weg ist von der Lo. Otto Ehler, Zotenreißer. von Geburt ein Hosenträger.

-4 - P Pepi Schatz, Gent und Spießer, beim Kommuniziern ein Genießer. 9 Von der Direktion zensuriert. R Reitter Mario liebt die Rescheneder, daß er sauft, das weiß ein jeder. S Schorschi Reitter, dieses Geisteslicht, ist auf die Trude sehr erpicht. Sch Schnurpfeil Karl, der Fußballstar, immer strebsam und fleißig war. St Stiefvater Hugo, Inführs Rival, war der Trude nicht ganz egal. T Tepp im Kreise seiner Lieben, war der Hias, er ist's geblieben. (Rauter) U Unser Reinelt, der kleine Mann, fing bei der Prüfung zum Weinen an. V Viel gelahrt in Zoologie, war der Heinrich Weber nie. W Wie der Schwengel in der Klingel hängt der Weines an der Stingel. (Weinberger) X X-behaxt — Niederlechner Kommentar überflüssig. Y Tut sich nicht reimen! 3 Zizka, der Pane Schrautzer ist genannt, und stammts mich aus dem Behmerland. Zu Ende geht das Alphabet. Kameraden, wie ihr alle seht: Steht hier geschrieben mancher Scherz, und manche Wahrheit — Hand aufs Herz. Wir sagten's offen und wir hoffen, der, den's getroffen, soll nicht gleich Gift und Galle spucken, wir mußten öfter mal was schlucken.

In Steyr steht ein altes Haus Und Schüler gehen ein und aus Und Lehrer wissen viel zu sagen, Zu schimpfen leider auch, und plagen Die armen, züchtigen Studenten Mit fredmen Sprachen und Segmenten. Tritt man hinein, so sieht man gleich, Hier ist des Gammers mächtig Reich: Denn zur linken Türe oben Sieht man am Wappenschilde droben Dei weißen Lettern auf schwarzem Grund. Sie geben allen Leuten kund, Daß hier in dieser dunklen Kammer Wohnt Herr „Oberschulwart Gammer“. Von ihm, das wissen alle schon, barschen Ton. Erfährt man stets das Neue, in seinem Er weiss was kommt, er weiss was ist, Er durchschauet alles mit arger List. Tritt man dann in den Gang hiefür, so ist bekannt die letzte Tür, Denn dort hauste einst, den Altern wohl bekannt, Der Kleisteronkel alse genannt. Hier hat er sich der Alchemie ergeben Und Schüler lauschten still daneben Auf jedes Wort, das aus dem Munde quoll Und durch den Bart gedämpft erscholl. Er war uns stets ein guter Meister, Ein Kamerad — Herr Onkel Kleister. Irgendwe im zweiten Stock Liegt verborgerein Kämmerlein,

6 Wo Herr Heinrich Seidlhockt, Tief gebeugt über Totengebein. Würmer gibt es hier und Schnecken, Blumen von den Straßenhecken, Fische aus dem weiten Meer, Einen Mammutzahn aus dem Quartär, Und viele, viele Steinersorten, Die man zwar find't an allen Orten, Denn brave Schüler tragen jeden Kieselstein Behutsam in das Kämmerlein Und sagen dort sehr aufbegehrt: Das sei ein Stein von großem Wert! Und wieder wird die Sammlung reicher Um einen Kieselstein der Steyr. Und andere Dinge kann man geben, Die schöne Sammlung dort zu heben. Für gift'ge Schlangen, Vogelnester Erhält der Schüler pro Trimester Ein Sehr-gut in Naturgeschicht', Drum nützt das aus ein jeder Wicht. Vom Seidl kann man hier nur Gutes sagen: Er ist ein lieber Lehrer in seinen alten Tagen. Im zweiten Stock, in der linken Ecke Thront der Chef, o wehio Schrecke! Denn groß von Gestalt, weiß im Bezug auf das Haar, Die hohe Stirn, darunter ein blitzendes Augenpaar, Das alles soll den Schüler schrecken, Wenn er behagt den Leu zu wecken. Da bat einmal ein kleiner Student Den allgewaltgen Welf: Ach geben Sie mir doeh die Lizenz, Nach hause zu fahren um elf. Da sieht er auf einmal wuchtige Falten Auf der hohen Stirne des Alten. Die Augen treten rot hervor, Die Faust schlägt auf den Tisch davor, Und ein Vulkan bricht aus. O Graus! Dem Schüler gehen die Sinne aus. Weil er nur eine Stund' versäumen wollt', Hat ihm der Chef so sehr gegrollt.

7 Ganz anders ist da unser Feder Er ist so nett wie nicht ein jeder. Er kommt mit lachender Miene herein, Er kennt uns Schüler ganz allein. Drum denken wir gern an unsere Zeit. Wo Feder — da Zufriedenheit. Noch vier von allen Professoren Sind für dieses Lob erkoren. Professor Weinkopf, Doktor der Geschichte, Verdient hier Lob in dem Gedichte, Wir lernten viel, von Römern, Griechen, Von Helden, die schon längst verblichen, Von alten, vielberühmten Schlachten, Von Königen, die Reiche machten, Wann der, wann jener ist gestorben, Wann Habsburg Österreich erworben, Wann Napoleon besiegt, Und wann Franz Josef draufgekriegt. Und alles wußten wir zu sagen, Wenn Weinkopf wünschte uns zu fragen. Als fleiß'ge Schüler in seiner Stund', Hielten wir stets den weisen Mund Und sprachen nur, wenn er gefragt Schön fließend und dazu exakt. Als Ordinarius im letzten Jahr, Wollten wir immer, das fürwahr, Ihm nur recht viel Freude machen, Wenn auch in manchen harten Sachen Dies nicht gelang, verzeiht! Unser fester Wille war stets zum Guten nur bereit. In diesem Bunde nun der Dritte Ist Herr Professor Dr. Bauernfeind. Er wird nach alter Studentensitte Pongo genannt, der Schüler-Freund. Doch ist hier nur sein Nebenberuf, Nämlich Deutsch und Englisch zu" speaken " Sein Lebens- oder Hauptberuf Ist bei der Polizei zu"seeken ".

- 8 -- Er kann schon schießen auf weite Distanz Und auch marschieren mit Hocheleganz. Nach links und rechts kommandieren Und Schläge mit dem Dolch parieren. Er wird, das hoffen wir alle schon, Bald bekommen ein Ehrendiplom: Für Pflichterfüllung und Staatsbehörde, Als Polizist in Amt und Würde. Noch einen muß man hier erwähnen Von dem wir uns trennen nur unter Tränen. Es ist der neue Physikus Sapelicus et Pyromanticus aeromanticus et in hydra arte secundus. Siegl heißt auf Deutsch der Herr Professor Und ist bestimmt ein lieber Mann, Für uns war er ein Hauptfavetor, Von dem man sehr viel haben kann. Er lehrte uns die Weiße Kohle Und das wichtige Gesetz von Boyle. Wir wußten alles ihm zu sagen, Er brauchte uns nur darum zu fragen. Jeden Samstag, ab acht in der Früh' Hat man den Gursin Geometrie. Schon 36 Jahre rund Führt er die Schüler an der Nas' herumb Und prüft und schimpft nach altem Brauch, Ist unzufrieden immer auch Und schreit es täglich immer wieder: Jeder Punkt hat stets zwei Bilder! Für Wepamcbte im seinem Fach Gibt es kein Pardon, sondern Krach! Er möchte, daß ein jeder, wenn's nur ginge, Sich in der „Kommissionellen“ schwer verfinge. Gurs! das klingt uns in den Ohren, Wie kein Nam' der Professoreng Das riecht nach Prüfung und nach Schularbeit, Nach Kampf und Ringen aus unserer Zeit.

