Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 16, Dezember 1956

Hans Winkler Der aus dem WiedcrtäuferprozeßH im Jahre 1527 als milder Richter bc- fauntc Ratsherr Hans Winkler war ausersehen, durch ein Jahrzehnt (1537 dis 1538, 1543—1544, 1547—1552) an der Spitze der Stadt zu stehen?) Nach den Kriegswirren des vergangenen Jahrhunderts nahmen in der Stadt wieder Handel und Gewerbe einen bedeutenden Aufschwung. Vor allein war es das Messererhandwerk in Steyrdorf, dem der Raum innerhalb der Stadtmauern zu enge wurde. 1543 und 1544 fing man an, auf den an Steyrdorf angrenzenden Feldern des Wieshoses und des Stadclhofes Werkstätten und Häuser zu erbauen, in denen sich vorerst die Messerer und später auch andere Handwerker niederließen?) Schon ini zweiten Jahre seiner Amtstätigkeit lies; Winkler das Rathaus von Grund auf restaurieren und dessen Platzfront fast zur Gänze neu aufführen?) In den Zeit vom 1. bis 20. September 1547 fand in der Stadt eine Zusammenkunft des NO. Landesausschusses statt, die von Vertretern der Stände Niederösterreichs, Oberösterreichs, Steiermarks, Kärntens und Krains besucht wurde. Die Versammelten beschlossen, aus ihrer Mitte Gesandte an den in Augsburg tagenden Reichstag zu schicken und voni Kaiser und den Reichsständen Hilfe und Beistand wider die Türken, vor allem aber Gewährung des Abendniahles in beiden Gestalten zu erbitten. Alls der Tagung wurde auch die furchtbare Heuschreckenplage, die im Land wütete, besprochen. Die krainischen Gesandten Hanß von Samberg und Hanß Weichßlbergcr schilderten in bewegten Worten, daß in ihrem Lande der Hen- schrcckenzng „ ... mit Sausen, Rauschen, und Prausen, fürchterlich und schrecklich ..." dahcrgezogen sei und daß diese Tiere „ ... nicht anderst als ein Kriegs- Heer nächtlicher weil ins Land geflogen sein; darob der gemeine Mann also erschrocken, daß sic es anfangs für ein Türkisch Heer gehalten ..."?) Steyr scheint in dieser Zeit der Lehre Luthers schon Tür und Tor geöffnet zu haben, denn vor der Abreise zum Reichstag ließ der Delegierte und Burggraf Hannß Hoffmann durch den Bürgermeister, den Stadtrichter Hans Straßer und den Ratsherrn Hans Schwabe dem Rate mitteilen, daß die Stadt Steyr vor allen anderen Städten und Sänbern am königlichen Hofe berüchtigt sei, weil sie den königlichen Generalien und Befehlen, die Kirchenordnung und das Flcischessen an gebotenen Fasttagen einzuhalten, nicht nachkomme, sondern gegen alle Scheu dagegen handle. Der Burggraf warnte vor diesen Übertretungen der königlichen Befehle und meinte, daß „Jhro Majestät noch mehr beweget und erzürnet würden; Welches gemeiner Stadt, und insonderheit denen Vorstehern, zur groß- und schweh- ren Straffe gcdcyhen würde?") Der Rat nahm sich diese Ansicht des Burggrafen nicht sehr zu Herzen, trotzdem zu dieser Zeit die Anhänger Luthers im Schmalkal- dischen Bund eine schwere Niederlage im Kampfe gegen den Kaiser erlitten hatten. Hans Winkler war mit Katharina Rottaler, der Witwe des 1519 verstorbenen Besitzers des Schlüsselhoses Kaspar Rottalcr, verheiratet?) Er war EisenhändlerZ 0 L.V. 1, S 238. — 2 3 4 5 ) L.V. 2, S. 383. 3J L.V. 1, S. 263, 264. Die Erschließung dieser neuen Vorstadt, »ach dem Wiesensetd das Wieserseld genannt, dauerte bis in das Jahr 1565. Die Abfindung für das Zehent- recht des Klosters Garsten in diesem Gebier erfolgte durch einen Vergleich mit der stabt im Jahre 1584. 4) L.V. 1, S. 258. Die Ansichten über den ursprünglichen Standpunkt des Rathauses sind geteilt. Eine Richtung vertritt die Meinung, daß das alte Rathaus weiter enns- aufwärts, als der derzeitige Bau, seinen Standpunkt hatte. Diesen Ansichten kann entgegengehalten werden, daß alle ennsauswärts liegenden Häuser alte Anlagen sind, deren heutige Gestalt den Nachweis erbringen läßt, nie als Rathaus gedient zu haben (Turm!). 5) L.V. 1, S. 265, 266. — °) L.V. 1, S. 267. — 7) L.V. 1, S. 213. 26

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