Ratsprotokoll vom 8. Oktober 1917

8 in der gründenden Versammlung am 29. Dezember 1915, in velcher durch den Beitritt der Linzer Tramway=Elektrizitäts=Ge¬ ellschaft und Aktien=Gesellschaft Elektrizitätswerke Wels gleich¬ zeitig eine Erhöhung des Stammkapitales auf 825.000 K vor genommen wurde. Da der Gemeinderatsbeschluß bezüglich Abschluß des Ver¬ trages zwischen Stadtgemeinde und Elekrizitätswerke erst am 17. November 1916 gefaßt wurde, erscheint es zweifellos, daß nach Abschluß dieses Vertrages ein im Sinne des § 21, Punkt 3, erfolgte Herausgebung neuer Stammanteile nicht stattgefunden hat und somit der Stadtgemeinde bisher niemals die Gelegen¬ heit geboten war, ihr in diesem Punkte vorbehaltenes Recht aus¬ zunützen. Steyr, am 8. Oktober 1917 Julius Gschaider, Bürgermeister Herr G.=R. Ing. Huber: Ich wiederhole meine vorbe ogene Anfrage, nachdem mir die Verhältnisse nicht ganz klar gestellt sind, Heute liegt uns aber eine Mitteilung vor, mit der wir uns schon befreunden müssen, trotzdem wir bei Abschluß des Vertrages anderer Meinung waren. Ich bemerke, daß in letzter Zeit sich Zustände herausgebildet haben, die nicht mehr ganz lar sind. Ich möchte bitten, daß baldigst eine Sitzung des Be¬ euchtungskomitees einberufen wird, welche dem Gemeinderate in dieser Beziehung Aufschlüsse geben kann. Es scheint, daß in der Leitung des Elektrizitätswerkes eine Tendenz vorherrscht, welche den mit der Gemeinde geschlossenen Vertrag umgehen will und der Vertrag fortlaufend durchlöchert wird. Der Vertrag ist aber ür beide Teile gleich bindend und ist es jedenfalls nicht an ängig, daß immer nur die Gemeinde einseitig die Geberin ist sondern auch die Gegenseite ihre Berpflichtungen einzuhalten hat. Nur unter diesem Gesichtspunkte gehe ich heute in die Ver handlung wegen Errichtung der Transformatorenhäuschen ein Seitens der Elektrizitätswerke liegt dem Gemeinderate das Ansuchen um Ueberlassung von Grund zur Aufstellung von Transformatorenhäuschen vor. Es sind hier nicht nur Typen¬ läne, sondern auch Baupläne in Vorlage gebracht, welche sich im allgemeinen dem Stadtbild anpassen sollen. Ich bemerke nur daß die Bausektion die Plätze der Aufstellung bereits genau be¬ stimmt hat und es nunmehr dem Gemeinderate obliegt, die be¬ treffenden Grundüberlassungen bezw. Pachtungen zu den von der Sektion beantragten Anerkennungszinsen zu genehmigen. Ich bringe den Sektionsantrag zur Verlesung: m Dezember v. J. wurde bereits die Errichtung einer Trans ormatorenstation auf dem Fladergrund bei der Aichet¬ mant bewillig Nunmehr liegt ein Ansuchen um weitere Transformatoren¬ tationen nach vorliegenden Entwürfen und Plänen vor, und zwar: Der löbliche Gemeinderat bewillige dem Elektrizitäts¬ I. werke in Steyr die Errichtung von Transformatorenstationen nach vorliegenden Entwürfen und Plänen, und zwar: 1. Ecke Sierningerstraße—Direktionsstraße auf Parzelle Nr. 690/4 nach Type 1 2. Sierningerstraße gegenüber Jägermayrstiege auf Par¬ 789 nach Type 11 zelle Nr. bei der Schwimmschulbrücke auf Parzelle Nr. 1343 nach . Type I; und überlasse den hiezu erforderlichen Grund bis zum Heimfalls¬ rechte gegen einen Anerkennungszins für jede einzelne Parzelle von jährlich einer Kron Nur im Falle besonderer zwingender Gründe behält sick die Gemeinde das Recht vor, die Verlegung der Station auf einen anderen zur Verfügung gestellten Platz zu verlangen. I. Der löbliche Gemeinderat als Patronatsherr der Michaeler=Kirche gibt seine Zustimmung zur Errichtung eines weiteren Transformatorenhäuschen im Pfarrhausgarten. Herr G.