Heimatblätter Leonstein - Grünburg, Jahrgang 2005 Heft 1

Nr.: 1 Jahrgang 2005 Geschichtliche Schriftenreihe herausgegeben vom Verein d'Hammerschmied Bier aus Leonstein Das Brauhaus zu Leonstein 1731- 1907 Leonstein Grünburg

Impressum: Medieninhaber und Herausgeber: Verein d'Hammerschmied Leonstein, im Mai 2005 Erstellt von: Dipl .-Ing. Reinhard Niederkrottenthaller Weiters haben mitgewirkt: Pfaffenhuemer August, Pfaffenhuemer Evelyn, Rosenegger Herbert, Schilcher Andreas Dr. Josef Haunschmid Bildernachweis: Mit freundlicher Unterstützung von : Gemeinde Grünburg - Leonstein Kothgassner Franz (Leihgabe eines Originalfasses) Rosenegger Herbert (Original flaschen und Grafiken) Söllner Franz (Brauunion) Sperer Karl (Bierkrug) Satz und Grafik: Renate Schmidinger Druck: Proba Steyr © Copyright byVerein d'Hammerschmied Gotthartsleitner Herbert (10, 12, Umschlagseite), Rosenegger Herbert (3, 5, 6, 7, 8, 9, 11, 13, 14), Niederkrottenthaller Reinhard (1, 2, 4, 15, 16, Umschlagseite sowie diverse Repro) Erläuterungen: 1 hl (Hektoliter) = 100 1 (Liter) ; 1 Eimer= 56,59 1 = 0,56 hl ; 1 fl . (Gulden)= 60 kr. (Kreuzer)= 240 d (Pfennige) ab dem Jahre 1857: 1 Gulden = 100 Kreuzer; 1 Kr. (Krone) = 100 h (Heller) ; 2 kr. = 1 fl. (ab dem Jahre 1892 allmählicher Übergang von der Gulden- zur Kronenwährung); 1 Mz. (Metzen)= 61,49 1 = 0,61 hl; 6 Mz. = 1Scheffel , 30 Mz. = 1 Muth Heimatblatt 2 Nr. 1/ 2005

Vorwort Brauerei Fast 100 Jahre sind vergangen, seit das letzte Mal das rundum beliebte „Leonsteiner Bier" gezapft wurde - Anlass genug, mehr über die Brauerei und das Bier aus Leonstein zu erfahren. Nur mehr wenige „jjunge Menschen" wissen, dass einst das Bier zu den wichtigsten „Genuss" - Nahrungsmitteln gehörte. Schon viele Jahrhunderte wurde in unserer Region Bier gebraut. Die Einstellung der Produktion des edlen Gerstensaftes von Leonstein veranlasste sogar Pfarrer Veichtlbauer aus Frauenstein zu einer Anmerkung bei einer Predigt und zum Eintrag in der Pfarrchronik. (siehe „Literarisches ..) Als Obmann des Vereins d, Hammerschmied bin ich sehr stolz darauf, dass in unserem Verein eine Reihe engagierte Personen seitJahren intensiv an der Aufbereitung historischer Erkenntnisse unserer Heimat arbeiten. Mit dem nun vorliegenden Band über die Geschichte des Bieres aus Leonstein - Brauerei Leonstein von 1731- 1907 - beginnt der Verein d'Hammerschmied, unterstützt durch dlie Gemeinde Grünburg, mit einer Schriftenreihe zur Geschichte unserer Heimat. Historische Heima1tblätter werden manche Geheimnisse, mangelhafte Überlieferungen und auch so manches Vergessene unserer Heimat in anschaulicher und leicht verständlicher Weise vermitteln. Zur Präsentation d,es 1. Historischen Heimatblattes wird ein nach historischer Braumethode gebrautes ganz spezielles Bier angestochen. Heimatblatt ,,Hopfen und Malz - Gott erhalt' s" mit diesem Wahlspruch wünsche ich allen, die dieses Büchlein lesen, viel Interessantes und Heiteres zum Leonsteiner Bier. August Pfaffenhuemer 3 Nr. 1/ 2005

Das Brauhaus zu Leonstein Das Leonsteiner Bier Geschichtliche Einführung in die Bierbrauerei Ursprünglich wurde das Bier von den Bauern gebraut und als Hausgetränk geführt. Das bäuerliche Bierbrauen wurde im 15. Jahrhundert in größerem Umfang durch die Herstellung von Most verdrängt. Ab dem 19. Jahrhundert, als Mostpressen (,,Preßmühlen") eingeführt wurden, galten dann Jahre guter Obsternten als schlechte Jahre für Brauereien. Die Obrigkeit bevorzugte den We in. Den selbstproduzierten Wein, ebenso Obstmost durften die Bauern nach dem kaiserlichen „Circulare" vom 17. August 1784 ausschenken. Schließlich konnten Wein und Most nicht gewerblich hergestellt werden - Buschenschenken und Heurige haben sich bis in unsere Zeit gegen das Gastgewerbe behaupten können. Heute gibt es noch die Most- und Schnapsbauern, die die sogenannte Landessäure und Spirituosen , sprich Schnaps, in herkömmlicher Tradition herstellen. Die Weinbauern haben vor allem im letzten Jahrhundert den Weinbau verfeinert und spezialisiert. Die Wein- und Schnapsproduktion wurde teilweise industrialisiert - der Vertrieb wird auch über die großen Supermarktketten geführt. 2!u6 ®ernm (ieb icf2 gutee QJirr/ ty,i6t tm!> E5up/ aucl) bitter monitr/ Jn tin QJreun,feffcl ltltit tinl> groff/ ;Darein iCQ l>tnn btn J)opffrn noV/ la6 l>cn inQJrenntm fufrn ba[j/ ;Damit full icQ l>arnacQ bit ;jaff ®of gcbunllcn tinl> 11>01 gtbicbt/ ~mn giert er "nb i~ iUgericf)t. Heimat blatt Schriftliche Belege der Biervergärung berichten aus dem sogenannten „Bierdienst" der Bauern an die Stifte Mondsee von 1158 - 1198, Kremsmünster von 1162, St. Florian von 1378 und Lambach von 1414. Während sich dieser Bierdienst im ganzen 12. Jahrhundert ohne Geldablöse vollzog, werden von 1250 - 1300 an neben den Naturalabgaben bereits auch Geldbeträge als Ablöse eingeführt. Die Abstattung des Bierdienstes in beiden Formen dauerte z. B. in St. Florian noch bis 1378 an. Um 1700 verschwindet jede Erinnerung an einen Bierdienst in den Urbaren. Das alte Recht des Bauern auf das Biersieden wird von 1350 an immer ausschließlicher von den privilegierten Märkten und Städten und den weltl ichen und geistlichen Herrschaften beansprucht und zuletzt ausschließlich von diesen ausgeübt. Zahlreiche Edikte und Generalmandate im 17. und 18. Jahrhundert schließen Bauern, Hauer, Müller und andere ausdrücklich vom Bierbrauen und Bau von Brauhäusern aus. Den letzten Schlussstein bildet das kaiserliche Edikt von 1794 (Pflegegericht Wolfsegg) , durch welches den Bauern endgültig verboten wurde, aus eigener Frucht und für eigenen Bedarf Bier zu brauen. 4 Nr. 1/2005

Es gab Zeiten, wo in mancher Gegend in jedem Dorf nicht nur die Kirche, sondern auch ein Brauhaus stand: 1797 gab es in Traunviertel und Salzkammergut 46 Brauereien. In Leonstein entsteht eine herrschaftliche Brauerei - 1731 In Leonstein begann die Entwicklung des Bierbrauens mit der gräflichen Herrschaft der Salburger. Die Salburger, auch Besitzer der Herrschaft Klaus (1632 - 1761), errichten dort um 1645 ein Brauhaus zur Hebung ihres Herrschaftseinkommens. Im Jahre 1726 wurden 640 Eimer Bier gebraut und ausgestoßen. Zum Bierabsatz wurden die untertänigen Wirte von Klaus und Leonstein angehalten. Fremdes Bier einzuführen war ausdrücklich verboten und unter Strafe gestellt. Zum Kundenkreis zählen die Wirte „zu Preißegg, Dirnbach, in der Mauth, in der Schön, ferner eine Reihe von Privatkunden, besonders der Helmbl in Dirnbach, derZeyrlinger und die verschiedenen Schmiedemeister und Bauern". Von Klaus wurde auch Bier nach Leonstein ohne nähere Angabe über den Abnehmer geliefert. Zu damaliger Zeit kostete 1 ½ Pfund Fleisch 4 kr. 2 pf., ein Pfund Kerzen 8 kr., 1 Metzen Holzkohle 6 kr., der Malzbrecherlohn pro Metzen 1 kr., eine Brauschaufel 7 kr. Damals wurden 137 Metzen Gerste aus Leonstein zugeführt, die sonst für den Braubedarf aber notwendige Gerste kam aus dem Kremstal. Ein Eimer Bier kostete 1 fl. 15 kr. Im Jahre 1731 begannen die Salburger in der Herrschaft Leonstein Bier zu brauen. Die zuerst im sogenannten „Bräuhäusel", dann im Schloss Feichta eingerichtete Brauerei wurde vom Pfleger Franz Michael Gretzmillner als Bestandsinhaber betrieben. Die Sudpfanne fasste 24 Eimer und es wurden im ersten Braujahr insgesamt 266 Eimer Braunbier ausgestoßen. Der Preis des Bieres betrug pro Eimer 1fl. 13 kr. Bild 1 Schloss Leonstein um 1900 , Heimatblatt 5 Nr. 1/ 2005

