Ratsprotokoll vom 23. Februar 1917

gefühl der Steyrer Hausbesitzer zu appellieren und zu bitten, die Gemeinde bei der Reinigung der Straßen soweit zu unterstützen, daß sie die Gehsteige in Ordnung halten, um so unserer Stadt ein besseres Bild zu geben, als es jetzt der Fall ist Der Herr Bürgermeister hat über dieses Kapitel folgenden Bericht vorgelegt: Die durch den Krieg entstandenen Verhältnisse haben ungünstig auf die Durchführung der Straßen War reinigung eingewirkt. schon im Frieden es chwierig, eine entsprechende Straßenpflege durchzu¬ ühren, so ist dies jetzt noch mehr erschwert, ja sast inmöglich gemacht. Die meisten Straßen der Stadt sind ungepflastert, ihre Abnützung infolge des starken Verkehres durch Schwerfuhrwerk und insbesondere durch die Eisenreifen der Lastautomobile eine sehr große. Als Folgeerscheinung tritt starke Schmutz= und Staubbildung auf. Die Reinigung der gepflasterten Straßen wird durch den Umstand erschwert, daß diese eng und für Licht und Luft wenig zugänglich meist ind. Dazu kommt noch der aus den ungepflasterten Straßen und auch insbesondere von den Bauplätzer durch Fußgänger und Wagen mitzeschleppte Schmutz, der eine zähe, schwer zu entfernende Kruste bildet. die vorhandenen Arbeitskräfte, im Verlaufe des Krie¬ ges stark vermindert und aus meist halb arbeitsun¬ ähigen Leuten bestehend, reichen nicht aus, um die verlangten Arbeiten durchzuführen. Mit Kriegsgefangenen zu arbeiten erscheint un¬ tunlich, da deren Verpflegung und Unterbringung der Stadtgemeinde zufallen würde und es unter den be tehenden Verhältnissen unmöglich erscheint, dies durch uführen. Steäflinge, um welche wiederholt einge chritten wurde, konnten seitens der Strafanstalts¬ eitung nie zur Verfügung gestellt werden. Vielleicht wäre es möglich, eine Abteilung mili¬ tärischer Arbeiter zu bekommen. Außerdem wäre es nach meiner Meinung günstig, die fehlenden menschlichen Arbeitskräfte durch Ma¬ schinen zue rsetzen und schlage ih deshalb vor, einen Versuch mit Straßenreinigungsmaschinen zu machen und zwar mit einer Kotabziehmaschine und einer fahrbaren Straßenbürste. Außerdem wäre dort, we dies tunlich erscheint, das Abwaschen der gepflasterter Straßen so oft als möglich durchzuführen. Im übrigen wäre das städtische Bauamt zu beauf tragen, der dritten Sektion entsprechende Vorschläge zu machen. Steyr, am 21. Februar 1917. Julius Gschaider, Bürgermeister Der Herr Referent berichtet wweiter: Hleichzeitig mit diesen Vorschlägen bezüglich der Straßenremigung ist es notwendig, unsere Straßen¬ polizeiordnung, welche noch aus dem Jahre 1899 stammt und daher nicht mehr modern genannt werden könne, einer Revision zu unterziehen. Er erlaube sich daher, im Sinne dieser Aus¬ führungen folgenden Antrag zu stellen Um die Straßenreinigung besser und gründlicher durchführen zu können, wird dsie dritte Sektion be¬ auftragt, nach Möglichkeit Arbeitskräfte zu bestellen und der Herr Bürgermeister ersucht, um die Zu¬ teilung militärischer Kräfte bemüht zu sein. Zum Zwecke besserer und rascherer Reinigung der Straßen, Gassen und Plätze wird die dritte Sektion ermächtigt, eine fahrbare Straßenbürste und eine Kot¬ abziehmaschine anzuschaffen eine Bei Neuanlage der Wasserleitung ist für möglichst ausreichende Anzahl von Hydranten Vor¬ sorge zu treffen. Die erste und dritte Sektion ist weiters zu beauf¬ tragen, die Sicherheits= und Straßenpolizeiordnung vom 14. Dezember 1890 einer gründ ichen Durchsicht und Ueberprüfung zu unterziehen, eine neue zeitge¬ mäße Verordnung zu entwerfen und diese ehemöglichst dem Gemeinderate vorzulegen. Schließlich wird die dritte Sektion beauftragt, für die Unterkunstsmöglichkeit der vorerwähnten Fuhr¬ werke und sonstigen Anschaffungen Sorge zu tragen. Herr Gemeinderat Tribrunner erklärt, daß er zunächst den Antrag des Herrn Vizebürgermeisters bezüglich Straßenreinigung unterstütze. Er spr.che aber auch zugleich den Wunsch aus, daß die Hausbesitzer jur Reinhaltung der Gehsteige verhalten werden sollen. Insbesonders sei dies im Winter wünschens¬ wert, wo ganze Berge von Eiskrusten entstehen und man sich direkt anhalten müsse, um nicht zu Fal zu kommen und da wäre es denn doch gut, wenn die Polizei von Haus zu Haus ginge und den Haus¬ besitzern den Auftrag geben würde, daß sie den Geh¬ steig reinigen Weiters sei er bezüglich Straßenreinigung noch Ansicht, doch einen Versuch mit Kriegsgefangenen der nachdem sich jetzt vielleicht S wierig¬ u machen, keiten bezüglich Beschaffung von sonstigen Arbeits¬ kräften ergeben werden. Er sei der Ansicht, daß die Kriegsgefangenen