Otto Ehler - Eisengewerbe und Stadtentwicklung

—55— Die beiden Schleifengruppen seitlich des Grundablasses waren auf starke Piloten gestellt. Soweit der Raum unter den Schleifen nicht zum Ausrinnen benötigt wurde das Ausrinnen der Oberlieger erfolgte im Sockelbereich der Unterlieger — war der Sockelbereich schlachtartig umschlossen und mit Geschiebeschotter aufgefüllt. So bildeten die beiden obersten Schleifen einen Teil der zur Stauhaltung notwendigen Bauwerke. Die Fluder des Ausrinnens waren bis unter den Schleifersteg, der mit den beiden Schleifengruppen zugleich errichtet worden war, um für sie Zugang zu schaffen, durchgezogen, um ein Auskolken des Flussgrundes im Schleifenbereich zu vermeiden. Das Gerinne des Grundablasses in der Mitte der Anlage war aus schweren Bohlen gezimmert. An den Seitenwänden waren sie an den Piloten der Schleifen befestigt, am Boden wurden sie von Kappbäumen, welche auf Piloten lagen, getragen. Die Schützentafel des Ablasses konnte durch ein einfaches Windwerk bedient werden. Das Windwerk lag sehr hoch, um die Durchfahrt der Ladenkarln — aus Bohlen oder Brettern zusammengefügte kleine Flöße — zu ermöglichen. Das weit in den Unterwasserbereich gezogene Ablassgerinne überwand so mit relativ geringem Gefälle den Höhenunterschied der Wehr und verhinderte durch seine Länge ein Auskolken des Flussgrundes unmittelbar an den Schleifenbauten. Ein Werksteg, der über demWehr verlief und zur Bedienung der Fachbretter und des Windwerkes errichtet war, konnte über dem Grundablass anlässlich der Flößerei kurzfristig abgetragen werden. Der Schleifersteg, der zum Einschieben der Schleifsteine stärker ausgeführt war, diente neben dem Werksverkehr auch als öffentlicher Verkehrsweg. Neben der Absperrmöglichkeit der Fluder beim Fachpolster am Einrinnen konnten die Fluder in späterer Zeit, etwa ab dem Ende des 18. Jahrhunderts, durch eine Hebelvorrichtung aus dem Inneren der Schleife mit einer Falle kurz vor dem Wasserrad gesperrt werden. In der Entstehungszeit der Wehr dürfte nur die Absperrung beim Fachpolster möglich gewesen sein. Um die Geschwindigkeit des Radumlaufes gleichmäßig zu halten, fanden ab dem 19. Jahrhundert Stauklappen vor demWasserrad Verwendung, welche die Zufuhr einer stets gleichbleibenden Wassermenge sicherstellten. Eine Stauklappe ist im Plan für das neue Wasserrad von A 4 dargestellt. In jeder der Schleifen lief ein unterschlächtiges Wasserrad und trieb zwei bis vier Schleifsteine, zu welchen in späterer Zeit noch eine entsprechende Anzahl von Polierscheiben kam, an. Schwierigkeiten ergaben sich im Winter bei der Vereisung der Anlage. Unter EZ 1085 befindet sich im Grundbuch der Katastralgemeinde Steyr folgende Eintragung: „Den 30. September 1834 wurde das Magistrats Protokoll dtto 24. September 1824 Z 4674 womit die Besitzer der bei diesem Hause befindlichen Schleife das Aufbrechen des Schleifenbodens und das Abladen des Eises auf der Seite dieser Schleife auf ihre Kosten zu besorgen haben etc. vollen Inhalts als Reallast intabliert.“ Es handelt sich dabei um das Haus Schleifergasse 4 (A 11). In den Akten der Herrschaft Steyr als Wasserobrigkeit, das war sie nach einem Vertrag mit der Stadt Steyr eindeutig nach 1606, liegt ein Protokoll über eine Bauverhandlung, welches aber von der Stadtkanzlei Steyr am 11. Marty 1784 ausgefertigt wurde. Der Text ist sehr kurzgefasst und lautet: „Bei der unter 10n Febr. 1784 fürgewesten Beschau ist verabredet worden, daß im Betreff der Schleife: 1mo die drei bürgerlichen Ahlschmiedmeister von dem Köglmayrgut nach der Schremse 6 Schuh in das Wasser hinaufbauen 2ndo sich reversieren müssen keine mehrer als die schon ausgezeichnet wordenen Stöcke in das Wasser hineinschlagen und 3tio selbe sich obligieren während des Baues Grund und Boden Fluther auf ihre Kosten herzuhalten. Stadtkanzlei Steyr, den 11. Marty 1784.“33 Gebaut haben Vater und Sohn Molterer und Martin Jägermayr. Ein Plan, welcher das Bauvorhaben betrifft, ist im Landesarchiv, wo die Akten der Herrschaft Steyr aufbewahrt werden, nicht vorhanden. Die primitive Ausführung der Schleifen und der Wasserräder wurde erst im 19. Jahrhundert allmählich geändert. Es liegen Pläne für die Änderung der Objekte A 1, 2, 3, 4, 5, 8, 9 und 10 vor, die auch die Wasserräder und den maschinellen Teil der Anlagen mehr oder weniger genau darstellen. Sie sind dem Kapitel Hausblätter angeschlossen.

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