Gemeinderatsprotokoll vom 29. April 1933

- 39 - dagegen protestierte, dass verschiedene Zeitungen über die groBse Not der Bevölkerung von Steyr Nachrichten "brachten und man diese als übertrieben bezeichnete, so kann ich sagen,dass es jetzt keine Presse mehr geben wird, die in der Lage wäre, das wirklich jetzt eingetretene Elend nur annähernd richtig wiederzugeben. Tausende von Menschen sind dem "Verhungern preis gegeben, ungeheuer Schaden wurde damit der Stadt und der Ge schäftswelt zugefügt. Es ist daher nicht nur im Interesse der Arbeiter,sondern auch der Geschäftswelt gelegen, dieser Praxis ein Ende zu bereiten und die "Verpflichtung eines jeden einzelnen ist es mitzuhelfen, diesen unhaltbaren Zustand wieder zu besei tigen. Trotz einstimmigen Beschlusses des Bundesrates,keine wei teren Verschlechterungen in der Arbeitslosenfürsorge zuzulassen, sind diese verheerenden "Verfügungen der Regierung im "Verordnungs wege erlassen worden. Eine besondere Härte ist auch die "Ver schlechterung der bisherigen kleinen Begünstigung, die nach einer SOwöchigen Beschäftigung durch 30 Wochen hindurch die volle Arbeitslosenunterstützung sicherte; nur eine siebenjährige Be schäftigung innerhalb der letzten 10 Jahre hält diese Begünsti gung noch aufrecht. Es wird daher im Stadtgebiete Steyr keine oder nur wenige geben, die dieser Begünstigung noch teilhaftig werden können. Trotz eingehender Warnungen hat die Regierung diese Massnahmen, die dazu angetan sind, die ganze Fürsorgetätig keit der Gemeinde über den Haufen zu werfen, getroffen. Es ist aber nicht bloss bei der "Verschlechterung der Arbeitslosenfürsorge geblieben, auch die Gehälter der Eisenbahner hat man durch eine Notverordnung ausserordentlich gekürzt, die Urlaubsbestimmungen hat man zu Ungunsten dieser Angestellten abgeändert; in die Rechte der Versicherungsangestellten hat man durch eine Notver ordnung eingegriffen. Zur Begründung führte man aus, dass man den Kassen eine entsprechende Entlastung bringen muss, was eich natürlich auch unrichtig erweist. Die GehäJter eines grossen Teiles der Angestellten hat man dadurch unter das Niveau der

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