Ratsprotokoll vom 23. Februar 1917

2. Sitzung. Rats=Protokoll über die Außerordentliche Sitzung des Gemeinderates der k. k. l.=f. Stadt Steyr am Freitag, den 23. Februar 1917. Tagesordnung: Beratung über die im Statthaltereierlasse vom 10. Februar 1917 gestellten Anforderungen: 1. Kanalilierung und Wasserleitung. 2. Fäkalienabfuhr. 3. Kehrichtabfuhr. 4. Straßenreinigung. 5. Reform der Bauordnung und Aufstellung eines Stadtregulierungsplanes. 6. Erbauung einer Infeltionsabteilung beim neuen Krankenhaus. Gegenwärtig: Vorsitzender: Herr Bürgermeister Jul. Gschaider; Vizebürgermeister Vorsitzenderstellvertreter: Herr Ferdinand Gründler; die Herren Gemeinderäte: Franz Aigner, Heinrich Ammerstorfer, Heinrich Bach mayr, Wilhelm Denkmayr, Leopold Erb, Leopold Haller, Dr. Karl Harant, Josef Huber jun., Franz Kattner, August Mitter, Viktor Ortler, Franz Schwertfelner, Franz Tribrunner und Karl Wöhrer. Als Schriftführer fungiert der städt. Kanzlist Gustav Wania. Entschuldigt abwesend sind die Herren Gemeinde¬ räte: Ludwig Binderberger Gottlieb Dantlgraber. Otto Dunkl, Josef Haidenthaller und Franz Kirch¬ berger. Zur militärischen Dienstleistung sind eingerückt: Herr Vizebürgermeister Paul Fendt, die Herren Ge¬ meinderäte Anton Kurz, Josef Langoth, Anton Sig¬ hart und Josef Wokral. Der Herr Vorsitzende begrüßt die Herren Ge¬ meinderäte, stellt die Beschlußfähigkeit des Gemeinde¬ rates fest und erklärt die Sizung um 3 Uhr nach¬ mittags für eröffnet. Als Verisikatoren werden gewählt die Herren Gemeinderäte Franz Aigner und Karl Wöhrer. Es wird sodann zur Erledigung der Tagesordnung geschritten. Der Herr Vorsitzende äußert sich, daß er heute den Gemeinderat zu einer Sitzung einberufen habe, bei der sehr wichtige Fragen auf der Tagesord¬ nung stünden. Infolge der Typhusepidemie in Steyr sei eine vom Kriegsministerium zusammengeste lte Sanitätskommission hier anwesend, welche Beratungen und Untersuchungen über den Stand und die Be¬ kämpfung der Typhusepidemie in Steyr angestellt habe welche aber auch Nachschau hielt über Mängel im Gesundheitswesen unserer Stadt, sowie, ob solche auch in einzelnen Häusern vorhanden seien. Die¬ Fehler, die hier im Allgemeinen in der Gesundheits¬ pflege bestehen, wurden von der Kommission fest¬ gestellt, der k. k. Statthalterei in Linz übermit elt und diese hat die Aufgaben, die der Stadtgemeinde Steyr obliegen, in einem Erlasse herabgegeben mit dem Auftrage, die darin enthaltenen Vorkehrungen tunlichst rasch durchzuführen. Redner stellt fest, daß die meisten dieser Vorkehrungen ohnhin wie dies aus den Gemeinderatsprotokollen ersichtlich ist, schon früher geplant wurden; die Durchführung aber infolge der außerordentlichen Ereignisse, welche eingetreten sind, zurückgestellt werden mußte, da diese jetzt in der Kriegszeit infolge der Schwierigkeit der Material¬ beschaffung und durch die sehr bedeutend erhöhten Kosten als nicht gleich durchführbar erschienen. Nun, da wir den Auftrag haben, diese Sache durchzuführen, muß wohl oder übel an diese herangeschritten werden. Er hoffe aber auch, daß uns die Regierung in An¬ sehung der großen Schwierigkeiten und der außer¬ ordentlich erhöhten Kosten hilfreich beistehen wird, damit die Lasten, welche unserer Stadt daraus er¬ wachsen, nicht unerschwinglich groß werden. Herr Vize¬ bürgermeister Gründler sei so liebenswürdig gewesen, für die heutige Sitzung das Referat zu übernehmen und erteile er ihm hiezu das Wort. 1. Beratung über die im Statthaltereierlasse vom 10. Februar 1917 gestellten Anforderung n. Von seiten der k. k. Statthalterei in Linz ist der Stadtgemeinde Steyr unterm 10. Februar l. J. folgender Erlaß zugekommen: Nr. 71/V. Steyr, Typhusepidemie. An die Stadtgemeindevorstehung Steyr¬ Die im Verlaufe des zur Beseitigung der gegenwärtig in Steyr herrschenden Typhusepi¬ demie eingeleiteten Verfahrens vorgenommenen Er¬ hebungen haben nach dem Bericht des k. k. Landes¬ sanitätsinspektors eine Reihe sehr erheblicher Mängel der sanitären Einrichtungen in der Stadt Steyr: Die Kanalisation ist nur teilweise und zwar unregelmäßig und stückweise, teils in Betonbau, teils in durchlässigen Mauerwerke dur geführt. Die Kanäle münden innerhalb des Stadtgebietes in die Enns und Steyr, so daß es nach den epode¬ zologischen Erfahrungen erklärlich ist, daß die nahe diesen Flußläufen gelegenen Stadtteile von den Baracken und Wohnungen auf der Ennsleiten abge¬ sehen, das größte Kontingent der Typhuserkran¬ kungen aufzuweisen haben. Für eine sanitäre einwandfreie Entfeerung der in den nicht kanalisierten Stadtgebieten vor¬ handenen Senkgruben und Abfuhr ihres Inhaltes, sowie für die unschädliche Beseitigung des Kehr¬

2 richtes, welcher derzeit in der Regel an den Böschungen der Flußufer abgelagert wird, ist keine Vorsorge getroffen. Es kommt auch vor, daß mehrere Häuser nur Abortanlage besitzen und der Hausunrat ein eine ach auf die Straße entleert wird Eine einheitliche Wasserversorgungsanlage ist nicht vorhanden und der teilweise Mangel ar enügenden Mengen von einwandfreien Trink¬ und Nutzwasser ist insbesondere in Lebensmittel¬ gewerbebetrieben mit sanitären Nachteilen ver¬ bunden. Die Straßenreinigung ist sehr mangelhaft. Die meist engen Gassen und Straßen erschweren nicht nur den Verkehr, sondern auch den Zutritt von Licht und Luft in die Wohnungen der Häuser, deren veraltete bauliche Anlage den modernen hygienischen Anforderungen zumeist nicht entspricht. Zur Unterbringung der an Typhus oder Typhusverdacht erkrankten Personen mußte mangels ines Epidemiespitales nicht bloß das bereits auf¬ gelassene St. Annaspital, sondern auch das k. u. k Reservespital in der Jägerkaserne in Anspruch genommen werden. daher wird Die Stadtgemeindevorstehung S. G. auf¬ neuerlich auf Grund des § 4 a. N. den die in gefordert, unter Bedachtnahme auf Sitzungen der gemischten Sanitätskommission am I. Februar 3 7. 