Ratsprotokoll vom 25. Juli 1913

jeben. Der Belagraum im neuen Krankenhause wird 148 Betten betragen. Bestehen wird das Spital aus dem Hauptgebäude, dem Expectanzgebäude und dem Leichenhaus. Die Höhe des Spital¬ baufondes beträgt derzeit 766.600 K, jedoch ist anzunehmen, daß die Bevölkerung noch beispringt, damit noch eine höhere Summe erreicht wird, weil das jetzt vorhandene Kapital tatsächlich noch zu nieder wäre, um mit dem Bau beginnen zu können. Wie notwendig Steyr ein neues Spital benötigt, darüber glaube er wohl keine Worte verlieren zu müssen. Das Spitalelend ir Steyr sei ein großes, die arme kranke Menschheit habe fürchter¬ lich zu leiden, er würde wünschen, daß die Kranken den kommen¬ den Winter nicht mehr im alten Spitale zu verbringen brauchten und so müsse man eben frisch darauf losgehen, damit wenigstens schon im nächsten Winter die Kranken im neuen Spitale unter¬ jebracht werden können. Er bittet deshalb die Herren Gemeinde äte, zu folgendem, namens des Spitalbaukomitees gestellten An¬ trage ihre Zustimmung zu geben: Antrag Es sei das letzte Projekt Schimitzek mit der Erweiterung der Seitensäle auf 20 Betten dem Gemeinderate zur Annahme u empfehlen und das Spitalbaukomitee zu ermächtigen, dem Architekten Schimitzek die Ausarbeitung der Einreichungs= und Detailpläne sowie die Bauleitung gegen ein Honorar von 24.000 K und unter möglichst generell aber präzise bindend zu fassenden Bedingungen zu übertragen Herr Vizebürgermeister bemerkt noch, daß im letzter Momente ein Proj kt von dem Architekten Waller eingelangt ist welches leider nicht mehr zur Behandlung gelangen konnte, nach¬ dem das Spitalbaukomitee bereits seine Beschlüsse gefaßt hatte Er bitte dies zur Kenntuis zu nehmen. Herr G.=R. Wokral findet es sehr bedauerlich, daß der Gemeinderat nur ein Projekt vorliegen habe und so bleibe eben eider nichts anderes übrig, als sich für dasselbe zu entscheiden. Er bedauere dies deshalb, weil er der Auffassung sei, daß viel¬ leicht hiebei nicht die glücklichste Lösung gefallen ist und anderer¬ eits die Sache so liegt, daß zwischen den beiden Architekten Kon¬ flikte entstehen können, indem das vorletzte Projekt Schimitze Dinge gehabt habe, die beanständet wurden, die aber bei Waller als Vorteil bezeichnet waren. Diese Fehler sind nun im neuen Projekte behoben. Weiters möchte er darauf verweisen, daß be¬ chlossen war, eine Ausstellung der eingelangten Pläne zu ver¬ anstalten, leider ist dies unterblieben, mit dem Hinweis darauf, daß dieselben zur Begutachtung abgegangen seien. Er möchte deshalb seine Bedenken auch noch nach anderer Richtung hin äußern, und zwar dahin, wie Herr Architekt Schimitzek zu der angenommenen Bausumme für das eigentliche Gebäude gekommen ist. Seines Wissens nach wurde der Kubikraum mit 16 K be rechnet. Er glaube, daß dies zu nieder gegriffen sei und befürchte er, daß mit der angenommenen Summe kaum das Auslangen gefunden werden wird. So weit er noch informiert sei, wurd vorerst doch mit einem Betrage von 21 K per Kubikraum ge¬ rechnet und dürfte jedenfalls diese Summe die richtige sein. Er drücke nochwals seine Befürchtung dahin aus, daß, wie schon früher einmal, die Gemeindevertretung vor der Tatsache stehen wird, ein Projekt zu haben, welches nicht zur Ausführung kommen kann. Er sei deshalb der Ansicht, daß, nachdem jetzt noch ein Projekt von Waller eingelangt ist, in welchem die beanständeten Uebel behoben sein sollen, es praktischer wäre, wenn sofort noch¬ mals ein Vergleich zwischen den beiden Projelten angestellt würde. Er rege an, um damit die Gefahr, wegen der zu hohen Kosten¬ summe nicht bauen zu können, beseitigt werde, die beiderseitigen Bausummen zu vergleichen und auf Grund dieses Ergebnisse¬ dem Gemeinderate in einer außerordentlichen Sitzung einen