Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1905

Wahrscheinlich wollte er wieder „über Land“, wie die Bauern eine Geschäfts¬ reise nennen, denn Martl blieb in ge¬ wissen Zeitfristen tagelang, ja oft auch die Nächte fern von seinem Hofe, ohne daß auch nur eine Seele das geringste erfuhr, wo und in welchen Geschäften er abwesend gar gewesen. Die Knechte wußten aber S —2 C wohl, daß ihn weder Holz= noch Vieh¬ handel ferngehalten ... denn Metzger und Holzhändler stellten sich immer von selber bei ihm auf dem Hirschhofe ein und das jeweilige Feilschen damit fand stets schnellen Abschluß. Der junge Bauer ließ sich auch niemals auf Abdingung seiner angesetzten Preise ein, auf denen er stets zähe bestand. Er erhielt auch fast das jedesmal, was er verlangte; denn Vieh aus seinem Stalle war prächtig und alles Holz gut! Trotzdem war er oft ab¬ 7 wesend, und nicht einmal seine alte * * * Hauserin wußte, wohin er verreist aber dieses Fernesein gab zu denken dahinter mußte irgend ein Geheimnis ver¬ borgen sein und seine Leute steckten dann immer die Köpfe zusammen und tuschel¬ ten, wo wohl der Jungbauer wieder hin sei? V 2 2 2 Ailhach SP 32 U 4 —.— 77 — Als der Kuckuck auf der großen Schwarzwälderuhr in einer Ecke der Stube aus seinem Türchen hervorkam und flügelschlagend acht Uhr verkündete, stan¬ den die Ehhalten von Bänken und Holz¬ stühlen auf, traten an den Weihbrunn¬ kessel, der neben der Türe hing, hin, be¬ kreuzten sich mit dem geweihten Wasser, und nachdem jeder Knecht und jede Dirne „Gute Nacht, Bauer!“ gesagt, gingen sie hinaus und suchten ihre Schlafkammern auf. Nur knapp erwiderte der Hirschhofer

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