Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 30, April 1972

Man arbeitete rasch an der Säuberung der Wege und der überschwemmten Gassenwohnungen. Lärchenstämme wurden angekauft und zwanzig Zim– merleute aufgeboten, um die Brückenschäden schnell zu beheben. Die Steyrbrücke wurde beschottert, da man glaubte, dadurch zehn Jahre keine Reparaturen zu benötigen. Unbeschottert gingen die Baumstämme der Brückenfahrwege schon nach fünf Jahren zugrunde61 ). Während im Jahre 1821 die Sommermonate ein regnerisches kaltes Wetter brachten und die Wohnungen geheizt werden mußten, zeigte die letzte Dezemberwoche hohe Temperaturen. Die Weihnachtsmette wurde in Sommerkleidern besucht. Im Dezember brach im Stadlmayrischen Ziegelofen ein Brand aus, was den Magistrat veranlaßte, bei der Regierung um Erlaubnis zu bitten, die stadt– eigenen Gebäude versichern zu dürfen. Am 9. Februar 1822 kam die erhoffte Genehmigung62 ). In der Malzdarre des Melzerischen Brauhauses in der Langen Gasse Nr. 20 (heute Haratzmüllerstraße) war in den späten Nachmittagsstunden de s 21. Juni 1824 ein Feuer entstanden, das die Bediensteten zu löschen ver– suchten. Die wohl mit untauglichen Mitteln vorgenommene Brand– bekämpfung war vergeblich, das Feuer griff um sich und um 9AS Uhr abends hatte es das Hinterhaus der Brauerei erreicht. Von hier sprang es auf die benachbarten zwei Häuser über und verbreitete sich mit rasender Schnelligkeit. Die trockenen Schindeldächer, die engen Gassen der Vorstadt und ein starker Südostwind förderten das Anwachsen des Brandes, trotz aller anfänglichen Versuche, der aus ihrem Schlaf aufgeschreckten Be– wohner, den Flammen beizukommen. In vielen Häusern war trockenes Holz und anderes leicht brennbares Material gelagert, das wie Zunder brannte. Diese Umstände trugen bei, daß in kurzer Frist fast ganz Ennsdorf brannte. Schließlich sprang das Feuer auch auf die Kollergasse über und auch die Ennsbrücke fing zu brennen an. Ein Wechsel des Windes bewirkte, daß ein Funkenmeer gegen die Stadt getrieben wurde, wo knapp vor Mitternacht, das Schindeldach des Wasserturmes in Flammen geriet. Sehr schnell fingen dann das Ennstor, die Mühle und auch das Schloß Feuer. Durch die Enge setzte sich der Brand bis zum Stadtplatz fort, wo Justiziär Schroff das Dach seines Hauses abtragen ließ, um dem Feuer nicht neue Nahrung zu bieten. Auf der gegenüberliegenden Seite des Stadtplatzes hemmte die Feuermauer eines Hauses das Umsichgreifen der Flammen. Auch in der Berggasse brannten einige Häuser ab, ebenso die Fleischbänke am Olberg. Obwohl das Dach des Tores an der Steyrbrücke schon in Flammen stand, gelang es, das übergreifen ins Steyrdorf zu verhindern. Eine neuerliche Winddrehung und ein heftig einsetzender Regenguß ver– hinderten neue Brände. "') RP 1821, 370 ff. 62 ) RP 1821, 704; RP 1822, 485. 26

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