Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 26, Dezember 1965

Jahrs bediente sich der Magistrat eines Werbers und zahlte denen, die sich anwerben ließen, bis zu 30 Gulden Handgeld, um hiedurch den Militärdienst schmackhafter zu machen. Da man in Steyr trotzdem keine Rekruten bekam, war der Stadt das Anbot eines Ferdinand Raab willkommen, der sich im Jänner 1712 erbötig machte, Leute in Salzburg und Burghausen anzuwerben, wofür er eine Vergütung von 20 Gulden je Mann begehrte, Raab erhielt den Auftrag, 20 Mann für den Milizdiensi zu gewinnen. Er sollte jedoch das inzwischen auf 50 Gulden pro Kopf erhöhte Handgeld erst in Linz nach Assentierung der Angeworbenen ausbezahlen, um zu verhindern, daß Verpflichtete nach Annahme des Handgeldes verschwänden. Als im Feber 1712 die Stadt ausgefordert wurde, endlich das Kontingent von 46 Mann zu stellen, sah sich der Magistrat veranlaßt mitzuteilen, daß sich in Steyr nur fünf Mann gefunden hätten, die fehlenden hoffe man in Salzburg oder Burghausen zu bekommen. In dieser Zeit versprach der Magistrat jedem, der einen tauglichen Mann brächte, eine „Diskretion" von 1 Gulden 30 Kreuzern. Den Ständen waren diese Werbungsschwierigkeiten bekannt und sie verständigten im Jahre 1713 den Magistrat, daß sich ein gewisser Roßmayr erbötig gemacht habe, den landcsfürstlichen Städten, gegen ein Entgelt von 50 Gulden für den Mann, Rekruten zu beschaffen; der Rat beschloß, für 25 Mann den erforderlichen Beitrag bereitzustellen. Den Rest auf die geforderte Zahl hoffte man doch noch in Steyr auszubringen, weshalb Bürgermeister Wilhelm vorschlug, „die Werbung öffentlich mit Trommelschlag" durchzuführen. Die Stellung von 142 tauglichen Rekruten" wurde der Stadt im März 1715 durch ein Landschaftspatent anbefohlen. Da man anscheinend schlechte Erfahrungen gemacht hatte, wurde im Patent „vor gewalthättiger anwerbung" von Untertanen fremder Herrschaften gewarnt. Es wurde auch mitgeteilt, daß die entsprechende Uniform („behörige Mondur") bei Linzer Handelsleuten um 18 Gulden 15 Kreuzer je Einheit zu haben wäre. Weitere 46 Rekruten wurden im Oktober 1715 gefordert, Man verständigte die Stadt gleichzeitig, daß sie Rekruten von der Landschaft bekommen könne, wenn sie gewillt wäre, für jeden Mann, der „herangeschafft" würde, 45 Gulden zu erlegen. Im folgenden Jahre, 1716, wurden 24 Mann begehrt, Für 20 Rekruten übersandte der Magistrat der Landschaft Linz 1200 Gulden und erhöhte diesen Betrag um 12 Gulden für „Diskretionen", um sich für die Mühe erkenntlich zu zeigen. Die restlichen vier Mann hoffte Steyr werben zu sönnen.27) Langanhaltender Regen hatte im Herbst 1711 großen Schaden an Brücken, Häusern und Straßen angerichtet. Wegen dieses widrigen Wetters hielt der Gar- stener Prälat ein „Betfest" ab, an dem die Mitglieder des Magistrates teilnahmen,* 2') In der Hütte des Ratsmitgliedes und Fischhändlers Johann Derfflmayr im „Fischergeschirr" (heute Zwischenbrücken), brach im Jahre 1716 ein Brand aus, den der Turmwächter Zacharias Schüeffer vom Taborturm aus entdeckte. Durch „anschlagen vnd messen" alarmierte er die Bevölkerung und behütete sie so vor schwerem Schaden, da wegen des „vngemein heftigen Winds die ganze Stadt in eüßerste gesahr genzlichen ruins" gewesen wäre. Die übrigen Wächter, Philipp Angerbauer in der Stadt, Bartlme Brandtner am Pfarrturm und Wolfs Mayr im Ennsdorf, hatten das Feuer nicht bemerkt. Sie wurden daher vom „Wacht- dienst gestossen" und hatten als zusätzliche Strafe, an beiden Beinen gefesselt, eine Woche lang Tagwcrkerarbeiten zu verrichten,2') ”) RP 1711, 44, 90, 91, 206; RP 1712, 18, 29; RP 1713, 207, 215; RP 1715, 48, 144, 161; RP 1716, 220, 225, 234. 2S) RP 1711, 130, 156. — Zur Beseitigung der Schäden wurde die Bevölkerung aufgeboten. 2») RP 1716, 20, 79. 32

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