"Großfahrt" in die Gottschee 1939

14 sie Mitleid mit diesen "Nemtschi“die doch bald Hungers sterben werden in diesem armen Deutschland; Wir haben natürlich die Apfel gleich begeistert in Empfang genommen und all unsere Feldflaschen haben wir mit dem süssen Apfelsaft gefüllt. Bald waren dann die Flaschen leer, denn die Sonne brannte unbarmherzig auf unseren Fahrtenweg, doch süssen Most - und nochdazu in solchen Mengen - trinkt man nicht“ ungestraft“ Na, Apfel und Apfelsaft haben uns grossartig geschmeckt und die 2 Tanten freut dies sicherlich auch. Als wir ihnen zum Dank und Abschied den "Passhammer“ hinaufjodelten, zeigten sie sich lächelnd am Fensterbrett. Cilli. Es beginnt schon zu dunkeln, als wir in das stadtgebiet von Cilli einfahren. Grosse Hopfengärten, in denen die Frauen mit ihren bunten Kopftüchern noch bei der Erntearbeit sind, geben der Landschaft ihr eigenes Gepräge Dazwischen stehen riesige Scheunen, deren Wände nur aus Holzstangen bestehen, sodass der Wind von allen Seiten durchstreichen kann und das Heu und die Maisblätter ra¬ scher trocknen können. Immer wieder unterbrachen Hopfengärten die endlos schein nenden Weizenfelder. Dicht neben der Strasse steht ein Gutshof und einige solcher offenen Scheunen. Wir suchen Nachtlager und bekommen es auch. Die blossfüssigen, zer¬ lumpten Gesellen, die vor lauter Freude über unsere An¬ kunft wie toll von einem Bein aufs andere hüpfen, lassen wir nach Eintritt ins Gut zurück, und sind darüber heils¬ froh, denn in den freien Scheunen - dicht neben der Strasse¬ hätten wir es nicht wagen dürfen uns einzurichten. Da wären wir trotz unserer Müdigkeit noch viele Km gefahren Nun unser Nachtlager. Die Scheune ist umgeben von einigen anderen Scheunen und einem sauberen Wohnhaus mit Balkon, der Besitz ist von einer grossen Mauer eingeschlossen. Wir fühlen uns gleich ganz sicher und wie" daheim“. In der Mitte des Hofes steht ein grosser Ziehbrunnen, den wir gleich tüchtig pumpen lassen, denn es dauert geraume Zeit bis wir alle den dichten Staub der auf uns liegt heruntergewaschen haben. Wer gerade nicht mit Seife und Waschlappen beim Brunnen beschäftigt ist, richtet sich im duftenden Heu sein Lager zurecht. Der Küchendienst ist natürlich sofort abgerückt, denn 13 hungrige Mägen können die Fütterung kaum mehr erwarten. Vov Zeit zu Zeit wird eine Abordnung in die Küche geschickt um zu fragen, wie weit es mit dem Kochen steht, Endlich ist es so weit.—-- Unsere Gastgeberin und ihre Familie spricht gutes Deutsch und ist freundlich und hilfsbereit. Der grosse Tisch in ihrer Wohnküche wird freigemacht und wir setzen uns

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