-9 - Wer nun möchte diesen Dichter kennen, Dem will er sich sehr gerne nennen. Doch soll ihm nichts daraus erwachsen. Geschrieben hat's "Hans Sachsen ". WAS UNS AUFFALLT......... ..... daß der eine Lehrer immer schreien muß, um sich Ruhe zu verschaffen, der andere aber durch seinen Vortrag alle Schü¬ ler fesselt und daher gar keine Unruhe aufkommt! ...... daß der Bibliothekar vormittags immer in der großen Pause vorschriftsmäßig in der Unterrichtsbücherei an den festge¬ setzten Tagen anwesend ist und daß die Schülerinnen der 5 B nie um die Bücher, welche sich in ihrem Klassenzimmer befind dem, besorgt sein brauchen. .... daß, wenn ein Schüler seine von der Unterrichtsbücherei entliehenen Bücher wieder zurück gibt, immer mehr Bücher ab¬ geben kann, als in der Kartei verzeichnet stehen. Warum wer¬ den nicht alle entliehenen Bücher notiert? ...... daß derjenige Schüler, welcher zu spät zur Schule kommt, sich bei dem einen Herrn sofort entschuldigen muß, von dem andern aber mit seiner Entschuldigung auf den Herrn Klassenvorstand verwiesen wird. Wie verhält es sich nach der Schulordnung? ... daß ... (von der Direktion konfisziert)

Titel des Filmes: In der Titelrolle: Ahasver, der ewige Jude. Dolzer Edmund. Männer müssen so sein G.von Reilach. Unentschuldigte Stunden. Dolzer Ederl. Gruber Jumbo. Golgotha. Ich bin ein entflohener Kettensträf¬ Arthur Fercher ling Der letzte Wiener Fiaker. Fraaaanz. Der Wilddieb. F. von Rauendorfer. Kleiner Mann, was nun? B.D.Narre. Anton der Letzte. N.Eumann. Tarzan und sein Kamerad. Gurs und Krenn. Menschen, Tiere, Sensationen H., der mit dem Seidel. Das Recht auf Liebe. Pongo. Stiefvater. Lumpazivagabundus. Das Eckel. Peperl Schatz. Singende Jugend. Walter Finsterer. M.F.Eichtner. Jede Frau hat ein Geheimnis. Don Juan. K. Grachornigg. Trude und Heinz Die Heilige und ihr Narr. Helden von heute. Viele Lehrer. Menschen ohne Nerven. Dr.Kilwap. Schrautzer (Zizka) in Mann will in dieHeimat. (CSR.) G. von Reilach Es war einmal ein Musikus. Idealer Gatte. F.Ritter von Eder. : Madame sucht Anschluß. Lilo. Bel Ami. Schnurpfeil Karl. Fraaanz. Fahr ma, Euer Gnaden! Der träumende Mund. Dolzer Edi. Nur du Maria .. Bauer Arthur. Die resche Strohwitwe. H.von Kamm am Hofer. Heiraten! Aber wen? W.Einkopf. Mitterhuber Franz. Im Zeichen des Kreuzes. Stiefvater. Morgen werde ich verhaftet. Der geheimnisvolle Sonntagsjäger. F.v. Rauendorfer. Poc O'Reny. Die Regimentstochter. Die Blume Hawei. G.L. Pfeffer. Die Liebe fängt beim Walzer an.. H.M.Eindl. Niederlechner. Ein hoffnuhgsloser Fall. Gerhard Rauter. e.. Nur ein Kommödiant. Der fliegende Tod. H.Nemitz. Riesel. Der Weibsteufel. Tschitsch. Der Meisterdieb. Recheis. Du kannst nicht treu sein. WOCHENSPRUCH!!! Bie -rist flüssiges Brot! der Heinr Seidel t dem

Wir geben unserer geehrten Leser¬ schaft einen kleinen Auszug aus dem obigen Sittendrama (99 Akte), und zwar den 13.und 14.Akt. Das Stück ist nach wahren Begeben¬ heiten nacherzählt. Die Personen der Handlung: Dr.phil. Martini, ein Professor, Johannes, ein Rebell. Hias, eine halblustige Person. Recheis, ein Gasfabrikant. Attes, ein entsprungener Kettensträfling. Niedi, ein Musikus. Jud Weisel, er kam aus Sierning. Tschitsch, ein Stepptänzer. Heinzerich, ein Spießer. Zizka, ein Taborit. Zipferl, ein Ehler. Mariolo, ein italienischer Großkaufmann. Navradil, ein Zuckerschieber. Ferner noch viele Schüler einer unbe¬ kannten Maturaklasse. Ort der Handlung: irgendwo auf der weiten Welt. Zeit der Handlung: Irgendwann nach Christi Geburt. DREIZEHNTER ACTUS: (Im Klassenzimmer eines Maturajahrganges. Links die Bankreihen für die Schüler, rechts die Tafel. Davor ein Podium, auf welchem der Katheder des Professors steht. Im Hintergrund beschließt eine Wand mit zwei Fenstern die Bühne. Es ist gerade Pause. Im Vordergrunde stehen Gruppen von Schü¬ lern und besprechen gerade das Programm der kommenden Stunde, welche Freude und Erholung bei Dr. Martini bringen soll. Aus dem Hintergrund ertönt Jazzmusik.Tschitsch, Ballettmeister seines Zeichens, probt neue Figuren für die nächste Revue ein. Der Meister selbst zeigt den Onestep nach der Melodie: „Was wird die nächste Stunde bringen .....?" Hias, der Halblustige zeichnet mit Talent einen grausigen Totenkopf aufmden Ofenschirm und großem stellt diesen dann auf Grat des Ofens, Mit wohlgefälligem Grien¬ sen betrachtet er sein Werk. Dann nimmt er eine Brennessel. In

- 11 - hinterlistiger Weise über der Tür befestigt, soll sie den Kopf des Professors massieren. Indes stellt Recheis dekorativ den Spucknapf auf den Katheder. Die Jalousie wird heruntergelassen und schauriges Dunkel umhüllt das Klassenzimmer. Nur vier Kerzen, je eine auf jeder Ecke des Tisches, taucht den Raum in geister¬ haftes Dämmerlicht. Zizka befeuchtet die Decke des Klassenzimmers mit Schneeballen. Wenn sie zerrinnen, sollen sie die Wunde, welche die Brennessel in das Haupt des Professors geschlagen hat, kühlen. Zipferl und Mariolo füllen Schwarzpulver in ein Säckchen und legen daaselbe in den noch glühenden Ofen. Bald wird ein furcht¬ bare Explosion ihr Werk krönen. In alle diese Vorbereitungen ertönt das Pausenzeichen. Die Tür wird geschlossen und fieberhafte Spannung erfüllt alle.) Heinzerich: Also, daß ihr es gleich wißt: Ich habe da nicht mit¬ getan. Ich bin schon zu alt und zu reif zu solchen Lausbubenstreichen. Ich lasse mir mein ehrlich er¬ strebertes Zeugnis nicht durch diese Blödeleien verderben. Womit imponiere ich dann den Mädchen?!? (Und um seine Worte wahr zu machen nimmt er die Brenn¬ nessel vom Türrahmen.) Seicherl! Spießer! Zaaah di! Schiacher Hund! Gigerl Alle: Zaaah di! Pfuiiii! depperter! (Doch ein Streit zwischen Attes und Tschitsch unter¬ gerade bricht die Schimpfkanonade. Attes hängt Tschitsch Beinen eine Goschen, weil dieser ihm gerade zwischen den durchgeschloffen ist.) Hoppla! Host kane Augen in dein depperten Schedl! Attes: Tua da nix an, bleder Hund, is eh nix passiert! Tschtisch: Ja, sag, wüllst du mi künstli andrahn, du Amateurbeißer? Attes: Du Katzennabel Was glaubst denn eigentli? Du wüllst wohl im Hemd dastehn?! Reiß dei Krennflelschpaaapen no mehr auf, Garstner¬ Tschitsch: bazi! Dreck Kloaner! I mach di aufmerksam, du gehst bereits Attes: KOSTöMLEIHANSTALT "KI E L W A P" Spezialist für abgetragene Bratenröcke, Gamaschen, Va¬ termörder und gestärkte Ausschlaghemden u. a.m. Bestellungen unter: „How, du Jud du" a.d.R. am Rand von aner Watschn spaziern. No a Wurt, und du hast so a Trumm Tetschn, daß d' aus de Schuach steigst. Halt di zaruck! Tschitsch: Paß auf, du Safalalist. Du verdankst dei Lebn eh nur Attes: dem § 144. Dei Glück, daß i net gachzurnig bin. Jetzt aber halt die Goschn, sunst schaust heit no aus an Spitalfenster außa. Du Zwergrattler, du stichelhaari¬ ger!

