"Großfahrt" in die Gottschee 1939

8 Wir fahren über die Draubrücke, von der sich der Blick nach den riesigen, mit Wein bebauten Hügelzügen weitet, zur Stadt hinaus. Die Strasse wird an der Stadtgrenze furchtbar schlecht, und kommen so nur langsam vorwärts. Bergauf, bergab geht es. Nach mehreren Stunden Fahrt be¬ ginnen unsere Mägen zu knurren, und auch die Beine ziehen und spannen vom Treten, der Körper ist schon ganz durchgebeutelt“. Da es ausgibig zu regnen beginnt, su¬ chen wir nach einem schützenden Dach, 2 Mädel werden in das nächstliegende Bauernhaus geschickt, kommen aber bald wieder zurück. "Daitsche nix eini“ berichten sie, und fuch¬ teln abwehrend mit den Händen. Ach so nun versuchen wirs beim nächsten Bauernhaus. Da dürfen wir in den Schuppen. Stumm und misstrauisch beobachtet man uns. Schnell haben wir zwischen Karren, Pflug und Hackstock ein paar Bretter quer gelegt und schon sitzen wir gemütlich im Trockenen. Nun kommt die "Fütterung" der Raubtiere'. Herrlich, heut gibt es echte Krainerwürstl und frische Tomaten. Die Leute beobachten uns noch immer. Nach und nach hellen sich die Gesichter auf, und als wir mit unserem Essen endlich fertig werden, deutet uns der Bauer mit ihm auf die Wiese zu kommen. Er führt uns geradewegs zum"Griabaum“ und dann schüttelt er und schüttelt er.... Singerl ist gleich mit dem Kopftopf da, im Nu ist er bis oben mit den herrlich saftigen Früchten gefüllt. Wieder gehen wir in unseren Schuppen und es wird ehrlich geteilt. Als wir die Pflaumen verspeist haben, wobei uns die ganze Familie des Bauern zuschaute, führt uns der Bauer lachend zum Birnbaum. Er steigt auf die Leiter und schüttelt, dass es einen richtigen Birnenplatzregen gibt. Jede von uns sammelt die gelben, rotbackigen Birnen in die Schürze Zum Dank singen wir den Leuten einige Lieder und Jodler, freundlich lachend stehen sie beisammen und hören uns zu. Es ist schon fein, wenn man mithelfen kann, dumme künstlich genährte Vorurteile zu vernichten. Ein anderes Mal halten wir in einem kleinen Ort. Inge und Anni müssen dringend verschwinden, also fragen sie im nächsten Haus, sittsam und artig, nach einem gewissen Ort, wo¬ rauf man ihnen ein Glas Wasser bringt. Nun fragt Inge: Können sie deutsch?“ Nein. Können sie slowenisch?antwortet die Gefragte" Nein“ "Achso wir sollen deutsch können, aber sie sprechen nicht slowenisch, was?“ geben die 2 ältlichen Damen mit spitzen Nasen zur Antwort. Am liebsten hätte Inge und Anni „tichobodi"oder so was ähnliches ge¬ antwortet, das hätten sie ja können. Aber sie sagen über¬ haupt nichts und suchen sich den gewünschten Ort selbst. Inzwischen späht man hinter den Vorhängen eifrig nach un¬ serer Schar aus- und siehe da, als Inge und Anni zurückkommen werden sie auf deutsch gefragt, ob sie irgend was mit¬ hätten, darein man Äpfel geben könne, "Nein leider „Die Frauen waren auf einmal ganz nett und brachten ein grosses Einkaufsnetz, das sie mit rotbackigen Apfeln füllten. Auch süssen Most könnten wir haben, wenn wir solchen wollten. Was mag da wohl die Ursache zu dieser plötzlichen Anderung des Verhaltens uns gegenüber sein?Wahrscheinlich haben

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