Der Braumeister war nicht nur für die Bierherstellung verantwortlich, er besorgte auch den Bierverschleiß (Vertrieb). Unter den Kunden scheinen ein gewisser Mathias Voigt, Messerer und Wirt am Platz, und der Stiebinger aus Steinbach, der Feyrbachwirt, der Wegscheider, dann der Jäger im Sattel auf, und auch die Herrn Pfarrer von Leonstein und Grünburg sowie der Agonitzer, Schmiedleitner und der Hufschmied bezogen vom hiesigen Brauhaus. Bis zum Jahr 1739 stieg der Bierpreis auf 1fl. 6 ß pro Eimer, 1743 wird auf der Steyrmarker Tafern zu Leonstein schon ein gewisser Maderleitner genannt. In Molln verzapfte der Verwalter Josef lgnati v. Erb. Leonsteiner Bier. In der Rechnung über das Jahr 1751 wird darüber geklagt, dass das Bier mit „lauter schlechtem Münzgeld" bezahlt werde, für das damals der Ausdruck „Schindmünz" gebraucht wurde. Einmal wird auch angeführt, dass lauter bayrisches Geld eingehe. Es müssen schlechte Zeiten gewesen sein, die 1750erJahre, denn trotz der gehobenen Anzahl der Wirte und sonstigen Bierabnehmer ist noch immer keine wesentliche Erhöhung des erzeugten Jahresquantums gegen 1731 eingetreten. Die Bräuhausrechnung von 1761 verzeichnet einen Bierausstoß von 482 Eimer Bier. Der Hofwirt in Leonstein brauchte in diesem Jahre 94 Eimer Bier, der obere Wirt an der SteyrmarkerTafern 77, die Hummeltafern in Steinbach 16 ½, die Scheubertafern 40, die Haller Tafern 52, die Weinberger Tafern 9, der Wirt am Feyrbach 17, der Wirt am Unterhaus 10, der Wirt Schediauer zu Molln 31, der Sengsschmied im Priethal (Weinmeister) 9, der Sengsschmied in der Schmied leiten 8, der Sengsschmied am Furth 2 ½ Eimer. Man begann in diesem Jahr auch Bier nach Wartberg (an die hiesigen Untertanen) zu bringen. Heimatbl att 6 An Jandschäftlichen Bieraufschlag (Abgaben) wurden 213 fl. entrichtet. Der Brauer hatte nebst einem Eimer Bier je Sud 39 fl. an Barlohn sowie jährlich 50 fl. für seine Verköstigung und Rauchzeug. Seine Gehilfen erhielten 14 fl. Bargeld und weitere 36 fl. für die Kost. Für die Erhaltung des Bierführers, seiner beiden Pferde und Erhaltung von Zeug und Wagen wurden 90 fl. entrichtet. Man scheint einer Aufwärtsentwicklung des Betriebes durch erhöhten Gerstenankauf von 400 Metzen um 418 fl. 40 kr. entgegengesehen zu haben. Mit einer „Zirch" Hopfen im Gewicht von 213 Pfund für 99 fl. deckte man den Bedarf. Nr. 1/ 2005

Im Jahre 1762 wurden schon 865 Eimer ausgestoßen und auch der Verbrauch bei den einzelnen Wirten nahm bedeutend zu. Wie aus der Jahresrechnung hervorgeht, sind im Brauhaus Jergen (= Hefe) und Bällgeld dem Brauer gleichsam als Trinkgeld, jedoch mit der J~uflage überlassen, dass „er aus eig,enem Schaufel und Besen kaufe". Treber und Trank aber waren in dem Mayrhof, der ebenfalls vom Pfleger in Bestand bewirtschaftet wurde, abzuliefern. Im folgenden Jahr 1763 wurden bereits 2105 Eimer gebraut; der Bierpreis war auf 1 fl. 40 kr. pro Eimer angestiegen. Der Absatz nach Wartberg erreichte 708 Eimer. Nach dem Ableben des Pflegers und Bestandsinhabers der herrschaftlichen Brauerei, Franz Michael Gretzmillner, folgt im August 1763 auf der Leonsteiner Herrschaft Paul Alterdinger an seine Stelle. Bild 2 Wandbild im Theatersaal des Schlosses Altenhofen - Stammschloss der Grafen von Sa Iburg - gemalt von Dr. Graf Theodor von Salburg In dieser Zeit wurde von den oberösterreichischen Landständen der Bieraufschlag an einen gewissen Jolhann Jakob Kner aus Freistadt über das ganze Land verpachtet. Dem Leonsteiner Pfleger als Brauhauspächter unterbreitete er den Vorschlag auf Pauschalierung, und zwar 300 fl. Bieraufschlag und für Most- und Musikabgabe 100 fl., zusammen also 400 fl. jährlich. Da der Pfleger nicht sogleich auf den Antrag einging, schloss Kner mit einem gewissen Deißinger, Brauer von Kirchdorf, ein ähnliches Übereinkommen und verpachtete ihm auch die von benachbarten Brauereien einzuhebenden Gefälle (Abgaben). Wie aus einem vorhandenen Protokoll hervorgeht, war Deißinger wegen „des ihm ungenehmen Bierabsatzes nach Wartberg" ein scharfer Konkurrent des Leonsteiner Brauhauses und des Pflegers. Der Pfleger drohte die längste Zeit, ,,für den Fall, als der Kirchdorfer Bram~r und besonders Deißinger nicht mit dem Preisdruck und der Schleuderei aufhören, seinen nach Leonstein untertänigen Witten in Wartberg den Bierbezug aus Kirchdorf überhaupt zu verbieten," und einmal führte er sogar, um seiner Drohung Nachdruck zu verleihen, acht Eimer Leonsteiner Bier zum Wartberger Panthätung (Taiding = allgemeiner Gerichtstag), welches am Donnerstag nach Maria Lichtmeß abgehalten wurde. ,,Denen Bürgern müsse man helfen, die Pfleger dürften davon nicht leben und überhaupts liegete nichts daran, wann auch alle herrschafts Präuhäuser zugrunde gingen", heißt es einmal in einem über dieses Verhältnis aufgenommenen Protokoll. Pfleger Gretzmiller berichtet an anderer Stelle, ,,er habe aus dem Leonsteiner Bräuhaus Heimatblatt 7 Nr. 1/ 2005

