Gemeinderatsprotokoll vom 10. März 1919

8 In obigen Ausführungen ist von der Ueberschreitung von K 170.000 — noch nicht die Rede und diese Ziffer wäre auch zu überprüfen, um zu konstatieren, woraus sich diese zusammen¬ setzt. Es kann sich wiederum nur um die Aufsicht handeln und ie Gemeinde ist dem Architekten zu Dank! verpflichtet, daß sie diesen Betrag über das Präliminare hat zahlen müssen Ich glaube bestimmt, daß Herr G=R. Kirchberger, der lange in der Krankenhausverwaltung tätig ist, viel über die Verhältnisse erzählen könnte, aber immer der Ansicht war, als heutiger Parteigänger diese schützen zu müssen; es ist dies auch ein großer Fehler gewesen, denn er hätte die Möglichkeit gehabt, so manchen Betrag, der hinausgeworfen war, zu retten. Ich spreche nur den einen Wunsch aus, daß gleichgültig, wer dazu berufen ist, bei den Neuwahlen die Gemeinde ent¬ prechend zu vertreten, in erster Linie mit solchen Zuständen, wie sie jetzt herrschten, aufzuräumen ist, um tatsächlich das zu un, was im Interesse der Bevölkerung gelegen ist. Daß sich z B. niemand um die Sache gekümmert hat, be folgender Fall: weist Es wird ein Kessel nach dem anderen aus dem Kesselhause hinausgeworfen, es werden neue angeschafft, und hier ist ein Versicherungspolizze, wo 5, 6 und noch mehr von Hundert be¬ ahlt werden, ohne doß die Versicherung in Anspruch ge¬ nommen wird Dies hat meines Erachtens auch zur Folge, daß man sämtliche Rechnungen, welche auf den Krankenhausbau Bezug haben, einer Kontrolle unterzieht und auch das Material, welches sich auf die Offertlegung, der Aufträge an die einzelnen Firmen usw. bezieht, sichtet, um, wenn auch nicht mehr gutmachbar, doch achweisen zu können, ob auch dieserhalb alles in Ordnung geht und ich bin überzeugt davon, daß Fälle vorliegen, die aus¬ bleiben hätten müssen swäre auch weiters eine Aufstellung zu machen, was man in der Zeit, als eigentlich noch die Garantie für sämtliche Einrichtungen im Krankenhause laufen müßte, für Beträge an Reparaturen, Instandsetzungen usw. verwendet hat und werden Sie sie sich gewiß selbst an den Kopf greifen, wenn dieser Betrag herausgezogen ist. Sie müssen mir daher zugeben, daß, wenn tatsächlich Interesse für die ganze Sache geherrscht hätte und nicht immer on dem Standpunkte der Freundschaft ausgegangen worder die Verhältnisse anders stünden. väre, ch glaube mich nicht mehr in weitere Details einlassen zu müssen und befürworte den Antrag des Herrn Kirchberger wegen Ausbau des Krankenhauses und Schaffung der so wichtigen Räume, aber dies hat auf einer Basis zu geschehen, welche nur das Interesse der Sache selbst im Auge behält Ich bitte, meine Ausführungen zur Kenntnis zu nehmen, auch die Anträge der Krankenhauskommission im Dringlichkeits¬ wege durchzuführen und nicht den Herrn Bürgermeister zu er¬ suchen, sondern zu beauftragen, daß so rasch als möglich allen Uebelständen abgeholsen, daß ehestens daran geschritten wird die Anträge im Detail zu behandeln und auf diese Weise auch in Angriff genommen werden. Ich lade die Herren ein, es der Mühe wert zu halten, sich selbst von den desolaten Zuständer im Krankenhause zu überzeugen, die derart sind, daß, wenn nicht rasch Remedur geschaffen wird, in der nächsten Zeit damit gerechnet werden müßte, den Krankenhausbetrieb einstellen zu müssen. Herr G.=R. Prof Erb: „Was Herr G.