12 - I Tschitsch: Holt dei Paapen, sunst treib i dir dein Huat eini, daß d' Krempen als Bauchbinden tragn kannst. Attes: Du schiefnaserter Bamaff! I rat dir verschwind von da, sunst tragns di heit no im Pitscherl ham. Tschitsch: Dazähl ma des unterm Wasser. Wenn i di anschau, so kumm i drauf, daß der Mensch ohne Hirn a lebn kann. Attes: Sei stad, du Affenpintscher. Du bist ma so sympathisch, daß i di stundenlang abwatschn kunnt. Tschitsch: Des is ma z'vül. (Und mit heiserem Gebrüll stürzt sich Tschitsch auf Attes. Doch es kommt leider zu keinem Zweikampf, denn Dr. Martini betritt das Klassenzimmer, wie immer etwas zu spät. Sein hagerer Körper ist in einen Anzug gehüllt, welcher nach dem letzten Schrei der Mode (1899) gebaut ist. Auf dem Kopf trägt er eine Pelzmütze, nach Art der tibetanischen Schweinehirten. In der Hand hält er eine rote Einkaufs¬ tasche. Er schreitet zum Katheder.) Dr.M.: (Zu Hias, der auf dem Podium steht.) Können Sie nicht auf dem Popo sitzen, wenn es geläutet hat?! Hias: Herr Professor, ich betrachtete mir nur die Bilder. Dr.M.: Keep your seets! (Und indem er mit den Steigeisenbewehrten Füßen aufstampft, welche in kriegerische Gamaschen gehüllt sind, brüllt er seinen Haßgesang, denn er hat soeben die Schweinerei auf dem Tisch bemerkt. Niemand meldet sich.) Dr.M.: Aha! Feige seid ihr auch noch dazu, Rotzbuben schäbige! Schweinebande! Ich werde euch einen Herrn zeigen! (Er erblickt den Totenkopf auf dem Ofen.) Dr,M.: Johannes und Recheis! Sofort nehmen Sie den Schirm herunter, das Zeichen eurer Gaunerei! (Johannes und Recheis machen sich umständlich und mit viel Gepolter an die Arbeit. Endlich ist das Klassenzimmerin schulordnungsgemäßem Zustand und der Unterricht kann be¬ ginnen.) Hias: (Indem er eine Schnapsflasche aus der Brusttasche nimmt und einen herzhaften Schluck daraus kippt.) Brrr! ist der aber scharf! Herr Professor gehn ma die Stunde an. Dr.M.: You'll get a point, if you do'nt schweigen. Zu Niedi): ( Show me your home-exercise! But fast. Niedi: Beg your pardon.But we had no home-exercise. Dr.M.: Hier habe ich doch in meinem Büchlein eine Hausübung notiert. Alle: No home-exercise. (Volksgemurmel.) Johannes organisiert inzwischen den passiven Widerstand. Bald erfüllt an- und abschwellendes Summen den Raum.) Dr.M.: Ruhä! Nobody has to speak! (und nach Wirtshaussitte schlägt er mit der Faust auf den Tisch.)

13 - (zu sich) Schiacher Hund! Johannes: Feierts 'n. Alle: Nasserrr Hund! Johannes: Wir singen das Lied: Keiner liebt dich so wie ich . Niedi: Alle: (summen) Keiner liebt dich so wie ich .. Schweinebande! Den nächsten, der sich rührt, schreib' Dr.M.: ich in das Klassenbuch! Des a no. Hias: (Und zur Bekräftigung seiner Worte nimmt er einen herz¬ haften Schluck aus seiner Tasche.) Was ist das? Geben Sie es sofort her! Dr.M.: is! Der guate Schnaps, wo er eh so teuer Hias: Dafür werde ich Sie ins Klassenbuch schreiben! Dr.M.: Please give me a pen! We have no pen! Alle: Aber eingeschrieben werden Sie, das garantiere ich ihnen. Dr.M.: Während er tobt, hat sich der Schneeball durch die Wärme von der Decke gelöst, er patscht neben ihn auf den Boden.) Auch das werde ich mir notieren. Dr.M.: Now we will go on in reading.Recheis, read page 532! I have no book. Recheis: Ja Recheis, ich weiß, Sie sind die Quelle aller Sabotage. Dr.M.: Herr Professor, ich protestiere! Wieso immer ich? Recheis: Schweigen Sie! Dr.M.: Halt di auf Recheis! Niedi: Stellts eahm an Bam auf! (Volksgemurmel) Alle: Ein Benehmen haben Sie wie die Plattenbrüder. Zizka, Dr.M.: show me your home-exercise! (Zizka steht auf und trägt ihm sein Heft hinaus.) Where is your home-exereise? Dr.M.: Please, here is my home-exercise! Zizka: Das soll Ihre Hausübung sein?! Diese ist ja vom April Dr.M.: 1938 und heute schreiben wir den Februar 1940. We had no home-exercise! Zizka: We had no home-exercise nicht! Tschitsch: Tschitsch, you will get a point. Dr.M.: Tschitsch: Bombastisch! He! he! he! (Dr.M.schreibt Tschitsch einen dicken „Point“ in seinen Spez.) Das Lachen wird ihnen noch vergehen! Dr.M.: (singt) was hab ich dir getan, daß du michnicht mehr lieb Niedi: hast? (Da ertönt ein Klopfen an der Tür. Ein, dem Aussehen nach bäuerlicher, Jude betritt den Raum.) Da Jud! Weisel! Der kummt a wieder amal in d'Schul. Alle: Seit wann klopft man an eine Tür, wenn man hereinwill? Dr.M.: Es befiehlt mer de Anstand. Weisel: Setzen Sie sich! Dr.M.: Bitte,Herr Professor, der Autobus hät g'habt. Weisel: Ich nehme keine Entschuldigungen an! Dr.M.: .... der Autobus hät g'habt ä Verspätung und ... Weisel: Sagen Sie das ihrem Klassenvorstand! Seet down! Dr.M.: Weisel: ....aber ..... Seet down! Dr.M.: (Weisel setzt sich.) Johannes, ome out and hold your speech! Dr.M.:

