Gemeinderatsprotokoll vom 2. September 1920

6 Amtsbericht über die Beschaffung von Einrichtungsstücken für die Reserve¬ klassen und den Kindergarten auf der hohen Ennsleite 1 Für die drei Reserveklassen werden an Einrichtungs tücken benötigt: 50 Schulbänke für je zwei Schüler großer Lehrmittelkasten Sesseln für die Lehrer 3 Papierkörbe Schwamm= und Kreidekästchen 24 Meter Kleiderhaken und Hutbretter 3 Schultafeln Podien Doppelkästen mit Fächereinteilung 3 Waschtische. Für den Kindergarten werden an Einrichtungen be¬ nötigt 10 Schulbänke für je zwei Schüler 10 Meter Kleiderhacken und Hutbretter 2 Sesseln für die Lehrerin 1 Podium Schultafel samt Gestell 1 Waschkasten Lehrmittelkasten, doppelflügelig Doppelkästen mit Fächereinrichtung 30 Meter Sitzbänke mit Lehnen 28 Meter Tische für Spielzwecke Schwamm= und Kreidekästchen 1 Papierkorb. Diese Gegenstände erfordern einen Aufwand von 90.000 K Katheder und Tische können aus den vorhandenen Beständen ge deckt werden. Diese Einrichtungsgegenstände sind aus weichem Holz gedacht; für den Anstrich derselben wird ein Betrag von 10.000 K notwendig sein, so daß insgesamt mit einer Summe von 100.000 K gerechnet werden müßte Der Sektionsantrag lautet: Der Gemeinderat genehmige den erforderlichen Betrag von 100 000 K zur Beschaffung der notwendigsten Einrichtung für die drei Paralellklassen und den Kindergarten. Herr GR. Prof. Brand warnt davor, die Einrichtungen rüher anzuschaffen, bis der Landesschulrat die Errichtung der Paralellklassen genehmigt habe Herr Vizebürgermeister Mayrhofer bemerkt hiezu, daß der Vertreter des Landesschulrates die Errichtung der Paralell¬ klassen gefordert habe, somit eine Genehmigung derselben vor auszusetzen ist. Herr GR. Aigner wendet sich dagegen, daß wiederum so hohe Ausgaben genehmigt werden sollen und wünscht, daß die Kindergartenerfordernisse einstweilen zurückgestellt werden. Herr GR. Frühwald erwidert, daß die Zurückstellung ür den Kindergarten mit Rücksicht auf die Kinder unmöglick ei; die Ennsleitenkinder haben nicht die nötige Kleidung um en weiten Weg bis zur Wehrgrabenschule im Winter gehen zu können. Diese 25.000 K, welche für den Kindergarten erforderlich ind, fließen gemeinnützigen Zwecken und den armen Kindern zu ür welche nicht genug getan werden könne. Herr Vizebürgermeister Dedic bemerkt, daß man mit der Anregung des Herrn GR. Aigner in den Vertröstungsfehler der früheren Gemeindevertretung fallen würde. Diese Wohltat des Kindergartens auf der Ennsleite treffe Kinder von drei bis echs Jahren, die man nicht schädigen könne Herr Vizebürgermeister Mayrhofer betont, daß eine Verzögerung die Gefahr mit sich brächte, daß der Kindergarten licht mehr rechtzeitig eröffnet werden könnte. Die Angelegenheit sei auch beim Landesrate zu betreiben. Der Sektionsantrag wird hierauf vom Gemeinderate an genommen. 16. Instandsetzung der beiden Eisenbrücken über die Enns Referent Herr Vizebürgermeister Mayrhofer. Der Zustand der Ennsbrücken ist nachgerade gefährlich zu nennen. Die kommissionellen Erhebungen haben ergeben, daß die Eisenkonstruktionen verrostet sind; es wurde auch schon im früheren Gemeinderate beschlossen eine Entrostung und Streichung der Brücken vorzunehmen. Mit Rücksicht auf die Finanzlage der Stadt mußte man damals von der Rekonstruktion absehen. Nun haben sich seither die Verhältnisse bedeutend verschlechtert. Im Voranschlage ist ein Betrag von 50.000 K eingesetzt, der zum Teile zur Erhaltung der Gehsteige und des Pflasters bestimmt ist. Es sind noch ungefähr 50 m2 Holzstöckelpflaster und nock etwas Asphalt vorhanden und ein ziemliches Quantum von Farbe. Der vorliegende Bericht des Stadtbauamtes besagt uns Der frühere Gemeinderat hat die Notwendigkeit einer gründlichen Reparatur der unteren Ennsbrücke und Steyrbrücke erkannt und den Neuanstrich und Neupflasterung derselben be chlossen. Infolge der hohen Kosten und Materialbeschaffungs¬ chwierigkeiten, konnte jedoch nur die Reparatur der Steyrbrücke durchgeführt werden. Inzwischen hat sich jedoch der Zustand der oberen und unteren Ennsbrücke derart verschlechtert, daß die Neuherstellung der Fahrbahnen und die gründliche Ausbesserung des Anstriches derselben dringend notwendig geworden ist, soll das Konstruktionsmaterial nicht zugrunde gehen, das durch die Stöße infolge der unzähligen Schlaglöcher und Unebenheiten der Fahrbahn, wie durch das Anrosten der Eisenkonstruktion sehr leidet. Ausbesserung der Fahrbahn dürfte schwer durchzuführen ein, da die Holzunterlagen gänzlich verfault sind und die Aus¬ füllung zwischen den Zereeisen und der Holzunterlage infolge der Erschütterung größtenteils durchgefallen ist Zum Entrosten, minisieren und zum Anstrich der schad¬ haften Stellen des Anstriches