=R. Zwicker aus¬ geführt hat, ist ja zum Teile gewiß richtig. Ich habe im Herbste vorigen Jahres durch mehr als drei Wochen Gelegenheit gehalt, jeden Tag ins Krankenhaus zu kommen und habe mich be dieser Gele, enheit von einer Reihe dort herrschender Uebelstände iberzeugt. Mir ist nur eines unklar, daß manche Experten welche man vor dem Bau des Krankenhauses zugezogen hat, vollständig versagt haben. Es wurden die Päne höheren Ortes, durch länger als ein halbes Jahr geprüft; diese wurden geradezu tadellos befunden und auf Grund dieser so vorzügsich be¬ jutachteten Pläne wurde gebaut. Ich bin ja sonst ein Laie in Bausachen und weiß nur insoferne Auskunft zu geben, als ich elbst ein Haus besitze und dadurch durch mehr als 20 Jahre ge¬ wisse Erfahrungen mir gesammelt habe. Ich begreife aber z. B. nicht, wie man ein großes Haus, daß 300 und noch mehr Per sonen Unterkunft bieten muß, ohne eigenes Maschinenhaus, ohne kohlenschupfen usw. bauen konnte. Die Folge dieser Uebersehen iegen in den heutigen Klagen. Ich habe mich selbst von den be¬ klagten Uebelständen überzeugt und habe nich sofort an die Bau ektion gewendet, worauf z. B. die Kohlen von dem Treppen aufgang den anderen Tag verschwunden waren. In jedem Hause ind Räume für Uterbringung von Kohle, Materialien usw. eradezu unembehrlich, doch das alles fehlt unserem neuen krankenhause und kann ich nicht verstehen, warum auf diese notwendigen Einrichtungen von Nebenräumlichkeiten gar kein Gewicht gelegt worden war. Der Gemeinderat mußte sich darauf verlassen, daß diese selbstverständlichen Nebenräume geschaffen werden und nun stellt es sich heraus, daß diese äußerst mangel haft sind. Meiner Ansicht nach wurde ein großer F hler gemacht daß das ganze architektonische Denken auf eine schöne Fassadt gerichtet war, daß man sich aber von dieser Seite aus um die lotwendige Schaffung der Aufbewahrungsräume und Magazine nicht bekümmert hat. Ich habe auch die Wahrnehmung gemacht aß von 9 Uhr vormittags bis abends in den Krankenzimmern ie unangenehmsten Geräusche, die man sich vorstellen kann, sich emerkbar machen. Es ist ein fortgesetztes Geräusch und ein Klappern; ein Gesunder wird bei dem Klappern schon nervös gar nicht zu sprechen von einem Kranken, der schlafen soll und will, aber nicht kann. Ich weiß nicht woran die Schuld liegt. Zwischenruf: Die Maschinen im Hause sind die Schuld.“) Die Maschinen passen nun tatsächlich nicht in das Haus und muß man sich mit dem Gedanken der Entfernung der Maschinenanlage aus dem Hause befreunden. Wie mir bekannt ist, sind aber in allen mittleren und kleineren Spitälern, die in den letzten Jahren jebaut wurden, auch die Maschinenansagen unterirdisch im Hause lbst untergebracht und da wirft sich den doch die Frage auf, ob denn nicht auch in diesen Krankenhäusern ein Uebelstand durch den Einbau der Maschinenanlage im Hause selbst besteht und wäre es interessant zu hören, welche Erfahrungen dort z. B. in Bad Ischl, Scheibbs usw. gemacht werden. Ich spreche über Uebelstände im Krankenhause nicht das erstemal. Wozu haber wir aber unseren Maschinenexperten. Ich will gewiß nicht bös¬ willig sein, wenn ich sage, daß ich von Leistungen unseres Maschinenexperten noch gar nichts gehört habe. Ich habe z. B. och nichts gehört, daß derselbe, der doch Maschinen=Ingenieur st, irgend etwas zur Verbesserung der Anlage beantragt hat Die Geschichte mit den Kesselstein ist so einleuchtend, daß unser Experte doch schon längst hätte darauf aufmerksam machen llen. Jeder Realschüler der IV. Klasse kann Ihnen heute die ildung und Wirkung von Kesselstein erklären und darlegen, welche Gefahren die Kesselsteinbildung für derartige Anlagen ringt, und trotzdem hat es unser Maschinenexperte nicht der Mühe wert gefunden, darauf aufmerksam zu machen und Ab¬ hilfemaßnahmen zu beantragen. Unser Steyrwasser ist bekanntlich Hartwasser und muß zum Weichwerden ein Wasserreiniger auf¬ estellt werden. Das ist eine Sache, die unserem Experten als Kesselprüfungskommissär angeht. Ih muß daher schon sagen aß wir mit diesen Experten einen Fehlgriff gemacht haben. Für die Zukunft soll es sich der Gemeinderat merken, daß er einen Regierungsbeamten oder keinen Landesbeamten zu seinem Experten nimmt, sondern es soll