24. und 29. Jänner und am gefaßten Beschlüsse unverzüglich die entsprechenden Vorkehrungen zur Behebung der sanitären Mänge zu treffen. Es wird zunächst für die Regelung der sanitär einwandfreien Entleerung und Abfuhr der Fäkalien us den Senkgruben, sowie des Kehrrichtes, ferner ür die Feststellung und strenge Handhabung einer Straßenreinigungsordnung Sorge zu tragen sein, es werden die Vorarbeiten für die Herstellung einer zentralisierten Wasserversorgungs= und Kanalisati nsanlage ernstlich in Angriff zu nehmen und wei terhin die geeigneten Schritte für eine zeitgemäße Reform der Bauordnung und für die Aufstellung eines Stadtregulierungsplanes einzuleiten sein. Besonders dringlich erscheint aber nach der ge¬ der herrschenden Typhusepidemie anläßlich In¬ wonnenen Erfahrungen die Errichtung eines ektionsspitales bei dem neuen städlischen Kranken¬ haus. Die Stadtgemeindevorstehung wied daher auf¬ gefordert, unverzüglich die nötigen Vorarbeiten für die Bereitstellung eines Infektionsspitales in Angrif zu nehmen und dieselben derart zu beschleunigen, daß der Bau noch in diesem Jahre zur Ausführung kommt Bei Bemessung des Belegraumes dieses In¬ fektionsspitales wird darauf Bedacht zu nehmen ein, daß wegen der ungünstigen Wohnungsver¬ hältnisse des größten Teiles der Stadtbevölkerung in der Regel die gesetzlichen Bedingungen für die hren in 1 Infektionskranken der Absonderung die daher Wohnungen nicht gegeben sind und Absonderung solcher Kranken vielfach im Infeltions spitale notwendig werden wird Bei diesem Anlasse wird auch dahin zu wirken sein, den Belegraum des Infektionsspitales derart auszugestalten, daß genügend Räume, bereitgestellt werden, welche zur isolierten Pflege von Tuber¬ kulosen in Verwendung genommen werden können. Ueber die in Ausführung dieses Erlasses ge¬ faßten Beschlüsse des Gemeinderates wird zuver¬ läßig bis längstens 1. April 1917 Bericht gewärtigt Für den k. k. Statthalter: Chotek m. p. Der Herr Referent bemerkt hiezu, daß wie diesem Erlasse entnommen werden könne, 1118 die Stadtgemeinde von seite der Statthalterei Linz in olge der jetzt in Steyr aufgetretenen Typhusepi. demie und um eine weitere Seuchengefahr für Steyr hintanzuhalten, aufgefordert worden sei,eine Reihe von sanitären Verbesserungen und Vorkehrungen durchzuführen. Wenn auch die Entstehung und direkte Ursache des Typhus vielleicht nicht auf den Mangel dieser sanitären Vorkehrungen zurückzuführen sei, wenn auch mit Sicherheit festgestellt werden könne, der Typhus eigentlih nicht in Steyr entstander aß sondern von auswärts eingeschleppt worden ist ei, o ist es doch selbstverständliche Pflicht und Aufgab¬ des Gemeinderates, mit allin Kräften Sorge zu tragen und Vorkehrungen zu treffen, daß die Typhusepidemie in Steyr so rasch als möglich zu Ende geführt wird Wie der Herr Bürgermeister bereits ausgeführt, hat der Gemeinderat der Stadt Steyr schon wiederholt vor dem Kriege sich mit diesen Fragen beschäftigt. Es sind diesbezüglich bereits einleitende Schritte ge¬ chehen, leider war die weitere Ausführung aller dieser nicht Einrichtungen infolge Eintritt des Krieges Nun sei die Typhusepidemie in Steyr in möglich. bedeutendem Umfang ausgebrochen, daß diese wichtigen Fragen nun wiederum in Vordergrund treten und alles aufgewendet werden muß, damit diese Vor¬ ehrungen und sanitären Verbesserungen so rasch als möglich durchgeführt werden. Wie bekannt, haben in dieser Woche verschiedene Sitzungen der Sanitätskommission stattgesunden, zu welchen der Herr Bürgermeister und Vertreter der diese Uebelstände Hemeinde geladen waren, wo und festgelegt wurden. und Verbesserungen beraten Von seiten der k. k. Statthalterei in Linz wird uns nun eine ganze Neihe von Forderungen auf den Tisch gelegt, über welche heute der Gemeinderat zu beraten und zu beschließen haben wird Eine der wichtigsten Fragen auf dem Gebiete der sanitären Fürsorge ist die Frage der Einrichtung einer modernen Kanalisation und einer modernen asserleitung. Wie ja bekannt, haben diese Fragen den Gemeinderat schon wiederholt beschäftigt und sind auch Stimmen aus dem Publikum nach Wunsch einer solchen Wasserleitung und Kana tation laut geworden. Es sind ja bereits vor dem Kriege diesbezügliche ein¬ eitende Schritte gemacht worden und hat sich auch der Herr Bürgermeister eifrigst bemüht, entsprechende Quellen für eine Wasserleitung ausfindig zu machen Der Herr Bürgermeister ist diesbezüglich, wie bekannt, such mit dem Ministerium in Verbindung getreten ind hat auch die Beistellung von Fachmännern zuge¬ ichert erhalten. Der Krieg hat aber leider die Aus¬ führung aller Pläne unmöglich gemacht. Die Wasser beschaffung in Steyr geschieht auf verschiedene Weise Steyr wird versogt durch die städtische Wasserleitung, die leider wieder nur auf einen kleinen Stadttei beschränkt ist. Steyr wied auch versorgt durch eine Reihe privater Wasserleitungen und Brunnen. Wenn #uch im großen und ganzen über die Güte dieser Trinkwässer keine besonderen Klagen in sanitärer Be¬ ziehung laut geworden sind, so haben sich doch im Verlaufe der Jahre vereinzelte Typhusfälle in Steyr ezeigt, welche nach genauer Untersuchung auf die hlechte Beschaffenheit des einen oder des anderen Brunmen zurückzuführen waren Es ist selbstverständlich, daß eine solche Gefahr im Besten dadurch beseitigt wird, daß man daran geht, eine moderne Wasserleitung für unsere Stadt zu schaffen. Hand in Hand mit dieser Wasserleitung hat auch die Kanalisierung zu geschehen und bezüglich dieser Kanalisierung sind die Verhältnisse in Steyr och bedeutend schwieriger, als wie bei der Wasser¬ eitung. Was die Kanalisierung anbelangt, ist Steyr eider sehr im Rückstande geblieben. Nur wenige Straßenzüge haben betonierte Kanäle, die meisten haben die durchlässigen Mauerkanäle und münden iese Kanäle meist in bewohnten Gebieten in die Flüsse, was stets sanitäre Gefahren für Steyr bedeutet. Was die Durchführung der Wasserleitung und Kanalisierung für Steyr betrifft, so ist diese infolge der Terrainverhältnisse eine sehr schwierige, insbe¬ onders die Frage der Zentralilierung. Er habe nur ioch zu erwähnen, daß es ganze Straßenzüge in Steyr gebe, in welchen sich noch Senkgruben befinden und man wisse auch, daß die Entleerung dieser Senk¬ gruben nicht in einwandfreier Weise geschieht. Der Herr Bürgermeister hat sich schon während seiner Amtstätigkeit wiederholt dem Studium der Wasser¬ leitungs= und Kanali,ierungsfrage gewidmet und hat zur heutigen Sitzung folgenden Bericht übergeben: Die ersten, im Jahre 1914 gepflogenen Vor¬ erhebungen bezüg ich der Einführung einer all emeinen Wasserleitung wurden durch den Krig unterbrochen und war beabsi#tigt, diese erst nach Eint.itt geord¬ ieter Verhätnisse wieder aufzunehmen. Obzwar die durchführung der Anlage, so wünschenswert diese jett chon wäre, im Kriege wegen uners wingsich hoher Kosten, teilwetser Unmöglichkeit der Materialbe¬ chaffung, Mangel an Arbeitskräften ausgeschlossen erscheint, so können doch die Vorarbeiten wieder auf¬ enommen werden, damit später alles zur Durch¬ ührung bereit ist. In erster Einie ist zur Einleitung der Vor¬ irbeiten die Mitwirkung eines Wasserleitungsfach des mannes notwendig. Als solcher wurde mir seitens Bau¬ derrn Oberstabsarztes Professor Graßberger, abe nspektor Schn.ider in Payerbach bezeichnet. Ic Ant aich bereits an diesen gewende und erhielt die der vort, daß er gerne bereit Stadt Steyr ich der Beratung zu sti, in Wasserl.itungsangelegenheiten des wiomen, vorausgesetzt, daß er die Bewilligung Wostrate Wien hien erhalt.

