Ratsprotokoll vom 8. Oktober 1917

V. Die zeitgerechte Auszahlung der Ablösungsbeträge sowie die Kosten der Einverleibungsdurchführung sind aus dem 10 Millionen=Darlehen zu bestreiten. Bevor zur Abstimmung über diesen Vertragsentwurf ge¬ chritten wird, möchte ich Ihnen noch zwei Berichte des Herrr Bürgermeisters zur Kenntnis bringen: I. Bericht. Ich habe heute bezüglich der Gleinker=Einverleibung mit Seiner Gnaden dem Herrn Landeshauptmann Johann Nepomuk gesprochen. Hauser Herr Landeshauptmann erklärte mir, daß im gegebenen in welchem eine Einigung der beiden Gemeinden vor¬ Falle, iegt, der Landesausschuß selbstredend seine Zustimmung geber verde und daß seiner Ansicht nach auch von privater Seit mögliche Einwendungen keinen Einfluß auf diese Stellungnahme haben können. Herr Landeshauptmann sagte mir rascheste Behandlung des Gegenstandes zu. Steyr, am 5. Oktober 1917. Julius Gschaider Bürgermeister. II. Bericht. Die Jagdinhaber in Gleink, Karl Steinparz und Hans Forster, haben im Zuge der Einverleibungsverhandlungen eine einmalige Abfindung von je 3000 K verlangt, was ihnen, selbst redend unter Vorbehalt der Genehmigung des Gemeinderates auch zugestanden wurde Ich schlage daher vor, den Obgenannten diese Entschädi¬ gung zuzuerkennen. Steyr, am 3. Oktober 1917 Julius Gschaider Bürgermeister. Ich darf vielleicht hier gleich anfügen, daß die Sektion dazu beantragt: Der Gemeinderat beschließe, den Jagdinhabern Karl Steinparz und Hans Forster eine einmalige Entschädigung von e 3000 K auszubezahlen, und zwar am gleichen Tage, an dem die im Uebereinkommen mit der Gemeinde Gleink im Punkte des § 2 aufscheinende Entschädigung für Gemeindeumlagenent¬ gang fällig wird. Die Auszahlung dieses Betrages von zusammen 6000 K hat aus dem 10 Millionen=Darlehen zu erfolgen.“ Verhandlungstechnisch müßte zunächst über den Inkorpo¬ rierungsvertrag und dann erst über letzteren Sektionsantrag bzustimmen sein zum Inkorporierungsvertrage selbst möchte ich beifügen, daß die ganze Transaktion ganz gewiß einen bedeutenden Mark¬ stein in der weiteren Entwicklung der Stadt Steyr vorstellt. Der Stadt Steyr wird auf diese Weise ein neues großes Gebiet ein¬ verleibt, welches geeignet ist, dem Anwachsen der Bevölkerung Raum zu verleihen. Wir werden auf diese Weise vielleicht end¬ lich in die Lage kommen, der so oft beregten Wohnungsnot ab¬ zuhelfen. Steyr wird ein nach neuer Entwicklung reich auf strebendes Gebiet erwerben. Ich glaube daher für das ganze Unternehmen im Detail nichts weiter beifügen zu müssen und itte Sie im Namen der Sektion um die Annahme der Anträge Herr Bürgermeister: Wünscht Jemand zu den ge¬ tellten Anträgen das Wort? Herr G.=R. Wokral: Ich möchte die Gelegenheit be¬ nützen, um hier im Gemeinderate namens meiner Partei und Genossen die Erklärung abzugeben, daß wir mit dem Inkorpo rierungsantrage vollstandig einverstanden sind; wir begrüßen ihn, weil er zur Möglichkeit berechtigt, mit einer Ausdehnung und Entwicklung der Stadt rechnen zu können und erklären die ausdrückliche Zustimmung zu demselben zu geben. Herr G.=R. Ing. Huber: Es ist eine alte Gepflogenheit und wie ich glaube, hat der Gemeinderat sich bereits seinerzeit dahin ausgesprochen, daß der erste Beamte der Stadt der Sitzung anzuwohnen hat; darum glaube ich auch, daß der neue Herr mtsrat den Sitzungen des Gemeinderates anzuwohnen hat, un die direkten Eindrücke aus den Gemeinderatssitzungen zu em¬ pfangen, und daß der Gemeinderat auch darauf bestehen soll imsomehr, als ja außer dem Herrn Bürgermeister, der im ver¬ valtenden Teile des Gemeindewesens etwas zu tun hat, Niemand vom Verwaltungskörper der Stadt anwesend ist; ich weiß nicht aus welcher Ursache von dieser Gepflogenheit abgegangen wurde. Herr Bürgermeister: Ich werde mich über die Ab¬ wesenheit des Herrn Stadtamtsrates bekümmern, glaube aber, daß derselbe dienstlich verhindert sein dürfte. Wünscht noch Je¬ mand zu den gestellten Anträgen das Wort Dies ist nicht der Fall. Dann bitte ich die Herren, die mit dem Inhalte des Ver¬ tragsentwurfes und dem Sektionsantrage einverstanden sind, die Hand zu erheben. 5 Ich stelle fest, daß der Sektionsantrag in Anwesenheit von als Zweidrittel der Mitglieder des Gemeinderates über mehr die erfolgte Abstimmung einhellig zum Beschlusse erhoben wurde. Wünscht Jemand bezüglich des Sektionantrages über die Entschädigungsleistungen an Karl Steinparz und Hans Forster das Wort Dies ist nicht der Fall; ich bitte ebenfalls, hierüber ab¬ zustimmen. Der Sektionsantrag erscheint einstimmig angenommen. Herr Referent G.