ein Experte aus industriellen Kreisen, der mit Praxis ausgerüstet ist, genommen werden Unser Experte hat uns bis zum heutigen Tage sitzen gelassen. Wir sehen also, daß die Ueberprüfer höheren Ortes und die Experten ihre Pflicht und Schuldigkeit nicht voll getan haben. Nun komme ich zum Architekten Schimitzek. Meine Herren! Der Architekt Schimitzek hat sich meiner Ansicht nach um den Bau ußerordentkich wenig gekümmert. Rufe: „Sehr richtig!") Einigemale kam er wohl nach Steyr, daher kann man auch ruhig sagen, daß er sich wenig um den Bau gekümmert hat un möchte ich aber folgendes sagen. Es ist hier ein schwerer Vorwurf gegen den Architekten Schimitzek erhoben worden. Es ist gesagt worden, daß er Provisionen erhalten hat und Lie¬ ranten können behaupten, daß sie nur Lieferungen erhalten ätten, wenn sie Provisionen an den Architekten bezahlt hätten. Wenn dies tatsächlich der Fall ist, so muß ich darauf dringen, aß mit dem Namen dieser Lieferanten herausgerückt wird; mit der unverbindlichen Form, daß dies geschehen sei, ist nichts ge¬ sagt. Mit diesem Anwurf können Leute beleidigt werden, die von solchen Provisionen gar nichts wissen. Es muß eine aller¬ trengste Untersuchung eingeleitet werden, wer die Provisionen genommen und wer sie gegeben hat. Diese Angelegenheit muß in die Oeffentlichkeit gezogen werden, wenn sie nicht zu einem gerichtlichen Nachspiel zu führen hat, um eine volle Reinhei ind Klarheit in die Sache zu bringen. Will der Herr G.=R Zwicker die Namen hier nicht nennen, so solle er sie dem Krankenhausbaukomitee bekanntgeben, damit seitens der Stadt¬ gemeinde=Vorstehung vorgegangen werden kann. Dies ist un¬ edingt notwendig Auch hinsichlich der nicht erhobenen Versicherungsent¬ chädigungen sind genaue Erhebungen zu pflegen, da ein solches Uebersehen einen schweren, die Gemeinde schädigenden Fehler be¬ eutet. Ich will mich durchans kurz fassen und nochmals darau verweisen, daß ich selbst öfters über die Uebelstände im Kranken¬ ause Mitteilung machte und darauf hinwies, daß Verbesserungen otwendig sind. Das seinerzeitige Spitalbaukomitee besteht heute nicht mehr und fragt es sich, ob diese Fragen nun die Bausekttion behandeln oder ein Spitalbaukomitee neu zusammengesetzt werden soll; das überlasse ich den Herren. Es wird sich aber in neuer Ausschuß bilden müssen, welcher den Zweck hat, das Krankenhaus in jene Form zu bringen und alles das gut zu machen, was verfehlt wourde. Ich möchte auch noch erwähnen, daß die gemachten Fehler Erscheinungen sind, die mehr oder so veniger jeder Neubau aufzuweisen hat, die aber wohl bei angem Vorstudium durch die Experten hätten vermieden werden können; in dieser Hinsicht muß ich Herrn G.=R. Zwicker ohne¬ weiters zustimmen Aber nicht allein Verbesserungen sind durch zuführen, sondern es wird Aufgabe der Gemeinde sein, an eine Erweiterung des Krankenhauses überhaupt zu schreiten. Es muß der Infektionspavillon erbaut werden, das Krankenhaus muß nach dem Antrag des Herrn G=R. Landa so erweitert werden, aß eine Frauenklinik geschaffen wird; es wird ein Tobsuchts¬ rakt eine Tuberkulosenfürsorge und eine Abteilung für Geschlechts¬ kranke geschaffen werden müssen. Alle diese Forderungen werden nach einem bestimmten Plan durchzuführen sein und für alle diese Zubauten muß ein Maschinenhaus gebaut werden, velches in Hinkunft nicht nur das best hende Krankenhaus, sonde n auch diese genannten Erweiterungsbauten nach allen stichtungen hin entsprechend und anstandslos versorgen kann. Es ist also heute schon der Weg gekennzeichnet. Ebenso muß in der lektrischen Beleuchtung eine derartige Einrichlung getroffen werden, daß das Krankenhaus selbst imstande ist ich mit lektrischem Licht ausreichend zu versorgen, was auch durch den

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