Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, März 1953

von Scharsachstahl zur Folge und, es stockte fast gänzlich die Verhandlung ins Reich. Ein Bittgesuch der Steyrer Händler wegen Aufhebung des Paßbriefzwanges gibt Einblick in die Verhältnisse.133) Für Kriegsrüstungen des Reiches aber hatten die Steyrer .jederzeit Stahl zu liefern.134) Neben diesen außenpolitisch ungünstigen Umständen wirkten sich die inneren Unstimmigkeiten im Eisenwesen hemmend auf den Absatz aus. Qualitätsverschlechterungen waren nun häufig anzutreffen und neu aufgekommene ausländische Bergwerke bereiteten dem alteingeführten steirischen Stahl gefährliche Konkurrenz.133) Seit dem Ausbruch des 30jährigen Krieges trat infolge der allgemeinen Unsicherheit auf den Verkehrswegen und der sehr großen Teuerung ein merklicher Verfall im Absatz ein, von dem sich das Eisenwesen nur langsam erholte. Allerdings schloffen die einflußreichen Steyrer Eisenbürger im Namen der Hauptgewerkschaft die oftmals gewinnbringenden Geschäfte mit Deutschen Händlern ab, jedoch ist deren Geschäftsgebarung sehr undurchsichtig. So konnte in den Jahren 1721—1740 68.860 q Scharsachstahl nach Regensburg ausgeführt werden.133) Ein Ueberblick über die Mengen des ins Reich verhandelten Stahls und Eisens ergibt folgendes $Ub:m) 1568 . . 11.615 q Scharsachstahl, 4.068.25 q Weicheisen 1569 . . 14.000 q 4.000 q 1595 . . 19.480 q 1600 . . 14.021 q 1604 . . 17.575 q 1614 . . 12.000 q Im Jahre 1720 wurde insgesamt an Scharsachstahl nach Steyr 23.640 q geliefert; von den ausländischen Stahlhändlern im Reich wurden für den bezogenen Scharsachstahl 24.162 fl 1 . IO138) bezahlt; 1725 . . 15.992 q Scharsachstahl — 32.672 fl 3.10, 1730 . . 18.014 q „ — 25.615 fl 5.10, 1735 . . 18.263 q „ — 23.693 fl . 20,139) 1740 . . 17.247 q „ — 16.660 fl 5.10, 1750 . . 19.979 q „ — 32.407 fl 6.21, 1755 . . 20.489 q „ — 31.885 fl 5.10,"°) 1784 wurden von der ausländischen Stahlhandlung im Reich 22.139 q Stahl und 4.191 q Eisen bezogen."1) Eine zusammenfassende Betrachtung über den Export von Innerberger Stahl und Eisen ins Deutsche Reich bis zur Aufhebung aller Verschleißordnungen am Ende des 18. Jahrhunderts ergibt Folgendes: Von allen Erzeugnissen des steirischen Eisenwesens stand als weitaus wichtigster und ergiebigster Ausfuhrartikel der Innerberger Scharsackstahl ins Deutsche Reich an erster Stelle. Dieser fand fast immer besten, ja oft reißenden Absatz. Die Erzeugung von Scharsachstahl wurde zu ungunsten der im Inlands benötigten Stahlsorten aesteigert. Es betrug die Ausfuhr nach Deutschland mehr als zwei Drittel der Gesamtproduktion und die Verhandlung stellte sich angesichts des hohen Preises für diese Qualitätsware zu allen Zeiten sehr ertragreich. Freisiadk erhielt schon im Jahre 1277 von König Rudolf I. das Stapelrecht auf alle Waren, die nach Böhmen gingen oder von dort kamen und wurde dadurch zu einer wirtschaftlichen Sperrfeste gegen Böhmen. Besonders zur Zeit der Luxemburger wurde der Zwang aur Benützung der Freistädter Straße und das Niederlagsrecht scharf gehandhabt. Freistadt war das Tor nach Norden und Nordosten und es entwickelte sich daher hier bedeutendes Handelszentrum. Für Innerberger Erzeugnisse galt der Ort als Umschlagplatz nach Böhmen unb Mähren, von wo die Waren weiter nach Po31 i 4

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