noch keinen Kreuzer gewonnen. Deißinger dagegen habe sich aus seinem Betrieb große Mittel erworben, die ihn befähigen, Schleuderei und Kundenfang zu betreiben". Da keine befriedigende Lösung in Aussicht stand, wurde vom Bieraufschlagsbestandnehmer Deißinger über das herrschaftliche Bräuhaus die Braupfannsperre verhängt, die so lang wirksam bleiben sollte, bis eine Lösung gefunden würde. Pfleger Alterdinger brachte aber doch die Sache wieder ins Rechte und in einem von Kner unterzeichneten Bestandsvertrag führt dieser an , dass sich die Brauer aller „Preisschleuderei" enthalten sollen. Ferner würde ihnen und ihren Wirten möglichst an die Hand gegangen werden, dass die schädlichen Winkelwirtschaften schleunigst aufhören. Anno 1767 betrug der Absatz 1544 Eimer „Gemeinbier". 1768 und 1769 wurden schon fast 2000 Eimer Bier in je 79 Suden erzeugt, hiefürwurden je 1100 Meterzentner Gerste verbraucht. In diesen Jahren ließ man auch Saazer Hopfen bringen, den man in Passau erwarb. Den verwendeten heimischen Hopfen bezog man von einem gewissen Josef Zitterl in Wag-Lambach . In dem Jahr 1788 wird der Bierabnahmezwang aufgehoben. Daraufhin nehmen die Wartberger Wirte kein Bier mehr vom Leonsteiner Brauhaus, sondern beziehen ihr Bier von der damals zum Stift Schlierbach gehörigen Brauerei zu Mühlgrub, ferner in Kremsmünster. Aus den Akten des Jahres 1790 sieht man recht deutlich die damals herrschende Getreideteuerung. Der Pfleger beabsichtigte 1.500 Metzen Braugerste um 2 fl. 5 kr. bis 2 fl. 9 kr. je Metzen zu kaufen. Da sogar Brauer aus Böhmen nach Mauthausen kamen, um dort Gerste zu kaufen , war der Preis recht unbeständig und steigend. Die Herrschaft bewilligte dem Pfleger nur den Ankauf von 1.200 Metzen. Das Brauhausinventar steht mit 5.061 fl. 47 kr. 1 Pf. zu Buche, im Jahr 1792 erhöhte sich der Buchwert auf 7937 fl. 48 kr. 3 Pf. Jetzt trifft die Herrschaft mit dem Stift Schlierbach einen Bieraufschlagsvertrag (5. Februar 1792) wegen der mit dem Bierbezug nach Mühlgrub übergegangenen WartbergerWirte und erhält im nachhinein für die Jahre 1789 bis 1791 je 130 fl. Diesmal stellte der Pfleger den Antrag auf Aufkauf von 3.000 bis 5.000 Metzen Gerste, weil in diesem Jahr so wenig wie gar kein Most würde. Es wurde zu dieser Zeit auch seitens des Brauhauses Klage geführt über den Mangel an zur Brauerei nötigem Brennholz, dies, obwohl die Herrschaft Leonstein eine Waldherrschaft sei , aber gerade der Mangel an Schwarzkohle (Fichte und Tanne) und die schwierige Bringung waren die Wurzel des Übels. Der Pfleger schlug vor, ,,Holz aus den Spitalerischen Forsten zu kaufen, welches ohnehin auf der Steyr unterm Schloss vorbeigetriftet würde, aber es ergab sich keine geeignete Fangvorrichtung, weil sich keine Sperrbrücke in der Nähe befand. Die nachmalige Zeitlinger-Sperre auf der Steyr bestand dermalen noch nicht, wohl aber ist in den Akten von dem Plan der Steyr Schmiedschaften und Feuerarbeiter gesprochen worden, unterhalb des Hofwirts zu Leonstein eine Sperre in die Steyr zu bauen, an der sich für Heimatblatt 8 Nr. 1/2005

späterhin auch die Herrschaft Leonstein beteiligen könnte (ist allerdings nie zustande gekommen). Man kaufte also Holz vom Agonitzermiller, gnadenweise, und kam ein Klafter auf etwa 2 ff. 30 kr. zu stehen, um welchen Preis selbes aus dem eigenen Herrschaftswald nicht hätte hergestellt werden können. Der Transport zu Wasser ohne Auffangvorrichtung wäre zu riskant gewesen". Im Jahre 1793 wurde der Bierausstoß auf 6874 Eimer gesteigert. Das Brauhausinventar erhöhte sich auf 8761 fl. 23 kr. 1 Pf. 1794 wurden aus Pichlern allein 754 Mz. Gerste a 1 fl. 40 kr. angeliefert, im Jahre 1795 sogar 830 Mz. Im Jahr 1796 sinkt der Gerstenpreis auf 1fl. 38 kr., dann sogar auf 1 fl. 34 kr. 1794 registrierte das Leonsteiner Brauhaus das verstärkte Auftreten konkurrierender Brauereien. Vor allem kamen die Steyrer Brauereien, und zwar der Bräu im Gsang, der Menger, ferner der Haller-Bräu und die Wahlmühle mit ihrem Bier zu den Steinbacher Wirten und konkurrierten das Leonsteiner Brauhaus durch Absatz von insgesamt 256 Eimer Bier. Es nahmen ihnen ab: der Manseer 38 Eimer, der Herr Verwalter 60 Eimer, Wegschaider 90 Eimer, Ramoser 54 Eimer, Fuxjäger 8 Eimer und Wagner 10 Eimer. Im Oktober wird im Bericht an die Herrschaft gejammert ~-~-;_-~ über das große Obst- und ~ Mosterträgnis, das den == Bierabsatz wesentlich -~ vermindert hätte. Immerhin =.,s1 wurde in diesem Jahr 163mal gesotten und insgesamt 5.006 Eimer Bier erzeugt. In Erledigung des Brauhausberichtes vom 5. Jänner 1795 gibt der Herrschaftsbesitzer unverhohlen seinen Unwillen über die Bequemlichkeit des Hofschreibers und Gemächlichkeit seines Pflegers Ausdruck, welche erklärt hätten, ein ihnen bei der Wahl in die Brauvereinigung zukommendes Ausschussmandat nicht annehmen zu wollen. Graf Salburg erklärte, in solchem Fall mit seiner eigenen Person das ins Brauhaus gesetzte Vertrauen zu rechtfertigen und das Mandat anzunehmen, dies um so mehr, als ja erlaufende Spesen rückerstattet würden. 1798 beklagte sich der Pfleger in einem Amtsbericht über die „Bierschleuderei" (Preisunterbietung), welche besonders durch die Steyrer Brauherrn geübt wird, die um so mehr Erfolg hätten, weil das hiesige Brauhaus dem herrschaftlichen Auftrag auf Sparsamkeit mit dem Malz nachkommen müsste. In diesem Jahre verringerte sich der Bierausstoß auf 3254 Eimer. Heimatblatt 9 Nr. 1/2005

Im Inventarium von 1799 sind folgende Wertangaben verzeichnet. Der Preis für ein Mz. Gerste beträgt lfl. 13 kr., für 1 Mz. Malz 1 fl. 30 kr., für 1Zentner Hopfen 45 fl., für ein Klafter harter Scheiter lfl. 45 kr. weiche Scheiter a' 1 fl., für 1 Metzen Hafer 45 kr., für 1Zentner Pferdeheu 30 kr. Zufolge einer Currende wurde im Frühjahr 1801 der „Biersatz" (Bierpreis) dahin festgesetzt, dass der österreichische Eimer braunes Bier ab Brauerei für 3 fl. 20 kr., das weiße für 3 fl. 40 kr. und das Märzenbier für 4 fl. verkauft werden müsse. Von den Wirten musste die Maß braunes Bier zu 6 kr., das weiße zu 7 kr. und das Märzenbier zu 7 ½ kr. ausgeschenkt werden. Sollte ein Wirt obige Sätze überschreiten und das Bier teurer verkaufen, so würde er um 6 Reichstaler gestraft, welches Geld zum Armeninstitut zu fließen hätte. Im Rentjournal von 1807 wurde vermerkt, dass das herrschaftliche Brauhaus samt der Meierei seit 1. August 1806 dem Pfleger Felix Florentin in Bestand und von diesem dem Johann Nepomuk Wagner, Bräumeister in der Wahlmühle, in Afterbestand gegeben wurde. Der Pachtschilling muss in zwei Halbjahresraten zu je 700 fl. an die Pflegschaftskasse bezahlt werden. Das Jahr 1810 hatte einen Erfolg von rund 7000 Eimern. Durch den Vertrag vom 3. Juli 1818 werden das Brauhaus und Meierschaft auf neun weitere Jahre an Pfleger Florentin um jährlich 9.000 fl. Pachtschilling verpachtet und dem Wagner als Subpächter weiterbelassen. Johann Nepomuk Wagner war in der Zeit von 1819 bis 1853 Besitzer der Wahlmühle. lgnaz Meierhofer auf der Forsthub zu Molln hatte mit Schreiben vom 22. Februar 1823 um Verleihung einer Braugerechtigkeit an das Distriktskommissariat und Pflegeamt der Herrschaft Steyr zu Steinbach angesucht. Trotz aller scheinbar gewichtigen Argumente, die das Leonstein'sche Pflegamt gegen die Neueinführung einer Braugerechtigkeit fürbrachte, wurde dem Gesuch Folge gegeben. Molln bekam ein Brauhaus, wenn auch erst nach mehrjähriger Anhängigkeit des Verfahrens. Im Jahre 1827 sollte nach herrschaftlichem Willen die Leonsteiner Brauerei im Wege einer öffentliche Lizitation verpachtet werden. Der Bestandsinhaber Pfleger Karl Florentin warnte in einer großen Eingabe an die Herrschaft vor ihrem Vorhaben, einer Vergebung unter Beiziehung der Öffentlichkeit, weil das Bräuhaus in so guter Hand sei (gemeint ist der Subpächter Wagner), dass es noch nie so viele ausgesuchte Kundschaften hatte und zumal ferner der jährliche Pachtschilling einen großen Teil der herrschaftlichen Renten bisher ausmacht. Für das Leonsteiner Brauhaus wirkte sich auch die Übernahme von Mühlgrub durch das Stift Schlierbach nachteilig aus. Zudem seien in Klaus am Brauhaus bauliche Verbesserungen durchgeführt worden und es sitze ein tüchtiger Pächter dort. Er wies ferner auf verschiedene in Leonstein damals vorhanden gewesene Mängel an den Baulichkeiten, besonders Keller und Stallungen und das Fehlen einer Wohnung für den Pächter hin. Viele Kundschaften hängen an ihm (Pfleger Florentin) selbst und dem Subpächter Wagner, der ein tüchtiger Gewerbsmann und selbst hausgesessen sei. Der Pfleger Florentin erreichte, dass das Herrschaftsbräuhaus im Schloss Leonstein mit Vertrag vom 26. Mai 1827 im kurzen Wege, also unter Außerachtlassung der seinerzeit Heimatblatt 10 Nr. 1/ 2005

