Gemeinderatsprotokoll vom 29. Dezember 1931

des gesamten Betriebes vorsieht und ein Vorbeugungsmittel für den gänzlichen Zusammenbruch darstellt. Ferners ersucht Bürgermeister Sichlrader den Stadtrat Knabl von seinen Zusatzantrag Abstand zu nehmen und schliesst seine Ausführungen damit, dass er erklärt, dass trotz der wiederholten Anwürfe die bezahlten Mandatare in der Bezugskürzung beispielgebend vorangehen werden, dass es aber jeder begreiflich finden muss, dass auch diese Funktionäre noch Anspruch auf eine Lebensmöglichkeit haben. Somit erscheint die Generaldebatte geschlossen und wird in die Spezialdebatte eingegangen. Die Kapitel I - X des Hauptvoranschlages für das Jahr 1932 werden debattelos mit 6 Gegenstimmen angenommen. Zu Kapitel XI - XIII übernimmt Bürgermeister-Stellvertreter Marktschläger den Vorsitz und erteilt dem Fürsorgereferenten BürgermeisterStellvertreter Azwanger das Wort. Bürgermeister-Stellvertreter Anton Azwanger führt folgendes aus: Die Kapitel XI, XII und XIII des Voranschlages beinhalten die Kosten der Fürsorge, die von amtswegen in Steyr geübt wird. Diese Fürsorge ist der einzige Damm, der in dieser Stadt, über der Verderben brütet, der Not entgegengebaut wird. Ein Schutz allerdings der die immer schneller steigende Notflut nicht bannt; der nur verhütet, dass sie wie Wildwasser die letzten Dämme bricht. Es ist über das Elend in Steyr schon viel gesagt und vielleicht noch mehr geschrieben worden. Aber scheinbar hat all das noch nicht das richtige Ohr gefunden oder aber alles was von Menschen - und Nächstenliebe, von sozialer Pflichterfüllung gesprochen wurde, ist hohle Phrase. Denn sonst wäre es nicht möglich, dass man kompetenten Ortes taub ist gegen alle Vorstellungen und die Stadt und ihre Bewohner einfach ihrem Schicksale überlässt und zusieht, wie Langsam zu Tode siechen. Die Stadt muss noch immer die Barackenschande tragen und kann keinen Groschen für Wohnbauten in den Voranschlag einsetzen.

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