- 14 - (Johannes steht auf, verbeugt sich militärisch knapp und setzt eine dalmatinische Kappe auf. An den Füßen trägt er bosnische Opanken. Er betritt das Podium.) Dr.M.: Nehmen Sie die Kappe herunter! Johannes: Herr Professor, ich habe Stirnhöhlenkatarrh! Dr.M.: Und diese Schuhe an den Füssen? Johannes: Auf dem Schulweg hab ich nasse Füße bekommen. Begin ! Dr.M.: Johannes: Bitte was, Herr Professor? Your speech, of course! Dr.M.: Waldtodleiniteifi! Johannes: Sie wissen das Dr.M.: Thema nicht? Johannes: Irbsensamaghabt! Dr.M.: O, Sie wissen das Thema nicht! Seet down! We will again begin to read! Moant ma! Attes: Dr.M.: Hias, begin to read, where Recheis has finish-d. Hias: Aha! Do samma! Schad, daß i kan Schnaps hab. Da gingerts leichter. Alsogehn ma's an. Dr.M.: Begin, but fastly! Hias: I fangeh scho an! Dr.M.: Ich mache Sie aufmerksam, Sie sollen lasen. Begin! Hias: Only mit der Ruhe! Also.... Dr.M.: Hias, hören Sie auf. Johannes, read! (Hias hat die Pause benützt und ist mit seiner Bank, er sitzt in der ersten Reihe, immer weiter zum Katheder vorgerückt. Plötzlich bemerkt der Professor dies.) -.. . Dr.M.: Hören Sie aud mit der Bank zu rücken! Hias: I ruck eh net Dr.M.: Einmal rücken Sie noch und Sie verlassen das Klassen¬ zimmer. Geben Sie die Bank wie sie war! (Mit lautem Getöse befolgt Hias den Befehl. Nach einiger Zeit beginnt er wieder zu rücken.) Dr.M.: Nehmen Sie ihr Buch und verlassen Sie das Klassenzim¬ mer. Hias: Ich habe nichts getan. Ich bin unschuldig! Aber ich wei¬ che der Gewalt! (Mit einem sehnsüchtigen Blick auf die konfiszierte Schnapsflasche geht er zur Tür. Lautes Summen ertönt im Raume. Protestrufe. Doch noch nicht hat er die Tür erreicht, als ein lauter Krach die erhitzten Gemüter erschreckt. Das Schwarzpulver im Ofen ist explodiert. In den nun ein¬ setzenden Lärm ertönt das Pausezeichen. Mit schnellen Schritten verläßt Dr. Martini den Raum.) f: Der Vorhang Tällt über den 13.Aktus. V I E R ZEHNTER AKTUS. (Derselbe Raum, wie im vorherigen Akt. Hias und Zizka be¬ reiten mit großer Kunst aus verschiedenen Chemikalien ein Riechgas Im Vordergrund steht Tschitsch. In der Hand hält er ein Bildnis seiner einzigen Sehnsucht, Mali, und singt die Arie: Du bist zu schön um treu zu sein ... Verzückt starrt er immer wieder das Bild an. Um die drei herum stehen Gruppen von Schülern und brüten, unter Füh¬

Dr.M.: Alle: Dr.M.: - 15 - rung von Johannes, neue Teufeleien gegen Dr.Martini aus. Das Pausezeichen ertönt. Hias stellt eine mit dem Ricchgas gefüllte Büchse unter das Podium. Bald erfüllt penetranter Gestank den Raum. Dr. Martini tritt ein.) Open the window! Fenster zua! Kalt is's! Wann da haaß is, kumm net eina! Zipferl, holen Sie den Oberschulwart Gammer! Auf daß er den Grund dieses Übels erforsche. (Zur Klasse) Wenn euch kalt ist, dann machen wir Gymnastik! (Alle turnen. Der Oberschulwart tritt ein, besichtigt den Ofen, denn er glaubt, daß dieser der Grund des üblen Geruches sei. Da er aber alles in Ordnung findet, verläßt er den Raum wieder.) Zipferl, holen Sie den Herrn Direktor, vielleicht findet der die Ursache heraus. (Der Professor verläßt für einen Augenblick das Klassen¬ zimmer, um zu sehen, ob der Direktor schon käme. Diesen Augenblick benützt Hias um die Büchse zum Fenster hinaus¬ zuwerfen. Das Corpus delicti ist entfernt.)

Jetzt hab ich wenigstens Gesprächstoff, wenn ich mit Heinzerich: meinem Mädel gehe! Wenn ich auch nicht aktiv betei¬ ligt war, dabei war ich doch. (Und wohlgefällig über seine Heldentaten betrachtet er sein Angesicht im Spiegel. Es kommt der Direktor und erteilt Dr. Martini leise seine Instruktionen. Dann geht er wieder.) Sofort die Fenster schließen! Die Klasse bleibt für Dr.M.: den Rest des Schultages in ihrem eigenen Gestank. Ich aber verlasse diesen Raum. (geht ab.) Hiatzt wird's a Gaudi! Hias: Auf zum bunten Samstagvormittag! Alle: Fenster werden geöffnet. Bald erfüllt lustiger Ge¬ (Die das Klassenzimmer. Aus einer Ecke ertönt das „Rouge" sang und „Noir“ einer lustigen Roulettepartie. Niedi spielt den Coupier. Bald haben die Beteiligten viel Geld gewonnen. Navradil deklamiert die Rede des Mark Anton im bäuerli¬ chen Stil. Lustig und heiter geht der Schultag zu Ende.) Über dieser Szene schließt sich der Vorhang. LETZTE UND NEUESTE NA CHRICHTEN. Wie die Schriftleitung der KMZ in letzter Minute vor Redaktions¬ schluß aus vertraulicher Quelle erfährt, trägt sich ein wohlbeknn¬ ter und vielbenannter Herr aus dem hochlöblichen Professorenkreise, der sich Zeit seines tatanreichen Lebens auf Englisch und Franzö¬ sisch mit spottgeladenen, schadenfrohen, rauflustigen, frotzelsüch¬ tigen, lausbübischen, hinterlistigen, großgoschigen, lautlärmenden, stinkfaulen „School-boys“ auf schlecht und recht herumgeschlagen hat, und weder seitens der Schülerschaft noch anderweitig für sei¬ nen kämpferischen Einsatz Anerkennung gefunden hat, erstaunlicher¬ und überraschenderweise mit dem großzügigen Gedanken, den Schulmei¬ ster an den Nagel zu hängen und sich in friedlichere Gegenden und weniger kampfgeladene Athmosphären zurückzuziehen. Besonders haben ihm einige ältere Jahrgänge der Schülerschaft durch aktives Ein¬ greifen in diesem Vorhaben bestärkt. Wie wir weiters von unserem . Sonderberichterstatter erfuhren, hätte der schulüberdrüssige Pro¬ fessor als Reiseziel die unendlichen Weiten Asiens angegeben, wo er, von allen Wissensqualim und Schulärger befreit, seine auf die här¬ testen Proben gestellten Nerven in ruhigeren und friedlicheren Verhältnissen regenerieren wolle. Soweit der Bericht unseres Reporters. Unser bewährter Zeich¬ ner sucht, um den Bericht den aufmerksamen Lesern anschaulicher zu gestalten, die Zukunftspläne des lehrsatten Schulmeisters in dem umseitigen Bilde festzuhalten. TASCHENFEITELN & MAULT ROMMELN. "Crox" aus der Laussa. nur bei

Der Unterrichtsrat. Revolutionserlaß REV/3456A/Abs./87989/RE 2345678654/1940 vom 31. Februar 1940. T GESETZ UBER DIE AUFSTELLUNG EINES REVOLUTIONAREN SCHULERRATES! Fer Unterrichtsrat tut allen seinen Untertanen kund um zu wissen: In Anbetracht des gesetzlosen und unsittlichen Zustandes in den österreichischen Oberschulen und indemdaß sich in diesen Anstalten Terrorgruppen gebildet haben und dortselbsten das Faustrecht und das Strauchrittertum herrschet, sieht sich der Unterrichtsrat gezwungen in diesen Zeiten der Not zur Aufrecht¬ erhaltung der öffentlichen Sittlichkeit ein Gesetz über die Auf¬ stellung und Organisierung eines revelutionären Schüler¬ rates nach parlamentamischen Vorbildern zu erlassen. Dieses also lautet wie folget: § I) Der Schülerrat wird von jeder Klasse in geheimer Ab¬ stimmung gewählt. Hiebei ist folgendes zu beachten: a) Ein Viertel der Schülerschaft müssen dem Schülerrat der Klasse angehören. Jedoch dürfen nicht mehr als zehn und nicht weniger als ein Schü ler Mitgliederdes Rates sein. b) Es sind nur Jungen zu wählen, welche: 1.Einen dementsprechenden Gesichtsausdruck haben. 2.Mit Stahlruten, Totschlägern und Schlagriemen umzugehen wissen. 3. Im chemischen und technischen Krieg erfahren sind. 4.Über eine große Zungenfertigkeit (Spruch) verfügen. c) Nach erfolgter Wahl hat eine achttägige Antrittsfeier des Schülerrates der Klasse mit dem Schülerinnenrat der nächstniederen Klasse stattzufinden. Bei den Gelagen sind sie von den Professoren in zuvorkommender Weise zu be¬ dienen. § II) Drei Wochen, welche durch Ferien ausgefüllt sind, liegen zwischen der Wahl des Klassenschulrates und der Restauration des „Rates der Weisen“, welche die gesetzgebende Körperschaft der Schule darstellt. Bei dessen Einsetzung ist folgendes zu beachten: a) Dem“Rat der Weisen„gehört jeder Klassenschulrat-Hoch¬ meister (Befehlshaber des Klassenschulrates) an, welcher in geheimer Abstimmung von seinem zuständigen Klassen¬ schulrat gewählt wurde. b) Nach erfolgter Einsetzung ist ein vierzehntägiges Ge¬ lage mit den, ebenfalls dem Rat angehörenden, Klassen¬ schülerinnenrat — Hochmeisterinnen anzusetzen. Es gelten die gleichen Bestimmungen wie bei der Antrittsfeier des Klassenschülerrates. § III) Sechs Wochen Ferien müssen zwischen dieser Feier und der nun stattzufinden habenden Wahl des Generaloberschülerratesgroßlogenerzkardinalhochmeisters liegen.

