Ratsprotokoll vom 22. März 1918

lange das Bestreben, daß die Zuteilung des Viehes nicht nach Stück, sondern nach Gewicht erfolgen solle. Ich habe mir in der gestrigen Wirtschaftsratssitzung auch erlaubt, auf die Tagespost aufmerkam zu machen, in welcher die Linzer Gemeinderatssitzung vom 1. März erschienen ist. In dieser Sitzung des Gemeinde¬ rates Linz haben sich sämtliche Parteien ohne Unterschied gegen die Vieheinkaufsstelle in Urfahr und insbesondere gegen die Nebenstelle der Wiener Einkaufsstelle vom Urfahrer Markt in schärfster Weise gewendet. Sie sagen, das beste Vieh geht durch diese Wiener Einkaufstelle vom Urfahrer Markt mit Unterstützung der Statthalterei und ihrer Vertreter nach Wien. Das zweitbeste Vieh geht wieder nach Stückzahl in die Großmenage und das bezeichnendste ist, daß das ebenfalls weitere bessere Vieh zur Ver¬ sorgung der Statthalterei verwendet wird (Unruhe), und das vierte Vieh, also das allerschlechteste, das bekommen die Linzer Hierüber haben sich nicht nur die Fleischhauer, sondern auch alle Parteien aufgehalten und dem Statthalterei=Vertreter vorge¬ worfen, er solle seine seit drei Monaten rückständigen Akten er¬ ledigen und sich nicht nur um Viehbesorgung anderer kümmern, besonders um die der Statthalterei. So geht es am Urfahrer Markt zu. Das ist die Art der Verteilung, die die Bevölkerung erfahren muß; wir haben keinen Einfluß darauf. Da erklärt es sich wohl von selbst, warum es uns schlecht geht. Wir haben seit Jahren das Verlangen, daß die Bezirke Steyr=Land und Kirch¬ dorf der Stadt Steyr allein zur Anlieferung zugewiesen werden. Der Bezirk Kirchdorf wurde uns überhaupt nicht zugewiesen und aus dem Bezirke Steyr=Land wird uns das bessere Vieh weg¬ genommen. Erst jetzt, nachdem das Vieh aus dem Stall ist, wird uns zugesichert, daß der Bezirk Steyr=Land ausschließlich für die Stadt Steyr anzuliefern hat. Wie weit der Viehstand zurück¬ gegangen ist, haben Sie aus dem Berichte entnehmen können, so z. B. bei den Stieren von 1289 Stück auf 300 Stück. Ich habe alles dies erwähnt, damit niemand auf den Wirtschaftsrat einen Stein werfen soll. Es waren andere Kräfte maßgebend, die den Steyrer Bezirk in seinem Viehbestande so geschädigt haben. Deshalb halte ich dafür, daß der Gemeinderat zu dem Vorkommnisse, daß uns das von uns aufgesparte Vieh weggenommen wurde, heute seine Stellungnahme erklärt. Weiters muß der Gemeinderat sein Bedauern aussprechen, daß bisher seinem Antrage auf Anlieferung von Vieh nach Gewicht und auf außerordentlich notwendigen Zuschub von Vieh an die Stadt nicht Folge gegeben wurde; endlich muß betont werden, daß in Hinkunft der Bezirk Steyr=Land für die Stadt Steyr, und zwar ür die Stadt Steyr ganz allein, reserviert bleibt und kein Stück Vieh mehr aus dem Bezirke nach auswärts angeliefert werden darf. Herr G.=R. Tribrunner erklärt sich den Ausführungen des Herrn G.=R. Erb vollinhaltlich anzuschließen und verlangt, daß die mit 12 dkg festzusetzende Fleischquote strenge gehand¬ habt und eine gerechte Verteilung erfolgt. Bisher wurden in der leichmäßigen Verteilung des Fleischbezuges nicht die besten Er¬ ahrungen gemacht, woher auch das nicht enden wollende An¬ stellen kommt, da tatsächlich Fälle vorgekommen sind, daß Par¬ teien, die erst später eintrafen, obwohl sie auf die Fleischquote inbedingten Anspruch haben, kein Fleisch mehr erhielten. Herr Bürgermeister möge daher seinen ganzen Einfluß geltend machen, daß alle Bezugsberechtigten gleichmäßig mit Fleisch nach den ent¬ fallenden Quoten der Fleischkarte beteilt werden. Herr Bürgermeister erwidert, daß er eine scharfe Mahnung an die Fleischhauer ergehen ließ, nach welcher den Fleischhauern bei nachgewiesenen Vergehen angedroht wurde, den¬ selben die Viehanlieferung das erstemal auf 8 Tage und später bei Wiederholung gänzlich zu entziehen. Hierauf wird vom Vorsitzenden die Debatte geschlossen, der Amtsbericht sowie die Ausführungen des Herrn G.=R. Prof. Erb zur Kenntnis genommen und der Beschluß gefaßt, die Fleisch¬ quote bis auf weiteres auf 12 dkg pro Kopf und Fleischtag erabzusetzen. Herr G.=R. Kirchberger bringt hierauf die Wieder¬ eröffnung der Wehrgrabenschule zur Sprache und verlangt, daß an die Militärverwaltung herangetreten werde, daß dieselbe zur Wiederinstandsetzung der Schule, welche durch den militärischen Belag sehr gelitten habe, die vollen Kosten trage. Herr Bürgermeister entgegnet, daß die Abnützung der Schule nur eine naturgemäße, aus der Benützung derselben ent¬ standene sei und die Kosten der Reinigung bezw. Ausbesserung der Zimmerwandschäden durch die vom Militärärar bezahlte Miete mehr als gedeckt seien. Nachdem im öffentlichen Teile der Sitzung weitere Anträge und Anfragen nicht vorliegen, schließt der Herr Vorsitzende um 5¼ Uhr den öffentlichen Teil der Sitzung und erklärt die¬ selbe für vertraulich.

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