=R. Prof. Erb: Die Eingabe der Elektrizitäts¬ werke gibt mir Gelegenheit, auf eine frühere Gemeinderats¬ sitzung zurückzugreifen. Ich habe in dieser früheren Gemeinde ratssitzung die schlechte Beleuchtung durch die Elektrizitätswerke einerseits schon erwähnt. Nun möchte ich darauf verweisen, daß wir vor einer Einschränkung der Gasbeleuchtung stehen; die janze Stadt wird unter dieser Einschränkung der Gasbeleuchtung eiden. Umso notwendiger wäre es meines Erachtens, daß die lektrische Beleuchtung sich bessern würde. Nun habe ich aber von einer Besserung, trotz meiner damaligen Bemerkung, noch nichts verspürt. Ich habe damals gesagt, daß es merkwürdig ist daß die Beleuchtung so schlecht ist, trotzdem vor 9 Uhr oder etwas vor 9 Uhr die elektrische Beleuchtung tadellos brennt, dann aber plötzlich in das Halbdunkel einer gewissen Oellampe urückfällt. Es kann also nicht richtig sein, daß irgendwo in der Leitung ein Fehler liegt, sondern mir kommt es vor, als ob man probieren würde, daß die Lampen auf eine Minute ganz gut brennen, die nächste Minute aber so schlecht, daß man mit einer 32kerzigen Lampe einfach nicht lesen kann. Das sind Zu¬ tände, die nicht geduldet werden können. Es hat auch bereits in der Bevölkerung eine gewisse Erbitterung über die Elektrizitäts¬ werke Platz gegriffen, und wird auch darüber Beschwerde geführt, daß Installationen so lange dauern und die Kosten sehr hohe ind. Man braucht sich nicht immer auf den Krieg auszureden. Es bestehen, wie schon Herr G.=R. Huber sagte, Verhältnisse, die eine Ungleichmäßigkeit der Rechte zwischen Gemeinde und Elek¬ trizitätswerke darstellen. Ich möchte fast sagen, die Elektrizitäts¬ werke tun, was sie wollen, ohne jede Rücksicht auf die Bevölke¬ rung und auf die Gemeinde; wir haben schon im Gemeinderate ine schwere Anklage wegen eines Falles im Spitale gehabt, velche sich gegen die eingerissene Willkür der Organe der Elek¬ trizitätswerke wendete. Weiters besteht heute gegenüber den Haus esitzern ein Vorgang, daß ohne weitere Bewilligung der letzteren Hacken in die Häuser eingeschlagen und herumgewirtschaftet wird man hat sogenannte Vertragszettel ausgegeben, welche von den Hausbesitzern zu unterfertigen waren und wodurch den Elektrizi¬ ätswerken bezw. dessen Organen uneingeschränktes Recht zum reien Eintritt in die Häuser und auf die Dachböden eingeräumt werden sollte. Mir kommt es vor, daß die Elektrizitätswerke sich enken: „Wir haben das Beleuchtungsmonopol in Steyr, und zwar jetzt infolge des Kohlenmangels noch mehr und sind rück¬ ichtslos gegen die Gemeinde Es kommen nicht nur für den Wohnungsinhaber, sondern auch für die Gewerbetreibenden in Beziehung auf Beleuchtung nd motorischen Betrieb schwere Zeiten; da wird die elektrische Beleuchtung und Kraft bedeutenden Einfluß haben; deshalt laube ich, daß man bald das Beleuchtungskomitee einberufen ind dort in Güte die Angelegenheit und die Wünsche besprechen solle, wobei es an Material nicht fehlen wird. Die Gemeind hat ja hie und da auch Gelegenheit, den Elektrizitätswerken ent¬ gegenzutreten, aber bei allen diesen Unternehmungen, wo die Gemeinde direkt oder indirekt beteiligt