Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 14, Dezember 1954

tention, nemblichen das Gnaden - reiche JEsus - Kindl wolle dem sambentlichen Ertz-Hertzoglichen Hauß Oesterreich Gottseekigen Stammen seine Göttliche Gnad / und Segen ertheilen". „Als dise Meßen vollendet / hat der Prediger die Cantzl bestigen / welche unter dem freyen Himmel zugerichtet worden: dieweilen auch die gröste Kirchen zu klein gewesen wäre / eine so ungemeine Menge Volcks / als mit jedermans Verwunderung gegenwertig wäre / zu fassen." Dieser Prediger war niemand anderer als Pater Ambros Freudenpichl, der Verfasser dieses Buches von dem „Wunderwürckenden Lebens - Baum". Er begann seine Predigt mit den Bibelworten „Und wahrhafftig Gott ist in disem Orth" (Genes. 28. c.). Pater Ambros hat diese Predigt in einer Sonderpublikation erscheinen lassen, die ebenfalls noch erhalten ist. Der Titel dieses 8 Seiten starken Druckwerkes ist: „Himmel Untern Himmel / Daß ist: Die Gnadenreiche Capellen deß Wunderthätigen JEsus - Kindlein In dem Baum Unter den so genandten Himmel / in dem Closter Gärstnerischen / deß Heil. Orden deß grossen Patriarchen und Ertz - Vatters Benedicti- und Pfarr - Obrigkeits District gelegen i unweit der Landts - Fürstlichen Stadt Steyr. Mit gegenwärtiger Lob - Red in obgemelter Capellen den 29. Septembris in dem Fest deß H. Ertz - Engel Michael, Anno 1709. da die erste Meß gehalten worden / von der Cantzel vorgestellt / und zu Beförderung der Andacht dises Gnaden-Orth auff Be- felch der superiorum in den Druck gegeben. Durch P. Ambrosium Freyden- Pichl, deß Heil. Ordens Benedicti, Professum zu Gärsten / der beeden Rechten Doctorem. Steyr / gedruckt bey Johann Peter Roßmann^." Der Prediger weist in dieser Predigt sein Bibelwissen und seine Belesenheit aus, denn er zitiert nicht nur Stellen des Alten und des Reuen Testamentes, sondern auch antike Schriftsteller wie Seneca, Lukan und andere. Mit besonderer Anerkennung würdigt er den Eifer des Abtes Anselm, der nichts unversucht gelassen hat, um den Kirchenbau zu bewerkstelligen und ihn zu beschleunigen, darüber hinaus, daß er das neue Gotteshaus mit einem Ornat und „underschiedlichen Kirchen - Gezeug beschencket" habe. Der Bau der Kirche wäre deshalb möglich gewesen, weil „in den Opffer zu Zeiten in zway und drey Tagen aufs die zwaintzig Gulden in Pfennig / Zwaier- und Kreutzer eingegangen". Pater Ambros kommt in seiner Predigt auch auf die Kaiserin zu reden, die den Gnadenort Christkindl in Huld und Schutz genommen hat: „Venite, kommet ihr Adeliche / und Staudts - Persohnen / der Himmel stehet euch offen / bettet allda an das Christ - Kindel / und ihr werdet erquickt werden. Es flieget euch schon mit einen guten Exümpel vor der Römische Adler Jhro Majestät die verwittibte Römische Kayserin / Eleonora Magdalena Theresia auh dem Churfürstlichen Hauß Neuburg / indeme Sie dises Gnaden - Orth in ihre Hochmögende Protection auffgenommen / und eyferigist verlanget die erste Heilige Meß ausfzuopffern zu erhalten eine glllckseelige Succession Jhro Majestät unfern Unüberwindlichsten Kayser / und Lands - Fürsten Josepho dem Ersten / Jhro Majestät dem Catholischen König in Spanien Carola dem Dritten / Jhro Königlichen Majestät in Portugal Joanni dem Fünften..." Nach der Predigt feierte der „Wol - Ehrwürdige / und Hochgelehrte Her: Michael Schrottmühler / Orb. Can. Reg. in dem Hochlöbl. Stüfft Forau in Steyrmarck Professus" fein erstes Meßopfer. Er fang „mit gröster Auferbäu- lichkeit deß Volcks" das Amt, zugleich „mit ungemeinen Trost seiner gegenwärtigen Eltern Michael Schrottmühlners / und Barbara dessen Ehewürthin / und deß gantzen Innern Raths der Lands - Fürstl. Stadt Steyer". 30

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