Ich schlage vor, den genannten Herrn als Be¬ rater der Stadtgemeinde anzuerkennen, nötigenfalls noch einen Geologen beizuziehen und nach deren Gut¬ achten vorzugehen. Bezüglich der weiteren Durchführung, Planent¬ werfung u. dergl., sowie betreffend Durchführung der Kanalisierung hätte der Wasserleitungs= und Kana¬ lisierungsausschuß Erhebungen zu pflegen, hierüber zu beraten und geeignete Vorschläge dem Gemeinderate zu erstatten. Steyr, am 21. Februar 1917. Julius Gschaider Bürgermeister. Auf Grund dieses Berichtes des Herrn Bürger¬ meisters und auf Grund der eingangs von ihm ge¬ nachten Ausführungen bezüglich der Kanalisierungs¬ frage stelle er zu Punit Kanalisierung 1, und Wasserleitung, folgenden Antrag: Der löbliche Gemeinderat beauftrage den Wasser¬ Kanalisierungsausschuß unverzüglich die nötiger und Schritte zu unternehmen und sich mit geeigneten Fach leuten in Verbindung zu setzen, damit die Vorarbeiter für eine zentrale Wasserleitung und einheitliche Kanalisierung tunlichst beschleunigt werden und die Errichtung dieser Anlagen in möglichst kurzer Zeit ustande Commt Wird einstimmig angenommen. 2. Fäkalienabfuhr. Der Herr Referent erklärt, daß unter den von seiten der k. k. Statthalterei geforderten bezüglichen Verbesserungen der sanitären Verhältni.se in Steyr in erster Linie die Fäkalienabfuhr verlangt wird. Man wisse, daß bezüglich der Fäkalienabfuhr in Steyr wohl noch keine besonderen sanitären Vorrichtungen bestehen, die vom sanitären Standpunkte aus ein¬ wandfrei wären. Wie schon früher bemerkt, gibt es in Steyr eine ganze Reihe von Senkgruben, die leider nicht gründlich entleeri, und diese Entleerung geschieht viederum nicht auf vollkommen einwandfreie Weise. Es ist dies immer eine unangenehme Sache für den betreffenden Hausbelitzer und dessen Nachbarn. Er ei überzeugt, daß es bei einer ganzen Reihe von Hausbesitzern begrüßt würde, wenn die Fäkalienab¬ uhr von seite der Gemeinde durchgeführt wird. Damit diese Sache bezüglich der Einführung der Fä kalienabfuhr, welche die Anschaffung von Fäkalien¬ wagen notwendig macht, nicht länger hinausgezogen wird und nachdem hiebei auch mit längeren Lieferungs¬ fristen zu rechnen ist, hat die Bausektion die Be¬ stellung von 2 Fäkalienwagen in Liesing vorgenommen und wird der Gemeinderat diesbezüglich seine nach trägliche Genehmigung zu geben haben Hinsichtlich dieser Fäkolienabfuhr ist selbstverständ¬ lich auch bei anderen Städten, die eine solche Ein¬ richtung besitzen. angefragt worden und liegt ein dies¬ bezüglicher Bericht von der Stadtgemeinde Wels vor, welcher dahin lautet, daß sich diese Fäkalienwagen sehr gut bewährt haben. Von seiten des Herrn Bürgermeisters liegt nun diesem Punkte folgender Bericht vor: zu ie kriegsministerielle Sanitätskommi sion, welche Bekämpfung der Typhusepidemie hier weilt, hat zur zur Durchführung gesundheitlicher Maßnahmen ver¬ langt, daß die im Stadtgebiete vorhandenen Senk¬ ruben öfters und gründlich entleeri und zu diesem Behuse seitens der Stadtgemeinde zwei zeitgemäße Fä¬ kalienwagen beschafft werden sollen Die Stadtgemeinde ist bloß im Besitze eines ver¬ alteten Pumpenwagens, der den heutigen Anfor¬ derungen keineswegs genügt. Es wird sich daher empfehlen, dem Verlangen der Kommistion Rechnung zu tragen und zwei entsprechende Fäkalienwagen zu beschaffen Ich habe zu diesem Behufe ein Anbot der best bekannten Firma Parsche und Weisse in Liesing ein¬ gefordert und schlage vor, laut diesem Anbote zwei lutomatische Latrinenwagen mit 15 hl Inhalt zum Preise von je 5056 Kr., das ist zusammen 10.112 Kr. zu beschaffen. Diese Wagen erzeugen im Keisel durh eine während des Fahrens betätigte Pumpe einen luftverdünten Naum, durch welchen beim Füllen die Fäkalien rasch und geruchlos eingesangt werden. Da nach Aufhören der Epidemie zweifellos 1 Wa¬ genügen wird, kann der andere laut Auskunft gen der Fabrik durch Anbringung einer Brause und eines Regelgestänges leicht in einen brauchbaren Spreng¬ wagen umgewandelt werden, der in den nicht mit Wasserleitung versehenen Stadtteilen zu arbeiten hätte. Das Füllen mit Wasser aus den Flüssen, Teichen usw. würde hiebei bedeutend einfaser sein, ils bei den bisher in Verwendung stehenden Wagen, da er das Wasser selbst ansaugt und somit das zeitraubende Einpumpen entfällt. Die Beschaffung der Fäkalwagen ist sehr dringend und soll daher gegen achträgliche Genehmigung des Gemeinderates er¬ folgen Steyr, am 6. Februar 1917. Julius Gschaider Bürgermeister. Nun handle es sich darum, den Platz zu finden, wo die Fäkalien abgelagert werden. Diesbezüglich habe eine Kommission stattgefunden, an der Herr Bürgermeister und Herr Stadtphysikus Holub teil¬ enommen haben und würde vorderhand hiefür die Unterhimmlerau ins Auge gefaßt. Diese Au ist des¬ alb für uns sehr günstig gelegen, weil sie sich ge¬ rade in der Nähe jener Stadtteile (Aichet, Kegel¬ riel, Cisenfeld usw.) befindet, wo eben die meisten Senkgruben vorhanden sind, Ueber diese Fäkalienablagerung berichtet der Herr Bürgermeister folgendes zum Zwecke der Fäkalienabllagerung sind nach dem Beschluße der kriegsministeriellen Sanitätskommission Fäkalgruben zu errichten, damit das Entleeren in den Steyrfluß, das als sanitär bedenkich angesehen wird aufhört. Als geeigneter Ort wurde durch kommis¬ ionele Besichtigung die Unterhimmlerau bezeichnet. Die Fäkalgrube wäre so anzulegen, daß sie all¬ eitig mindestens 50 m von jedem Wasserlaufe ent¬ ernt ist. Ich schlage vor, die dritte Sektion mit der Durchführung zu betrauen. 1917. Steyr, am 20. Februar Julius Gschaider Bürgermeister. Der Herr Referent stellt nun auf Grund dieses Berichtes und seiner sonstigen Ausführungen folgenden Antrag Der löbliche Gemeinderat genehmige die seitens der Bausektion bereits vorgenommene Beste'lung der wei automatischen Fäkalienwagen im beiläüfigen An¬ chaffungspreise von rund 10.000 Kr. und ermächtige dieselbe, die seitens der Sanitätskommission vorge¬ chlagene Fäkaliengrube herstellen zu lassen. Einstimmig angenommen. 3. Kehrichtabfuhr. Der Herr Referent erklärt, daß die Frage der Kehrichtabfuhr eine äußerst wichtige und ein¬ hneidende sei. Diesé Frage ist deshalb wichtig, weil ie bedeutende und große Kosten verursacht, anderer¬ eits aber auch sehr schwierig, weil die Durchführung dieser Abfuhr in Steyr nicht so einfach sein wird Wie man wiise, bestehen jetzt in Steyr einige Plätze, uf welchen die Hausbesitzer ihren Kehricht usw. ab¬ ulagern hätten. Es komme aber sehr häufig vor, daß der Kehricht einfach in die Flüsse hineingeworfen wird ja sogar auf der Böschung derselben liegen bleibt, so daß ganze Haufen entstehen, welche weder n sanitärer Hinsicht entsprechen, noch schön zu nennen ind Der Herr Neferent erklärt weiters, daß die Einführung der Kehrichtabfuhr ziemlich bedeutende Kosten verursachen werde. Man sei leider noch nicht nformiert, wie hoch diese Kosten sein werden. Diesbe¬ jüglich habe man sich an die Firma Austria gewendet wvelche eine Firma ersten Ranges ist, die ebenfalls im Vereine mit der Firma Parsche und Weisse in den nächsten Tagen ein diesbezügliches Angebot zu¬ enden werde. Es ist veranlaßt worden, daß Ver¬ reter dieser Firma nach Steyr kommen, damit man ehe, wie hoch sich die Kosten stellen werden. Es ist selbstverständlich, daß man sich bezüglich der Keh¬ ichtabfuhr auch an andere Städte gewendet hat, velche diese Kehrichtabfuhr bereits mit Erfolg ein¬ geführt haben. Insbesondere habe man sich in dieser Hinsicht an die Landeshauptstadt Linz gewendet, und hat Herr Bürgermeister zu diesem Behufe Herrn Ingenieur Treml dorthin entsendet, um sich über diese Einrichtung genauestens zu informieren und hat ieser auch einen diesbezüglichen Bericht vorgelegt. Der Herr Referent bringt diesen Bericht zur Ver¬ lesung.) Weitere Auskünfte habe man auch von der Stadt¬ emeinde Emunden, die ebenfals eine solche Ein¬ richtung besitzt, erhalten und lautete das Ergebnis darüber günstig. Vie nun aus diesen beiden Berichten entnommen werden könne, ist jedenfalls das Gmundnev System „Kolonia“ das modernere und praktischere Auf jeden Fall wild die Einführung einer solchen kehrichtabfuhr unbedingt von seiten der k. k. Statt alterei gefordert, auf welche Weise dies zu ge¬ 3

