Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 26, Dezember 1965

„cella" an der Mündung der Sabinicha (Teufelsbach) in die Enns.") Vielleicht handelt es sich um eine Vorläuferin der Margaretenkapelle. Jedenfalls hätte die unechte Urkunde diese Kapelle nicht erwähnt, wenn sie nicht in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts schon vorhanden gewesen wäre. Das gegenwärtige Bauwerk stammt wohl größtenteils aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. In einer Meßstiftung des Georg Pülsinger aus dem Jahre 1430 ist die Rede von einer „neuen Kapelle"?7) Wahrscheinlich ist damit die Marga- retenkapelle gemeint, die als solche einige Jahre später, und zwar in einem 1437 von Herzog Albrecht V. ausgestellten Spruchbrief erstmals urkundlich genannt wird.") Der Name des Baumeisters ist uns nicht überliefert. Der zierliche Dachreiter der Kapelle wird Hans Puchsbaum zugeschrieben. Das spätgotische sechseckige Türmchen mit seinen Fialen, Krabben") und Wasserspeiern zeigt stilistische Verwandschaft mit der bekannten Steinsäule „Spinnerin am Kreuz" in Wien, die nach Bruno Grimschitz ein Werk des Wiener Baumeisters sein soll?") Die Margaretenkapelle weist im Innern folgende Maße auf: Chor 4,96 m breit, Schiff 22,94 m lang und 6,97 m breit, Höhe von Chor und Schiff: 9,30 Meter?') Der kreuzrippengewölbte Chor mit 5/8 Schluß ist eingezogen und ein- jochig, das einschiffige Langhaus besteht aus drei Jochen?7) Die Schlußsteins im Kreuzrippengewölbe zeigen stilisierte Blüten (Lilie, Rose) und die Buchstaben ") I. Lenzenweger, Die Bestände des Klosterarchivs Garsten am Ausgang des Hoch- mittelalters. Festschrist K. Eder (1959), S. 323, 327. — E. Schmidel. Der Turm der St.-Margareten-Kapelle zu Steyr. Christl. Kunstblätter, Jg. 46 (1905), Nr. 12, S. 140 f. —f I. Harter vermutet, daß Mie Kapelle schon um 1110 bestanden habe. I. Harter. Die St.-Margareten-Kapelle in Steyr. Unterhaltungsbeilage der Linzer Tages-Post. Jg. 1911, Nr. 3 (15. 1. 1911). ‘7) I. Lenzenweger, Die Entwicklung des Pfarrnetzes der Benediktiner-Abtei Garsten. Theolog. Dissertation, Men, Maschinschrift (1939), S. 235. ") StA.. Steyr K. XI L. 25 Nr. 158. ") Nach E. Schmidel, a.'a. O.: 49 Kreuzblumen, über 500 Krabben. — Am 26. Juni 1839 lösten sich bei einem Gewitter größere Bauteile des Dachreiters. Alois Leopold Anton, Steyr's Chronik (1867), Handschrift, S. 25. — 1843 wurde das Türmchen restauriert. E. S. (Edmund Schmidel), Der Turm der Margare'tenkapelle (Steyrer Zeitung v. 6. 8. 1903, Sonderdruck). — Eine größere Instandsetzung des Dachreiters erfolgte in den Jahren 1855/56. I. Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr. VKSt. (IM 1951), S. 49 f. *-—- I. Kautsch, Aus den Aufzeichnungen eines Steyrer Bürgers. Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1915, Seite 72. - Der Magistrat Steyr ließ 1893 aus Sichcrheitsgründen dm olderen Teil des Turmes abtragen. E. Schmidel, Der Turm der St. Margaretenkapelle zu Stevr. Christl. Kunstblätter, a. a. O. — Im Juli 1908 wandte sich Dombaumeister von St. Stephan in Wien Julius Hermann an die Stadtgemeinde Steyr wegen Instandsetzung des Türmchens. Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1904. — Es wurde noch 1903 eine Restaurierung vorgenommen. E. Schmidel, III. Tätigkeitsbericht (o. I.). —- Später, jedenfalls 1905. veranschlagte I. Hermann die „Turm- Restaurierungskosten" auf 19.934 K 24 h. E. Schmidel, a. a. O. — In den Jahrm 1909 und 1910 erfolgte die völlige Erneuerung des Türmchens. R. Klun- zinger, Bau- und Bildkunft. In: E. Stein. Die Städte Deutschöstcrreichs, Bd. II: Steyr und Bad Hall (1928), S. 50. —• Rudolf Pichler, Die elektrische Bahn Ebelsberg — St. Florian — Steyr. Sonderabdruck aus den Mitteilungen der k. k. Zentral-Kommission f. kunst- und historische Denkmale. Bd. IX, Nr. 7 (1910) bringt auf Seite 10 die Abbildung des eingerüsteten Türmchens. ,0) B. Grimschitz, Hanns Puchspaum (1947), S. 28, 50. — Baldaß, Buchowiecki, Fauchtmüller, Mrazek, Gotik in Österreich (1916), S. 14. 71) I. Harter, a. a. O. ”) Dehto, a. a. £)., S. 329. 53

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