Gemeindetagsprotokoll vom 1. März 1937

Sitzungen des Gemeinderates und des Gemeindetages haben sich mit dieser Frage befasst. In der Presse wurde unzähligemale über die finanzielle Notlage der Stadt geschrieben. Auch im Auslande wurde das Finanzproblem Steyrs wiederholt erörtert. Dutzende von Deputationen haben in dieser Sache bei der Bundes- und Landesregierung und den Hauptgläubigern der Stadt vorgesprochen. Vor allen möglichen Gremien wurde über die Finanzlage der Stadtgemeinde verhandelt. Wenn die frühere Gemeindeverwaltung Ende 1932 erklärt hat, ihren Kampf um eine Verbesserung der Finanzlage der Stadt mit Rücksicht auf die Verständnislosigkeit der Bundes- und Landesregierung aufzugeben, dann hat sich schon die kommissarische Gemeindeverwaltung im Jahre 1934 wieder und fast ausschliesslich nur vor die Aufgabe gestellt gesehen, diese Frage einer Lösung zuzuführen. Der damalige Regierungskommissär und sein Beirat hielten die Situation für so unlösbar, dass wiederholt erwogen wurde, die Einleitung des Konkursverfahrens über die Stadt zu beantragen und die Aemter niederzulegen. Dies auch deshalb, weil sich diese Funktionäre nicht ohne Recht dessen bewusst waren, dass die Lösung des Finanzproblems Steyr auf unerhörte Schwierigkeiten stossen müsse und dass die Männer, die sich dieser Aufgabe unterziehen würden, eine unerhörte Unpopularität auf sich nehmen müssten. Insbesondere war man sich darüber im klaren, dass der Stand, der durch 15 Jahre die Stadtgemeinde desolat verwaltet hatte, die Industriearbeiterschaft von Steyr, unter dem neuen Regime für eine Sanierung der Stadt umso weniger zugänglich sein werde, als sie unter ihrer eigenen politischen Machtposition den Mut und die Opferbereitschaft hiezu nicht aufgebracht hatte. Es sei übrigens auch bekannt, dass die massgebenden sozialdemokratischen Funktionäre in Linz und Wien mit der sozialdemokratischen Gemeindeverwaltung von Steyr durchaus nicht einverstanden waren. Schliesslich müsse man aber, so sagte sich der

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