Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1905

deren höchstem Gaudium den Wanzen¬ käfig vorgewiesen, und es erregte im Auditorium nicht geringe Heiterkeit, als der Vertreter der Beklagten nach Vor¬ legung des ausgeschlagenen Zahnes der Klägerin die irrtümlich an ihn gelangten „Verehrlichen sechs jenseitigen Wanzen“ zurückreichte. Natürlich war Frau Trumpel außer sich über eine solche Zumutung und ge¬ daß berdete sich infolgedessen so aufgeregt die Schöffen sich von der Schuld ihrer Widersacherin nicht überzeugen konnten und diese freisprachen. Unter den massiven Segenswünschen einer Mandantin beschloß der junge An¬ walt für heute seine ersprießliche Tätigkeit. „Also hat Nelly den Pfandschein!“ seufzte er, vollkommen vernichtet. „Nettes Geburtstagsgeschenk!“ Damit eilte er nach der Wohnung seiner Braut. Verlobte in Tränen 62 59 um¬ gewitterschwere Schwiegermama wölkte Stirne des Schwiegervaters freundliche Aussichten das! Statt dessen vernahm er schon vor der Flurtür innen ein Lachen und, als ge¬ öffnet wurde, huschte Nelly in ein Neben¬ zimmer, während ihr Vater den Gast bei¬ seite zog. „Armer Junge!“ sagte er. „Warum sprichst du denn mit keinem Wort von deiner Verlegenheit! Uhr versetzen wie ein Student, pfui! Da nimm den Schein wieder und steck' einstweilen diese paar na, gib dich — Hundert Mark zu dir, vorschußweise auf nur nicht so stolz — die Mitgift, meine ich „Aber, rief Eser verzweifelnd, „es ist —.— ja gar nicht „Laß nur,“ unterbrach ihn der freund¬ liche alte Herr, „mich brauchst du ja nicht anzulügen — war ja selber jung — kenne das!“ S S

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