Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1927

38 nur meinetwegen keine Veränderung in Ihren Gewohnheiten, Herr Trapp! Dieser beugte sich vor, und sagte plötzlich mit einer fast unangenehm klin¬ genden Knappheit und Schärfe im Ton „Nein, mein Fräulein Komteßchen, haben Sie keine Bange. Ich hole es schon nach. Aber Sie gestatten mir wohl, daß ich mich empfehle. Wenn das schöne Wetter so bleibt, wie Sie es mitgebracht haben, mein Fräulein, dann heißt es für mick in den nächsten Tagen früh auf sein, nich C0 wahr, Herr Günther? „Ja mein lieber Trapp, Sie haben recht. Ein Glück, daß man sich wenigstens auf Sie verlassen kann. Wenn wir noch vier Tage das trockene Wetter wie heute und gestern haben, dann können wir ein fahren.“ Der Hausherr hob die Tafel aus und schickte sich an, sich zurückzuziehen Klaus Trapp stand jetzt vor Eva von Drossen. Sie hatte sich vorhin über ihn geärgert, als er „Fräulein Komteßchen gesagt hatte. Es war ihr aufgefallen, mit welch' leisem, spöttischen Unterton er ge¬ rade dieses Wort begleitet hatte. Natürlich sie war in seinen Augen ein blasiertes verweichlichtes Großstadtpflänzchen, das bloß aufs Land kam, um wieder mal ein bißchen Abwechslung zu haben und ge¬ rade jetzt, wo man den Kopf voll Ernte¬ sorgen hatte, nur störte. Eva hatte einen roten Kopf be¬ kommen, als sie der stämmige Volontät ein bißchen ironisch fragte: „Wie lange gnädiges Fräulein, gedenken Sie wohl hier zu bleiben?“ Doch Eva war nicht auf den Mund gefallen, sie fand schnell eine Antwort. „Wie lange. Herr Trapp Solange es mir gefällt! Sie denken wohl daß ich hier störe und die Absicht habe, meine Freundin von der Arbeit abzu¬ halten? O nein— haben Sie keine Angst, ich helfe ihr dabei mit, denn ich kann auch arbeiten.“ „Arbeiten — na ja— es sollte mich freuen, mein gnädiges Fräulein. „Ich weiß — Sie trauen mir nichts zu, Herr Trapp. In Ihren Augen bin ich wohl so etwas wie eine Drohne. „O — das wollte ich durchaus nicht gesagt haben — ich meinte nur Jetzt lächelte Eva ein wenig spöltisch. „Aber das eine gute hat mein Kommen doch sicher gehabt, wie Sie vorhin bei Tisch selber zugegeben haben, Herr Trapp, ich habe Ihnen das schöne Wetter mit¬ gebracht, das Erntewetter, und wenn ich Herrn Günther vorhin recht verstanden habe, so soll in den nächsten Tagen ein¬ geerntet werden, wenn es so weiter bleibt wie heute. Ich helfe auch mit, verlassen Sie sich drauf, Herr Trapp. — nein — nein —“ Trapp „Sie lachte hell auf — ein gesundes, kräftiges Jugendlachen — „Wirklich, mein gnä¬ diges Fräulein, Sie wollen mit heraus auf's Feld und die Puppen aufladen helfen? — Nein, lassen Sie das lieber bleiben, das taugt nicht für ein so ele¬ gantes Fräulein wie Sie, dafür haben wir doch unsere Mägde „Wollen wir wetten, daß ich mit 04 helfe Der beiden Unterhaltung wurde durch das Hinzutreten der Gutsbesitzersfrau ge¬ stört, die ein Anliegen an ihre Freundin hatte. Der Volontär verabschiedete sich von Eva mit ein paar kurzen, höflichen Worten und ging fort. Vier Tage waren vergangen, vier lange, sonnige, trockene Tage. Endlich am fünften war es so weit, daß man einernten konnte. Der Gutsbesitzer schlief schon in den letzten Nächten fast gar nicht mehr. Er war früh der Erste auf den Beinen und abends der Letzte. Sein Arbeitseifer spornte die Seinen mächtig an, und ihm tat es Klaus Trapp darin gleich. Auf Günthers Feldern war es zeitig in der Frühe lebendig geworden. Ununterbrochen flogen die Garben eine nach der anderen auf die Leiterwagen und türmten sich dort auf. Von Zeit zu Zeit sah Klaus Trapp, in dem jeder Nerv und jede Muskel vor Tätigkeit gespannt war, besorgt zum Himmel, um dessen Wolkenbildungen zu verfolgen. Der Wind war umgeschlagen, im Westen zog sich ein Gewitter zusammen, es kam aus dem alten Wetterwinkel. Nun hieß es

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