8 § IV) V) Bei dessen Wahl ist folgendes zu beachten: a) Die öffentliche Wahl hat in feierlicher Form statt¬ zufinden. b) Bekleidet mit den Insignien seiner Würde zeigt sich dieser nach erfolgter Wahl der ihm zujubelnden Schüler¬ schaft. c) Seine Rechte umfassen: 1.Die Aufstellung und Amtseinsetzung des Schülerinnen¬ rates und die Ernennung der Klassenschülerinnenrat-Hoch¬ meisterinnen. Weitere Gesetze über diese Bestimmung erge¬ hen nicht, da der G-Meister nach eigenem Geschmack und nach dem Vorschlag des Schülerrates seine Wahl zu tref¬ fen hat. Zu beachten ist: A. Daß der Schülerinnenrat zur freien und ungehinderten Verfügung und Belustigung des Schülerrates geschaffen wurde. B. Daß für eventuelle Schäden an diesen der Staat auf¬ kommt. 2.Die gesetzgebende Gewalt über Schülerrat, Schüler und Professoren (über die Aufgaben des Schülerrates berichtet § 4). 5.Die Bemessung des Soldes für die Angehörigen des Schülerrates. 4.Gerichtsbarkeit über Schülerrat, Schüler und Lehrer. 5. Ernennung des Genaraloberschulwarteswelcher dem G-Meister beratend zur Seite steht. Die Aufgaben, Rechte und Pflichten des Schülerrates sind: a Die Wahrung der Interessen der Schülerschaft. b) Die Dbwaltung und Aufrechterhaltung der öffentlichen Sittlichkeit und Keuschheit in den Stiegen, Gängen und Klassenzimmern der Anstalt. Die Bewachung des Konferenzzimmers gegenüber Angriffen c) der Schülerschaft. d) Die Leibgarde für den G-Meister und den G-Schulwart zu stellen. e) Den Klassenvorstand auf dem Weg zur Schule zu eskordie¬ ren und ihn vor Attentaten zu beschützen. f) Demonstrationskundgebungen der Schülerschaft zu verhin¬ dern. Bei eventuellen Widerstand der, ihre gerechte Sa¬ che fordernden, Schüler hat der bewaffnete Schülerrat mit Dreckschleudern und Riechgas (Versuche über die Wirksamkeit dieser Waffe wurden berreits bei Lehrern gemacht.) gegen die Demonstranten vorzugehen. Verhältnis des Schülerratesgegenüber der Lehrerschaft: Das Verhältnis hat kameradschaftlich zu sein. a) b) Dieses gute Verhältnis soll in täglichen Saufabenden seinen Ausdruck finden. Executivgewalt gegenüber widerspenstigen Mitgliedern c) des Lehrkörpers (Prügelstrafe oder Bastonade, auf Be¬ fehl des G-meisters, wenn der betreffende Lehrer die Gesetze des G-meisters in sabotierender Weise mißach¬ tete, das heißt, wenn er es wagte: 1.) einem Schüler ein Nichtgenügend zu schreiben. 2.) einen Schüler in das Klassenbuch einzutragen oder diesem dieses anzudrohen.

3.) dem Schüler die von diesem gewünschte Note nicht zu geben und nicht nach dessen Wunsch, sondern nach dem Können dieses zu urteilen. 4.) sich an einem Schüler in nicht mißzuverstehender Wei¬ se zu vergreifen (diesen bei den Ohren zu zupfen) oder diesem dieses androht. 5.) den Schüler während seines Vormittags-Jausenschläf¬ chens zu stören. 6.) den Schüler bei einem während der Stunde staftfinden¬ den Schnapskarten- oder Roulettspiel zu stören. d) Der Schülerrat hat das Recht, weitere antiprofessorische Maßnahmen zu legisladivieren. § VI) Das Hofzeremoniell am Hofe des G-meisters hat folgenden Wortlaut: a) Nähert sich ein Professor dem G-meister, so hat er mit einem Kniefall vor dessen Thron zu treten. Der Fußkuß kann unterbleiben. b) Der Wortlaut der Begrüssung lautet: Hier liegt vor dei¬ ner Majestät im Staub ein Lehrer, worauf der G-meister antwortet: Tritt näher, (un) Würdiger. c) Die Befehle des G-meisters sind mit demütig gesenktem Haupte entgegenzunehmen. d) Hat der G-meister mit den Klassenschülerinnenrathoch¬ meisterinnen eine Konferenz, so hat er hiebei nicht ge¬ stört zu werden. e) Alle Schüler haben die an einer roten Armbinde kenntli¬ chen Mitglieder des Schülerrates in ehrerbietiger Weise zu grüßen. f) Auf Ihrem Weg ins Amt sind die Mitglieder des Schüler¬ rates von einer Eskorte berittener Amazonen zu begleiten, welche diesen auf deren Weg Blumen zu streuen haben. § VII) Diese Verfügung tritt mit dem heutigen Tage in Kraft. Hintertupfing, am 31.Feber 1940. Das Revolutionstribunal. Photos jeder Art. Bei der Damenwelt besonders wegen der lebensnahen Wirkung der Aufnahmen . beliebt.Spezialisten für Aufnahmen von Schi¬ abläufen. Ausarbeitung prompt und diskret. Sie werden vollauf befri digt werden. Daher wen¬ den Sie sich nur an uns. Zu erreichen unter dem Ruf Ar-Ah 9999-Fa-13.

SENSATIONELLE ENTHULLUN GEN IM STEYRER SITTENPROZESS!! Wie wir von unserem nach Steyr entsandten Sonderberichter¬ statter erfahren, gelang es der hiesigen Polizei zweier Sittlich¬ keitsverbrecher und Lustmörder von internationalem Format hab¬ haft zu werden. Es sind dies der als verroht und versoffen bekann¬ te französische Marquis de Rechbourger (uralter Neuschönauer Kom¬ Post-Adel) und der ihm an Unzüchtigkeit nicht nachstehende polni¬ sche Graf zadi Rautrowsky. Letzterer ist auch wegen seiner wüsten Spielleidenschaft (Monte Carlo) bei der gesamten christlichen

