Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, März 1953

Verlagsstadt, von denen das Wohl £mb Wehe vieler Tausender abhing, auf der anderen Seite fühlten sie sich als Vertreter des Eisenadels. Von einer Organisation der Händler selbst ist uns nichts bekannt; auch der „Kaufleutebruderschaft" kam beim Eisenhandel keinerlei Aufgabe gu.215) Nur der Verlag des Vorderkernstahles erfolgte gesellschaftsweise, jedoch ist uns über die Organisation jener Vereinigung und ihre eventuelle Beteiligung am allgemeinen Eisenhandel nichts näheres bekannt.2'") Eine Aenderung erfolgte im Jahre 1583 durch die Auflösung der privat geführten Eisenhandlung und die Gründung der Eisenhandlungskompagnie, die das ausschließliche Recht auf den Eisenverlag übernahm. In ihrem Namen machten die Eisenhändler weiterhin die Geschäfte, jedoch die Wirtschaftskrisen um die Jahrhundertwende ließen die Gesellschaft schwer um den Bestand kämpfen, die im Jahre 1625 in die Innerberger Hauptgewerkschaft überging. Zur selben Zeit hatte unser Land Gegenreformation und Bauernkrieg 'durchzumachen, wo sich besonders die oberste und reichste Schichte der Steyrer Bürger führend beteiligte. Viele Hammergewerke und vermögende Händler blieben ihrem Glauben treu, mußten das Land verlassen und zogen nach Regensburg. Mit ihnen schwand die Finanzkraft aus dem Eisenpatriziat von Steyr.2") Die Folgen des 30jähriqen Krieges bewirkten ein weiteres Absinken des gesamten wirtschaftlichen Lebens und auch im Handelsstand ergab sich ein gänzlich verändertes Bild. Nach Gründung der Innerberger Hauptgewerkschaft beteiligten sich nur wenige der alten, einheimischen Bürger am Eisenhandel, konnten aber nicht mehr ihre einstige Macht erlangen. Aehnlich wie im 16. Jahrhundert gelang es nun abermals fremden, zugewanderten Geschlechtern, sich überragenden Einfluß im Handel und im Stadtregiment zu verschaffen. Der Bürgermeister war meist Zugleich Obervorgeher der gewerkschaftlichen Stelle, die den Verschleiß zu führen fjatte.218) Größte Bedeutung erhielt die Großhandelsfirma TNiktermayr. Im Jahrs 1635 war Georg Mittermayr aus Tirol im Zuge der Gegenreformation nach Steyr gewandert, wo er eine Eisengroßhandlung und zugleich eine Niederlage in Wien gründete. Am 27. Jänner 1651 wurde ihm als Mitglied des inneren Rates zu Steyr, Eisengroßhändler und Niederlagsverwandter zu Wien der rittermäßige Adel verliehen. Dessen Sohn Hans Ludwig übernahm im Jahre 1666 die Leitung des Geschäftes und bekam fast den gesamten Exporthandel der Gewerkschaft in das Reich in seine Hand; er war ihr wichtigster Geldgeber. Der Großkaufmann Mittermayr wuchs aber weit über den Wirtschaftsraum des Eisenwesens hinaus: er wurde kaiserlicher Waffenlieferant, Mitdirektor der Seidenkompagnie, Verwalter des Jdrianer Quecksilbermonopols und Faktor des Ollecksilberhandels für das ganze Reich und die Erblande, Kupferadministrator, seit 1675 Appaltator der Kärntner Bleiproduktion, 1681 Administrator des Handels mit Sensen, Sicheln und Strohmessern nach Polen und die angrenzenden „mitternächtigen" Länder. Er hatte die wichtigsten staatlichen Eigenhandelszweige in seiner Hand vereint und galt als einer der größten Kreditgeber für die Staatskasse. Stern* wurde durch seinen Einfluß Legstätte für den Quecksilberverkauf donauabwärts und die nördlich gelegenen Länder. Das Haus Mittermayr machte besonders mit den Erzeugnissen der Gewerkschaft glänzende Geschäfte, gab Darlehen gegen Verpfändung der Vorräte und brachte auf diese Weise die ganze Produktion in seine Hand. Es spielte aber auch bei der Sanierungskommission der Gewerkschaft im Jahre 1678 eine große Rolle und hat Anteil an der Besserung ihrer finanziellen Lage. Im selben Jahr erhielt Johann Ludwig, wohl im Hinblick auf die Waffen46

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