beabsichtigten öffentlichen Lizitation, an Josef und Franziska Wagner, Besitzer der benachbarten Hoftafern, auf 9 Jahre vergeben wurde, die schon bisher die Braugerechtigkeit vom Pfleger durch lange Zeit in Afterpacht hatten. Als Pachtschilling wurde damals 1000 fl. CM Silbergeld in 20 kr.Stück, 3 Stk. auf 1 fl. gerechnet, vereinbart. Nach den vorhandenen Akten wurden 1828 in Leonstein 2500 Eimer Bier gebraut, in Klaus 2300 Eimer, in Windischgarsten 2300, in Scharnstein 3800 Eimer und im neuen Brauhaus zu Molln 1100 Eimer. Josef Wagner verstarb 1845, sein Sohn Christof übernahm die Hoftafern und die Pacht der Brauerei. 1856 verringerte sich die Zahl der Brauereien im Traunviertel auf 25. Laut Statistischem Bericht der oberösterreicherischen Kammer für Handel und Gewerbe im Jahre 1881/82 gab es im politischen Bezirk Kirchdorf in Summe 4 Brauereien. Für die nachgenannten Bezirke wurden folgende Zahlen an Braustätten angeführt: Steyr - Land 8, Steyr - Stadt 6, Wels 21, Gmunden 10, Vöklabruck 21, Linz - Stadt 2 und Linz - Land 12. Die herrschaftliche Brauerei Leonstein wird bürgerlich Die Brauerei blieb weiter bis zum Jahre 1885 im Schloss Leonstein untergebracht und der Pacht war nach dem Ableben Christoph Wagners auf Leopold Reichl übergegangen, der die hinterbliebene Witwe am 1.8.1865 geheiratet hatte. Leopold Reichl brachte 5.000 fl. in die Ehe und wurde zur Hälfte der Güter Obergrünburg Nr.: 182 und 171, der Hoftafern und der Strassersölden Miteigentümer. Bis zur Verehelichung war er „Werkführer" in der Wahlmühle in Sierninghofen, er hatte somit die nötige Ausbildung und Erfahrung für das Braugeschäft. 1878 kaufte Reichl von den Wirtsleuten der Steyermarkertafern, Josef und Aloisia Wecht, das Kernlehen, Leonstein Nr.: 70, das sogenannte „ Pleßl-Fleischhackerhaus " und setzte somit den Grundstein der eigenständigen Brauerei Leonstein. Einige Parzellen sowie das Fleichhackergewerbe verblieben bei der Steyermarkertafern . ~ ~ ~ [7r I jL l / 1' ! l] r.- l J 1 f 7" J l [_ 1 f l,~1 1· (("' (,'i) 1 ':: 1 l C 1 _J • Bil d 3 Leonstein Nr.: 70, Kernl ehen, Bauplanauszug aus dem Jahre 1878 , Reichl hat an der linken Hofseite einen Umbau im Obergeschoss durchgeführt. 1882 erbte sein Stiefsohn Josef Wagner den gesamten Besitz. Unter diesem kam die Brauerei vom Schloss Leonstein weg, das Kernlehen oder Pleßl-Fleischhackerhaus wurde zum Brauhaus umgebaut. Am 7. November 1882 erfolgte die Eintragung der Brauerei Josef Wagner im Handelsregister. Heimatb latt 11 Nr. 1/ 2005

Bild 4 Leonstein Nr.: 70, die baulichen Änderungen am Kernlehen sowie diverse Neuerrichtungen wie z.B. das Gärkellergebäude sind im Kataster rot dargestellt; Katasterplanauszug der KG Leonstein 1873. Bild 5 (links) Grundriss des neuen Gärkellers der Brauerei Leonstein . Bild 6 (rechts) Bauplan des „Kohlenschupfens" aus dem Jahre 1899 Heimatblatt 12 !h ."" te.,.1,. _ .,,~ ~ ~ jh ~//. f~ IN 0- ,/Hf y/,rA ,;•• Ju,'J • _,..,,_, ?!'-_.J., er·, - C -,( r r:J n J [7 ~ ~ 11 ,f,J.~ • /j //, J-. Nr. 1/ 2005

Im Jahre 1886 ehelichte Josef Wagner Maria Bräuer, die Tochter des Gastwirtes in St. Nikola Nr.: 102 und Bürgermeisters der Gemeinde Waldneukirchen. Im Ehepakt von 1886 scheint bei den vom Ehegatten eingebrachten Gütern noch kein „Brauhaus" auf. Der Besitzstand der Gastwirts- und Braufamilie hatte sich um weitere Realitäten vermehrt. Das Gartmeisnergut (heute Gabmais) Nr.: 69 in Oberschlierbach im Wert von 1800 Gulden, das Jungwirtstadlhäusel Nr.: 17 zu Hausmanning im Wert von 800 Gulden und die durch Exekution erstandene Stummerwiesen in Edelbach (Gerichtsbezirk Windischgarsten) im Wert von 860 Gulden wurden nicht mehr in die Gütergemeinschaft eingebracht, da nach der Eheschließung eine allfällige Veräußerung vermerkt wurde. ~ }vH~ Bilde 8 Die Brauerei Leonstein um 1900 Heimatblatt 13 Bil d 7 Ein Brief von Josef Wagner an die löb li che Gemeindevorstehung aus dem Jahre 1899. Josef Wagner hatte auch, um sich von der BrauereiKonkurrenz zu befreien, das Mollner Brauhaus gekauft und dessen Betrieb stillgelegt. In der Zeit zwischen 1886 bis 1890 wurde die neue Brauerei errichtet, vom ehemaligen Vierkanter des Kernlehens blieb nichts übrig. Schon im Jahre 1892 wurde auf Dampfbetrieb umgestellt. Nr. 1/ 2005

Um eine längere Haltbarkeit des Bieres zu ermöglichen, waren kühle , geräumige Lagerkeller besonders wichtig. Als Kühlmittel stand zu dieser Zeit fast ausschließlich Natureis zur Verfügung. Sowohl für das Brauhaus als auch für die meisten Gasthäuser wurde deshalb alljährlich im Winter Eis geschlagen. Der Eisbedarf der Brauerei Leonstein wurde durch zwei Teiche gedeckt. Der Teich beim Mödl , 1899 angelegt, war 120 m lang und 25 mbreit und besteht heute nicht mehr. Der andere Teich, unterhalb der alten Schule, hatte einen quadratischen Grundriss und wurde durch mehrere Quellen bzw. Hangwasserableitungen des Harnbaumes gespeist; das Überwasser und weitere Quellen speisten den Teich beim Mödlhaus. Der Teich gehörte der Herrschaft. Bezüglich der Eisgewinnung bestand zwischen Schloss und Brauerei das Abkommen , dass, nachdem die Brauerei hinreichend Eis bezogen hat, das Schloss dasselbe bezieht. Letztgenannter Teich wurde in den Dreißigerjahren des 20. Jahrhunderts zu einem Badeteich umgestaltet. Heute steht anstelle des ehemaligen Teiches das im Jahre 2002 neu errichtete Leonsteiner Bad. Bild 9 Di e Ei steichanl age n der Bra uere i Leonstein . Links unten der Teich des ehemali gen ,,Weiherbauerngutes", rechts hi nten die Teichan lage beim „Mödl ". Am Ende des 19. Jahrhunderts wurden sogenannte Bierlieferungsverträge zwischen Brauereien und Wirten abgeschlossen. Dadurch wurde die Kundschaft verpflichtet, für eine bestimmte Zeit das Bier einer Brauerei zu beziehen. Um die wirtschaftliche Situation der Brauereien zu verbessern , wurden sogenannte Kundschaftsversicherungsverbände und Kontingentierungsvereinbarungen abgeschlossen. Die Kontingentierungsvereinbarung setzte für jede Brauerei eine fixe Produktionsquote fest. All diese Vereinbarungen und Schutzverträge sollten den kleinen Brauereien das Überleben sichern. Tatsächlich wurde dadurch die wirtschaftliche Macht der Großbrauereien begünstigt. Um zu einer Quotenerhöhung und besseren Ausnutzung ihrer Betriebe zu gelangen, wurden Fusionen angestrebt, oder es wurden Brauereien aufgekauft und anschließend stillgelegt. Somit konnte man den erlaubten Ausstoß erhöhen und gewann nebenbei ein neues Absatzgebiet. Heimatbl att 14 Nr. 1/ 2005

