Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, März 1953

len und Rußland verhandelt wurden; jene Gebiete galten als Hauptausfuhrländer für Innerberger Stahl und Eisen, aber auch geschmiedete Waren, wie Sensen, Sicheln, Strohmesser, Nägel und Messerwaren aller Art, sogenanntes „Eisengeschmeide" wurde in reichem Ausmaß von Freistadt nach Norden weiter verhandelt. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde von der n.-ö. Regierung befohlen, nach Freistadt jährlich um 20.000 Gulden geschlagenes Zeug zu liefern."") Auch bei der Gründung der Innerberger Hauptgewerkschaft im Jahre 1625 zeichneten die Freistädter Eisenhändler einen Betrag von 18.000 Gulden als Verlagsgeld, die Wiener dagegen nur 12.000 Gulden und die Linzer gar nur 2000 Gulden?") Das für den Norden bestimmte Eisen gelangte von Steyr die Enns hinunter bis Mauthausen, wo es auf Pferdegespanne umgeladen und auf dem Landweg weiter verfrachtet wurde; dieser Landtransport verteuerte die Waren sehr, was aus den Preissatzungen zu ersehen ist.144) Auch der Eisenhandel nach Niederösterreich erfolgte auf der Donau über bestimmte Orte, die eine Eisenniederlage und landesfürstliche Mautstatt hatten. Von den bereits genannten erlangte die Stadt Krems eine wesentliche Bedeutung im Eisenhandel.141) Schon zu Beginn des 14. Jahrhunderts sind in Krems Eisenhändler nachgewiesen14^, die aus Steyr ihre Waren bezogen, da der Einkauf von Eisen und Stahl aus anderen Orten verboten war. Im 15. Jahrhundert hatten die beiden Donaustädte Krems und Stein drei Handels- und Niederlagsprivilegien erhalten, die im Laufe des 16. Jahrhunderts offiziell als Eisenniederlage der beiden Städte anerkannt wurden. Die Eisenhändler van Steyr und die Verarbeiter von Eisen der Eisenwurzen durften das Rohmaterial und ihre Erzeugnisse im Lande unter der Enns nördlich der Donau nur in Krems und Stein verkaufen. Hier waren 6 Händler allein berechtigt, den Weitervertrieb im Lande sowie nach Böhmen und Mähren und weiter nach Norden durchzuführen; diese bevorzugten Händler nannte man „Gegenhändler", von denen 4 in Krems und 2 in Stein ihren Sitz hatten. Das Eisen wurde durch Schiffleute von der Enns auf der Donau nach Stein gebracht und dort an der landesfürstlichen Maut verzollt. Nack dem Mauttarif von 1523 scheinen folgende Eisenwaren auf, die außer den Ackergeräten und Hacken durchweas aus Steyr stammten und zwar: geschlagenes Eisen und Stabl, Sensen und Sensenknüttel lbalbfertige Sensen). Sicheln, Feilen, Nägel, Hufeisen, Schwerter. Rapiere, Dolche, Brotmesser und andere Messer: diese und auch sonstige geschmiedete Waren wurden ausdrücklich als für „Behaimb" bestimmt angeführt. Diese Waren stellten zugleich die Gegen- sracht für den in Krems und Stein seit ältesten Leiten blühenden Weinhandel sowohl auf der Donau als auch nach Norden bis Schlesien. Der größte Absatz wurde stets auf den beiden Kremser Jahrmärkten erzielt, von denen der Simonimarkt (28. Oktober) die meisten Käufer anlockte. Die Kremser Märkte waren für Steyr lebenswichtig, daß sich darnach die Einkäufe von Rohstoffen der Händler richteten. Wie uns aus den Jahren 1537 und 1586 überliefert ist, mußten sich auch die Ausgaben des Magistrates weitgehendst Ruf diese Einnahmsauelle stützen. Der Kremser Eisenhandel nahm in seiner Blütezeit beachtlichen Umfang an: im Jahre 1556 und 1563 wird er nachgewiesen nach Schlesien. Polen, Rußland und Türkei. Die Wiener sahen neidvoll die ertragreichen Geschäfte der Kremser und beschwerten sich beim Kaiser, vor dem sich letztere wegen Eisenausfuhr nach der Türkei, die verboten 32

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