Ratsprotokoll vom 23. Februar 1917

Ich schlage vor, den genannten Herrn als Be¬ rater der Stadtgemeinde anzuerkennen, nötigenfalls noch einen Geologen beizuziehen und nach deren Gut¬ achten vorzugehen. Bezüglich der weiteren Durchführung, Planent¬ werfung u. dergl., sowie betreffend Durchführung der Kanalisierung hätte der Wasserleitungs= und Kana¬ lisierungsausschuß Erhebungen zu pflegen, hierüber zu beraten und geeignete Vorschläge dem Gemeinderate zu erstatten. Steyr, am 21. Februar 1917. Julius Gschaider Bürgermeister. Auf Grund dieses Berichtes des Herrn Bürger¬ meisters und auf Grund der eingangs von ihm ge¬ nachten Ausführungen bezüglich der Kanalisierungs¬ frage stelle er zu Punit Kanalisierung 1, und Wasserleitung, folgenden Antrag: Der löbliche Gemeinderat beauftrage den Wasser¬ Kanalisierungsausschuß unverzüglich die nötiger und Schritte zu unternehmen und sich mit geeigneten Fach leuten in Verbindung zu setzen, damit die Vorarbeiter für eine zentrale Wasserleitung und einheitliche Kanalisierung tunlichst beschleunigt werden und die Errichtung dieser Anlagen in möglichst kurzer Zeit ustande Commt Wird einstimmig angenommen. 2. Fäkalienabfuhr. Der Herr Referent erklärt, daß unter den von seiten der k. k. Statthalterei geforderten bezüglichen Verbesserungen der sanitären Verhältni.se in Steyr in erster Linie die Fäkalienabfuhr verlangt wird. Man wisse, daß bezüglich der Fäkalienabfuhr in Steyr wohl noch keine besonderen sanitären Vorrichtungen bestehen, die vom sanitären Standpunkte aus ein¬ wandfrei wären. Wie schon früher bemerkt, gibt es in Steyr eine ganze Reihe von Senkgruben, die leider nicht gründlich entleeri, und diese Entleerung geschieht viederum nicht auf vollkommen einwandfreie Weise. Es ist dies immer eine unangenehme Sache für den betreffenden Hausbelitzer und dessen Nachbarn. Er ei überzeugt, daß es bei einer ganzen Reihe von Hausbesitzern begrüßt würde, wenn die Fäkalienab¬ uhr von seite der Gemeinde durchgeführt wird. Damit diese Sache bezüglich der Einführung der Fä kalienabfuhr, welche die Anschaffung von Fäkalien¬ wagen notwendig macht, nicht länger hinausgezogen wird und nachdem hiebei auch mit längeren Lieferungs¬ fristen zu rechnen ist, hat die Bausektion die Be¬ stellung von 2 Fäkalienwagen in Liesing vorgenommen und wird der Gemeinderat diesbezüglich seine nach trägliche Genehmigung zu geben haben Hinsichtlich dieser Fäkolienabfuhr ist selbstverständ¬ lich auch bei anderen Städten, die eine solche Ein¬ richtung besitzen. angefragt worden und liegt ein dies¬ bezüglicher Bericht von der Stadtgemeinde Wels vor, welcher dahin lautet, daß sich diese Fäkalienwagen sehr gut bewährt haben. Von seiten des Herrn Bürgermeisters liegt nun diesem Punkte folgender Bericht vor: zu ie kriegsministerielle Sanitätskommi sion, welche Bekämpfung der Typhusepidemie hier weilt, hat zur zur Durchführung gesundheitlicher Maßnahmen ver¬ langt, daß die im Stadtgebiete vorhandenen Senk¬ ruben öfters und gründlich entleeri und zu diesem Behuse seitens der Stadtgemeinde zwei zeitgemäße Fä¬ kalienwagen beschafft werden sollen Die Stadtgemeinde ist bloß im Besitze eines ver¬ alteten Pumpenwagens, der den heutigen Anfor¬ derungen keineswegs genügt. Es wird sich daher empfehlen, dem Verlangen der Kommistion Rechnung zu tragen und zwei entsprechende Fäkalienwagen zu beschaffen Ich habe zu diesem Behufe ein Anbot der best bekannten Firma Parsche und Weisse in Liesing ein¬ gefordert und schlage vor, laut diesem Anbote zwei lutomatische Latrinenwagen mit 15 hl Inhalt zum Preise von je 5056 Kr., das ist zusammen 10.112 Kr. zu beschaffen. Diese Wagen erzeugen im Keisel durh eine während des Fahrens betätigte Pumpe einen luftverdünten Naum, durch welchen beim Füllen die Fäkalien rasch und geruchlos eingesangt werden. Da nach Aufhören der Epidemie zweifellos 1 Wa¬ genügen wird, kann der andere laut Auskunft gen der Fabrik durch Anbringung einer Brause und eines Regelgestänges leicht in einen brauchbaren Spreng¬ wagen umgewandelt werden, der in den nicht mit Wasserleitung versehenen Stadtteilen zu arbeiten hätte. Das Füllen mit Wasser aus den Flüssen, Teichen