Das Ende der Brauerei Leonstein - das letzte Leonstein'sche Bier 1904 kam die unerwartete Wende, die Familie Wagner verkaufte ihren umfangreichen Besitz in Leonstein. Auszug aus dem Kaufvertrag vom 7. April 1904: HerrAlfredGrawatsch, Brauer aus Wien VII, Zieglergasse Nr.: 51 kauft von Herrn Josef und Frau Maria Wagner folgende Realitäten: 1. das Kernlehen, Leonstein Nr.: 70, mit sämtlichen zu dieser Liegenschaft gehörigen Baulichkeiten und Grundstücken, insbesondere mit dem hiezu gehörigen Brauhause samt Eiskeller und Häusl Leonstein Nr.: 69 um den Preis von .. . . ... .. .. .. .98.000 Kr. 2. den Brauhausteich samt Grundzugehörigkeit um den Preis von .......... .2.000 Kr. 3. das Strassergütl, Obergrünburg Nr.: 171, samt dazugehörigen Grundstücken um den Preis von . .. ................ ..... . . ... . ..... . .... .. .... .. . .. . .... . 10. 000 Kr. 4. die Hoftaferne, Obergrünburg Nr. : 182, samt den zu dieser Liegenschaft gehörigen Grundstücken und mit dem aufdieser Liegenschaft haftenden Gast- und Schankgewerbe um den Preis von . .. .. ...... . .. . ..... .. ... . ................. . .......36.000 Kr. 5. den sonstigen rechtlichem Zubehör voriger Liegenschaften darunter sämtliche in dem ad 1. genannten Brauhause befindliche Brauerei - Einrichtung, Fässer, Gärbottiche und sonstige Gebinde, Eisschwimmer, Schläuche, Beriesler, Abfüllanlage und diverse kleinere Kellereinrichtung, die vorhandenen Bierwägen samt Pferden, Geschirr und Stalleinrichtung und die bei der Kundschaft der Verkäufer befindlichen Biertransportfässer, ferner der derzeit auf ad 3. und 4. genannten Liegenschaft befindliche landwirtschaftliche lebende und tote Fundus instructus wie letzterer dermalen liegt und steht und endlich sämtliche zur Ausübung des auf der ad 4. genannten Liegenschaft radicierten Gast- und Schankgewerbes vorhandenen Gasthaus - Einrichtungsgegenstände und Gerätschaften gerechnet werden, um den Preis von .. . .. . . . .. . .. . .. .. . . .. . ... . .. . . . .. .. .30.000 Kr. alles zusammen somit um den beiderseits vereinbarten Gesamtpreis von . .176.000 Kr. Im Kaufvertrag werden für den weiteren Betrieb der Brauerei Schutzklauseln aufgenommen und verbindlich vereinbart: „Die Übergabe der verkauften Liegenschaften und Fahrnisse in den faktischen Besitz des Herrn Käufers erfolgt gemäß getroffener Vereinbarung am ersten April laufenden Jahres und wird mit diesem Tage dem Käufer nicht nur die bisher vom Verkäufer auf dem Hause Nr.: 70 in Leonstein betriebene und unter der Firma „Josef Wagner" handelsgerichtlich protokollierte Brauerei in Leonstein, sondern auch das dem Hause Nr. : 182 in Obergrünburg radicierte Gast- und Schankgewerbe zum Fortbetrieb übergeben. HerrJosef Wagner bewilligt daher, dass der Käufer HerrAlfredGrawatsch seine vorige Brauerei-Firma mit oder ohne Zusatz weiterführen kann und das Herr Alfred Grawatsch als neuer Inhaber der Brauerei-Firma „Josef Wagner" im Handelsregister eingetragen und gleichzeitig der Verkäufer als bisheriger Inhaber dieser Firma gelöscht werden kann (Pkt. 4)". Heimat blatt 15 Nr. 1/ 2005

„Die Verkäufer verpflichten sich, solange der Käufer die von ihnen übernommene Brauerei ausübt, in den Gerichtsbezirken Grünburg, Kirchdorf und Steyr weder eine Brauerei zu errichten, noch ein Bierdepot zu erhalten und sich auch an solchen Unternehmungen nicht zu beteiligen im Widrigen sie verpflichtet wären, dem Käufer den ihm durch eine derartigen Concurrenz erwachsenden Schaden und entgangenen Gewinn zu ersetzen (Pkt. 9)". Im Handelsregister erfolgte bereits am 7. April 1904 die Namensund Inhaberänderung der Brauerei. Bild 10 Gruppenbild der Belegschaft der Bra uerei Leonstein . Brauereidirektor zu di eser Zeit wa r Adolf Mu lle (Bildmitte). 1906. Drei Jahre später, im Jahre 1907, wird die Leonsteiner Brauerei an die Poschacher Brau AG verkauft oder wie im Handelsregister vermerkt wurde: ,,Diese Firma wurde über Geschäftsverkauf infolge kg. Beschlusse vom 27.12.1907 gelöscht". Die viel gestellte Frage, warum die Bierproduktion nach scheinbar erfolgreicher Modernisierung so schnell verkauft wurde, lässt sich heute schwer beantworten. Alfred Grawatsch war ein vielseitiger Mensch, er erwarb 1906 das Roseneggergut in Molln Breitenau Nr.: 35 (1906 bis 1911) mit 270 ha Grund und betrieb mehrere Unternehmungen (Brauerei, Gastwirtschaften, Betonwarenerzeugung uam.) mit wechselndem Erfolg. Neben Graf Dr. Theodor von Salburg und den Hammerherren in der Schmied leiten war Grawatsch einer der größten Realitätenbesitzer in Leonstein. Ob seine Brauerei an der Wirtschaftlichkeit oder an mangelndem Interesse scheiterte, oder ob sein Finanzbedarf für weitere Erwebungen (z. B. Roseneggergut) diverse Verkäufe veranlasste, ist heute nicht mehr bekannt. Wahrscheinlich lockte die nach Expansion strebende Poschacher Brau AG mit viel Geld mittlere und kleinere Brauereien zum Verkauf, um deren Absatzgebiet zu übernehmen. Nicht das Brauhaus samt Nebengebäuden wurde verkauft, sondern nur das „Braurecht" mit allen Kundschaftsverträgen u.a.m. Die Brauerei wurde stillgelegt, es ist anzunehmen , dass die vorhandene Einrichtung entsprechend verwertet wurde. Heimatblatt 16 Nr. 1/ 2005