4 schehen hat, wird Sache einer Beratung, welche die dritte Sektion im Einvernehmen mit der Sanitäts¬ kommission zu pflegen hat, sein. Jedenfalls aber wird diese Kehrichtabfuhr in einer modernen Form vom Gemeinderate heute zu beschließen sein und erlaube er sich, diesbezüglich noch folgenden Bericht des Herrn Bürgermeisters zur Kenntnis des Gemeinde rates zu bringen Auf die Einführung einer zeitgemäßen Kehricht¬ abfuhr in Steyr wird seitens der kriegsministerieller Sanitätskommission, sowie auch seitens der vorge¬ etzten Behörden besonders Gewicht gelegt. Zweifel los ist, daß die Steyrer Kehrichtabfuhr dermalen ehr im Argen liegt, da die Hausabfälle keineswegs an den hiezu bestimmten Orten abgelagert, sondern im ganzen Stadtgebiet, insbesonders an den Fluß böschungen verstreut werden, was einerseits einen äußerst unschönen Anblick bietet, andererseits aber tatsächlich schwere gesundheitliche Bedenken auslöst. Abhilfe kann nur durch eine geregelte städtische Kehrichtabfuhr geschaffen werden. In jedem Haus ist bei einer solchen eine der Größe des Hauses Zahl zum Kehrichtwagen passende angemessene Gefäße ausgestellt, in die der Kehricht zu geben ist Diese Gefäße sind wöchentlich zweimal zu entleeren was gegen Entrichtung einer Gebühr seitens der Stadtgemeinde mittelst eigener Kehrichtabfuhrwagen esorgt wird. Da die Stadtgemeinde Gmunden mit dem System „Kolonia“ laut Zuschrift sehr gute Erfahrungen ge¬ macht hat, während sich das System Füpert=Loos in Linz, scheinbar weniger bewährt, würde ich es als weckmäßig erachten, wenn der Obmann oder der Ob¬ nannstellvertreter der dritten Sektion mit dem städtischen Ingenieur nach Gmunden fahren würde um die Sache an Ort und Stelle zu besichtigen. Bei günstigen Auskünften wäre dann mit den Austria¬ Werken, die gemeinsam mit der Firma Parsche und Weisse in Liesing dieses System erzeugen, in nähere Verbindung zu treten. Die Durchführung wäre der dritten Sektion zu übertragen 1917. Steyr, am 21. Februar Julius Cschaider Bürgermeister. Der Herr Referent stellt hierauf folgenden An¬ tra 9 Die dritte Sektion wird beauftragt, nach Füh lungnahme mit der kriegsministeriellen Sanitätskom¬ mission über eine geeignete Kehrichtabfuhr dem Ge¬ neinderate Bericht zu erstatten und entsprechende Vor¬ schläge zu deren Durchführung raschest zu machen. Herr Gemeinderat Mitter ist für eine diesbezüg¬ Einrichtung, wie sie derzeit in Innsbruck be¬ iche Dort stehe in jedem Haus eine Blechliste mit eht. elbstschließendem Deckel, wo sämtliche Hausparteien Kehricht hineinwerfen. Dieser Kehricht wird hren ausgeschüttet, sondern samt der Blechliste auf nicht Wagen gehoben und von dort eine bereitge¬ einen leere Kiste wieder in das Haus hineingestellt tellte o daß keine Entleerung stattfindet und auch kein Wagen beschmutzt wird. Herr Gemeinderat Erb schließt sich dem Herrn Vorredner an, indem er erklärt, daß diese Inns¬ brucker Kehrichtabfuhr weitaus sympatischer sei, als Wagen mit automalischem Verschluß, die die Quelle fortgesetzter Verdrießlichkeiten seien. Erstens sei da¬ bei zu berücksichtigen, welches Personal damit um¬ geht. Es wird diesbezüglich keine besonders ruhige der solide Behandlung sein und werden sich dabe auch andere Schwierigkeiten ergeben. Er ersuche des¬ halb die Seltion, von der Automatik überhaupt ab zusehen, denn theoretisch sei es ja schön aus¬ gedacht, aber praktisch sei es nicht weit her, denn nach dreimaliger Benützung sunktioniere ostmals die Automatik nicht mehr und ganz richtig hat auch der Herr Ingenieur des Bauamtes in seinem Berichte be merkt, daß die meisten Reparaturen die Automatik erfordere. Der Vorschlag des Herrn Gemeinderates Mitter, die Blechkisten auszuwechseln und dafür eine leere hinzustellen, gefalle ihm viel besser, komme viel billiger, braucht weniger Reparaturen und sei auc die ganze Manipulation viel billiger. Auch das Linzer System scheine nicht mehr auf der Höhe zu sein. Er ersuche deshalb die dritte Sektion, das Innsbrucker System ganz besonders in Aussicht zu nehmen. Nach dem Berichte der Stadtgemeinde Gmunden komme diese Einrichtung samt dem Fuhrwerk jährlich auf zirka 13.000 Kr. Vergleiche man die Einwohnerzahl von Gmunden mit der von Steyr, das ist die vierfache Zahl, so komme man für Steyr auf 50.000 bis 60.000 Kr. im Jahre. Außerdem kommen hie u roch die Reparaturkosten für eine große Anzahl von Blichkisten, sowie die Löhne für die hiebei notwendigen Arbeiter So komme man auf eine Kostensumme, die mit der Zeit ins Ungeheure wachse. Hiebei müßte auch noch mit dem Umstande gerechnet werden, ob man das u diesen Arbeiten notwendige Personal bekomme. Er bitte deshalb nochmals, hiebei vom praktischen Ge¬ ichtspunkte aus vorzugehen. Etwas anzuschaffen, was inter den gleichen Verhältnissen biliger zu bekommen ei, als das andere, welches bedeutende Kosten ver¬ uirsacht, ist eigentlich selbstverständlich. Nedner ist der Ansicht, daß jemand nach Innsbruck geschickt werde der das dortige System genau studiert. Innsbruck ist eine Stadt, die, was Straßenreinigungswesen anbe¬ langt, mustergültig genannt werden kann und glaube er, daß man sich viel leichter zu dem Innsbrucker System entschließen wird Herr Gemeinderat Dr. Harant erklärt, daß a der Antrag des Herrn Vizebürgermeisters vor¬ läufig nur sehr allgemein gehalten sei und eigentlich arauf hinaus gehe, diese Angelegenheit vorerst zu tudieren und dann zu schaffen. Gleichzeitig sei er aber auch mit einem Antrage, der bezüglich der Kosten annehmbarer sei, ebenfalls einverstanden, weshalb er auch den Aeußerungen des Herrn Gemeinderates Erb vollkommen beipflichte. Leider werde sich bis dahin ie Kehrichtabfuhr nicht anders abspielen als wie heute und da wäre es wohl von Wert, wenn bezüglich der Kehrichtabfuhr in allen Häusern ein Verbot er¬ jehen würde, daß der Kehricht nicht wieder in der Fluß geschüttet wird und wäre es gut, wenn speziell hier an der Enns einige Aufmerksamkeit diesem Gegenstande gewidmet werden würde. Der Herr Vorsitzende erwidert, daß diesbe¬ zügliche Vorkehrungen früher schon einmal gemacht wurden, indem tagsüber zwei Wachleute am Kai patrouiilieren gingen, um diesen Uebelstand entgegen¬ utreten. Bei Tag habe sich wohl niemand gezeigt jedoch wurden bei Nacht die Kehrichte in den Fluß geworfen, sodaß am folgenden Tage der canze Unrat auf der Uferböschung lag. Was die Anregung bezüglich des Innsbrucker Systems betreffe so könne die dritte Sektion auch dieses ins Auge fassen und studieren, ob dieses System besser geeignet sei, als das andere. Der Herr Referent erklärt, daß sein Antrag der dritten Sektion einen großen Spielraum zwecks Stu¬ dium aller dieser Fragen überlassen hat. Auch das Studium der finanziellen Angelegenheit wird hier lotwendig sein. Herr Gemeinderat Aigner ist der Ansicht, daß sich diese Angelegenheit nach der Ausarbeitung ganz nders gestalten wird, wie man sich das jetzt vor¬ sich dies infolge der vielen stelle. In Steyr wird engen Straßen und Gassen nicht so leicht durch¬ führen lassen, wie in anderen Orten. Auch bezüglich werden sich verschiedenartige er Kehrichtabfuhr Schwierigkeiten ergeben. Er möchte deshalb zum Aus¬ rucke bringen, daß die dritte Sektion auf diverse Umstände wird Rücksicht nehmen müssen, die undurch¬ ührbar sein werden Der Antrag wird hierauf einstimmig ange¬ nommen. 