Menschheit verpönt. Die Verhandlung, mit großer Spahnung erwartet, brachte die ganze Verworfenheit der beiden degenerierten Adeligen ans Licht der Öffentlichkeit. Durch die Aussagen der Kronzeugin Lilo, Hunds¬ gräfin vom Fisolenberg, einem Opfer der beiden Wüstlinge wurden die Angeklagten ihrer Schuld überführt. Ohne zu leugnen legten sie ein volles Geständnis ihrer Untaten ab. Noch heute werden sie ins Standgericht nach Wien überführt. Indem nun folgenden Absatz bringen wir unserer geehrten Leser¬ schaft einen kleinen Auszug aus dem an Sensationen und dramati¬ schen Szenen reichen Monsterprozeß. Nervenzerreissende Spannung liegt über den, bis zum letzten Platz gefüllten Schwurgerichtssaal. Nur das Blinken der Bajonette der zahlreichen Wachmannschaften durchdringt die rauchige Luft. Nun beginnt der bekannte Landesgerichtsrat Dr. Erich Navratil Markh die Einvernahme der beiden Schurken. Auf sein Geheiß werden die Verbrecher in den Saal geführt und nehmen auf der Anklage¬ bank Platz. Ihre, von Leidenschaften zerwühlten Gesicheter geben Ausdruck von ihrem verabscheuungswürdigen und unchristlichen Lebenswandel. Sie sind typische Vertreter des adeligen Prole¬ tariats, Abschaum der Menschheit. Besonders fallt uns das fort¬ währende idiotische Grinsen des Mara is auf. Das Verhör beginnt! Beide hatten sich vornehmlich an unschul¬ dige Mädchen niederer Jahrgänge hernagemacht und deren jugend¬ lichen Unverstand in geradezu gräßlicher und erschaudernder Weise ausgenutzt. Zu diesem Zweck hatten sie sich eine-in ihrem Sinne¬ vortreffliche Methode zurechtgelegt. Sie besuchten nämlich dighie¬ sige Oberschule. Nun fiel es ihren Mitschulern auf, daß sie in den

Pausen in nicht mißzuverstehender Weisehinter jugendlichen Schülerinnen herliefen und die selben nicht einmal auf der genug. Als biedere Schi¬ Straße unbelästigt ließen. Doch dem nicht fahrer verkleidet suchten sie am DambergGelegenheiten, um mit ihren Fotoapparaten Bilder von ehrbaren Steyrer Oberschülerinnen zu erhaschen. War ihnen dies gelungen, so gingen sie mit geradezu erschreckender Frechheit mit den Kopien zu diesen betroffenen Mädchen und suchten auf diese verderbte Art deren Bekanntschaft zu machen. Doch ihre abstoßenden Visagen und ihr geiler und lüsterner Gesichtsausdruck hielt die Betroffenen davon ab, sich in nähere Beziehungen mit diesen Unmenschen einzulassen. Der Prozeß erreicht seinen Höhepunkt, als der Vorsitzende die Einvernahme der Kronzeugin beginnt. Bleich und abgehärmt betritt sie den Saal. Sie hatte das Unglück auf die gleißenden Verlockungen der beiden Adeligen einzgehen. Auch ließ sie sich durch deren Titeln in ihrer jugendlichen Einfalt blenden. Ihr nunmehriges Elend zeugt davon, wie es den Opfern der Angeklagten erging. Den Zuhörern läuft es kalt über den Rücken und namenloses Grauen erfüllt sie, als sie aus dem Munde der Hundsgräfin, die, von diesen halbwilden Ungetieren an ihr begangenen Schändlichkeiten hören. In zahlreichen Pfui-Rufen tat sich die Empörung der Zuhörer kund. Es war nahe daran, daß sich die im Saal Anwesenden auf die Verbrecher gestürzt hätten. Nur dem raschen Zugreifen der Schutzmannschaften war es zu ver¬ danken, daß keine Lynchjustiz den Schurken ein rasches Ende bereitet hätte.So sehr war das Publikum über diese empört. Die Angeklagten nahmen das Urteil, welches sie für vier Jahre auf die Teugelsinsel verbannte, mit großem Gleichmut hin. Der Gerichtsarat, Dr.H.S.Eidl, sprach den Gedanken aus, daß vielleicht die Landschaft, in der sie gelebt hätten, ihren Charakter derart verbildet hätte. Die Bevölkerung wird darauf aufmerksam gemacht, daß noch nicht alle Komplizen der Angeklagten gefaßt wurden, Die Bewohner von Steyr werden daher aufgefordert, sich akti- an der Verbrecherjagd zu beteiligen. Wo immer sie nur Gestalten vom Format der Verurteilten erblicken, sollen sie sofort die Polizei benachrichtigen. Jugendgericht! Verhaftung des gefürchteten „Jausenräubers“ in der Steyrer Ober¬ schule. Ferner gelang es der hiesigen Polizei den schon lange gesuchten Jausenräuber in der Steyrer Oberschule auf frischer Tat zu er¬ tappen. Es ist der bekannte Zwerg Walter F., in seinen Verbrecher¬ kreisen als Tschitsch bekannt. Der Dieb hat in verbrecherischer Weise durch Monate hindurch die guten Jausen der Maturanten ge¬ stohlen. Schinkensemmeln, Schlagobers (in Termosflaschen), Butter. Tettes, Kaltes Schweinernes, Schnitzeln, Geselchtes, Tortenstücke, Bisquuit, Schokolade, Schnäpse, Weine und Biere u. a.m. fielen ihm zum Opfer. Bei seiner Verhaftung gab er an, aus Not und Hunger gehandelt zu haben. Er wurde ins Polizeigefängnis eingeliefert.

Dem weltbekannten, Original-Ottakringer Wellenforscher, Elektro¬ nenjäger, Schräuferlberechner, Cellovirtuosen und Pedagogen Dr.F.S. I gel ist es nach jahrelengen, mühevollen, meist ergebnislosen Versuchen mit kaputten Apparaten und einer verständislosen Schüler¬ schaft, dank seines unermüdlichen Schaffenstriebes und seiner zähren Ausdauer endlich gelungen, sein heißes Streben und mühevolles Expe¬ rimentieren mit der Krone eines noch nie dagewesenen, alle Erwartun¬ gen übertreffenden, in seinen Wirkungen und Folgen nicht zu überblik¬ kenden, in seinem Wert nicht zu unterschätzenden, die ganze Wissen¬ schaftliche Welt in Erstaunen, die Leien erst recht in Verwunderung setzenden Erfolges, gekrönt zu sehen. Sein großartiges Genie erfand in einer Stunde urgewaltiger und elementarer Geistesblitze und kraftvoller Inspirationen den an ein Wunder grenzenden Superspezialluxushochundtieffrequenz-Tonbild-und Zukunftsfernseh¬ apparat ( DRP 999877736475819326453. 15364758293465988 angem.!!) mit Kikstarter und automatischer Rücktrittbremse, Stoplicht, für Gleich-Wechsel-Stark-Schwachstrom geeignet, obengesteuert, mit magi¬ schem Auge und optischen Ohren, mit den raffiniertesten Feinheiten der modernen Radiotechnik ausgestattet, erfüllt auch die höchsten und verwöhntesten Ansprüche. Bewährungsproben sind bereits im Gange. Serienweise Herstellung in Aussicht gestellt. Man erfuhr die Nach¬ richt von einem geradezu märshenhaften und phantastischen Preis. In liebenswürdiger Weise wurde uns von dem genialen Erfinder die Gebrauchsamweisung zur Verfügung gestellt, die wir hier zur Ab¬ schrift bringen: Man drehe solange an der Anlasserkurbel, bis diese abbricht. (Vergleichen Sie, bitte, die praktische Anwendung mit Arthur Bauer, dem Schmalzatleten am Elektrogenerator) Diese ist, wenn es die Di¬ rektion der Schule erlaubt, gegebenenfalls durch eine neue zu erset¬ zen, Funktioniert dann der Kasten noch immer nicht, so ist er stark und andauernd zu rütteln. Zeitigt auch dieses Rütteln keine sicht¬ baren Erfolge und zeigt sich der erstaunten Zuschauermenge noch immer nicht der Blick in die Zukunft, so, suche man seine gesamten physikalisch-mechanisch-akkustisch-wärmetechnisch-elektrodynamisch¬ radiotechnischen Kenntnisse an den Mann zu bringen und auch diese aus dem Physikunterricht zu verwerten. Da dies aber meistens nicht sehr positiv ausfallen wird, lasse man seiner Phantasie freien Lauf und stelle sich einfach vor, daß der Apparat funktioniere. Auf diese Art und Weise wird die neue und geniale Erfindung in noch nie dage¬ wesenen Ausmaßen eine phantastische Verbreitung finden und im Flug die gesamte Welt erobern. Ein neues Zeitalter, voll Glück und Frieden für die gesamte Menschheit hereinbrechen. Und all das haben wir nur diesem einen genialen Sehn unserer Erde zu verdanken. Er wird ein —

