Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, März 1953

lieferungen, den Beinamen „von Waffenberg". Mit kaiserlicher Bewilligung legte dieser am 20. Dezember 1685 seinen Stammnamen ab. 1702 erlangten feine Nachkommen den Freiherrn- und 1718 bereits den Reichs- und erb- ländifchen ©rafenftanb.219) Neben dieser bedeutendsten Eroßhandelsfirma erlangte auch das Haus Luckner in der Hauptgewerkschaft bestimmenden Einfluß. Die Luckners bildeten eine starke Finanzmacht und schlossen sich nicht nur in geschäftlicher Hinsicht, sondern auch auf privatem Gebiet an die Mittermayr an: Susanne Luckner, die Schwester des Bürgermeisters Maximilian Luckner von 1660—1677, wurde die Frau Georg Mittermayrs. Für feine Leistungen und Verdienste um Beförderung des Kammergutes wurde Maximilian Luckner im Jahre 1651 geadelt.2-9) Kosmas IITann, der dreimal die Bürgermeisterwürde von Steyr inne hatte, war durch viele Jahre Obervorgeher bei der gewerkschaftlichen Stelle.22') Seine Tochter Elisabeth war mit Abraham Schröffl vermählt, deren Sohn Gottlieb von 1651—1659 Bürgermeister von Steyr war und 17 Jahre die Obervorgeher- stelle inne hatte; die Schröffls waren mit den Familien Luckner und Mittermayr verschwägert. Gottlieb Schröffl erhielt am 16. Juli 1646 das Prädikat „von Mannsperg" und wurde im Jahre 1660 kaiserlicher Rat und Eisenobmann, welche Würde er bis 1680 inne hatte. Ihm wurden die größten Vorwürfe wegen ungerechter Anteilschiebungen in der Gewerkschaft gemacht; so kaufte er Aktien bloß zu einem Drittel des Nominalwertes, ließ sich diese aber in seiner Einlaae als vollwertig anrechnen. Aber auch andere Händler praktizierten dieses System, so auch Luckner und Mittermayr.222) Neben diesen Firmen betätigten sich auch die Familien Riß von Rißfels und Achtmark von Achtmarkstein, Bozner Bürger, die nach Steyr eingewandert waren, im gewerkschaftlichen Eisenhandel229) Gregor Schinnerer, von 1678—1688 Bürgermeister von Steyr und bürgerlicher Eisenhändler, betrieb ausgedehnte Geschäfte mit Innerberger Erzeugnissen; nur seinem Einfluß als Bürgermeister ist es zu danken, daß er schon im ersten Jahre seiner Amtszeit das Stahlbenefizium für Eisenhandwerker der Stadt zugestanden erhielt.22') Sehr rege im Eisenhandel betätigte sich weiters die Familie Schoiber, die, aus Schwaben kommend, sich im Jahre 1534 in der Raming ansiedelte und dort das Klingenschmiedehandwerk bis weit in das 20. Jahrhundert hinein betrieb. Schon Hans Schoiber war um 1600 in Steyr seßhaft und hatte hier eine Eisenhandlung errichtet; sein Sohn Matthias war von 1689—1690 Bürgermeister von Steyr. Den Höhepunkt an Würden und Ansehen genoß Johann Jacob, geboren 1667. Auch er betrieb als Bürger zu Steyr, gleich Vorfahren und Eltern, die Eisenhandlung, bis er im Jahre 1709 die Würde eines Stadtrichters erhielt, die er bis 1721 inne hatte; mährend dieser Zeit hatte er seine bürgerliche Handlung niederzulegen. 1711 verlieh ihm Johann Ehrenreich, Graf von Sprinzenstain, die Würde eines kaiserlichen Pfalz- und Hofgrafen, „Comes Palatinus" und 1728 wurde ihm von Kaiser Karl VI. das Adelsprädikat „von Engelstein" verliehen; Johann Jacob chilt als Stammvater der adeligen Schoiber von Engelstein und bekam auch ein Wappen verliehen.229) Es wiederholt fick also nach einem Jahrhundert dieselbe Erscheinung, die wir schon einmal gesehen haben: im 16. Jahrhundert konnten sich Rad- und Hammergewerke nur mit Mühe Händlern und Verlegern gegenüber behaupten, arbeiteten nur mit geringem Rußen: die Steyrer Händler dagegen gelangten zu großem Reichtum und zogen sich bei eintretender Krise im Eisenhandel auf ihre Güter zurück. Auch im 17. Jahrhundert lagen die Verhältnisse ähnlich. Einem kleineren Kreis als im vergangenen Jahrhundert war es gelungen, den 47

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