usw. würde hiebei bedeutend einfaser sein, ils bei den bisher in Verwendung stehenden Wagen, da er das Wasser selbst ansaugt und somit das zeitraubende Einpumpen entfällt. Die Beschaffung der Fäkalwagen ist sehr dringend und soll daher gegen achträgliche Genehmigung des Gemeinderates er¬ folgen Steyr, am 6. Februar 1917. Julius Gschaider Bürgermeister. Nun handle es sich darum, den Platz zu finden, wo die Fäkalien abgelagert werden. Diesbezüglich habe eine Kommission stattgefunden, an der Herr Bürgermeister und Herr Stadtphysikus Holub teil¬ enommen haben und würde vorderhand hiefür die Unterhimmlerau ins Auge gefaßt. Diese Au ist des¬ alb für uns sehr günstig gelegen, weil sie sich ge¬ rade in der Nähe jener Stadtteile (Aichet, Kegel¬ riel, Cisenfeld usw.) befindet, wo eben die meisten Senkgruben vorhanden sind, Ueber diese Fäkalienablagerung berichtet der Herr Bürgermeister folgendes zum Zwecke der Fäkalienabllagerung sind nach dem Beschluße der kriegsministeriellen Sanitätskommission Fäkalgruben zu errichten, damit das Entleeren in den Steyrfluß, das als sanitär bedenkich angesehen wird aufhört. Als geeigneter Ort wurde durch kommis¬ ionele Besichtigung die Unterhimmlerau bezeichnet. Die Fäkalgrube wäre so anzulegen, daß sie all¬ eitig mindestens 50 m von jedem Wasserlaufe ent¬ ernt ist. Ich schlage vor, die dritte Sektion mit der Durchführung zu betrauen. 1917. Steyr, am 20. Februar Julius Gschaider Bürgermeister. Der Herr Referent stellt nun auf Grund dieses Berichtes und seiner sonstigen Ausführungen folgenden Antrag Der löbliche Gemeinderat genehmige die seitens der Bausektion bereits vorgenommene Beste'lung der wei automatischen Fäkalienwagen im beiläüfigen An¬ chaffungspreise von rund 10.000 Kr. und ermächtige dieselbe, die seitens der Sanitätskommission vorge¬ chlagene Fäkaliengrube herstellen zu lassen. Einstimmig angenommen. 3. Kehrichtabfuhr. Der Herr Referent erklärt, daß die Frage der Kehrichtabfuhr eine äußerst wichtige und ein¬ hneidende sei. Diesé Frage ist deshalb wichtig, weil ie bedeutende und große Kosten verursacht, anderer¬ eits aber auch sehr schwierig, weil die Durchführung dieser Abfuhr in Steyr nicht so einfach sein wird Wie man wiise, bestehen jetzt in Steyr einige Plätze, uf welchen die Hausbesitzer ihren Kehricht usw. ab¬ ulagern hätten. Es komme aber sehr häufig vor, daß der Kehricht einfach in die Flüsse hineingeworfen wird ja sogar auf der Böschung derselben liegen bleibt, so daß ganze Haufen entstehen, welche weder n sanitärer Hinsicht entsprechen, noch schön zu nennen ind Der Herr Neferent erklärt weiters, daß die Einführung der Kehrichtabfuhr ziemlich bedeutende Kosten verursachen werde. Man sei leider noch nicht nformiert, wie hoch diese Kosten sein werden. Diesbe¬ jüglich habe man sich an die Firma Austria gewendet wvelche eine Firma ersten Ranges ist, die ebenfalls im Vereine mit der Firma Parsche und Weisse in den nächsten Tagen ein diesbezügliches Angebot zu¬ enden werde. Es ist veranlaßt worden, daß Ver¬ reter dieser Firma nach Steyr kommen, damit man ehe, wie hoch sich die Kosten stellen werden. Es ist selbstverständlich, daß man sich bezüglich der Keh¬ ichtabfuhr auch an andere Städte gewendet hat, velche diese Kehrichtabfuhr bereits mit Erfolg ein¬ geführt haben. Insbesondere habe man sich in dieser Hinsicht an die Landeshauptstadt Linz gewendet, und hat Herr Bürgermeister zu diesem Behufe Herrn Ingenieur Treml dorthin entsendet, um sich über diese Einrichtung genauestens zu informieren und hat ieser auch einen diesbezüglichen Bericht vorgelegt. Der Herr Referent bringt diesen Bericht zur Ver¬ lesung.) Weitere Auskünfte habe man auch von der Stadt¬ emeinde Emunden, die ebenfals eine solche Ein¬ richtung besitzt, erhalten und lautete das Ergebnis darüber günstig. Vie nun aus diesen beiden Berichten entnommen werden könne, ist jedenfalls das Gmundnev System „Kolonia“ das modernere und praktischere Auf jeden Fall wild die Einführung einer solchen kehrichtabfuhr unbedingt von seiten der k. k. Statt alterei gefordert, auf welche Weise dies zu ge¬ 3

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