So ist Leonstein um seine Brauerei gekommen. Der in den letzten Betriebsjahren erreichte Bierausstoß von bis zu 13.000 Hektoliter Bier war beachtlich. Auch die vorhandenen Rahmenbedingungen hätten einen längeren Bestand begünstigt. Wichtig für Brauereien ist die wirtschaftliche Verfügbarkeit des unersetzlichen Rohstoffes und Betriebsmittels Wasser. Die neben der Brauerei befindliche Quelle liefert auch heute noch Wasser in hervorragender Qualität und Quantität für die Wassergenossenschaft Oberleonstein. Für 1 Hektoliter Bierausstoß wurden in damaligerZeit rund 24 HektoliterWasser benötigt. Die Entwicklung des 20. Jahrhunderts beziehungsweise die jüngere Geschichte zeigt, dass es zunehmend schwieriger wurde, als Kleinbrauerei auf dem Markt zu bestehen. Die Bild 11 Alfred Grawatsch, 1919 Brauerei Mühlgrub in Pfarrkirchen bei Bad Hall beendete ihren Betrieb im Jahre 1988, die Wahlmühle (Jäger Bier) in Sierninghofen im Jahre 1978. Trotz hervorragender Unternehmensstrategie und enormen persönlichen Einsatzes stellte die Brauerei Mayr-Bier inKirchdorf an der Krems Ende 2003 den Braubetrieb ein. Auch die im Ort ansässigen Geschäftsleute, Gewerbebetriebe, Bauern und manche Arbeiter bekamen die Auflassung des Brauhauses zu spüren. Die Bauern verloren den bisherigen Zuerwerb durch Fuhrwerksdienste. Die weiter draußen liegenden Flachlandbauern verloren ihren Gerstenabnehmer, die Herrschaft selbst und benachbarte Waldbesitzer büßten die Absatzmöglichkeit an Brauholz ein . Saisonarbeiter, die sonst im Winter keine Arbeit hatten, und auch Bauernknechte kamen um die Verdienstmöglichkeit, auf die sie bisher durch die langen Winter mit den Eisbrecharbeiten sicher zählen hatten dürfen. Im Gefolge der Auflassung des Brauhauses kam auch die meist drei Mann starke Finanzaufsichtsstation von Leonstein weg. Ähnlich wie hier wurde seinerzeit überall in den Dörfern und Märkten, wo die kleinen Brauereien verschwunden sind , noch lange über die dadurch hervorgerufene Beeinträchtigung der allgemeinen Wirtschaft am lande Klage geführt. Besonders fühlten sich die kleinen Gewerbsleute Schmied, Wagner, Sattler usw. benachteiligt durch den Untergang ihrer Hauptverdienstquelle. Bild 12 Vor all em das Kleingewerbe wie z. B. der Sattl er, die Fassbinder uam., litten an der Stilll egung der Brauerei Heimatb latt 17 Nr. 1/2005

Die Zeit nach dem Brauereibetrieb Im Brauhaus gab es vorerst keine gewerblichen Aktivitäten, erst im Jahre 1913 wurde im Handelregister die Firma „Schlosserwarenfabrik Alois Leist/er & Companie GesmbH - Hauptniederlassung Grass-Hollenstein a. d. Ybbs" eingetragen. Als Hauptgesellschafter sowie als Geschäftsführer traten die Herren Alois Leistler und Alfred Grawatsch, Fabrikanten in Hollenstein a.d . Ybbs, jeweils mit einem 45 %-igen Firmenanteil in Erscheinung. Die restlichen 10 %der Firma gehörten Eduard Leistler. F\LOIS LeisTLcF & COMP. SCHLOSSfAßRIK LE"ONSTE-IN Pt D. STE-YR, OßcRÖSTE"RRE-ICH. AUSZtlCN~U~G: Wll!N Jl\(:DflU55Tl!l LUNG 18101 G~OSSc lift~DeLS~AMMtR- MtDAILLr. SPE:ZIAL-fABRIK DE:R ZWE:ITOl!RIGE:N ~ ;ru:Z,%,'-o,W~c,n-? SE:Lt'JSTSFERRE:NDE:N / C~~ - L:, PRAZl51ON5-51CHE:RHE:115-5CHLÖ55fR 7,-,A:--~ 7 PATENT A. LtlSTLeR HAlJSTORE:, KORRIDORE:, --✓ / _ ,,f/ STAHL-ROLLBALKE:N, ~~;,,:.""~,,,_, '~ ,.__,/' 7/,_,: S(Hl!BGI TTE:R, d'd- ,___,./ / ' ~Lff:. :-- ./_/ ' ' Al!TOMAT-HAl!STORSCHLÖSSE:R, ,-. __.,,:>""..._. /~ - --- - AME:RIKANISCHE: SCHRE:it'JTISCHE: / 7 / ~ , / ~ 1/' - HOLZROLLADE:N, - ,t,_y-ß»e~/ ._ ~Z,/4· ,,.;:;-, -~~ TISCHLADE:N l!ND LADE:N. / -~,: >,-~7~ "7'~- ALLt ARTE:N ~~-:/4; -r--~ ---/4.- -:,,d' fE:INE: DOSE:-MÖBE:LSCHLÖSSE:R. / ~ /'. ösrer.it. P05 T5PI\R:M551!N- K0NTO 119.326. TLLl!Grt/\MMI! 1 5CHL055r-f\0rtll{ LLON.STLIN. Bild 13 Ein Brief der Fa. Leistl er an die Gemeinde Grünburg, unterze ichnet von Alfred Grawatsch, 1913. Wahrscheinlich vermutete Alfred Grawatsch in der Metallbranche ein einträglicheres Geschäft. Dazu ist zu erwähnen, dass er mit dem Sensengewerken Rudolf Zeitlinger in der Schmiedleithen verschwägert war und dass das Geschäft mit der Sensenerzeugung zu dieser Zeit eine Hochblüte erreichte. Ein Jahr später verkaufte Alfred Grawatsch die „Schloßfabrik" als Besitzer der Fa. Alois Leistler und Companie GesmbH um 70.300 Kr. Die Firmengründung fiel in eine äußerst ungünstige Zeit - im August 1914 begann der 1. Weltkrieg. Die erforderlichen Fachkräfte zogen in die Schlacht, das Produktionsmaterial Metall fand mehr Verwendung in der Rüstungsindustrie und der Absatz litt kriegsbedingt. Die „Schloßfabrik" geriet in ernste Schwierigkeiten, vom Handelsgericht St. Pölten wurde am 13. Juni 1916 der Konkurs eröffnet; am 10. Oktober 1918 erfolgte die Löschung im Handelsregister. Heimatblatt 18 Nr. 1/ 2005

Bereits am 10. Oktober 1916 erwarb Robert Gessner, 4. Geschäftsführer der Fa. Alois Leistler und Companie GesmbH, die „Schloßfabrik" und begann wiederum mit der Herstellung von Schlosserwaren. Wegen Geschäftsauflösung wurde die Firma Robert Gessner 1925 im Handelsregister gelöscht. Im Jahr 1924 existierte eine weitere Firma in der „Schloßfabrik", die sich ebenfalls auf „fabriksmäßige Erzeugung von Schlossbestandteilen" spezialisiert hatte. Inhaber dieser Firma war Dr. Ernst Boschan, Kaufmann aus Wien. /Rooerf tieaaner }ßcnfo88ermaren_faorill in E'eoMfein a. ~-}ßfeJII"; C!Joer-C!Je8ferr. Ccon1fein, am !2 .)L)lrz 1920 19 ,A,!l 1iEl G em ei .!'.ld e-Vs rst eku!lg Ich b ekE!l !l e ::ti c.1. zum S!npfa!l.g e :lo~ g eehr t en Zus chrift vom 10 . l.ili rz. l . J . z. 4 9? ad m.i t Baupl ä."1.e!l u:i:1 b ee!lre mi cl!_ mitz.uteilei, dass ich die au.fgelnuro~O!l 1Com.m.issio?1.sko stmi u:id Ste."!lpel&~ re:i im Betrage YO?l • ••• . • • • -~ . -~ 119.- .h.cute dureh :lie Po stsparkassa Uberw ies C!l ~e mid ersucl1e um Ern-Pf ;rig :sb es tätigu.'1g .- ,n . ~;7 ~ Bild 14: Ein Brief der Fa. Robert Gessner an die Gemeinde Grünburg, 1920 Bild 15 Di e Schloßfabrik oder Schlosserwarenfabrik Leonstein , der ehemalige Gärkellertrakt wurde von der Fa . Gessner im Jahre 1920 in einen Gebäudekomplex mit Wohnungen für das Betriebspersonal umgebaut. In der nachfolgenden Zeit kam es noch zu einigen Besitzveränderungen, zeitweise wurde in der „Schloßfabrik" produziert (Weberei, Tischlerei etc.). Vor einigen Jahren wurde die ehemalige Braustätte unter Beibehaltung der ursprünglichen Architektur in ein modernes Wohnhaus mit Eigentumswohnungen umgebaut. Die heute übliche Objektsbezeichnung die „Schloßfabrik" leitet sich von der damaligen Produktion von Schlössern ab. Heimatblatt 19 Nr. 1/ 2005

