Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1923

107 222 220 8 68 ES 3 (Nachdruck Von Särgen aus Kristall. verboten.) Von Josef Stohl, Lebzelter, Steyr. Mit Genehmigung aus der Monalsschrift „Roseggers Heimgarten“, Graz. Hans Hödl gehörte zu den „Beson= lang konnte er dann zu ihren Füßen sitzen und in ihre klaren Augensterne blicken, die deren. Er war eine jener freien, in sich 1 — und nur ihm — in solcher Liebes¬ ihm abgeschlossenen Naturen, die sich ihre selbst fülle leuchteten. eigene Anschauung zu bilden vermögen ohne Wie oft Menschen, die sich gerade recht Beeinflussung von der kleinlichen, formellen behaglich auf der lieben Gotteswelt fühlen, und zeremoniellen Welt. Er tat, was gute sprachen sie einst auch vom Tode. „Ich Menschen für Recht halten und genoß im glaube, sagte Hans, „daß ich leicht sterben übrigen das Leben in vernünftiger Weise werde, denn ich sehe die Naturnotwendigkeit Sein Schönheitssinn und seine Liebe alles Vergehens ein. Am liebsten plötzlich, zur Natur führten ihn an frostklaren Winter¬ aus voller Schaffenskraft gerissen, ohne daß tagen oder an sonnenwarmen Sommertagen ich die traurig kläglichen Erscheinungen des so hinauf auf die Berge, die ihre Häupter Alters kennen lernte. Aber nur eines nicht! frei und leicht wie er zum Himmel Nicht in den finsteren Sarg, nicht in dumpfe hoben. Modererde.“ Sein Schönheitssinn ließ ihm auch „Warum nicht in die Erde,“ fiel ihm jenes Weib finden, dessen Liebe ihm höchstes seine Liebste in das Wort, „wo doch die Erdenglück gewährte. Auch sie war ein dir so viel Freude, Liebe und Köst¬ Erde „Edelmensch“ und so mußten sich diese geschenkt hat?“ liches beiden finden und in heißer Liebe zu ein¬ „Das schon,“ gab Hans zu, „fällt mir ander entbrennen. Hans, groß und kraftvoll auch nicht ein, ein Schollenflüchtling zu mit sonnengebräuntem Antlitz, aus dem zwei werden. Ich hasse nur die neuen Ansichten nachtschwarze Augen gebieterisch und doch so zum Beispiel wie einer seinen Leichnam wieder ein wenig träumerisch in die Welt verbrennen, seine Asche auf einen hohen blickten, Magda, eine süße, blonde Frau Berg tragen und selbe dort in alle Winde mit freiem, frankem Gang und vornehmen zerstreuen ließ. Oder einer, der seine Asche Bewegungen, stets harmonisch und einfach in einen Turmknauf setzen ließ. Nein, ich schön gekleidet. Sie liebte wie er alles Gute möchte in Schönheit sterben. In meinen und Schöne und ihre Anschauungen ver¬ Bergen möchte ich bestattet werden und gleich zur schmolzen in eins. Nur in seine Liebe dem Schneewittchen, der süßen Märchen¬ ein. kalten Gletscherwelt stimmte sie nicht gestalt meiner Kindertage, in einem Kristall¬ Eine nagende Eifersucht bemächtigte sich oft arg liegen, von einer Flut roter Rosen ihrer, eine Eifersucht auf jene Welt, in die bedeckt. Lächle nicht! Schon seit Jahren sie ihm nicht zu folgen vermochte und die sammle ich, was mir doch als Bergmann sie darum haßte. leicht zustatten kommt, Bergkristalle und da Ihre Liebe war echt und innig. Wenn lasse ich mir, sobald ich die Zahl beisammen nach lautem Tage der Abend kam und die habe, aus den gesammelten Kristallen mit Sterne gleich stillen Wächtern am Himmel Blei einen Sarg fassen“. aufgezogen, ging Hans zu Magda. Stunden¬

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