Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 27, Dezember 1966

Den unter dem Garstner Abt Friedrich II.1 * * 8 * * 21 22 * 24 25 ) in Angriff genommncn Chorbau, zu dem Baumaterial vom Vamberg geholt wurde,'^) vollendete jedenfalls noch Puchspaum. Nach Grimfchitz stellen feine „Grundrißvisierungen"88) für das dreifchiffige Lhorhaupt die Weiterentwicklung der Lhorform von 5t. Stephan dar. Durch das Ausfallen der beiden seitlichen, in den Längsachsen liegenden Fenster des Mittelchores rücken die 5eitenchöre in Steyr unmittelbar an den dreifensteri- gen und breiter gestalteten Efauptcbor heran und bilden mit ihm eine seicht zusammengeschlossene Einheit. Die reichen Netzgewölbe der drei Joche fangen die lotrechten Linien der Pfeilerdienste auf und verflechten sie, im mittleren Chore höher geführt, an den Gewölbescheiteln zu flachkuppelig schwebenden und ineinandergreifenden Stern- und Ringbildungen. Die Gewölbe der Seitenschiffe zeigen, abweichend von puchspaums Riffen, aufeinanderfolgende Rauten und ÜZuadrate in den Gewölbescheiteln. Figurenbaldachine an den Pfeilern des Mittelchores bereichern das durch kleinteilige Raumlinien völlig vereinheitlichte und durch weite Fenster aufgehellte Raumbild. Stärker als in der Innenraumerscheinung schließen sich die drei Chöre in ihrer Außenform zu einer polygonalen Einheit zusammen, da die keilförmigen Strebepfeiler zwischen den drei Chören ihre Wände ohne Einschnitte zu einer einzigen Gruppe zusammenziehen. Schlichteste, zweimal schwach abgetreppte Strebepfeiler geben der Chorerscheinung einen wuchtigen, großformigen Charakter, der durch das reiche Maßwerk der Fenster in seiner schmucklosen Schlichtheit nur noch betont wird?1) Das sechsgeschoßige Sakramentshäuschen an der Nordwand und die drei- gliedcrige Baldachingruppe an der Südwand des Chorhauptes sind gleichfalls hervorragende Werke Puchspaums. Sie sind wie die pfeilerbaldachine im Stephansdom filigranartig und feingliedrig gestaltet?8) Die hiefür ausgearbeiteten Visierungen sind noch erhalten?8) Das sechs verschiedene „Wirbelmuster" zeigende Sakramentshäuschengitter (57 x jo8 cm) wird dem Schlossermeister Siegmund Fischer in Wien zugeschrieben (Ende des *5. Jahrhunderts). Es besteht aus zwei übereinanderliegenden Stahlplatten, von denen die eine im Kerbschnitt, die andere in Stanzarbeit ausgeführt ist. Das vergoldete Gitter, das in der Franzosenzeit geraubt wurde und durch Jahrzehnte einem Bäcker in Steyr (Ennsdorf) als Funkenfang gedient hatte, ist nach ©. Kästner „das schönste spätgotische Stück seiner 21rt"?4) Im Jahre *542 wurde am Gitter eine Reparatur vorgenommen. In der Pfarrkirchenrechnung dieses Jahres findet sich folgende Eintragung: „Item am )7. Dezember Fallet Ich (Kirchenmeister) sier Silberne Stefften Ju Sacrament Paus l ß © b"?5) ' 1S) Abt seit 1442, vorher war Friedrich II. Pfarrer in Steyr. J. Perndl, a.a.O., S. 96. 19) V. Preuenhueber, a.a.O., S 96. 20) Akademie der bildenden Künste in Wien : Papierzeichnungen Ak. 17029, 17052, 16950, Pergamentrisse Ak. 16870, 16890. B. Grimschitz, a.a.O., S. 48. — Die Kunst der Donauschule (1490—1540). Katalog. Ausstellung des Landes Oberösterreich (1965), S. 222. Unter Nr. 511 gelangte zur Ausstellung der Grundriß des Chorhauptes von Hanns Puchspaum (Vor 1443, Feder auf Papier, 74,5 x 54,6 cm, Inv. Nr. 17052 ; der Plan ist eine Kopie der Pergamentvisierung Nr. 16690). 21) B. Grimschitz, a.a.O., S. 23 f. 22) Ebenda S. 24 22) Wien, Akademie der bildenden Künste : Ak. 16870, 16676, 16882, 16867 ; Ak. 17021. — Ebenda, 8. 48 f. 24) 0. Kästner, Eisenkunst im Lande ob der Enns (1961). S. 47 f. — Ders. : Werkstoff Eisen. In: Das Eisen. Ausstellungskatalog 1949, 8. 37. — J. Drausinger, Das Sakramenthausgitter in der Stadtpfarrkirche Steyr. VKSt. (Dezember 1950). — Baldaß, Buchowiecki, Feuchtmüller, Mrazek, a.a.O., S. 118. 25) StA., F. Pfarrkirchenrechnungen 1541—1597, K. XI, L. 28. — ß — Schilling, d — Pfennig. 50

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