4. Straßenreinigung. Der Herr Referent erklärt, daß die Straßen¬ reinigung ein Kapitel ist, das schon zu Friedenszeiten dem Gemeinderate große Sorgen gemacht hat. Lider ist dies jetzt noch mehr der Fall, da infolge des Krieges ein bedeutender Mangel an Arbeitskräften ist. Es sei wirklich wahr und er sage es offen heraus, daß er Zustand unserer Straßen manchmal ein sehr hlechter ist. Der Hauptgrund dieses Uebelstandes liege eider darin, daß viele unserer Straßen einen schlechten Unterbau haben und daß wir unter einem großen Mangel an Arbeitskräften leiden. Dies sei besonders etzt der Fall. Es ist unmöglich, von diesen wenigen Leuten zu verlangen, daß sit alle unsere vilen Straf en gleichzeitig in Ordnung halten können. Leider ist es ielleicht nirgends so schwer, Arbeits räfte aufzu reiben wie in Steyr und wir wissn auch, daß jeder arbeits fähige Mann trachtet, in die Waffenfabrik zu kommen Es würde deshalb das Beste sein, wenn sich der Herr Bürgermeister mit den Mititärbehörden ins Einver¬ sehmen setzt, um für einige Zeit zum Zwecke der teinigung der Straßen Militärpersonen zu erhalten¬ damit unsere Straßen gründlicher und rascher ge¬ reinigt werden können. Es wird aber für später not wendig sein, die menschlichen Kräfte teilweise duree naschinelle Einrichtungen zu erschn und es sei daher ie Anschaffung einer Kotabziehmaschine und eine“ ahrbaren Straßenbürste sehr zu empfehlen. Es wird auch notwendig sein, daß die Hausbesitzer etwas dast deitragen, daß die Straßen fauber und rein gehalten Ord¬ werden damit auch die Gehsteige sich in besserer nung befinden, wit däes in letzterer Zeit der Be¬ dar. Er erlaube sich deshalb, an das Reinlichkeits¬

gefühl der Steyrer Hausbesitzer zu appellieren und zu bitten, die Gemeinde bei der Reinigung der Straßen soweit zu unterstützen, daß sie die Gehsteige in Ordnung halten, um so unserer Stadt ein besseres Bild zu geben, als es jetzt der Fall ist Der Herr Bürgermeister hat über dieses Kapitel folgenden Bericht vorgelegt: Die durch den Krieg entstandenen Verhältnisse haben ungünstig auf die Durchführung der Straßen War reinigung eingewirkt. schon im Frieden es chwierig, eine entsprechende Straßenpflege durchzu¬ ühren, so ist dies jetzt noch mehr erschwert, ja sast inmöglich gemacht. Die meisten Straßen der Stadt sind ungepflastert, ihre Abnützung infolge des starken Verkehres durch Schwerfuhrwerk und insbesondere durch die Eisenreifen der Lastautomobile eine sehr große. Als Folgeerscheinung tritt starke Schmutz= und Staubbildung auf. Die Reinigung der gepflasterten Straßen wird durch den Umstand erschwert, daß diese eng und für Licht und Luft wenig zugänglich meist ind. Dazu kommt noch der aus den ungepflasterten Straßen und auch insbesondere von den Bauplätzer durch Fußgänger und Wagen mitzeschleppte Schmutz, der eine zähe, schwer zu entfernende Kruste bildet. die vorhandenen Arbeitskräfte, im Verlaufe des Krie¬ ges stark vermindert und aus meist halb arbeitsun¬ ähigen Leuten bestehend, reichen nicht aus, um die verlangten Arbeiten durchzuführen. Mit Kriegsgefangenen zu arbeiten erscheint un¬ tunlich, da deren Verpflegung und Unterbringung der Stadtgemeinde zufallen würde und es unter den be tehenden Verhältnissen unmöglich erscheint, dies durch uführen. Steäflinge, um welche wiederholt einge chritten wurde, konnten seitens der Strafanstalts¬ eitung nie zur Verfügung gestellt werden. Vielleicht wäre es möglich, eine Abteilung mili¬ tärischer Arbeiter zu bekommen. Außerdem wäre es nach meiner Meinung günstig, die fehlenden menschlichen Arbeitskräfte durch Ma¬ schinen zue rsetzen und schlage ih deshalb vor, einen Versuch mit Straßenreinigungsmaschinen zu machen und zwar mit einer Kotabziehmaschine und einer fahrbaren Straßenbürste. Außerdem wäre dort, we dies tunlich erscheint, das Abwaschen der gepflasterter Straßen so oft als möglich durchzuführen. Im übrigen wäre das städtische Bauamt zu beauf tragen, der dritten Sektion entsprechende Vorschläge zu machen. Steyr, am 21. Februar 1917. Julius Gschaider, Bürgermeister Der Herr Referent berichtet wweiter: Hleichzeitig mit diesen Vorschlägen bezüglich der Straßenremigung ist es notwendig, unsere Straßen¬ polizeiordnung, welche noch aus dem Jahre 1899 stammt und daher nicht mehr modern genannt werden könne, einer Revision zu unterziehen. Er erlaube sich daher, im Sinne dieser Aus¬ führungen folgenden Antrag zu stellen Um die Straßenreinigung besser und gründlicher durchführen zu können, wird dsie dritte Sektion be¬ auftragt, nach Möglichkeit Arbeitskräfte zu bestellen und der Herr Bürgermeister ersucht, um die Zu¬ teilung militärischer Kräfte bemüht zu sein. Zum Zwecke besserer und rascherer Reinigung der Straßen, Gassen und Plätze wird die dritte Sektion ermächtigt, eine fahrbare Straßenbürste und eine Kot¬ abziehmaschine anzuschaffen eine Bei Neuanlage der Wasserleitung ist für möglichst ausreichende Anzahl von Hydranten Vor¬ sorge zu treffen. Die erste und dritte Sektion ist weiters zu beauf¬ tragen, die Sicherheits= und Straßenpolizeiordnung vom 14. Dezember 1890 einer gründ ichen Durchsicht und Ueberprüfung zu unterziehen, eine neue zeitge¬ mäße Verordnung zu entwerfen und diese ehemöglichst dem Gemeinderate vorzulegen. Schließlich wird die dritte Sektion beauftragt, für die Unterkunstsmöglichkeit der vorerwähnten Fuhr¬ werke und sonstigen Anschaffungen Sorge zu tragen. Herr Gemeinderat Tribrunner erklärt, daß er zunächst den Antrag des Herrn Vizebürgermeisters bezüglich Straßenreinigung unterstütze. Er spr.che aber auch zugleich den Wunsch aus, daß die Hausbesitzer jur Reinhaltung der Gehsteige verhalten werden sollen. Insbesonders sei dies im Winter wünschens¬ wert, wo ganze Berge von Eiskrusten entstehen und man sich direkt anhalten müsse, um nicht zu Fal zu kommen und da wäre es denn doch gut, wenn die Polizei von Haus zu Haus ginge und den Haus¬ besitzern den Auftrag geben würde, daß sie den Geh¬ steig reinigen Weiters sei er bezüglich Straßenreinigung noch Ansicht, doch einen Versuch mit Kriegsgefangenen der nachdem sich jetzt vielleicht S wierig¬ u machen, keiten bezüglich Beschaffung von sonstigen Arbeits¬ kräften ergeben werden. Er sei der Ansicht, daß die Kriegsgefangenen die Stadt in zirka 14 Tagen ründlich durchgearbeitet haben könnten. Sollten tat¬ ächlich bezüglich Unterbringung dieser Gefangenen Schwierigkeiten bestehen, so solle man doch an die