ist, ist ein gütliches Ueber inkommen das allerbeste und wenn die hiesige Leitung keine Rücksicht auf die Bevölkerung nimmt, so muß man anderwärts ersuchen. Ich bitte daher, in allernächster Zeit das Beleuch tungskomitee einzuberufen derr Bürgermeister sagt die Einberufung des Be¬ euchtungskomitees noch für diese Woche zu. Der Herr Vorsitzende leitet nunmehr über den Antrag der Bausektion die Abstimmung ein und ergibt dieselbe die ein¬ immige Annahme des Antrages Herr Bürgermeister: Auf die Ausführungen der Herren Gemeinderäte Ing. Huber und Prof. Erb möchte ich nun rwidern, daß die Klagen wohl gerechtfertigt sind, glaube aber, daß durch die bewilligte Aufstellung der Transformatorenhäuschen die Verbesserung der gleichmäßigen Stromzuführung zu erwarten steht. Wir haben heute noch den veralterten Gleichstrom, der furchtbaren Schwankungen unterliegt, während dies beim Dreh¬ trom nicht der Fall ist. Das heutige Netz ist wirklich zu stark belastet. Herr G.=R. Mitter beantragt, in der Kirchengasse eine Gaslampe beleuchten zu lassen, da vom Michaelerplatz bis zum Roten Brunnenplatz keine Lampe brennt und dort eine gefähr¬ liche Finsternis herrscht. Herr Bürgermeister sagt zu, diese Klage dem Gas¬ verke mitzuteilen und zu sorgen, daß die beim Roten Brunnen aufgelassene Gaslampe durch die Lampe in der Kirchengasse er¬ setzt werde, wodurch keine Neubelastung des Gasverbrauches entsteht. Herr G.=R. Kirchberger beantragt, daß der Zugang von der Duckartstraße zum Bahnhofe, welcher stets in undurch¬ dringliches Dunkel gehüllt ist, wieder beleuchtet werden soll Herr G.=R. Ortler bestätigt dies und verlangt, daß die dort stehenden Bäume gestutzt werden sollen err Bürgermeister sagt, daß die Beleuchtungszustände am Bahnhofe überhaupt sehr schlechte sind und dies Gegenstand der Beratung der letzten Bausektionssitzung gewesen sei und habe die Bausektion seinem Vorschlage zugestimmt, sich mit der Waffen¬ abrik und der Staatsbahndirektion ins Einvernehmen zu setzen; ie Kosten der Beleuchtung sollen auf die drei Interessenten: Gemeinde, Waffenfabrik und Staatsbahn aufgeteilt werden. Herr G.=R. Tribrunner bringt die mißlichen Beleuch¬ ungszustände auf der hohen Ennsleite zur Sprache und erwidert Herr Bürgermeister, daß die Frage der Beleuchtungspflicht auf der hohen Ennsleite gegenwärtig eine Streitfrage zwischen Waffenfabrik und Militärbauleitung bilde. Er werde aber nicht ermangeln, neuerdings heranzutreten, um unter Hinweis au nachteilige Folgen der unterlassenen Beleuchtung, eine solche zu erwirken. Herr G.=R. Ing. Huber frägt, warum gegenwärtig nur ür Steyrdorf die Transformatorenanlage vorgesorgt wird, nach¬ dem sich doch auch für die Ennsleite eine solche Einrichtung als lotwendig erweisen wird Herr Bürgermeister entgegnet, daß hiefür bereits in den in der Duckart= und Kompaßgasse gelegenen, neu aufgeführten häusern durch den Einbau eines Transformatorenraumes vor¬ gesorgt wurde. Herr G.=R. Wokral regt an, daß vorgesorgt werden möge daß auf dem neuinkorporierten Gebiete zur Verhütung von Grundspekulationen eine Art Wertzuwachssteuer beschlosser werde, und daß ferner für künftige Bauführungen eine Parzel¬ lierung vorgenommen werde derr Bürgermeister spricht seine Bereitwilligkeit aus, m Sinne dieser Anregung das Erforderliche zu veranlassen.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2