Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1915

lustig da heroben bei euch am Hofe zu Steyr.“ Meginhalm hatte aus den Worten der Weltdame nur etwas herausgehört: das Wörtchen „wohlgeneigt“ und plötz¬ lich überkam es ihn, als müsse jetzt oder nie der Augenblick sein, Mech¬ thild zu gestehen, was er für sie fühlte. „So seid ihr mir denn wohlgeneigt, edles Fräulein?“ sagte er und seine Stimme zitterte unter der großen in¬ neren Bewegung. „Ich weiß nicht, was ihr unter ge¬ neigt versteht,“ erwiderte das Fräulein Mechthild, ohne ihn anzusehen und spielte mit dem goldgestickten Täschchen, das an güldener Kette an ihrer Seite hing, „hoffentlich wollt ihr nicht von Liebe zu mir sprechen?“ „Warum nicht?“ sagte Meginhalm. „Wie, wenn ich nun gerade jetzt euch von von meiner Liebe zu sprechen hätte — Liebe zu euch Mechthildis?“ Er hatte das sanft, fast bittend ge¬ sprochen und seine Augen blickten wie zagend nach ihr, die mit Erstaunen und gutgespielter Ueberraschung in ihren „Ja, Mienen, bedächtig erwiderte: 515 von liebt ihr mich denn, Herr Schachen?“ „Und wenn ich diese Frage bejahte was würdet ihr wohl antworten, Mech¬ thild?“ „Was ich euch antworten würde, Herr von Schachen?“ entgegnete sie und rich¬ tete sich stolz empor, „vorerst, daß ich für euch nicht Mechthild, sondern „ed¬ les Fräulein“ heiße, und daß ich der¬ mal nicht geneigt bin, euch eine andere 77. Anredeform zu gestatten und dann .Nun, dann?“ und Meginhalms Er¬ regung steigerte sich, denn jetzt mußte er ihre Entscheidung hören, was er so gefürchtet bislang, denn er war sich über ihren Charakter und ihre Stim¬ mung gegen ihn nie im Klaren ge¬ wesen. „Und dann, Herr von Schachen, fuhr Fräulein Mechthild ruhig fort, 21 „daß ich euch kein Recht zu einer Lie¬ beserklärung gegen mich gegeben habe. War ich freundlich gegen euch, wart ihr höflich und auch sonst ritterlich gegen mich, wie sollt ich da unwirsch gegen euch mich benehmen? Aber mir des¬ halb von Liebe zu sprechen, Herr von Schachen, das war nicht wohlgetan. Und sie wandte sich nach dem Fenster und sah hinaus in die anbrechende Nacht. Meginhalm war bei ihren Worten bleich geworden und schmerzlich zuckte es um seine Mundwinkel. Wie schön erschien ihm diese Frau, und doch, wie herzlos konnte sie sein! „Ja,“ sagte er sich in seinem In¬ nern jetzt, „ich liebe sie trotz ihrer harten Worte — aber ich bin einer derer von Schachen, die betteln nicht, auch nicht um Liebe!“ Und mit einem Ruck schüttelte er die vorige weiche Stimmung ab, und nach¬ dem sich Fräulein Mechthild gar nicht um ihn zu kümmern schien, sagte er laut und unzweifelhaft fest im Ton: „Ihr habt recht, edles Fräulein, es war Torheit, mit euch von meiner Liebe zu reden, denn ihr liebt wohl nicht mich, aber desto mehr das Vergnügen. Fürch¬ tet nicht, daß ich euch fürderhin mit Liebesgesäusel belästigen werde. Habt auch zugleich Dank hiefür, Fräulein Mechthild, daß ihr mir es gewiesen habt, daß Schwärmen nicht für Män¬ ner taugt — hier, sind Männer auch sehr nötig am Hofe zu Steyr! Gott mit euch, edles Fräulein!“ Und mit einer höflichen Verbeugung trat Meginhalm in das Zimmer hinein, durchschritt dasselbe und ging, ohne sich nur umzusehen, zur Tür hinaus. Fräulein Mechthild hatten Megin¬ halms in so ernstem Tone gesprochene Worte etwas verblüfft und merkwürdig, seine Art und Weise, wie er ihre Ab¬ weisung zur Kenntnis genommen, gefie¬ len ihr sogar. Sie wollte etwas er¬ widern, was, wüßte sie wohl selber nicht, aber sie hatte das Gefühl, daß

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