Zwanglose Blätter, Nr. 48, vom 30. August 1848

Doblhoff gedenke deiner eigenen Worte: Der Weltgeist macht jetzt Politik. Ich schreibe diese Zeilen tief in der Nacht. Die Enns rauscht vor meinem Fenster und mir ists als wisperten die Wellen am Ufer „Sind wir betrogen? Sind wir es nicht?“ Der Himmel ist schwarz, doch Gott sei Dank! nicht schwarz= gelb. Das ist mir recht lieb und ich kann es nicht läug= nen, ich verlasse mich auf den Himmel mehr, als auf das Ministerium Dobblhoff=Wessenberg. Es steht ein Gewitter ober mir und wenn es los= bricht und die Blitze zucken und ein rother Feuerschein über den Horizont hinfliegt, dann wird der Himmel schwarz= roth=golden sein — und das ist eine recht himmlische Farbe. Es wäre doch traurig, wenn wir gar nicht deutsch sein dürften — wenn man uns zwingen wollte, unsere Fah= nen um jeden Preis in die schöne Farbenmischung „Jella= chich und seine Göttin“ zu tauchen. Aber es ist mir im= mer, als wollten wir dennoch alle deutsch sein, als ließe sich so etwas gar nicht verbieten, als könnte so etwas gar nicht verwehrt werden, weder durch Bajonnete, noch durch Camarilla=Ränke, wenn auch tupirte Minister sich dabei betheiligten. Wir wollen deutsch bleiben, wie müssen deutsch bleiben und können wir durchaus kein Ministerium finden, das Hand in Hand mit uns gehen will — so sei der Him= mel unser Minister, der schwarz=roth=goldene Himmel mit seinen Stürmen, Donnerschlägen und Blitzen. Der möge dann walten. Aler. Jul. Schindler. Was gehört vor Allem in unsere Volks= schulen? Tief betrauern wir, daß die Masse des Volkes von der Liebe zum deutschen Vaterlande noch so wenig durch= drungen ist. Der größere Theil der österreichischen Bau= ern weiß noch kaum, daß es ein Deutschland gibt, und daß dieses sein Vaterland sei. Wie sollte also die heilige Vaterlandsliebe im Volke erwachen, da es sein Vaterland noch gar nicht kennt? Die Volksschule war bisher noch ganz verwahrloset. Die deutschen Kinder lernten wohl die jüdische Geschichte, lernten die Helden der Juden kennen, aber unsere Helden, unsere mit Ruhm gekrönten Männer der Vorzeit und der Gegenwart blieben ihnen unbekannt. Das bisherige Verdummungssistem wollte kein einiges Vater= land, da es nur in der Zersplitterung der Völker bestehen konnte, es wollte und konnte nicht die freien Männer un= serer Voreltern den Kindern zum Vorbilde aufstellen, sollte es nicht aus seiner Rolle geworfen werden. Nun soll es aber mit Gottes Hilfe besser kommen. Die Schule muß sich zur wahren Bildungsanstalt umgestalten, in ihr muß der Same der Vaterlandsliebe in das weiche Herz der Kin= der gelegt werden, daß sie heranwachse in der pochenden Brust der deutschen Jünglinge und Jungfrauen und er= starke in der Seele des deutschen Mannes, des deutschen Weibes. Darum möge in Zukunft in allen deutschen Volks= schulen statt der hebräischen Geschichte die Geschichte der Deutschen gelehrt werden, sie weiset Männer auf, die hoch über den Männern der Bibel stehen, und unseren Kindern als die herrlichsten Vorbilder aufgestellt werden können. Man lehre sie die Geschichte, aber nicht nach einem regierungsmäßigen mit obligaten Fürstenlobe durch= wirkten Zuschnitte, sondern in nackter Wahrheit. Man lehre sie die deutsche Länder= und Völkerkunde, damit der Oesterreicher seine deutschen Brüder in der Stei= ermark und Tirol, am Rheine und der Elbe, an der Nord= und Südsee kennen und lieben lerne. Damit aber unsere herrliche deutsche Geschichte so recht zum Herzen der Kinder dringe, und ihr Gemüths= leben mit Tausend und Tausend der schönsten Bilder aus= schmücke und bereichere, muß sie mit Liebe aus ganzer Seele vorgetragen werden, denn nur was vom Herzen kommt, geht wieder zum Herzen, mit Einem: sie muß aus deutscher Brust vom deutschen Manne vorgetragen werden. Daher in Zukunft die Lehrer an den deutschen Volksschulen nur Deutsche sein sollen, weil weder der Slave, noch der Ro= mane, noch der Ungar für unser Vaterland erglühen können. Zu den Volkslehrern gehören auch unsere Priester! Also deutsche Priester in unsere Kirchen, und deutsche Lehrer in unsere Volksschulen! Schwarz=Roth-Gold. Zur Geschichte des Tages Nach einem Ministerial=Erlaße steht es in Antrag, die Brod= und Fleischsatzung aufzuheben, worüber die Be= hörden ihr Gutachten zu erstatten haben. Es muß ge= wünscht werden, die Volksstimmung in dieser Beziehung wahrzunehmen und sie im Wege der Presse oder durch Petitionen in Erfahrung zu bringen. In den Auslagkästen der Gewölber in Wien beginnen die schwarzrothgoldenen Bänder zu verschwinden und dafür die schwarzgelben aufzutauchen. Ein Fabrikant in einer Vorstadt beschäftiget viele Stühle mit der Verfertigung dieser schon verschollen geglaubten Povel= waare. — Es scheint, die Leute kehren den Mantel nach dem Winde, und haben wahrscheinlich Wind bekommen von der schwarzgelben Weltgegend her. Das deutsche Parlament denkt daran, den ganzen Winter noch in Frankfurt zu tagen und läßt das Winter= quartier einrichten. In der Paulskirche werden bereits Heitzungs= und Beleuchtungsapparate angebracht. Bis dies vollendet ist, sollen die Sitzungen in der deutsch=refor= mirten Kirche gehalten werden. Pf. Dem Volksfreund wird aus Böhmen geschrieben. Vor einigen Tagen wurde von der Prager Garnison im spanischen Saale auf dem Hradschin zur Feier der Siege

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