Militärbehörde herantreten, daß diese für eine Unter¬ kunft derselben Sorge trage, eventuell könnte dies¬ ezüglich auch an die Waffenfabrik herangetreten verden. Auch sei in Betracht zu ziehen, daß es nden Mititärlagern im Hinterlande viele Militär¬ ersonen gebe die zu solchen Arbeiten herangezogen verden könnten und möchte er den Herrn Bürger¬ meister ersuchen, sich diesbezüglich mit den Militär¬ ommanden in Verbindung zu setzen. err Gemeinderat Huber erklärt, daß der Ge¬ neinderat nunmehr durch 4 Punkte der dritten Sek¬ tion ein Programm zugewiesen habe, welches von großem Umfange erscheine. Es sei klar, daß die dritte Sektion alle diese Fragen nicht allein lösen wird önnen. Desungeachtet wird die Sektion ihr Mög¬ ichstes tun, um allen diesen Fragen gerecht zu werden. Er sage dies deshalb, weil es notwendig sein wird¬ durch Zuziehung von eigentlichen Komitees, wie 3. B. eines solchen für Spitalbau und für Assanierungs¬ wecke zur Kanalisierung und Wasserleitung der dritten Sektion einen Teil dieser Arbeiten abzunehmen und ventuell auch Herren der anderen Sektionin beizu¬ iehen, damit alle diese Arbeiten Hand in Hand vor ich gehen. Die dritte Sektion beschränke sich leider eute infolge Cinrückungen auf wenige Mitalieder und tehen deshalb weniger Kräft: zur Verfügung Es braucht daber auch die dritte Sektion die tat¬ kräftigste Unterstützung des Amtes selbst, denn nur durch diese Unterstützung kann die dritte S.k.ion allen eute vorgebrachten Anträgen gerecht werden und rird es weitere Aufgabe der Sektion sein, durch Personalvermehrung des Amtes die Möglichkeit zur Durchführung dieser Arbeiten zu bieten. Wir brauchen aber auch besonders hiebei die werktätige Unterstützung er Bevölkerung selbst. Es gibt auch ii der Bivöl erung sehr viele Herren, die in dieser Sache manches Verständnis haben iund in dieser Beziehung spreche er auch den Wunsch aus, daß die Oeffentlichkeit even¬ tuell beratend und beratschlagend zur Seite stehen nöge. Es sei damit nicht geholfen, wenn über dieses oder jenes in den Gasthäusern herumgeschimpft wird, sondern hier müsse zusammengeholfen und die Ge meinde auch in ent prechmder Weise unterstützt werden. Ich möchte besonders darauf hinweisen, daß wir hiebei unbedingt und hauptsäch ich den guten Willen unserer Hausbesitzer benötigen werden, durch diese Unter¬ tützung werden sich die Hausbesitzer selbst eine Wohl tat erweisen. Es wird sich aber auch nicht vermeiden lassen, daß der eine oder der andere Besitzer von Häu¬ sern, Gründen und so weiter vielleicht auch teilweise geschädigt, teiweise über manches ungünstig spreßen vird und da wied es unsere Aufgabe s in. mit diesen Fühlung zu nehmen. Es werden sich auch Momente ergeben wo auch auf sinanziellem Gebiete Schwierig¬ eiten bestehen werden. Um dies nun soviel als mög¬ lich zu vermeiden ist es notwendig, daß auch die Bevölkerung mit dem Gemeinderate Fühlung nimmt, eine Sonderbestrebungen herrschen, damit die Sache nicht erschwert oder gar unmögli5 gemacht wird Er gestatte sich noch, zu den einzelnen Punkten der Tagesordnung Stellung zu nehmen. Der erste Punkt Kanalilierung und Wasserleitung bietet ein Feld auf dem späterhin sämtliche Herren intensiv nitarbeiten werden müssen. Wie schon erwälnt, sollen hier besondere Rücksichten auf die in Steyr herrschen¬ en Verhältnisse geübt werden, nachdem man außer¬ rdentliche Schwierigkeiten vor sich habe, wo es Auf gabe der Sektion und des Gemeinderates sein wird, besonders mit Bedacht und Vorsicht zu arbeiten. Man habe in Steyr so viele Ausnahmsfälle, wie nicht bald wo in einer anderen Stadt. Er weise nur hin auf einzelne Fälle z. B. Bestehen von privaten Wasserleitungen, wo schon schwere Summen investiert vurden. Es wird Aufgabe des Gemeinderates sein, iese Anlagen entsprechend mitzuverbinden und wo¬ nöglich den rein örtlichen Verhältnissen anzupassen, um nicht durch Neuanlagen altes und gutes zu zer¬ chlagen und spreche er weiter den Wunsch aus, daf ene Kommissionen, die von auswärts hereinkommen, ich sdie diversen Programme und Vorschäge vor Augen führen und daß wir in dieser Beziehung außerordentliche Verhältnisse haben Bezüglich der Fäkalienabfuhr ist dies eine Sache ie sofort zu machen s.i. Wegen Kehrichtabfuhr sei ereits in jeder Hinsicht soviel gesprochen worden, daß er darüber hinweg gehen könne. Selbstverständlich 5

6 chließe er sich dem Antrage des Herrn Referenten vollinhaltlich an. Die Straßenreinigung sei wohl eine alte Misere nachdem unsere Straßen keinen guten Unterbau haben und auch die Materialbeschafsung keine günstige ge¬ nannt werden könne. Der Gemeinderat und die dritte Sektion haben ja durch eine Reihe von Jahren das Möglichste getan, du ch Anschaffung der Straßenwalze usw. Auch hat si“ der Herr Bürgermeister im Ver¬ ine mit der Bausektion mit den verschiedenartigsten Beschotterungen beschäftigt. Unser Zukunstsprogramm muß jedoch sein, den größten Teil unserer immer mehr und mehr in Anspruch genommenen Straßen zu pfla tern. Eine solche Pflasterung kann jedoch erst nach Einführung der Kanalisation und Wasserleitung in Angriff genommen werden. Nur ein ordentliches Straßenpfiaster in den verkehrsreichen Straßen unserer Stadt wird der iniensiven Inanspruchnahme, dann den Lastwagenverkehr der Waffen, abrik, lange stand¬ halten können und sich auch nur dann eine gründliche Reinigung- durchführen lassen. Herr Gemeinderat Harant erkärt bezüglich Straßenreinigung, daß ihm die Zuhilfenahme von Kriegsgefangenen am sympatischesten gewesen wäre Leider könne man solche nach dem Berichte des Herrn Bürgermeisters infolge Mangel an Untirkunstsorten nlicht beigestellt erhalten. Er mölte deshalb seiner Meinung dahin Ausdruck geben, daß, wenn man schon vor dem Kriege so üble Erfahrungen mit den Arbeitskräften gemacht habe und diese Leute tat¬ ächlich nicht in der Lage waren, diese Arbeiten ein¬ wandfrei zu machen, man dadurch abhelsen könne. daß einige jüngere Leute angeworben und diese auch entsprechend bezahlt werden würden. Diese Zahlung würde sich auch rentieren und wird bei den großen Summen, von denen man heute gehört habe, keine Rolle spielen, da man zugleich au bessere Arbeits¬ räfte habe. Er glaube, daß man auf diese Weise am besten fahren würde. Der Herr Bürgermeister erwidert auf die Ausführungen des Herrn Gemeinderates Tribrunner, daß man bezüglich Unterbringung der Kriegsgefan¬ genen in Steyr auf große Schwierigkeiten stoße. Diese n den Schulen unterzubringen, sei nicht möglich weil der Unterricht in den Schulen bereits am Montag vieder beginne. Auch die Verpflegung würde große Schwierigkeiten bereiten. Kriegsgefan ene, die vom Militär verpflegt und untergebracht sind, erhalte man leider nicht Bezüglich des Herantretens an die Hausbesitzer bemerke er, daß er bereits schon früher eine Reihe on Aufträgen gegeben habe, daß dort, wo gepfla¬ sterte Gehsteige vorhanden sind, von Haus zu Haus gegangen wird damit diese gereinigt wer en. Leider eien aber dieser Aufforderung nur die Hausbesitzer in d'er Stadt und in der Bismarckstraße vollin¬ haltlich nachgekommen. Wegen St aßenreinigung sei er noch der Ansicht, daß die betreffenden Maschinen versuchsweise eingeführt werden, und glaube er, daß sich diese gut bewähren werden Der Antrag gelangt zur einstimmigen An¬ nahme. 