der Konstruktionsteile konnten die Steyrer Anstreicherfirmen eingeladen werden. Die Herstellung der Ziegelbetonunterlage der Steyrbrücke vurde durch die oberösterreichische Baugesellschaft in Linz, die des Holzstöckelpflasters durch die Kommanditgesellschaft Guido¬ Rütger in Wien durchgeführt. Da sich die Arbeiten als solid und dauerhaft erwiesen haben, könnten diese Firmen zu den dringenden Reparaturen der beiden Ennsbrücken eingeladen verden. Außerdem könnte für die Herstellung des Holzstöckel¬ pflasters die Firma Schrapetz & Komp. in Wien und für die erstellung der Betonunterlagen die eigenen Firmen in Aussicht genommen werden Die Pflasterung der Fahrbahn der Steyrbrücke (436 m2). kostete im Seplember s1918 zirka 50 000 K, daher der Quadrat¬ meter 115 K inklusive Material. Heute wäre das Zehnfache zu rechnen. Die Pflasterung der oberen Brücke würde 525.550 K und die der unteren 633.650 K kosten Für Brückenerhaltung sind im Präliminare 1920 50.000 K ausgeworfen, vorhanden sind 90 000 K. Die 50.000 K sind be¬ eits für die Beschaffung des lärchenen Gehsteigmateriales in Anspruch genommen Es muß an die Oesterreichische Baugesellschaft herangetreten verden, daß sie sofort das Fahren mit ihren eisenbereiften chweren Autowägen einstellt; es ist auch schon eine bezügliche Aufforderung ergangen, entweder Gummibereifung oder zumin¬ destens sehr langsames Fahren oder sie läßt die Auto überhaupt erschwinden. So schwer diese neuerliche Opfer der Gemeinde auch kommt, o können die Brücken nicht so bleiben, weil die Gemeinde noch größeren Gefahren entgegenging In Anbetracht der großen Auslagen, die gegenwärtig die Stadtgemeinde hat, wären die gegenständlichen Arbeiten, die leider in früherer Zeit übersehen worden sind und der Stadt¬ semeinde ganz unverschuldeter Weise jetzt Millionen kostet, auf as kommende Jahr zu verschieben und im Laufe des Herbstes nur die allernotwendigsten Ausflickungen des Pflasters im bei¬ äufigen Ausmaße von 50 m2 und der Anstrich an den schad¬ haften Stellen im Ausmaße von 30 m2 vorzunehmen. Diese vor¬ beugenden Maßnahmen werden sich auf 6.00 bis 7000 K be¬ laufen Die Sektion hat sich eingehend mit diesem Antrage des Stadtbauamtes befaßt und stellt den Antrag: Der Gemeinderat enehmige die provisorische notdürftigste Ausbesserung der beiden. nnsbrücken nach dem Antrage des Stadtbauamtes. Ungenommen. 7. Antrag des Geometers Kröger auf Erhöhung seiner auschalsumme für die Herstellung des Schichtenplanes. der Stadt Referent Herr Vizebürgermeister Mayrhofer. Wie bekannt, hat die Firma Kröger seinerzeit die Aus¬ ührung des Schichtenplanes im Offertwege erstanden und hätte die Firma Kröger das Operat bis zum Mai heurigen Jahres iefern sollen. Nach Verstreichung des Termines hat die Firma Kröger über Aufforderung in einer Zuschrift erklärt, daß es ihr unmöglich ist die Arbeiten fortzusetzen, u. zw mit Rücksicht auf die Steigerung der Löhne für die technischen Arbeiten, außer es bewillige die Stadtgemeinde hiefür einen Nachtragskredit. Die Firma Kröger verlangt nun für das ganze Operat einen Kosten¬ betrag von zusammen 148.500 K gegenüber dem ersten Offert von 61.000 K. Durch die Nichteinhaltung des Termines wurde ie Stadtgemeinde geschädigt, weil sie keine Vorarbeiten für die Wasserleitung und Kanalisation unternehmen konnte. Mit einer gerichtlichen Klage wird uns nicht geholfen sein, weil wir die Firma damit ruiieren und den Schichtenplan dann erst recht nicht bekommen könnten. err GR. Steinbrecher findet das Begehren der Firma Kröger als eine beisoielslose Kühnheit, weil die Gemeinde durch die Verzögerung zu einem kollosalen Schaden komme. Wegen der 25.000 K für den Kindergarten hätte man sparen sollen und hier sollen für einen Geschäftsmann gleich 80.000 K mehr ausgegeben werden, obwohl sich diese Firma um den Betrag von 61.000 K verpflichtet hatte, das Operat bis Mai d. J. zu iefern. Die Gemeinde wurde nur zum Narren gehalten und vürde ich es als eine persönliche Beleidigung finden, wenn der Vorschlag der Firma akzeptiert würde. Ich stelle den Antrag, daß die Firma gerichtlich belangt werde Herr Vizebürgermeister Dedic bemerkt, daß ohnedies schon einmal eine Erhöhung des Entschädigungsbetrages stattgefunden habe. Daß die Sektion die Wünsche der Firma unterstützt, kann nicht begriffen werden. Die Firma Kröger ist aufzufo dern, ihre Vertragsverpflichtungen unbedingt einzuhalten; erst dann, wenn die Lieferung des Operates einwandfrei geschehen ist, könnte darüber gesprochen werden, ob die Gemeinde noch eine weitere Entschädigung leisten will oder nicht. Wenn wir heute die Er¬ höhung der Entschädigung beschließen, würde uns die Firma genau wieder so zum Besten halten.

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