Gemeinderatsprotokoll vom 10. März 1919

dimensioniert, so daß sie für den steigenden Bedarf und dem heutigen Krankenzuspruche in keiner Weise genügen. Wären meine Anregungen damals angenommen worden, wäre auch dieser Uebelstand heute nicht vorhanden, wie es auch nach meinem Antrage viel günstiger gewesen wäre, das jetzt be¬ stehende Krankenhaus viel weiter rückwärts gegen die Leiten zu stellen. Aber wie gesagt, das ganze Krankenhaus darf nicht als verpfuscht angesehen werden. Die sonstigen Anlagen der Krankenräume usw. sind mustergültig zu bezeichnen.“ Herr G.=R.Bachmayr: „Es ist vorhin sehr viel über die Schuldfrage an den heutigen Zuständen im Krankenhause gesprochen worden. Es muß darauf hingewiesen werden, daß Steyr zur Zeit der Erbauung des Krankenhauses 16 000 bis 17.000 Einwohner hatte, während die Zahl der Einwohner beim Bezuge des Spitales auf 35.000 Personen gestiegen ist. Es ist daher klar, daß die Wirtschaftsräume für den so stark vermehrten Zuspruch viel zu klein geworden sind. So ist es auch mit den Maschinen; auch an diese werden die doppelten Anforderungen gestellt, so daß eine rasche Abnützung der Ma¬ schinen und Kessel selbstverständlich ist Bei der Beurteilung der ganzen Sachlage muß auch dies alles berücksichtigt werden.“ Herr G.=R. Prof. Erb: „Die Ausführungen des Herrn Prof. Brand und die Anfänge des Projektes für den Kranken¬ hausbau greifen auf eine Zeit zurück, wo wir noch gar nicht maßgebend waren. Die allergrößte Schuld, warum Herr Schimitzek überhaupt den Bau bekam, war, daß Herr Waller erst nachträglich mit seinem Projekte vorsprach und ein anderer Architekt als Schimitzek nicht in Betracht kam, weil die Ausschreibung nicht nach den Vorschriften des Ingenieur= und Architekten¬ vereines erfolgte, sodaß Bewerbungen von anderer Seite aus¬ geblieben sind. Eine weitere Ursache liegt darin, daß bisher die Bausektion zuviel selbständiges Verfügungsrecht hatte. In der Zu¬ kunft wird aber notwendig sein, daß die Vergebungen nur durch den Gemeinderat geschehen dürfen. So aber hat die Sektion über alles allein entschieden und der Gemeinderat hat sich nicht mehr darum gekümmert. Die seinerzeitige Spitalbaukommission hat selbständig die ganzen Arbeiten vergeben, ohne dem Gemeinderat auch nur ein Wort davon in öffentlicher Sitzung mitzuteilen; ja er hatte überhaupt auf die Vergebungen keinen Einfluß und war in der ganzen Sache ausgeschaltet. Wenn wir unsere neue Geschäftsordnung beschließen werden, muß auch an diese Sache gedacht werden, sonst können solche Dinge, wie die Verhältnisse heute zeigen, für den Gemeinderat sehr unangenehm werden. Für die Beratung der obschwebenden Fragen hat sich ein engeres Komitee zu bilden, das die ganzen Durchführungen überwacht. Was den Herrn Brurat Nejdl anbelangt, so muß ich schon sagen daß er zu jenen Bürokraten gehört, die kaum praktisch gearbeitet haben, sich aber herausnehmen, in allen Dingen das große Wort zu führen. Er mag sonst ein ganz guter und fähiger Beamter sein aber in der Kesselanlage hat er vollständig ver¬ sagt. Vielleicht wären aber auch diese Erscheinungen nicht auf¬ getreten, wenn nicht der Krieg mit allen seinen Erschwernissen gekommen wäre. Wir hätten dann in der Stadt selbst schon verschiedene notwendige Einrichtungen, als ein Lagerhaus usw., sodaß eine so große Einlagerung von Vorräten im Krankenhause selbst nach dem erhöhten Bedarfe nicht notwendig und daher mit den vorhandenen Aufbewahrungsräumlichkeiten leichter ein Auskommen zu finden gewesen wäre. Daß sich Architekt Schimitzek nicht viel um das Krankenhaus gekümmert hat, ist richtig und ein großer Fehler desselben und wäre es daher wohl Sache des Bauamtes gewesen, gerade deshalb im eigenen Interesse der Gemeinde nachzuschauen und über die Wahrnehmungen zu be¬ richten. Vom Bürgermeister kann man nicht verlangen, daß er fortgesetzt nachschauen geht, ob beim Baue richtig gearbeitet wird. Ich meine, es werden sich nun die Schäden ausgleichen lassen. Was das Präliminar anbelangt, so ist es stets