Bild 16 Das ehemalige Brauhaus von Leonstein und nachmalige Schloßfabrik, umgebaut in einen Wohnkomplex mit Eigentums- und Mi etwohnungen, 2004. Schlussendlich scheiterte Alfred Grawatsch in Leonstein mit all seinen Unternehmungen. Nachdem auch die Hoftaferne verkauft werden musste, übersiedelte er im Jahre 1930 nach Hollenstein. Die Brauereikonzentrierung in Oberösterreich - von der Poschacher Brau AG zur österreichischen Brau AG Südlich der Donau, heute im Bereiche der Stadt Linz, lag die herrschaftliche Brauerei Lustenfelden, zur Herrschaft Steyregg gehörig. Die Herrschaft Lustenfelden hatte um 1728 ihre Brauerei eingerichtet. Im Jahre 1795/97 wurden 4281 Eimer(= 2.899 hl) Bier gebraut. Sie war eine von den 26 Dominikalbrauereien, welche zur Biereinfuhr nach Linz befugt waren. Um 1854 war Mathias Radler Eigentümer, der sie 1854 an Josef Poschacher verkaufte. Dieser baute die Brauerei aus und brachte sie auf etwa 40.000 hl. Jahresausstoß. 1885 ging sie nach seinem Tode auf die minderjährigen Kinder Josef und Paula Poschacher über. Der Vormund, Julius Geyer, führte das Unternehmen mit großem Erfolge bis 1900. Unter seiner Führung wurde die erste Kühlanlage aufgestellt. Die Erzeugung stieg auf 100.000 hl. 1900 übernahm Josef Poschacher d. J. gemeinsam mit seinem Schwager Robert Weingärtner die Führung des Unternehmens. Am 1. Oktober 1904 wurde der Brauereibetrieb unter Mitwirkung des Linzer Rechtsanwaltes Dr. Karl Beurle und der Brüder Caspar und Martin Bartenstein in die ,,Poschacher- Brauerei AG" in Linz, die mit 1. Januar 1905 ihre Tätigkeit begann, umgewandelt. Nach dem Umtausch der Aktien gegen Braubank-Aktien (1921; Linzer Aktienbrauerei - Zusammenschluss der Stadtbraukommune Linz mit den Brauereien Steyregg 1900, Auhof bei Linz 1900, Gramastetten 1900, Gallneukirchen 1906, Wels 1911 und Losenstein 1911) und, nach der am 1. Januar 1925 erfolgten Fusionierung mit der Österreichischen Brau AG wurde ein schlagkräftiger Konzern geschaffen. Heimatblatt 20 Nr. 1/ 2005

Die Aktiengesellschaft erzeugte 1913: 132. 731 hl; 1925: 343.300 hl. Der ursprüngliche Kundenkreis wurde teils durch Aufnahme, teils durch Kauf einer großen Zahl alter Brauereien erweitert; es waren dies (Auszug unvollständig): Brauerei Besitzer Jahr der Stillegung Erzeugung Hagen bei Linz R. Weingartner 1905 12.000 hl Leonstein a. Steyr Grawatsch 1907 9.000 hl Lichtenegg b. Wels Ges. m. b. H. 1913 16.500 hl Ottensheim i. M. Siegl 1918 (1911/1913) 19.900 hl Linz a. d. D. Linzer Aktien Brauerei 1922 (1911/ 1913) 84.600 hl Aurolzmünster i. 1. Graf Arco Valley 1928 10.700 hl Engelszell a. d. D, Klosterbrauerei 1929 8.000 hl Raab i. Innkreis Schatzl 1931 9.000 hl Sarleinsbach i. M. Wagner 1933 900 hl St. Oswald Zitterl 1923 Rohrbach i. N. Jungwirth 1912 Aigen i. M. Gruber 1917 Aigen i. M. Sonnleitner 1922 Haslach i. M. Marktkommune 1923 St. Georgen a. Gusen Boublig 1916 Hagenberg bei Prägarten Graf Dürckbeim 1917 Neundling b. Rohrbach Berger 1918 Pfarrkichen i. M. Scherrer 1922 Eibenstein Preinfalk 1920 Salaberg Deinhofer 1920 Klamm b. Grein Graf Clam-Martinic 1921 Tragwein i. M. Krakowitzer 1925 Zell b. Zellhof i. M. Kriechbaum 1926 Enns Gruber & Lehner 1921 Schwertberg (Sand) i. M. Graf Hoyos 1911 Perg i. Machlande Fries 1908 Perg i. Machlande Waldhör 1918 Grein a. d. D. Gerstner 1911 St. Nikola a. d. D Seyr 1922 Aigen b. Wels Rohrhofer (Kieser) 1908 Steyr Bürgerliches Brauhaus 1921 Molln a. Steyr Wagner 1923 Zusammen mit der früheren Linzer Aktienbrauerei (Braukommune der Stadt Linz) hat das Unternehmen von 1900 bis 1930 mehr als 50 mittlere und kleinere Betriebe (unter anderem auch Leonstein) einverleibt. Heimatblatt 21 Nr. 1/ 2005

Die Entwicklung der BRAU UNION ÖSTERREICH AG Die Geschichte der BRAU UNION begann, wie oben bereits erwähnt, im Jahre 1921. Drei Jahre nach Beendigung des Ersten Weltkrieges war Zentraleuropa einem akuten wirtschaftlichen Notstand ausgesetzt. Zu dieser Zeit schlossen sich fünf Eigentümer österreichischer Brauereien zusammen und gründeten die Brau AG, später genannt BBAG. In den folgenden Jahren erreichte die BRAU UNION nach und nach die Marktführerschaft in Österreich. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs begannen sowohl die BBAG als auch Heineken ihre Geschäfte in Zentraleuropa auszubauen. 1921 1925 Gründung der Braubank AG; Brauerei Wieselburg, Poschacherbrauerei Linz, Aktienbrauerei Linz, Salzkammergut-Brauereien Gmunden, Hofbräu Kaltenhausen Gründung der Österreichische Brau Aktiengesellschaft; Verschmelzung der Brauereien mit der Braubank AG 1928/29 Brauerei Liesing/Wien, Bürgerbräu Innsbruck 1970 Fusion mit Brauerei Zipf 1978 Fusion mit Brauerei Schwechat 1988 Gründung der BBAG; Brau-Beteiligungs-Aktiengesellschaft, Ausgliederung der 1991 1993 1998 alkoholfreien Getränke - Töchter Fusion der BBAG mit Steirerbrau Gründung der BRAU-UNION; Zusammenlegung aller in- und ausländischen Brauereiinteressen des Konzerns in eine eigene börsennotierte Aktiengesellschaft Integration der Österreichischen Brau AG und der Steirerbrau AG zur BRAU UNION ÖSTERREICH AG 2001 Die BRAU UNION ÖSTERREICH übernimmt 33% derAnteile der Brauerei Schladming 2003 Partnerschaft Heineken-BBAG. Integration aller Zentraleuropa-Aktivitäten. Gründung der BRAU UNION AG . Sie verbindet die zentraleuropäischen Aktivitäten von BBAG und Heineken als zentraleuropäisches Holding- und Managementzentrum. Heiteres, Leonsteiner Bier in der Literatur Pfarrer Franz Wagner berichtet in seinem 1907 erschienenen Buch über Leonstein folgende Anekdoten: Vor mehr als einem halben Jahrhundert war es, als sich hier ein genauer Bierkenner oft längere Zeit aufhielt. Seine Klage wiederholte sich öfter im Gedichte: Das Bier ist heuer nirgends gut, Man sage, was man will: Die Einen finden es zu schwer, Und And , re wieder schaal und leer, Mich - macht es somnambül11• Im Gasthof Linde ist es schön, Die Gäste wären recht; Allein, was nützt das alles mir, Das braune Bier Ist einmal gar zu schlecht! Heimatblatt 22 Nr. 1/2005

In uns ' rer blauen Traube sitzt Oft Mann an Mann gepfropft; Allein was nützt das alles mir Das braune Bier Ist viel zu stark gehopft. Im Gasthaus Hofwirt sitzen Herrn Voll stolzer Gravität2l ; Allein war nützt das alles mir, Das braune Bier In Hofwirts Gasthaus bläht. Vom Schlader geht vor Mitternacht Ein Stammgast selten heim; Allein was nützt das alles mir, Das braune Bier Pappt dorten auch wie Leim. In Schnitzlhueb sprechen Jäger zu Und lügen ganz gesund, Allein was nützt das alles mir, Man wird vom Bier In Hueb gern waidewund. Gesundes Bier zu kriegen hält Zur Zeit unendlich schwer, Drum trink ' ich nachts an jedem Ort: Beim Schlader, Hofwirt und so fort, Ein Glas und niemals mehr! 1) schlafwandlerisch, nachtwandelnd; 2) hi er: Würde • o.ol h o.uo ~ur Grb.nU)lbuh. f rrmbrn)lmmtr, B Kam einst zum Brauerei-Inhaber Herrn Grawatsch in dessen Gasthaus zum Hofwirt ein Jugendfreund, ihn zu besuchen. Des Brauerei-Inhabers ansichtig rief ihm der Freund entgegen : "Ach , grüß dich Gott, wie kommt es denn, dass du eine Brauerei gekauft hast? Du hast doch früher privatisiert und hast gerne Reisen gemacht, was du jetzt nicht so leicht mehr tun kannst. " "Ja schau , mein Lieber, das ist ganz einfach. Bei meinem Herumreisen und Herumfahren bin ich stets an verschiedene Orte gekommen und habe stets ein anderes Bier wieder trinken müssen: dieser Umstand, den ich auf die Dauer nicht hätte ertragen können , hat mich bewogen , selbst ein Brauhaus zu kaufen. So habe ich denn meinen gleichen Trunk." Heimatbl att 23 Nr. 1/ 2005

