Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 30, April 1972

Im Zuge dieser Renovierung wurden im nächsten Jahre die „hölzernen schlecht gewordenen Gätter auf den Seitengängen des Chores" abgebrochen. Laut Mitteilung des Kreisamtes Steyr vom 21. Dezember 1792 genehmigte die Regierung die Aufstellung von sechs eisernen, alten, ,,nicht unzier– lichen", im Handel um 152 Gulden 30 Kreuzer erworbenen „Kirchenchor– gatter auf den Seitenchören"90 ). Durch die Koalitionskriege verschlimmerten sich in den nächsten Jahr– zehnten zusehends die wirschaftlichen Verhältnisse. 1794 wurden für das Gotteshaus ein „Himmel" und zwei Fahnen angekauft91 ). Dann aber mußten für längere Zeit größere Anschaffungen zurückgestellt werden. Erst unter Pfarrer Alois Himmelreich konnte im Jahre 1835 eine Fassaden– restaurierung vorgenommen werden92 ). Die Bürgerspitalkirche In der von den Jesuiten für Gottesdienste bis 1647 benützten Kirche des Bürgerspitals weihte Abt Anselm von Garsten am 26. Oktober 1692 vier Altäre93 ). Zwei Altarsteine stammten aus der Truentenstiftskapelle94 ). Im Jahre 1728 erhielt das Gotteshaus eine neue Kanzel. Das „vergolten und fürneyssen" kostete 50 Gulden95 ). Beträchtliche Kosten erforderte der Turm der Spitalkirche. 1647 kostete die Renovierung des Daches, der Uhr und des Mauerwerkes ungefähr 250 Gulden96 ) . Hundertzwanzig Jahre später, am 22. Juni 1767, berichtete im Stadtrat der Spitalverwalter Wollzogen, daß er bei einer „Visitierung" des Turmes festgestellt habe, ,,daß dasige Turm Kuppel mit allen Mauer– bänken durchgehends verfaulet und die größte Gefahr obhanden sei, womit solches gar hinabfallen und den größten Schaden machen könnte"97 ). Noch im gleichen Jahre wurde der Turmhelm erneuert. Diese Arbeit, die auf etwa 1 .700 Gulden zu stehen kam98 ), dürfte nach einem Plane des Stadtbaumeisters Wolfgang Huber durchgeführt worden sein. Auch die Fassade der Kirche wurde damals „abgeputzt"99 ). 90 ) Ebenda: Ansuchen der Kirchenväter v. 20. 9. 1792. - Nach 0. Kastner (Eisenkunst im lande ob der Enns, 1961, S. 83 f., Bildteil, Abb. 57) stammen die Emporengitter von demselben Meister, der das Gitter im Meditzhof anfertigte. 01 ) F. Nr. 350: Vorstadtpfarre St. Michael 1773-1795, K. VII, Fach 12. ' 2 ) Der bürgerliche Maler Franz Hasenleitner erneuerte im September 1835 das Giebel– fresko F. X. Gürtlers. Schroff, Regesten, Bd. 4, S. 197, K. XI, Sammlung Schroff. - Nach F. X. Pritz schuf die Kreuzwegbilder der Maler Pichler. Pritz, Steyer, S. 23. 93 ) Schroff, Regesten, Bd. 6, S. 762. 94 ) Erst im Jahre 1701 wurde der Spitalsamtsverwalter vom Magistrat beauftragt, diese Steine dem Stadtpfarrer, dem die Kapelle unterstand, zu bezahlen. Rp. 1701, 167. 95 ) Rp. 1728, 88. 96 ) F. Bürgerspitalrechnungen 1620-1685, K. III, L. 23: Spitalrechnung 1647. 9 ;) Rp. 1767, 145. - Schon 1660 waren Turm und Kuppel baufällig. Rp. 1660, 72, 83. 9 8) Rp. 1767, 165, 307. 99 ) Rp. 1767, 233. - Viel Unrat verursachte die bei der Spitalkirche befindliche Fischerhütte. 60

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