Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 26, Dezember 1965

großen Brand ein Opfer der Flammen wurden, noch gewirkt haben muß. Auch könnte man annehmen, daß unser Christus einst von Assistenzsiguren begleitet war, ja man hat sie in der Darmstätter Maria- und Johannes-Figur erkennen wollen, die durch den Kunsthandel unserer Heimat verloren gingen. Erst in der zweischiffigen Halle des Steyrer Bürgerspitals aber findet er den Raum und die Atmospäre, die uns sein Bild nie mehr vergessen lassen. Die roten Marmorsäulen aus jener heimischen Renaissance, die auf ,romanische' Formen zurückgreift, und der Boden der Halle geben einen warmen Ton, der mit dem Seitenlicht im vollen Gegensatz zu dem harten Licht des Ausstellungsraumes in Linz steht. Erst hier kommt seine künstlerische Qualität zur letzten Tiefe seelischer Aussage. Es ist ein Haupt voll Blut und Wunden über einem schlanken nur mit einem strenglinigen Lendentuch bekleideter Körper ohne Effekt und Barozismen. von keinem anderen Christusbild unserer Heimat wieder erreicht. Manche Innviertler blieben nicht ohne Überarbeitung, der Riederzirkinger, der Mauthausner, der St. Wolfganger im Gesprenge, selbst der Astls in Hallstatt in seiner wiedergeschenkten fast unheimlichen Farbigkeit, wo das Rot des Blutes mit dem blauen Schatten der Verwesung kontrastieren, der Riesen-Christus in Admont, oder in Stift Seitenstetten —• keiner erreicht die seelische Ausdruckskraft des Steyrers, der in einer glücklichen Stunde eines uns noch völlig unbekannten Meisters geschaffen wurde. Ferne Geschlechter haben geweint, wenn sie sich vor solch einem Antlitz allein zur Sammlung und Andacht fanden, sie haben seinen Opfertod mit- und nachempfunden und der eigene Schmerz wurde vor seinem Opfer klein".") Zur Ausgestaltung von Spital und Kirche legierten noch Bürger in der Reformationszeit. So stammt ein Legat im Betrage von 100 Gulden aus dem Jahre 1544 von Hans Pfeffert.") Aber auch die Eingänge an Abgaben wurden zur Finanzierung von Bau- und Jnstandsetzungsarbeiten zum Teil herangezogen. 1540 z. B. betrugen die Einnahmen des Spitals 872 Pfund 2 ß 24'/- d, die Ausgaben 559 Pfund 3 ß 20'/- d.") Im Jahre 1554 brach in Steyrdors eine furchtbare Feuersbrunst aus, die wahrscheinlich an dem Bürgerspital nicht spurlos vorübergegangen sein dürfte.") ") O. Kästner, Der Steyrer Christus. Linzer Volksblatt vom 24. 3. 1951, Nr. 70. — Der eigentliche „Steyrer Christus" ist jedoch eine .bildliche Darstelluig des Gekreuzigten in der Stadtpfarrkirche (Gemälde am Kreuzaltar). ") StA., F. Pfarrkirche 1606—1651, K. XI, L. 26, Nr. 120: „Verzeichnis etlicher Jüngern Gschäft ad pias causas". ") StA., Bürgerspitalrechnungen 1540—1544, K. III, L. 22, Rechnung 1540. ") Preuenhueber, a. a. £)., S. 271. Für wertvolle Hinweise danke ich an dieser Stelle Fr. F. Bodingbauer, stud. phil. Die St. Margaretenkapelle Aus der Zeit des Spätmittelalters stammt auch die an den Stadtpfarrhof grenzende Margaretenkapelle. Sie ist älter als die Pfarrkirche, darf aber, wie schon Preuenhueber bemerkt, nicht als die frühere Pfarrkirche angesehen werden.") Eine Garstner Urkunde, die die Jahreszahl 1143 trägt, aber schon längst als „dreiste Fäschung" aus der Zeit des Interregnums erkannt wurde, erwähnt eine ") Preuenhueber, a. a. O., S. 96. 52

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