gehen in die Annalen der Geschichte und ein würdiges Denkmal wird sein Andenken auch den kommenden Geschlechtern erhalten. Etwaige Anfragen sind zu richten an Dr.F.S. Igel. Für gewöhnlich dort anzutreffen, wo er sich gerade befindet. Achtung! Herhören! Stehenbleiben! Alles kauft mein neuestes Liederbuch “ Liebe singt“. Inhalt: “Ein Lied, ein Kuß, ein Mädel Leise flehen meine Lieder“. " ". Der singende Tor Lehre jeden die Kunst des Original-Jüdischen Steptanzes. Kurs jeden Tag ab Mitternacht. Suche Stellung als Minnesänger. " Unter Mali - Tschitsch "an Walter F. 22222779777272779299222229272922272292227222222277922222222222222222222

s Mit Darmol bist du gesund Und du kannst wetten, Daß du dich nicht lebenslang Wie dieser Hund mußt fretten! Zizka, Zentraldrogerist. 1.) Was hab' ich dir getan, daß du mich nicht mehr liebhast.. S 2.) Ich möcht von dir kein Foto.. 3.) Keiner liebt dich so wie ich.. 4.) Trautes Heim, Glück allein. 5.) Hüaho, alzer Schimmel, hüahd.. 6.) Auch ich war ein Jüngling mit lockigem Haar. Zucker auf Schleichwegen erhältst du nur bei NAVRADIL ERICH MARKH, Enns.

Feder: "Das Neu-Irische ist so, daß man extra Haare dazu braucht um sich diese auszureißen." " Mein teurer Freund,merke dir: Nicht jede Jungfrau . ist eine Konigin und nicht jede Königin ist eine Jungfrau.“ (zu Niederlechner). " Wir hören jetzt den Finsterer, doch was er spricht, ist Licht. " Meine Lieben, wollen Sie mir ihre geneigte Aufmerk¬ samkeit nicht versagen. " Tut's mir bei der Erläuterung der Schularbeit nicht mitschreiben, auf daß mir nicht der Weihrauch der eigenen Worte entgegenschlage." " Ja die Mathematik ist schwer. Manche können sich e¬ ben nicht vorstellen: Wenn zwei Arbeiter, um ein Klavier in den dritten Stock zu schaffen, solange brauchen, wielange brauchen 4 Arbeiter." " Frauli: Wo schlägt man den Arcus auf? Schüler: Hinten!" Klakl: Nichtsdestoweniger als destotrotz . net wahr?" 1 Leo: Ich glaube, Bauer, Sie gehören zu den Kriegsgewinn¬ lern: Denn ohne diesen Krieg würde es um ihre No¬ ten anders aussehen," " Wo ist Krenn? Schüler: Er läßt dem Herrn Professor sagen, daß er in der dritten Stunde kommt! Leo: Immerhin etwas, daß er Botschaft sandte!" " Erklären Sie mir im logischen Quadrat den Begriff " A" Schüler: Wenn man Bvon A Leo: Warum heben Sie A in den Adelstand?" Reitter: Der Ablauf der Natur ist regelmäßig .. Leo: Hoffentlich haben auch Sie einen regelmäßigen Naturablauf:" " Was ist der Unterschied zwischen Verstand und Ver¬ nunft Schüler: ?9? Leo: Ja, das können Sie nicht sagen, denn Sie schei¬ nen weder Verstand noch Vernunft zu besitzen." " Gurs: Gengans hoam wann's wolln, mir habn eahna ja net g'schrian, draufzahln tan Sö, mir net, ha, ha, ha!" " Losert: Na, keennen Sie mit nix iiber'n Griinewald sagn? Fennen's was von ihm, mein Freind?" " Das ist die scheenste Venus, die ich kenne." 11 Da fehlt's hin und hin. Des haut di z'ruck bis ins Pongo Kindswagerl."

"Da geht ma drei Stunden durch'n Wald und dann no drei Stunden auf die Bahn " Ja,es sind schon viele junge Leute an Liebe gestor¬ ben! Schüler: ?97?? Pongo: Ja, an Auszehrung." 1 Wasch dir'n Bauch, bleeder Aff!“ Reinelt: 11 In Pompeji fand man einige hundert Skelette, die Seidl: übrigen haben sich rechtzeitig davongemacht." " Ich habe den Südwind schon am Samstag gerochen." "Rechberger! Welche Strafe würden Sie bei der Wehr¬ Span: macht wegen einer Unachtsamkeit erhalten? Rechberger: I'll get a point!“ " O teures Weib, bezähme deine Rede!" Stefan: "Sie Stiefvater, Sie erwarten wohl von mir, daß ich mit ihnen in einem Wirtshaus bei einem Glaserl Wein Bruderschaft trinke!" " 2 Ohrfeige oder Masse der Handx (Geschwindigkeit) Watschn". 2 " Ich bin ein Held!" " Rechberger, wie erklären Sie sich den Namen Ladis¬ Weinkopf: laus? Schüler: Aus "Lady's' und "Laus“. Der einzige, der in der achten Klasse halbwegs Manie¬ ren hat, ist der Herr Klassenvorstand." CHER! B t Ich mache das geehrte Publikum der Unterwelt auf meine neue Buchreihe „Aus meinem Leben.“ aufmerksam. j. Band: „Der unsterbliche Lump". 2.Band: „Alkohol" 3.Band: „Mädchenraub in Wildwest“ 4.Band: "Säufer, Krieger, Randalierer". 5. Band: „Ge-Lichger der Großstadt“. Bestellungen zu richten an „Recheis“. -- Schlichter, einfacher Mensch aus dem Waldviertel (nicht Waldmensch) sucht Anstellung beim Theater für komische Rollen. Beste Erfahrungen und größte Begabung als Reserve-Chaimberlain. Bestellungen unter Wein“ an Dr.Kopf.

Onkel Silegi!: mim ane "Ängenommen, diese Maschine liefert 3000000 Volt. Ah, wos sog I denn,5 Volt, höchstens. Aber ganz genau kunnt i eich des nit sogn wirs is. I miasst erst nachschaun. Nau, so wichtig is des jo net. Brauchts es a net lerna Aber net daß glaubts, daß is net was. All's kann der Mensch jo net wissn." " Do reibt ma a wengerl und scho hat ma 3000 Volt obn." " Hiatzt was i's net: Is der Rosenberg a Trottel oder bin i aner (Worauf die Klasse erwiderte, daß es ja einer sein müsse.)" 11 Fercher, sags amol, wie kummt ma zu an Farad? Fercher: Frogns an Wochmann, Herr Professom!" "Rechberger, ganz im Vertrauen: Holt dei Paaapen! " " Geh, mochts ma net so an Wirhl!" 14 Bitte! Wenn jetzt ka Ruah is, dann muaß i. i. i... tuas ehrna an und sperr ehrna in de letztn Wochn no ein. I loss mi von ehrna net foppn." " Jo, wissn's, wenn 5 Leut dreinredn werd i nervös." " Schauns herns auf, des geht ma auf de Nervn! Fercher sans stad, se Oberbazi! " Stiefvater, holt dei Paapn, sunst sauf i da a Aug aus." " Die G'schicht geht so net bis ad finitum weida, verlegns ihr Paapn in die nächste Pause! " Sagns Pfefferl, was könnens denn eigentli? Schülerin (aus dem Hintergrund): Küssen!" " Ich bitte um Verzeihung. I bin momentan geistesverwirrt." " Mit euch muass ma umgehn, wia mit ana wissenschaftlichen Hebamme: Sie verlögns se immer aufs Flüstern und Druckn!“ " Kinderwagerl, Winderkagerl, Kanderwigerl, Wanderkigerl: aus dem reichen Sprachschatz des Onkel Fraaanz, unseres zua¬ grasten Weaner B....! Suche Schule, im deutschen Sprachgebiet, welche mir ----aErleichterungen und Rettungsanker bietet. Zuschriften erbeten an „Huge, der mit dem Kolonialhut“nach Wels.

