Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 14, Dezember 1954

bau bereits so weit gediehen, daß die erste Messe gelesen werden konnte, nachdem die drei Kapellen bis auf die mittlere Kuppel vollendet waren. Pater Ambros beschreibt das Kirchlein, dessen Bau ihm ans Herz gewachsen war: „Dises kleine Merck inventirte anfänglich als Bau-Meister Herr Johann Karton ein Italiener^) welchem aber der Tod seine Invention außzuführen hinterstellet / solches sodann auß Andacht Herr Jacob Prandtauer ein gebohr- ner Tyroler / mit Hinzusetzung der beeiden Thürn / über sich genommen. Das Kirchl ist etwas iflein: indeme es in dem Liecht nur 5. Claffter und drey Schuch hat / doch aber hertzig auf eine -ungemeine Manier aufgeführet / bestehst gleichßamb auß vier Capellen einer respective hohen Kopel / und zwey wohl Ordinirten Thürnen. In der vordern oder ersten Capellen kommet in die Augen unser geistlicher Lebens - Baum / doch ohne nothwendiger AltarsKleidung. In der andern Capellen als zur Evangeli Seiten fomiret der Altar daß Leben unsers JEsus - Kindl / das ist die Bildnuß der Geburt Christi / welche Herr Johann Carl Reselfeld°°) inventiret, mit seinem Kunstreichen Pembsel mit jederman höchsten Vergnügung Lebend entworffen / und dem Gnaden-Kirchl verehret. In der dritten Capellen zur Epistel-Seiten gibet dem Altar eine kunstreiche Bildnuß vom Hn. Carl Loth"H nemblichen der Tod deß JEsus-Kindl / das H. Crucifix. Die vierdte Capellen dienet vor den Chor, die übrige Mauren drangen dato mit denen Gesehensten und Gelübds- Taffeln deren andächtigen Wohlfahrtern / als mit glorreichen Sigzeichen der Göttlichen Güte und mit denen Stützen und Krücken / welche die arme müh- seelige Krüppel durch die allertheuerste Hülff deß JEsus-Kindl allda gelassen/' Am 18. August 1709 richtete Abt Anselm von Garsten eine neue „Suppli- cation" an den Bischof von Passau, „von Ordinariats wegen die Concession zu ertheilen / damit in disem Kirchl super Ara portatili28) das heilige Meß- Opffer celebrirt, und hierzu gegen dem Fest deß Heil. Ertz - Engels Michaels der Anfang gemacht werden möchte". Der Abt begründete das Ansuchen damit, daß die Kirche so weit vollendet war, daß „ohne aller befürchtender Ungebühr die heilige Messe kunte gelesen werden" und weil auch das Volk, das bei Unwetter die entlegenen Pfarrkirchen nicht aufsuchen konnte, nach einer Messe „inbrünstig seuftzete". Die Lizenz des Bischofs kam schon im folgenden Monat, im September 1709, so daß die Feier für das Fest des Erzengels Michael, am 29. September, vorbereitet werden konnte. Zur Festfeier der ersten Messe in der Wallfahrtskirche Christkindl hatten sich zahlreiche geistliche Würdenträger der Umgebung und eine große Menschenmenge eingefunden. „Morgens Frühe umb halber siben Vhr erhebeten sich von Gärsten Jhro Gnaden Herr Herr Anselmus Abbt allda / und begleiteten zu dero Christ - Kindl - Capellen die zu disem Fest sonderbar eingeladene und gegenwärtige Herrn Herrn Prälaten / Jhro Hochwürden und Gnaden Herrn Herrn Alexandrum glorwürdigst regirenden Abbten in dem Hoch - Löbl. Stüfft und Closter Ord. S. Benedicti zu Crembsmünfter / etc. etc. Jhro Hochwürden und Gnaden Herrn Herrn Franciscmn glorwürdigst regirenden Prvbsten in dem Hoch - Löbl. Stüfft / Ord. Can. Reg. zu St. Florian etc. etc. Jhro Hochwürden und Gnaden Herrn Herrn Rupertum glorwürdigst regirenden Abbten in dem Hochlöblichen Stüfft und Closter Gleinck: da nun der Garstnerische helleuchtende Tugend-Stern Anselmus bey dem Gnaden - Kindlein sich nider- gelassen / verfügeten sich die Gnädige Herrn Herrn Praelaten in das Kirchl / und opfferten / nach dem Exempel der drey Königen dem Gnadenreichen JEsus - Kindl unter beim Trompeten- und Baucken - Schall / nicht Gold / Weyhrauch / und Myrrhen / sondern was durch dise Geheimbnusvolle Gaaben uns vorgebildet wird / dem König aller Königen Christum JEsum / dem wahren Sohn Gottes felbsten / ein unblutiges Opffer." Die geistlichen Würdenträger zelebrierten die Messe „in der von Jhro Mas. der Verwittibten Rom. Kayserin Eleonorae Magdalenae Theresiae öffters allergnädigst begehrten in29

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