5. Reform der Bauordnung und Aufstellung eines Stadtregulierungsplanes. Der Herr Referent erklärt, daß er seiner Mei¬ nung nach zu diesem Punkte ni t viel sprechn müsse, wenn man in Bet acht ztehe, daß unsere Bauordnung aus dem Jahre 1875 stamme, somit eine ganz veraltete u nennen ist. Der Bericht des Herrn Bürgermeisters hierüber lautet Zweifellos ist eine Verbesserung unserer aus dem Jahre 1875 stammenden ganz veralteten Bauverord¬ nung notwendig. Die Herstellung einer solchenist jedoch nicht leicht und dürfte es si“, empfehlen, sich diesbezüglich an Bauordnungen anderer Städte 31 halten. Die Landeshauptstadt Linz arbeitet schon sei ängerem an einer neuen Bauordnung. Ich würde raten, die Fertigstellung derselben abzuwarten. Seitens des Linzer Magistrates wurde uns zugelagt, daß wir ofort nach Fertigste lung eine Bauordnung zur Ver¬ ügung erhalten; vielleicht ist es möglifür die beiden Städte gleiche Bauordnungen einzuführen, wie dies schon früher der Fall war. Die Anlegung eines Stadt egulierungsplanes ist wohl für die äußeren Stadtteile möglich und seh wünschenswert. In der inneren, historischen Charakter tragenden Stadt wird riese jedoch auf erhebliche Schwierigkeiten stoßen, obwohl gerade dort die engen, vom sanitären Standpunkte aus am meisten regu¬ lierungsbedürftigen Straßen und Gassen sind 11 11 Das Bauamt wäre zu beauftragen diese Fragen studieren und der dritten Sektion zwecks Vorlage den Gemeinderat Bericht zu erstatten. Steyr, am 21. Februar 1917 Julius Gschaider Bürgermeister. Es wird daher von seiten des Herrn Referenten olgender Antrag gestellt: Es sind seitens der ersten und dritten Sektion die nötizen Schritte einzuleiten, um die aus dem Jahre 1875 stammende Bauordnung durch eine neue eitgemäße zu ersetzen. Bezüglich des Stadiregu ierungsplanes wird die dritte Sektion beauftragt, diese Frage zu studieren und geeignete Vorschläge zu rstatten. Herr Gemeinderat Huber erklärt bezüglich An¬ egung eines Stadtregulierungs= und Verbauungs¬ lanes, daß dies für Steyr außerordentlich schwierig ei. Einen Stadtregulierungs= und Verbauungsplan inde man gewöhnlich in Städten, die ebenes Terrain aben und wo man schon für bestimmt voraussagen ann, dieselbe werde in dieser oder jener Nichtung sich insbreiten. Diese Bedingung sei von Wichtigkeit, treffe ber in Steyr wenig zu. Er bemerke hiebei, daß zum Beispiel die Anlage der neuen Wafsenfabrik eigentlich in überraschendes Problem war, denn jedermann ätte vor einigen Jahren noch die Ansicht ausge¬ rochen, daß nicht dort eine Fabrik, sondern allen¬ alls Villen oder ein Krankenhaus gebaut werden önnte. Es sei aber anders gekommen, als man vorausgesehen habe. Seiner Ansicht nach könne eine Regulierung virlleicht projektiert werden, aber es önnen Verkäufe von Häusern etc. eintreten, sodaß diese Regulierungs= und Verbauungsprojekte nicht ein¬ gjehalten werden können. Er glaube, daß diese An¬ in gelegenheit um so mehr große Schwierigkeiten Steyr ergebe durch das Vorhandensein der vielen engen Gassen und Straßen, gewundenen Flüße, durch die vielen Arme der Steyr usw. Man werde sich außerordentlich schwer tun, einen Regulierungsplan für die Zukunft auf 10 oder 20 Jahren zu entwerfen, weil es sich in der Praris ganz anders zeigen wird, als nan sich's in der Theorie vorstellt. Er wolle jedoch damit nicht sagen, daß in unserer Stadt gewisse Re¬ gulierungen nicht vorgenommen werden könnten, velche planmäßig schon festzulegen sind. Aber große Regulierungen nach deutschem Muster, wo Städte sich nach einer Nichtung entwickeln müssen und auch die diversen Plätze usw. schon festgelegt sind, könne man in Steyr infolge der geringen Entwicklungsmöglichkeit nicht durchführen. Vielleicht könnte man durch Ent¬ erfen von Straßenzügen usw. dahin wirken, daß ent¬ sich die äußeren Stadtteile wenigstens besser wickeln können und Projekte festgelegt werden, daß eder Baulustige schon weiß, dort wird jene Straße, Kanäle usw. geführt. Eine Straßenregulierung könne edoch wiederum nur durchgeführt werden, wenn die iebei vorauszugehenden Probleme bereits gelöst sind. Im Uebrigen sei in mancher Beziehung schon durch die Anlage des Stadtlageplanes und die Durchführung ge¬ der Höhenbemessungen etwas wirklich Nützliches chehen. Der vom Herrn Referenten vorgelegte Anirag gelangt sodann zur einstimmigen Annahme. 6. Erbauung einer Infeltionsabteilung beim neuen Krankenhause. Herr Vizebürgermeister erklärt, daß seiner zeit bei den Plänen und Vorarbeiten für das niue Spital auch für die Errichtung eines Infektionspa¬ villons Sorge getragen wurde. Nachdem aber die Baukosten für beide, sowohl für das Spital, als auch für den Infektionspavillon so hohe gewesen wären, daß wahrscheinlich noch mehrere Jahre mit dem Baubeginn hätte zugewartet werden müssen, indererseits aber die Erbauung des Krankenhauses ein sehr dringender war, wurde vorderhand von der Erbauung des Infektionspavillons Abstand genommen. Daß man gut daran getan habe, nicht mehr länger u warten, das habe die jetzige Zeit gelehrt, wo ich die Fertigstellung des neuen Krankenhauses als ringende Notwendigkeit erwiesen hat. Selbstverständ¬ ich habe die Spitalbaukommission da an gedacht nöglichst bald mit dem Bau eines Infeltionspavilkons zu beginnen und durch das äußerst dankenswerte Ent gegenkommen der Waffenfabrik, welche rund 335.000 Kronen dazu beigetragen hat, war es möglich, der inanz. Frage des Baues rascher näher zu treten. Le¬ der wurde man in der Ausführung dieses Baues durch die Kriegsereignise aufgehaten, weil man keine Me terialten bekommen konnte und auch die Bautosten uberordentlich große gewesen wären. Jetzt aber wier von seiten der k. k. Stathalterei eine möglichst rasch¬

Durchführung des Baues dieser Abteilung verlangt. Ulnd es liegt auch kein Grund vor, das Projekt für die diesen Bau hinauszuschieben, im Gegenteile als etzige Epidemie hat gezeigt, daß man so rasch möglich an den Bau dieser Infektionsabteilung schreiten müsse Der Herr Bürgermeister habe ihm zu diesen Punkte folgenden Bericht übergeben: Schon bei der ersten Auss reibung der Kranken hauspläne wurde die Erbauung einer Infektionsab¬ teilung vorgesehen. Mangel an Mitteln ließ die Aus führung bis heute nicht zustande kommen. Nun hat im Vorjahre die Oesterreichische Waf fenfabriksgesellschaft in dankenswerter Freigiebigkeit ein Drittelmillion Kronen für diesen Zweck gespendet. Seitens der Spitalskommission wurde die Um¬ arbeitung des vorli genden Infektionspavillonsplanes durch Architekt Schimitzek vorgesehen. Sollte dieser lan genügen, so wäre unverzüglich an die Aus¬ chreibung des Baues zu schreiten, während im gegen tei igen Falle eine Planneuausschreibung vorzunehmen wäre, die allerdiigs die Ausführung stark verzögerr dürfte Jedenfalls müßte bei der Erbauung der Infek¬ tionsabteilung auf die für diesen Zweck vorhandenen Mittel Rücksicht genommen werden. Steyr, am 21. Februar 1917 Julius Gschaider Bürgermeister Herr Vizebürgermeister erklärt, daß aus dem Berichte des Herrn Bürgermeisters hervorgehe daß der Gemeinderat sih heut: zu entscheiden habe, ob der Bau dieses Infektionspavillons nach den Plänen Schimitzek sofort in Angriff zu nehmen, oder zu ob bezüglich der Pläne eine Neuausschreibung erfolgen habe. Er wolle den einzelnen Ausführungen sicht vorgreifen und möchte sich nur erlauben zu be¬ merken, daß es tatsächli5 notwendig sein