Das bekannte Läuten der lieblichen Glocke kündet den Beginn der Vorstellung an. Herein in den Raum seines Wirkens tritt der berühmte Beherrscher der Geraden, Kurven und Kreise. Heiliges Schweigen der Schüler ehret die Anwesenheit des ältlichen Mei¬ sters. Ein unwirsches „Setzen!“ entfleucht dem Mund des Mißge¬ stimmten, den schwerwiegende Gründe veranlaßt haben, eine drohen¬ de Miene seinen Untertanen gegenüber aufzusetzen. Diese jedoch, in tausend Gefahren erhärtet, nehmen geräuschvoll Platz auf den historischen, altehrwürdigen und knarrenden Sitzen (Stockerln) und harren unverzagt der drohenden Dinge, die da kommen würden. Während der gramgestimmte Greis diensteifrig seine Eintragungen macht in das berühmt-berüchtigte Buch der Klasse, in dem getreu¬ lich alle Greuel- und Missetaten verzeichnet sind, gemäß alther¬ D gebrachter Überlieferung, hebet ein allgemeines Husten, Räuspern, Schneuzen und Dreieckklappern an. Diese prfanen, höchst unmusika¬ lischen, Geräusche scheinen dem großen Meister der Winkel, Seiten und Ebenen im höchsten Grade zu mißfallen. Er hebet sein staunen¬ des Antlitz, seine Rechte zuckt verdächtig, er schnellt von seinem Sitz empor und mit raschem Griff zieht er ein greulich Messer (Original-Trattenbacher-Taschenfeitel mit Pfeifenstierer) aus Hosensackes hervor. In der er¬ den unergründlichen Tiefen seines in der andern ein Stück Kreide, hobenen Linken das Mordinstrumant so eilet er vorwärts, zum Spucknapf, um mit schnellen Schnitten der Kreide die gebührliche Form zu geben, auf daß die gezogene Gerade keine zu dicken Ausmaße erreiche. Wehe, wehe, o dreimal wehe: Das Gewitter braut sich zusammen, und der blanke Blitz¬ strahl, er wird einen Unschul¬ digen treffen. Denn siehe, der Gewaltige hat das verhängnis¬ volle Büchlein (im Volksmund "Spezi“ geheißen) gezückt und läßt kritische Blicke über die Namen der Untergebenen gleiten, Blicke, die das Orakel befragen, welchen Unglücklichen das Los treffen möge. Und wirklich, der scharfe Blick des prüfungsver¬ heißenden Lehrers streift über die Häupter der Todgeweihten und bleibt auf dem beneidens¬ werten Opfer hängen, das tiefge¬ beugt über den weisheitspenden¬ den Aufzeichnungen dem ungnädi¬ gen Schicksal zu entgehen trachtet, Doch ach, das Unglück schreitet schnell. Der Mund des prüfenden Lehrers tut sich auf und seiner Tiefe entspringen die verhäng¬ nisvollen Worte: „Na Göttlicher, kommens raus, Sö werdn jetzt zeich¬ na!" Unser'Goethe', der, wie schon sein Name besagt, größere Nei¬

gung für die Muse der Dichtung als für die holde Kunst der dar¬ stellenden Geometrie empfindet, ergibt sich in sein Geschick, das ihm die Götter verheißen haben. „Also Göttlicher, sagns' ma, was's über die Kegelschnitte wissn!“ „Herr Professor, ich bitte, mich zu entschuldigen, ich bin heute schleot disponiert!“ „Was sagns'? C1. Schlecht dischponiert? Also,Sö kennan dös net aufsagn, was ma letz¬ tes Mal auf'gschiebn ham?Sö ignoriern meine Stunde, Göttlicher? Na,setzns' ihna, i hab genug! — Also, dös wird unsjetzt der Bauer sagn, der wird's sicher können. Na, kummans' nur außa, Bauer, mit eahnan Heft!“ Der also Auserwählte wandelt mit gemischten .. Gefühlen auf die Schaubühne der Prüfung und siehe da, es tut sich kund, daß auch er diesmal einen Zeisig fängt, während der Gestrenge entrüstet spricht: „Was sagns'?Hier ist der Durchstoßpunkt?! Wann s' außigehn müaßn, dazu ist die Pause da. Na so was, Sö kennan ja gar nix! Ihna fehlt's in die Grundbegriffe! Ja, lerna müaßn s was!“ Darauf erwidert eine Stimme aus dem Hintergrund: „Na, Herr Professor, lerna braucht ma nix, aber kenna muaß ma's!“ Der diese wahrheitstriefende Aussprache getan, es ist der lose Fercher, wird sofort zur Verantwortung gezogen. Doch er weiß sich zu vertei¬ digen. Er bet sich wohlweislich die Prüfungsfrage in der Bank an¬ geschaut und einstudiert. Nun kann er die verhängnisvolle Wißbe¬ gierde des Lehrers befriedigen. Also geht's ans Zeichnen. „So, da hams a Greidn, und jetzt zeichnans!“ Fercher beginnt, doch da geht das Donnerwetter auch schon los. „Ja Sö geometrisches Faschenkind, machens' net so dicke Strich' wia a Kistentischler! Na so was is ma do nu net unterkumma. Na lernan s' amal! Ja habn denn Sö nu nia a Greidn in da Hand g'habt? Aber i bitt ihna, machens do a urndli¬ che Gerade! Wia der des Dreieck in da Hand halt't, ha, dösis ja zum Davonrenna, wia wann er heit erst auf d'Welt kumma war! Schaun s', sooo muaß man s' anlagn. I zag ihna des zum letzten Mal,merkn s' ihna's endlich! Ja da kumm i übrigens auf ihnare Geometriezeich¬ nungen z'sprechen! Na wia de ausschaun, da ham s' ja umg arbeit't wia de Maler, a so a Farbenkastl san dö. I hab ihna extra g'sagt, sö solln nur mit ganz zarte, blasse Farb'n malna, aber folgn kinnans ja net. Die Kurven drin schaut aus wia a Kommetenschwaf! Aber paasn s' nur auf, Sö werdn ihna nu anschaun, gsagt hab i ihna's. -- So, und jetzt wird a anderer außakumma und weidazeichna, na sagn ma, da Finsterer!“ Der Genannte tritt hinaus und versucht seinGlück. "Sö Finsterer, was Sie da sagn, is wirkli finster, i bittihna, setzn s' de Nummer 72 in die Lotterie! Dös is nämli die Dummheit. Schaun s', da kennan s' 14 Mark giwinna. Wissn s'.de Dummheit is de schrecklichste Krankheit, ärger als Pest und Cholera. Denn deCho¬ lera und de Pest bringt 'n Menschen um, an der Dummheit leid' ter o. aber sein Leb'n lang. Jetzt aber setzn s' eahna. Jetzt kummt der Reitter Georg außa. Da habn s' de Greidn und jetzt zeichnan s' weida. Ja Sö, aber was machn s' denn da? Sagn s' ma dös!“ „Ichpro¬ jiziere den Spurpunkt hinauf, Herr Studienrat!“ „Was habn s' g'sagt?: Ich suche das zweite Bild des Spurpunktes, Herr Studienrat." Gurs nähert sich in unzweideutiger Weise dem Kandidaten und flü¬ stert' ihm ins Ohr: „Aba i bitt ihna, sagn s' ma dös nimmer. Sö, des is ja selbverständlich, daß ma des zweite Bild suachn! Darüber sollt ma ja gar nix mehr redn! Also, was schaun s' mi denn so an wia a Weltwunda?“ „Herr Professor, ich habe mir gedacht ....." "Nix habn s' z'denken, zeichna solln s.I bitt ihna, tuan s' weida, sunst is de Stund eher gar und mir ham nix ausglricht.“ Der also Angespornte bemüht sich, mit größter Eifrigkeit das Versäumnis nach¬ zuholen, doch da kündet der liebliche Schall der Glocke das Ende der Sunde an. Pause.

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