Et unde hoc fit Ut tarn miserabile mi sit? Est quod habeam Unam glasulam plus quam! Abissl schwimmeli , a bissl schwammeli , Abissl qualmisch is mi r schon Des allerletzt Glasl , Des hot mir ,s erst ton ! Es liegt schon in meiner Natur; bei einem anderen ist es anders. Braßeriae me incipiens Jam, jam Occurrens facit sitiens Tarn , tarn! Seh , ich an Bräuknecht Lobesam So packt mich auch Der Durst gleich an. Im Alpenvereinsjahrbuch des Jahres 1867 erzählt Pater Gottfried (Johann Hauenschild) in seinem äußerst lebendigen Bericht einer Priel- und Spitzmauerbesteigung, in dem nicht nur vom „halsbrecherischen Gleiten, Springen und Kriechen" die Rede ist, sondern auch von Bier und Grog und mitternächtlichen Jodlern: ,,Nachdem wir uns noch einmal an dem vortrefflichen Leonsteiner Bier erquickt hatten, besprach ich mich mit dem unterdes abkommenden Führer Franz Forsthuber. Wir beide karteten jetzt schon die Spitzmauerpartie ab, und obwohl er nach seiner Aussage erst einmal droben gewesen, fand er sich doch breit, jetzt als Führer hinaufzusteigen. Zu unserer Freude kam noch ein wackerer Bergsteiger, Michael Schröckenfux, ein Sproß des gastlichen Hauses in der Rossleiten, in voller Rüstung angefahren, und so zogen wir sechs Mann hoch gegen Abend vom Jaidhaus (Hinterstoder) aus und begannen den eigentlichen Prielstieg." Auch der Pfarrer von Frauenstein Johann Feichtlbauer beklagte den Verlust der Leonsteiner Brauerei und hielt folgende Bemerkung dazu in der Pfarrchronik fest: Auszug aus der Pfarrchron ik der Pfarre Frauenste in, 1907 (DI Ado lf Staufer) „Am 23. Oktob. Abends das letzte „Leonsteiner" Bier getrunken, von nun an Linzer PoschacherAktienbier. Wieder ein Schritt weiter zurAussaugung d. Volkes durchs Großkapital". Heimat blatt 24 Nr. 1/ 2005

Kurze Darstellung, wie eine alte Braustatt ausgesehen hat und wie das Brauen darin vonstatten ging Bis ins frühe Mittelalter wurde das Bier fast ausnahmslos in den sogen. Hausbrauereien gebraut. Allmählich aber begann sich die handwerkliche Braukunst von der Methode des Steinbrauens zum Kesselbrauen hin zu entwickeln. Maßgeblichen Anteil daran hatte die Verwendung von Hopfen, der das Bier nicht nur geschmacklich verbessert, sondern auch lagerfest gemacht hat und dass dieses nicht wie beim Steinbierbrauen durch glühende Steine zum Sieden gebracht, sondern in einem - in der Regel kupfernen - Braukessel gekocht wurde. Die Lagerung aber war für das gewerbliche Brauwesen von grundlegender Bedeutung. Es gibt verschiedene bis heute erhaltene Inventare, aus denen die Einrichtungen alter Braustätten ersichtlich sind. Sie sind im wesentlichen bis ins 19. Jh. überall gleich geblieben und waren je nach Größe der Braustatt mehr oder weniger umfangreich. Demnach war das wichtigste und kostbarste Gerät die kupferne Braupfanne, und zwar in runder oder auch eckiger Form. Sie war mit dem Brauhaus fest verbunden , da sie über der Feuerstelle eingemauert war. Erst ihr Vorhandensein kennzeichnete eine Brauerei als eine „Kesselbierbrauerei ". Die Kupferpfanne hatte mannigfache Aufgaben zu erfüllen: sie diente sowohl zum Sieden des Wassers, zum Maischen , zum Kochen des Hopfens und abschließend -j,1\111' 31i9tr Z. tili [cfj O,P. 3.tiu~ier 4. tine ;a,t-(t S'.rjn,.&(fef 6.ttn 0.tl\la.. 7.tinftitC-)t s ~ier a:ufi 9-t1J1,!lt"0fj 1D.ttn·<'ß(ä 11.ein (.cf,~ 72.tUl ~l -6rtn auch noch zum Sieden der Würze. Zum Vorweichen der Gerste im Wasser verwendete man große Fässer, manchmal auch einen Weichbottich. Das Keimen und das Mälzen der Gerste erfolgte auf der Malztenne und der Malzdarre. Das Schroten des Malzes dürfte nicht im Brauhaus selbst, sondern in benachbarten Mühlen erfolgt sein, da die alten Brauinventare kein eigenes Gerät dafür aufweisen. ,,Da durch die Bewegung und Reibung zwischen den Mühlsteinen das Malz sich stark erhitzte, musste dasselbe zuvor besprengt werden; eine Arbeit, welche höchste Aufmerksamkeit erforderte. Heimatb latt 25 Nr. 1/ 2005

Der Abbrennbottich wurde zum Abbrennen und Anrühren des Malzes verwendet. Anschließend kam es in den Maisehbottich, wo es unter Zugießen von heißem Wasser zur Maische verarbeitet wurde. Diese Würze wurde dann durch den Spundzapfen in einen darunter gestellten Trog abgelassen und von da in die Sudpfanne geschöpft, in der sie mit dem dort schon vorgekochten Hopfen vereinigt und gesotten wurde. Das heiße Wasser, die Maische und die Würze wurden immer mit der „Bierschapfen" umgeschöpft, das war ein hölzerner und kupferner Schöpfkessel mit einer langen Stange, der daher seit je als das besondere Brauerwahrzeichen gilt. Der Kühl- und Gärbottich diente sowohl zum Auskühlen der gesottenen Würze als auch - unter Zugabe von Hefe - zum Gären des Bieres. Für die Lagerung schließlich standen Zuber und Kufen in verschiedenen Größen bereit. Um eine längere Haltbarkeit des Bieres zu ermöglichen, waren kühle, geräumige Lagerkeller besonders wichtig. Zu den bisher genannten Hauptutensilien kamen schließlich noch Rinnen, Fässer, Kannen, Schaffe, Rührscheiter, Füllsechter, Malzschaufeln, Malzreiter und Hopfenkörbe, Getreidetruhen usw., sowie immer auch ein Fass mit Pech. Für eine Brauerei durchschnittlicher Große konnte man für die damalige Zeit ungefähr einen Sud pro Woche annehmen. Da aber das Fassungsvermögen der Pfanne relativ gering war, wurde bei einem solchen Sud sicherlich mehrmals gekocht. Das Feuerungsmaterial bestand damals ausschließlich aus Holz. Während man aber zur Heizung des Brauofens das weiche Birken- oder Kiefernholz benutzte, diente für die Darre hartes Holz, meist Buchen- oder Eichenholz. Zur Beleuchtung verwendete man Kiefernscheite, die in eiserne, an den Wänden befestigte Ringe gesteckt wurden. Das starke Ansteigen der Holzpreise im 18. und 19. Jh. führte zu bedeutsamen Erfindungen, die das Braugewerbe revolutionierten und im 20. Jh. zu einer großen Industrie anwachsen ließen. Vor fast 100 Jahren hat die Brauerei Leonstein ihren Betrieb eingestellt. An die Brauerei erinnert lediglich nur noch das frühere „Brauhaus", heute zum Teil noch „Schloßfabrik" genannt. Pfarrer Franz Wagner berichtete in seinem Buch „Leonstein" (1907) von der noch bestehenden Brauerei und Dr. Ing. Franz Rendl erforschte mit seinem Artikel „Das herrschaftliche Brauhaus zu Leonstein" erschienen im Linzer Volksblatt (1936) den herrschaftlichen Werdegang. Beide haben dazu beigetragen, dass die Brauerei Leonstein auch noch heute im 21. Jahrhundert bei vielen Leonsteinerinnen und Leonsteinern in Erinnerung blieb. Heimatblatt 26 Nr. 1/ 2005

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