=R. Dr. Harant: Durch die einstimmige nnahme des Inkorporierungsvertrages haben die Herren deut¬ lich zu erkennen gegeben, welch' große Bedeutung Sie dem eben beschlossenen Unternehmen beimessen. Ich möchte bei dieser Ge¬ egenheit nicht versäumen, darauf aufmerksam zu machen, daß vir das Zustandekommen dieser Inkorporierung in erster Linic em Herrn Bürgermeister zu verdanken haben, der mit weitem lick erkannt hat, daß dadurch für die Stadt eine weitreichende Entwicklungsmöglichkeit gegeben ist und der keine Mühe gescheut at, in langwierigen Verhandlungen mit der Gemeinde Gleink es zu dem vorliegenden Ergebnisse zu bringen, welches für die Stadt überaus günstig ist. Ich möchte daher Herrn Bürgermeister von diesem Platze ür seine außerordentliche Mühewaltung den besten Dank aus auch in Ihrem Namen aussprechen Allgemeine Bravo= und Zustimmungsrufe. I. Sektion. Referent: Sektionsobmann Herr G.=R. Kirchberger. Franz 2. Aufnahme des 10 Millionen=Darlehens. — herr G.=R. Kirchberger: Sehr verehrlicher Gemeinderat Schon vor Kriegsausbruch befaßte sich der Herr Bürger¬ meister mit dem Studium jener Fragen, deren Lösung nicht erschoben werden konnte, sollte nicht die Entwicklungsmöglichkeil berhaupt unterbunden und die Gesundheit der Bevölkerung auf das ärgste gefährdet werden. Der Herr Bürgermeister studierte diese Fragen unablässig ind eingehendst, zumal deren Lösung vielfach eine recht schwierige und für die Zukunft der Stadt einerseits, für deren finanziell Lage anderseits recht einschneidende ist. Es wurden eingehende Vorerhebungen gepflogen, deren Beendigung und Verwertung zur Erstattung von Vorschlägen an den verehrlichen Gemeinderat nfolge Ausbruches des Krieges unterbrochen wurde Als zu Beginn des Jahres 1917 eine Typhusepidemie in Steyr ausbrach, hat die von dem k. u. k. Kriegsministerium zu¬ immengestellte und hieher entsendete Sanitätskommission das esundheitswesen unserer Stadt geprüft und das Ergebnis wa er Erlaß der k. k. Statthalterei in Linz vom 10. Februar 1917, Z. 71/V mit welchem der Stadtgemeinde Steyr verschieden sanitäre Maßnahmen zur unverzüglichen Durchführung aufge¬ ragen wurden Alle diese vorgeschriebenen Durchführungen betreffen durch¬ wegs Fragen, deren Lösung auch die Gemeinde selbst schon lange als unaufschiebbar erkannt hatte. Dieser Erkenntnis ist es zuzuschreiben, daß der verehrliche Gemeinderat den einstimmigen Beschluß faßte, die bezüglichen ektionen mit der Erledigung der Vorarbeiten zu betrauen. Diese Angelegenheiten umfassen zunächst die Einrichtung nodernen Wasserleitung und Kanalisation einer Die Wasserversorgung der Stadt geschieht bisher in verschiedener Weise, entweder durch eine Reihe privater Basserleitungen und Brunnen oder durch die städtische Wasser¬ eitung; letztere versorgt leider nur einen kleinen Stadtteil; es ist klar, daß den sanitären Anforderungen nur eine einheitliche Wasserleitung entspricht, da nur so eine genügende und ein¬ wandfreie Versorgung der Bevölkerung, die nötige Ueberwachung und Untersuchung des Wassers stattfinden kann, die Hintan¬ haltung von Verunreinigungen und das Entstehen von Epidemien möglich ist. Hand in Hand mit der Lösung der Wasserversorgung muß die Durchführung der Kanalisierung erfolgen; gerade in dieser Richtung ist unsere Stadt sehr im Rückstande, denn nur venige Straßen haben betonierte Kanäle, die meisten haben urchlässige Mauerkanäle und münden diese Kanäle meist in be¬ wohnten Gebieten in die Flüsse, wodurch gewisse schwere sanitäre Gefahren heraufbeschworen werden Weiter ist eine geordnete Fäkalienabfuhr erforder¬ lich, da eine ganze Reihe von Senkgruben weder gründlich noch in sanitär einwandfreier Weise entleert werden. Das gleiche gilt hinsichtlich der Kehrichtabfuhr gegenwärtig erfolgt die Ablagerung des Kehrichtes seitens vieler Hausbesitzer auf einigen hiezu bestimmten Plätzen, sehr häufig wird derselbe in die Flüsse geworfen, ja es bleibt derselbe sogar auf der Böschung der Flüsse liegen, was gleichfalls schwere Ge¬ ahren in sich birgt Die Fragen der Straßenreinigung in den Bereich der Sanierungsmaßnahmen einzubeziehen, ist gleichfalls der Stadtgemeinde aufgetragen worden. Die meisten Straßen der

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