die Stadt in zirka 14 Tagen ründlich durchgearbeitet haben könnten. Sollten tat¬ ächlich bezüglich Unterbringung dieser Gefangenen Schwierigkeiten bestehen, so solle man doch an die Militärbehörde herantreten, daß diese für eine Unter¬ kunft derselben Sorge trage, eventuell könnte dies¬ ezüglich auch an die Waffenfabrik herangetreten verden. Auch sei in Betracht zu ziehen, daß es nden Mititärlagern im Hinterlande viele Militär¬ ersonen gebe die zu solchen Arbeiten herangezogen verden könnten und möchte er den Herrn Bürger¬ meister ersuchen, sich diesbezüglich mit den Militär¬ ommanden in Verbindung zu setzen. err Gemeinderat Huber erklärt, daß der Ge¬ neinderat nunmehr durch 4 Punkte der dritten Sek¬ tion ein Programm zugewiesen habe, welches von großem Umfange erscheine. Es sei klar, daß die dritte Sektion alle diese Fragen nicht allein lösen wird önnen. Desungeachtet wird die Sektion ihr Mög¬ ichstes tun, um allen diesen Fragen gerecht zu werden. Er sage dies deshalb, weil es notwendig sein wird¬ durch Zuziehung von eigentlichen Komitees, wie 3. B. eines solchen für Spitalbau und für Assanierungs¬ wecke zur Kanalisierung und Wasserleitung der dritten Sektion einen Teil dieser Arbeiten abzunehmen und ventuell auch Herren der anderen Sektionin beizu¬ iehen, damit alle diese Arbeiten Hand in Hand vor ich gehen. Die dritte Sektion beschränke sich leider eute infolge Cinrückungen auf wenige Mitalieder und tehen deshalb weniger Kräft: zur Verfügung Es braucht daber auch die dritte Sektion die tat¬ kräftigste Unterstützung des Amtes selbst, denn nur durch diese Unterstützung kann die dritte S.k.ion allen eute vorgebrachten Anträgen gerecht werden und rird es weitere Aufgabe der Sektion sein, durch Personalvermehrung des Amtes die Möglichkeit zur Durchführung dieser Arbeiten zu bieten. Wir brauchen aber auch besonders hiebei die werktätige Unterstützung er Bevölkerung selbst. Es gibt auch ii der Bivöl erung sehr viele Herren, die in dieser Sache manches Verständnis haben iund in dieser Beziehung spreche er auch den Wunsch aus, daß die Oeffentlichkeit even¬ tuell beratend und beratschlagend zur Seite stehen nöge. Es sei damit nicht geholfen, wenn über dieses oder jenes in den Gasthäusern herumgeschimpft wird, sondern hier müsse zusammengeholfen und die Ge meinde auch in ent prechmder Weise unterstützt werden. Ich möchte besonders darauf hinweisen, daß wir hiebei unbedingt und hauptsäch ich den guten Willen unserer Hausbesitzer benötigen werden, durch diese Unter¬ tützung werden sich die Hausbesitzer selbst eine Wohl tat erweisen. Es wird sich aber auch nicht vermeiden lassen, daß der eine oder der andere Besitzer von Häu¬ sern, Gründen und so weiter vielleicht auch teilweise geschädigt, teiweise über manches ungünstig spreßen vird und da wied es unsere Aufgabe s in. mit diesen Fühlung zu nehmen. Es werden sich auch Momente ergeben wo auch auf sinanziellem Gebiete Schwierig¬ eiten bestehen werden. Um dies nun soviel als mög¬ lich zu vermeiden ist es notwendig, daß auch die Bevölkerung mit dem Gemeinderate Fühlung nimmt, eine Sonderbestrebungen herrschen, damit die Sache nicht erschwert oder gar unmögli5 gemacht wird Er gestatte sich noch, zu den einzelnen Punkten der Tagesordnung Stellung zu nehmen. Der erste Punkt Kanalilierung und Wasserleitung bietet ein Feld auf dem späterhin sämtliche Herren intensiv nitarbeiten werden müssen. Wie schon erwälnt, sollen hier besondere Rücksichten auf die in Steyr herrschen¬ en Verhältnisse geübt werden, nachdem man außer¬ rdentliche Schwierigkeiten vor sich habe, wo es Auf gabe der Sektion und des Gemeinderates sein wird, besonders mit Bedacht und Vorsicht zu arbeiten. Man habe in Steyr so viele Ausnahmsfälle, wie nicht bald wo in einer anderen Stadt. Er weise nur hin auf einzelne Fälle z. B. Bestehen von privaten Wasserleitungen, wo schon schwere Summen investiert vurden. Es wird Aufgabe des Gemeinderates sein, iese Anlagen entsprechend mitzuverbinden und wo¬ nöglich den rein örtlichen Verhältnissen anzupassen, um nicht durch Neuanlagen altes und gutes zu zer¬ chlagen und spreche er weiter den Wunsch aus, daf ene Kommissionen, die von auswärts hereinkommen, ich sdie diversen Programme und Vorschäge vor Augen führen und daß wir in dieser Beziehung außerordentliche Verhältnisse haben Bezüglich der Fäkalienabfuhr ist dies eine Sache ie sofort zu machen s.i. Wegen Kehrichtabfuhr sei ereits in jeder Hinsicht soviel gesprochen worden, daß er darüber hinweg gehen könne. Selbstverständlich 5

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