Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 30, April 1972

Angriff genommen, für den man vorsorglich bei Franz Kohlhuber Lärchen– stämme angekauft hatte76 ). Am 22. August wurde der Bau beendet. Am Ennstor wurde im Mai 1829 ein Notdach und im April 1832 ein Ziegeldach aufgesetzt, das „dem Thurme nicht nur ein schönes Ansehen gibt, nicht so feuergefährlich ist und weniger Kosten verursachte"77 ). Im Juli 1829 wurde das Steyrtor abgebrochen, das baufällig geworden war. Das Kreisamt genehmigte die Auszahlung der Abtragungskosten von 112 Gulden 27 Kreuzer C. M. an Josef Schindler78 ). Wohl hatte der städtische Bauamtsverwalter 1825 einen Plan entworfen, wie das durch den Brand von 1824 betroffene Steyrtor wieder instandzusetzen wäre. Der Zustand des Baues war aber schon so schlecht, daß man ihn nur mehr mit Schindeln statt mit Ziegeln deckte und keine größeren Reparaturen vornahm. Diese Instandsetzung war am 19. November beendet79 ). Nach Ansicht der Ökonomieräte, des Bürgerausschusses und des Magistra– tes bildete das Gilgentor nicht nur ein Verkehrshindernis, es erforderte auch hohe Erhaltungskosten. Man beschloß daher im Februar 1831, das runde Tor abtragen zu lassen. Die behördliche Genehmigung zum Abbruch erfolgte erst im August 1832. Anläßlich einer Sitzung im Dezember 1841 erzählte Bürgermeister Reisser, daß „unter dem nun abgebrochenen Gilgentor mittels einer Rolle die eisernen Spieße zum Versperren des Thores hinabgelassen werden konnten", wie er als Augenzeuge selbst berichten konnte. Weiters meinte das Stadtoberhaupt, daß „vom Thore aus eine bedeckte hölzerne Stiege zum Wachthaus hinauf gewesen, welche wegen ihrer Entbehrlichkeit und wegen dem schlechten Zustand abgebro– chen worden ist"80 ). Bürgermeister Reisser war sehr um die Erhaltung der Privilegien der Stadt bemüht. Auf Grund einer Abschrift eines Privilegiums Kaiser Joseph II. aus dem Jahre 1786 und anderer verschiedener Urkunden, sah sich Reisser 1829 veranlaßt, um die Bestätigung der beiden Jahrmärkte (am Donnerstag nach Jubilate und am Montag nach Michaelis) sowie der zwei Wochenmärkte (Montag und Donnerstag) anzusuchen81 ). Weil die Taxen für die Bestätigung hoch waren, bat man um Nachsicht, da durch „drei feindliche Invasionen das Gemeindevermögen erschöpft wurde und dermahlen in einem schwankenden Zustande sich befindet". Zur größten Freude des Magistrates langte die Abschrift der Jahrmarktsprivilegien im Jänner 1830 ein. ;G) RP 1824, 327. 77 ) RP 1832, 108. 78 ) RP 1829, 282, 294. Im Steyrtor wohnten folgende Personen: Polizeisoldat Knapp (1 Zimmer, 1 Kammer, 1 Küche; Polizeiwachtmeister und „Bauamtsschaffner" Weiß (3 Zimmer, 1 Küche). Unter dem Tore hielt der Wurstmacher Bader Würste feil. 79 ) RP 1825, 626, 633, 628, 730. 80 ) RP 1841, 432. 81 ) RP 1830, 182; RP 1828, 163. Z. B. brachten die Jahrmarktsgebühren im Herbst 1841 der Stadt 406 Gulden 25 Kreuzer 2 Pfennig C. M. ein (RP 1841, 397). 31

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