wird, diese Frage möglichst zu beschleunigen Er stelle deshalb folgenden Antrag: Das Spitalbaukomitee wied beauftragt, unver züglich die vorbereitenden Schritte zum Baue eines Infektionspavillons einzuleiten, die Herstellung den Pläne, Kostenvoranschläge etc. zu veranlassen, damit der Bau des Infektionspavillons ehemöglichst in An¬ griff genommen werden kann. Ein weiterer Antrag lautet: Der Herr Bürgermeister wird ersucht, im Vereine mit ddem Reichsrats= und Landtagsabgeordneten Herrn Professor Leopold Erb bei den maßgebenden Re¬ gierungsstellen vorstellig zu werden, um eine möglichst ausgiebige finanzielle Unterstützung der Gemeinde bei Durchführung dieser wichtigen und dringenden sani¬ tären Vorkehrungen zu erwirken. Herr Gemeinderat Erb erklärt, daß ihm der letzte Punkt der Tagesordnung Gelegenheit gebe, noch auf verschiedene Fragen einzugehen. Vor allem muß hervorgehoben werden, daß es nicht angeht, daß in der heutigen Sizung des Gemeinderates nicht dageger Einwendung erhoben wied, daß die Typhusepidemie, die in Steyr ausgebrochen ist, vielleicht deshalb sich verbreitet hat, weil Steyr in dem sanitären Be¬ lange der hier geschilderten Punkte so weit zurück sei. Es müsse für die Zukunft festgelegt werden, daß de Typhus durch fremde Leute, die nach Steyr ge¬ kommen sind, hieher geschleppt worden ist und daß der erste Ausbreitungsherd und die meisten Typhus¬ fälle sich dort eingestellt haben, wo diese Leute Auf¬ enthalt genommen haben. Das wäre für alle Folge festzuhalten. Wenn früher auch hie und da ein Typhusfall in Steyr vorgekommen ist, so ist dies auch in anderen Städten der Fall, am meisten edoch krassiere der Typhus in der Stadt Prag. Das ei eine nachweisbare Tatsache. Seiner Ansist nach wäre es in Steyr von vorneherein nicht so weit gekommen, wenn gegen die betreffenden typhusver¬ dächtigen Leute sofort und auch energise gegen diese Krankheit eingeschritten worden wäre. Erst in zweiter Linie konnte es Sache der Gemeinde sein, sich da¬ gegen zu wenden. Was für Leute nach Steyr ge¬ kommen sind, wissen alle, den die Straßen, Gassen und Plätze geben hievon Zeugnis, welches Reinlich lichkeitsgefühl unter einem Teile dieser Bevöl¬ kerung herrscht. Es graue einem direkt, irgend eine enge Gasse zu durchschreiten. Na' dem diese Fälle früher nicht so massenhaft vorgekommen sind, wie es jetzt der Fall ist, müssen dies Leute sein, die von auswärts gekommen sind und kann man sich daher von deren Reinlichkeitsgefühl einen Begriff machen Er müsse schon sagen, daß die Stadt Steyr, wenn schon manches bezüglich sanitärer Einrichtungen man¬ gelhaft ist, weder an dem Auftreten noch am Weiter¬ verbreiten des Typhus schuld ist. Nun wird seitens der Oberbehörde eine ganze Reihe sanitärer Verbesserungen unserer Stadt ver¬ angt. Er werfe nun die Frage auf, ob diese Ver¬ besserungen auch von den geschlossenen Na bbarge¬ neinden Ulrich, Neuschönau und Garsten verlangt verden. Auch in Sitrning wohnen eine ganze Menge Leute, welche nach Steyr hereinkommen. Was ge¬ chieht nun, wenn es in diesen Nachbargemeinden in anitärer Hinsicht so bleibt, wie es jetzt ist? Was ilft alle Reinlichkeit, alle Einrichtungen in Steyr, venn der Typhus aus der Umgebung herein¬ gebracht wird. Gibt es seitens der Oberbehörde nicht auch diesbezügliche Aufträge für diese Na bargemein¬ den? Es wäre deshalb seiner Ansicht nah vollkommen ichtig, wenn die Stadtgemeinde Steyr als Antwort auf die an sie ergangenen Austräge die Aufmerksam¬ cit der Oberbehörde auch auf diese Ortsgemeinden enken würde. Nun sei noch folgende Frage zu berücksihtigen. Man verlangt von uns seitens der Oberbehörde große inanzielle Opfer. Da könnte aber schon die Statt¬ halterei als Auflichtsbehörde über Krankenwesen, sowie ber die Festsetzung der Spitalsverpflegsgebühren da¬ ür sorgen, daß der Landesausschuß diese Gebühren rotz der teuren Zeiten nicht so unalaublih nieder bemesse, sondern bedeutend höhere Verpflegsgebühren estsetze, als bisher. In Oberösterreich hat der größte Teil der Landgemeinden keine sanitäre Pflege, weil ie keine Spitäler haben. Warum wird nicht darau gedrungen, daß in Oberösterreich, so wie im Lande Niederösterreich Bezirkskrankenhäuser in allen größeren Orten errichtet werden? In Oberösterrei sinde man wenige der reichen Landgemeinden, die ein Kranken aus besitzen. Manche Gemeinden zahlen die Ver¬ flegsgebühren überhaupt nicht aus, der Landes¬ usschuß veranlaßt ni t, daß die Krankenkosten ent¬ sprechend hoh bezahlt werden, spart daran unerhört ind beschneidet grundsätzli sogar die Krankenver¬ pflegsgelder. Wo bleibt die Oberbehörde? Das sind Verhältnisse, die auf die Dauer nicht ausgehalten werden können. Man wälzt einfach alles auf die Städte und kümmert sich um deren Finan¬ zierung überhaupt nicht Er möchte deshalb biantragen, daß die Stadt¬ gemeinde Steyr sich neuerdlih an die k. k. Statt¬ alterei und an das Ministerium des Innern um Er¬ öhung der Krankenverpflegsgebühren wende und dies damit begründet werde, daß unsere Stadt neuerdings verpflichtet wurde, wesentli ie Assa nierungsvorkehrungen zu treffen, daß ein Ueberbe¬ ag im Krankenhause entstanden und an die Gemeinde dadurch große Anforderungen gestellt werden, wes¬ halb sie die Unterstützung der Oberbehörden unbe¬ dingt notwendig hat. Der Herr Bürgermeister habe auch davon ge¬ brochen, daß die Stadt Steyr finanzielle Unter¬ tützungen zu erhoffen habe. Sosche Unterstützungen Statthalierei insbeson¬ nüßten wir seitens der k. k. dere für Kanalisation und Wasserleitung erhalten. Außerdem würden seitens des k. k. Ministeriums für ffentliche Arbeiten auch Arbeitskräfte zur Verfügung gestellt. Es wird notwendig sein. bezüglich Dur füh¬ rung der finanziellen Fragen jetzt schon Vorkehrungen zu treffen, da man nicht wisse, ob man diese Unter¬ stützungen auch wirkli) entsprechend hoch bekomme. Er stelle deshalb noch folgende Zusatzan¬ träge „Die Finanzsektion ist zu beaustragen, die aus den angenommenen Anträgen sich ergebenden finan¬ iellen Fragen zu prüfen und hierüber dem Gemeinde¬ ate geeignete Vorschläge zu unterbreiten.“ „Die erste Seltion im Vereine mit der Spitals¬ ommission hat dem Gemeinderate Anträge wegen aldigster Erhöhung der Verpflegsgebühren in den tädtischen Krankenhäusern zu stellen. derr Gemeinderat Erb erklärt nock, er müsse ich entschieden dagegen wenden, daß der Plan be¬ treffend die Erbauung des Infeitionspavi'lons ohne weitere Prüfung dem Aritetien Schimitzek zur Ausführung übermittelt werde. Er sei der Ansicht, daß eine Ueberprüfung der Päne von seiten hiezu be fugter Ingenimure notwendig ist und bitte er die dritte Sektion, sowie das Spitalbaukomitee, dafür einzu treten, daß die Sache gründli gemacht wird und un¬ edingt nochmals eine Ueberprüfung der Pläne statt¬ inde. Er schließe sich ja dem an, daß dieser Bau aldigst fertiggestellt sein müsse, jedoch brauhe der¬ selbe deswegen nicht überstürzt zu werden. Zum (Schluße möchte er nur noch anregen, daß ein Teil der heute vorgebrachten Aniräge und Wünsche n der Sanitätskommission selbst vorgebracht werde. Bei dieser Gelegenheit wäre es gut, wenn die Herren er Sanitätskommission auch auf die Umgebung der Waffenfabrik aufmerklam gemacht würden. Er er¬ innere nur daran, daß bei den Baracken auf der Enns¬ 7

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