üblich, die Erfordernisse über den hiefür notwendigen Betrag ein¬ zustellen, weil es besser ist, die Abschlußrechnung endet mit einem Ueberschuß als mit einem Abgang. Dies geschieht auch in der Erwägung, damit die Oberbehörde nicht zur Ansicht neigen kann, es könne der Stadtgemeinde aus ihren präliminar¬ mäßigen Einnahmen z. B aus der Biersteuer, Verzehrungs¬ steuer usw. etwas gestrichen werden, was gerade zur Zeit, wo an die Stadtgemeinde so ungeheure Anforderungen in Bezug von Bauausführungen — wie Wasserleitung, Kanalisierung, Schlachthausbau, Schulbauten und vieles andere, herantreten, janz unmöglich wäre. Die Hauptsache bleibt für heute die Er¬ bauung eines eigenen Maschinenhauses, eines Wirtschaftsgebäudes und verschiedene Verbesserungen, welchen Bauführungen sich dann erst die Bauführungen für die verschiedenen Abteilungen anzuschließen hätten. Es muß aber jetzt schon, wie ich schon ausführte, bei der Maschinen= und Kesselanlage darauf Rücksicht genommen werden, daß alle die künftigen Erweiterungsbauten damit befriedigt werden können.“ Herr G.=R. Prof. Brand: „Zwischen der Uebernahme der Gemeindeverwaltung durch die Majorität und der Spital¬ bauvergebung lagen zwei Jahre; es wäre also Gelegenheit genug gewesen, sich neue Pläne einzuholen.“ Herr G.=R. Landa: „Es wäre gewiß richtig gewesen, wenn die Gemeinderäte vor der Beratung der Bedeckungen des Präliminares über den wirklichen Stand der Finanzen der Stadt aufgeklärt worden wären.“ Herr G.=R. Zwicker: „Entgegen den Ausführungen der Herren G.=R. Kirchberger und Erb muß ich betonen, daß sich die damals amtierenden Gemeinderäte um die ganzen Bau¬ führungen hätten mehr bekümmern sollen; es wären dann un¬ möglich diese Uebelstände aufgetreten. Ich habe auch schon ein¬ jangs meiner Ausführungen erwähnt, daß manche der von den einheimischen Geschäftsleuten durchgeführten Einrichtungen in keiner Weise entsprechen; gewiß soll man die heimische Industrie chützen, aber man soll von ihr auch das verlangen, was den heutigen Anforderungen entspricht.“ Herr G.=R. Prof. Brand: „Ich stelle den Antrag auf Schluß der Debatte Herr Bürgermeister: „Ueber diesen Antrag ist sofort abzustimmen. Der Antrag wird vom Gemeinderate mit Mehrheit an¬ genommen.“ Herr G.=R. Prof. Erb: „Zur Richtigstellung muß ich betreffend die Versicherungen feststellen, daß nach den Be¬ stimmungen der Polizze für Kessel, welche durch eine natürliche Abnützung zugrunde gegangen sind und wozu auch die natürliche Bildung des Kesselsteines gehört, eine Schadensvergütung nicht geleistet wird.“ Herr G.=R Kirchberger: „Ich möchte die Anträge der Krankenhauskommission nochmals zur Verlesung bringen. (Geschieht.) Des weiteren hat die Krankenhauskommission auch einen Beschluß gefaßt, den Antrag zu stellen, Herrn Bauoberinspektor G.=R. Zwicker in die Krankenhauskommission zu wählen, weil durch den Abgang des Herrn G.=R. Karl nach Wels, ein Mandat in dieser Kommission freigeworden ist. Weiters wurde der Beschluß gefaßt, zu beantragen, daß in dem neu zu wählenden Ausschuß für die Ausgestaltung des Krankenhauses keiner der seinerzeit für das Krankenhaus liefernden Herren Gemeinderäte genommen werden.“ Herr Bürgermeister: „Es wäre nun noch ein Vor¬ schlag für die Wahl des engeren Ausschusses zu machen und hätte ich es gerne gesehen, wenn Herr Vizebürgermeister Wokral mit in diesen Ausschuß, woselbst er auch den Vorsitz führen könnte, gewählt würde.“ Herr G.=R. Kirchberger: „Ich stelle noch den weiteren Antrag, in den Ausschuß die Herren Gemeinderäte Prof. Brand, Chalupka, Kirchberger, Tribrunner und Bauoberinspektor Ing. Zwicker zu wählen“ Herr Bürgermeister: „Ich bringe somit die Anträge der Krankenhauskommission, sowie die Anträge des Herrn G=R. Kirchberger zur Abstimmung.“ Die Anträge werden vom Gemeinderate einstimmig an¬ genommen. Herr Bürgermeister: „Nachdem die Tagesord nung erschöpft ist, erkläre ich die Sitzung hiemit für geschlossen.“ Schluß der Sitzung 4 Uhr 8 Min.

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