Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 26, Dezember 1965

Der durch das Feuer schwer beschädigte Turm der Ennsbrücke wurde im Juni repariert. Zu diesem Zwecke wurden im gleichen Monat auch 15.000 Dachziegel in Regensburg angekauft, die durch den Schifsermeister Johann Caspar Wilhelm auf dem Wasserwege nach Steyr gebracht wurden?") Das schadhafte Brunnenchor im Wasserturm wurde Ende 1717 durch den bürgerlichen Hammerschmied Lorenz Solcher um den Preis von 169 Gulden 28 Kreuzer durch ein neues ersetzt?') Da die Rathausuhr morgens und abends „um je eine Stunde mit der Sonne differierte vnd dadurch sowohl im Gottesdienst als auch anderen Negotien (Geschäften) eine merkhliche eonsusion" verursacht wurde, übertrug der Rat dem Großuhrmacher Peißkammer die Reparatur, wofür dieser 100 Gulden forderte. Dem Uhrmacher wurde aufgetragen, ein Zeigerblatt „ins Rathaus hinein ober der Rist Gatner" (Rüstkammer) anzubringen.* 32 33) Stadtkämmerer Thomas Schoiber, der schon oft der Stadt für dringende Revaraturen die benötigten Beträge vorgestreckt hatte, bettchtete im März 1719 im Rate, daß für Jnstandsetzungsarbeiten an stadteigenen Gebäuden wieder 1000 Gulden erforderlich wären. Er könne aber ohne Geld nicht reparieren lassen. Sollte er dieses vom Magisttat nicht bekommen, sei er bei Entstehung größerer Schäden ohne Schuld. Schoiber wurde nun vom Rate aufgefordert, „verläßlich" zu erklären, ob er das Geld nicht doch gegen künftige Verrechnung zur Verfügung stellen wolle, damit der Magisttat gegenteiligen Falles „andere erforderliche Meh- suras (Maßnahmen) vnd Anstalten" treffen könne. Inzwischen aber, falls wider Verhoffen ein Schaden entstünde, „will der Magistrat ohne Schuld seyn" und sich vorbehalten über die Angelegenheit noch zu beraten?3) Aus Ungarn wurde 1712 die Pest nach Wien eingeschleppt und breitete sich dann in den österreichischen Erblanden aus. Ende April 1713 erreichte den Magistrat eine Verfügung des Landeshauptmannes, niemand passieren zu lassen, der sich nicht mit dem Gesundheitspaß eines seuchenfreien Orteg ausweisen könne. Alarmierende Nachrichten über die rasche Ausbreitung der Pest veranlaßten den Rat, sich mit Abt Anselm von Garsten zu besprechen, damit „zu mehrer aufmun- terung des Volkhs zu gottseligen werkhen ainige andachten" abgehalten würden, da die Menschen dieser Zeit, von Angst geplagt, in der Pest eine Heimsuchung Gottes für ihre Sünden erblickten. In der gleichen Sitzung des 16. August 1713 beschloß man, in den Akten des städtischen Archives nach Abwehrmaßnahmen gegen die Pest in früheren Zeiten zu forschen, um daraus nützliche Schlüsse ziehen zu können. Weiters wurde mit sofortiger Wirkung verfügt, alle Gaststätten um 10 Uhr abends zu schließen und die Witte hatten dafür zu sorgen, daß Katten- spielen und Fluchen vermieden bleibe. Kein Bewohner der Stadt durste einen Fremden, selbst wenn es der nächste Freund oder Verwandte wäre, in seiner Behausung aufnehmen ohne vorher dem Magisttat Meldung gemacht zu haben. Alle Hintertüren der Häuser in Steyrdorf und Ennsdorf mußten verspertt gehalten werden, damit bei einer Kontrolle etwaige Ortsfremde nicht entweichen konnten. Der Genuß von Schweinefleisch und Bratwürsten wurde verboten, ebenso das Anbieten und der Verkauf unreifen Obstes. Vor allem, so betonten die Räte in der Sitzung, wäre in den Häusern und auf den Straßen größte Reinlichkeit 3°) RP1716, 120. 3’) RP1718, 8. 32) RP 1719, 161;RP 1720, 36. 33) RP 1719, 47. —-Dringend war die Reparatur des Rathaustnrmes, dessen Holz völlig verfault war (RP 1720, 87). Im Juni 1721 wurde beantragst die Wege im Burgfried zu verbreitern (RP 1721, 97). 33

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