dies¬ bezüglichen Bericht vorzulegen. Im Uebrigen glaube er, daß wenn es sich um die Abgabe eines Gutachtens handeln sollte, es raktischer wäre, wenn man sich diesesmal an andere Sachver¬ ständige wenden sollte. Ansonsten sei er mit den übrigen Ver¬ handlungspunkten einverstanden. Herr Vizebürgermeister Fendt bemerkt, er könne auf die Ausführungen des Herrn Vorredners nur erwidern, daß durch derartige Sachen die ganze Frage furchtbar verzögert wird, und war um mindestens ein Jahr. Auf eine solche Weise stehe man immer vor einem Projekte, ohne aber etwas Greifbares zu haben und jetzt, wo man so weit ist, sollen wiederum Projekte studier verden. Er glaube, daß es endlich höchste Zeit ist, daß mit dem Bau des Spitales begonnen wird, nachdem speziell jetzt die Be völkerungszahl eine immer größere wird. Eine eventuelle Ver¬ intwortung würde er auf keinem Fall übernehmen. Herr G.=R. Kirchberger erklärt, daß ihn die Ausfüh¬ rungen des Herrn G.=R. Wokral einigermaßen überrascht haben, nachdem ja in der letzten Sitzung des Spitalbaukomitees davon gesprochen und bedauert wurde, keine Auswahl an Projekten zu haben, was auch Herr G.=R. Wokral eingesehen hat. Erst heute, wo man schon vor der Entscheidung stehe, mache Herr G.=R. Wokral Einwendungen, die man höchst merkwürdig finden müsse. Herr G.=R. Wokral habe selbst betont, daß eine Verzögerung in der Spitalbaufrage unmöglich sei. Redner sei auch überzeugt, aß man, wenn eine größere Auswahl von Bauprojekten vor¬ anden gewesen und irgend eines davon als das günstigere be¬ zeichnet gewesen wäre, selbstverständlich dieses zur Annahme empfohlen hätte. Daß das Projekt Waller nicht angenommer wurde, ist nicht Sache des Spitalbaukomitees gewesen, sondern as Gutachten über dasselbe lautete damals eben ungünstig. Herr Waller hatte auch noch die Liebenswürdigkeit, ein neues Projekt vorzulegen. Leider konnte dasselbe nicht mehr studiert verden, weil man sonst wieder in der gleichen Situation wi rüher gewesen wäre. Weiters müsse er noch eine Art Vorwurf von Seite des Herrn G.=R. Wokral gegen die beiden Herren Regierungsrat Dr. Brenner und Baudirektor Kempf zurückweisen. Diese beiden Herren würden gewiß ihr Urteil auch dann gan inbeeinflußt abgegeben haben, wenn noch mehr Projekte vor¬ handen gewesen wären. In diesem Sinne nehme er beide Herren n Schutz. Herr G.=R. Dautlgraber äußert sich, er hoffe wohl daß die Majorität nicht der Anschauung sei, als wollte die Minorität eine Verschleppung der Spitalbaufrage herbeiführen m Gegenteile hat die Minorität das größte Interesse daran, wenn das Spital in Steyr endlich erbaut sein wird. Dies ist uch bereits mehrmals von Seite der Arbeiterschaft durch Samm¬ lung von Spenden u. dgl. zum Ausdrucke gebracht worden. Di Minorität habe deshalb eine andere Anschauung, weil vor nehreren Jahren, er könne sich noch genau erinnern, als man an den Herrn Architekten Schimitzek herangetreten ist, er möge ür den Bau eines neuen Spitales in Steyr Pläne vorlegen, nach welchen ein Baukostenbetrag von 800.000 K nicht über hritten wird, von demselben ein ungeheurer Plan eingesendet vorden ist, wo sich nach Ausarbeitung desselben ergeben hat, daß der vorher festgesetzte Kostenbetrag um ein Bedeutende¬ iberschritten worden ist, und zwar stellte sich derselbe auf 1,300.000 K. Und das gebe eben heute der Minorität zu Be enken Anlaß. Trotzdem im Vertrage der Vermerk aufgenommen st, daß, wenn der Kostenbetrag überschritten werden sollte, der Architekt einen Teil des bezogenen Betrages zurückzahlen müsse o befürchte er dennoch, daß das Gleiche wie damals eintreten vird, nämlich, daß der Kostenbetrag wieder um ein ziemliches er höht werden müsse. Die Schuld daran liege aber dann nicht in der Minorität, sondern bei denjenigen Herren, welche das Projekt Schi¬ mitzek so verteidigt haben. Es wäre Gelegenheit vorhanden gewesen, ie Pläue des Waller gleichzeitig mit denen des Schimitzek mit Aenderungsvorschlägen zurückzusenden, um gleichzeitig zwei solche läue vorliegen zu haben, damit eine günstige Entscheidung ge roffen werden kann. Er frage jetzt, wie steht die Sache dann wenn nach Ausarbeitung der Detailpläne die Kostensumme zu hoch zu stehen kommt? Dann stehe man selbst vor einem Rätsel, die ganze Frage kann auf ein halbes Jahr oder noch länger hinausgeschoben werden, ja man wird sich eventuell mit einem ieuen Projekte befassen müssen. Die Majorität möge deshalb licht der Meinung sein, daß die Minorität eine Verschleppung dieser Frage beantragen will. Die Minorität hätte lieber gesehen, wenn man sich mit zwei Projekten befaßt und diese mitsammen durchgeführt hätte. Die Minorität hätte dann ganz sicher für inen diesbezüglichen Antrag gestimmt. Herr G.=R. Langoth erklärt, es liege vollständig ferne, der Minorität einen Vorwurf der Verschleppung zu machen. Es ei ganz selbstverständlich, daß auch andere zu verschiedener Mei¬ nung berechtigt sind, sowie, daß die Minorität ihren Standpunkt räzisiert, insbesondere gegenüber der Oeffentlichkeit. Dies könne man niemandem verwahren. Wenn Herr G.=R. Dautlgraber je¬ och sagt, daß Fehler geschehen sind, gebe er dies zu, und zwar st dies ein Urfehler, welcher in der Ausschreibung vorgekommen ist. Man müsse aber jetzt mit Tatsachen rechnen und wurde stets ede Neuauslage gescheut, um nicht den Krankenhausbaufond zu chädigen. Man hätte vielleicht eine ganze Konkurrenz von Pro¬ ekten bekommen. Redner will nicht weiter eingehen darauf, velche Vorteile und Vorzüge das Projekt Schimitzek hat, weil r sich sagen müsse, er sei kein Fachmann und müsse sich auf as Gutachten der Sachverständigen verlassen, jedoch müsse er aufrichtig gestehen, daß die Herren Sanitätsrat Dr. Brenner ind Baurat Kempf in Linz in derartigen Angelegenheiten ma߬ ebend und unbedingt vertrauenswürdig sind. Die Herren müssen hm entschieden Recht geben, wenn er erkläre, daß das Spital¬ bankomitee in den Verhandlungen mit Schimitzek in jeder Weise vorsichtig vorgegangen ist, insbesondere seien es die Baukosten ge¬ vesen, welche ihm sozusagen ans Herz gelegt wurden, so daß man sich diesbezüglich keinen Vorwurf machen dürse. Redner tellt auch einen Vergleich mit dem Ischler Krankenhause an. Im veiteren erklärt er, daß er es selbst lebhaft bedauere, daß nur ein Projekt zum Studium vorgelegen ist. Nehme man aber den all an, man hätte zwei Projekte gehabt, so würde, wenn das Butachten günstiger für das Schimitzek=Projekt gelautet hat, wieder nichts anderes übrig geblieben sein, als dasselbe zu lehmen. Was das Architektenhonorar anbelangt, so könne er agen, daß das Spitalbaukomitee alles getan hat, was im In¬ teresse des Spitalbaufondes gelegen ist. Er begrüße, das heute iber diese große Frage eine so lebhafte Debatte entstanden ist, das glatte Annehmen des Antrages hätte vielleicht sonst den Eindruck machen können, als hätte man in leichtsinniger Weise gehandelt. Er glaube auch, daß man jetzt in dieser Frage einig vorgehen solle, nachdem der Antrag auf Einholung der Detail¬ pläne und Kostenvoranschläge lautet und bitte er, denselben an¬ nnehmen, weil es vielleicht möglich sein kann, daß sich die Kosten so hoch stellen, daß man nicht bauen könnte. Sollte wirklich das orhandene Kapital noch zu nieder sein, so wird gewiß der Opfer¬ mut der Bevölkerung beispielgebend sein in dem Moment, wo die große Frage angeschnitten, und wird den restlichen Betrag noch aufbringen, um den Bau erstehen lassen zu können. Herr Vizebürgermeister Fendt bemerkt zu den Aus¬ führungen der Herren Gemeinderäte Wokral und Dautlgraber,

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