Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 30, April 1972

Diesem furchtbaren Feuer waren 103 Gebäude (in der Stadt 46, in Enns– dorf 57), das Schloß und 12 Scheunen zum Opfer gefallen. leichtere Beschädigungen wiesen 7 Häuser auf. Glücklicherweise vernichtete der Brand an den 46 in der Stadt beschädigten Häusern zum Großteil nur die Schindeldächer. Bedeutender Schaden entstand an städtischem Eigentum. Das Feuer zer– störte die Bedachung des Steyrtores, die an den Schloßmauern befindlichen acht Verkaufsläden, den Wasserturm mit seinen Zwischenböden, Stiegen, einen Teil der Bleiröhren mit dem Kessel, das Zimmermeisterhaus, den Ennsturm, die Ennsbrücke, die beiden Brückenstadel mit dem darin auf– bewahrten Brückenholz und anderen Requisiten, endlich das Dach des Schulgebäudes in Ennsdorf. Mit Ausnahme der Ennsbrücke waren diese Bauten bei der „Salzburgischen Brandassekuranz" versichert, doch stellte sich heraus, daß eine Neuerrichtung der erwähnten Bauten die Höhe des Versicherungsbetrages um etwa 30.000 Gulden E. Sch. übersteigen würde. Man wollte schon damals die Brücke „dauerhaft" herstellen, d. h . die Brückenköpfe erhöhen und weniger Joche errichten, damit bei Hochwasser Flöße und Baumstämme nicht an diese aufprallen, sondern Platz zum Passieren finden würden. Statt der bisher verwendeten Schindel wollte man für die Dächer Ziegel gebrauchen, um die Brandgefahr zu vermindern und im übrigen an den Gebäuden gewisse Verbesserungen vornehmen lassen. Die Einnahmen der Stadt reichten in dieser Zeit zwar hin, laufende Reparaturen an öffentlichen Einrichtungen vornehmen zu lassen, doch konnten neue Bauführungen, für die auf einmal höhere Geldbeträge benötigt würden, nicht bestritten werden. Am 2. Juli richtete man deshalb im Wege des Kreisamtes ein Gesuch an die Landesregierung um einen Vorschuß von 5.000 Gulden C. M., doch rechnete man nicht mit rascher Erledigung des Ansuchens, da dieses den höchsten Hofstellen in Wien zur Genehmigung vorgelegt werden mußte. Man begnügte sich, die Ennsbrücke „für den Augenblick durch Schiffe in fahrbaren Stand" zu bringen und auf die beschädigten Häuser „Rolldächer" aufsetzen zu lassen. Die Bevölkerung hatte einen Schaden erlitten, der auf rund 1,033.000 Gul– den E. Sch. geschätzt wurde. Die siebzig gegen Feuer versicherten Haus– besitzer bezifferten ihren Verlust mit 182.412 Gulden Reichswährung, wie aus dem Bericht des Magistrates an die „Centralassekuranzbehörde" her– vorgeht63). Das Brandunglück bewirkte, daß der betroffenen Bevölkerung von vielen Seiten Hilfe zuteil wurde. Geld- und Sachspenden sollten die ärgste Not lindern. Viele Gesellen, wie z. B. die beim Weißgärber Adam Berger beschäftigten, verloren ihre gesamte Habe64 ). 63 ) RP 1824 A, 229,232,241,249,257,283; LV 1. G4 ) RP 1824 A, 288. 27

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