Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, März 1953

märte bis Passau, einen bedeutenden Handelszentrum, das wie Regensburg schon seit dem 13. Jahrhundert als Ausfuhrort für steirischen Stahl nachgewiesen werden kann. Diese Handels- und Industriestadt beherbergte schon im 13. Jahrhundert eine blühende Schwerter- und Messererzunft, die Innerberger Edelstahl weiter verarbeitete; ja zur Zeit des Stahlmangels um die Mitte des 16. Jahrhunderts, als für das Reich das Ausfuhrverbot erlassen wurde, kamen viele Klagebriefe nach Steyr, daß „ettliche hundert vom Handwerk lassen, etwas anderes beginnen oder auswandern" müßten.124) Regensburg, die alte Handelsmetropole an der Donau, stand wegen des Stahlexportes feit ältester Zeit mit Steyr in Verbindung und man kann aus den Stadtrechtsbestimmungen für Steyr vom Jahre 1287 auf die Anwesenheit von Regensburger Kaufleuten in unserer Stadt schließen; die erheblichen Mauterlässe, die Steyrer Kaufleute in Regensburg genossen, sind nur als Ausdruck engster Handelsbeziehungen zu erklären.1211) Einkäufer von Augsburg, Ulm und Nürnberg, den drei sehr bedeutenden deutschen Wirtschaftszentren, aus Deggendorf, Straubing, Amberg, Nördlingen und Vilshofen kamen um die Mitte des 16. Jahrhunderts nach Steyr.12") In dieser Zeit hatten die Geschäftsbeziehungen mit Steyr bereits feste Formen angenommen; der Eisenhandel der einzelnen Orte lag in bestimmten Händen und gewisse Häuser führten den Eisenverlag. In Nürnberg hatte der bedeutende Stand der „Steyrer Eisenhändler" das alleinige Recht, Stahl und Eisen aus Steyr zu führen; sie besaßen auch in Steyr Niederlassungen, die sie entweder im Wege des Ankaufs hiesiger Handelshäuser oder als Faktoreien einrichteten.1^) Ohne Rücksicht auf guten oder schlechten Geschäftsgang verpflichteten sich diese, das Eisen von Stenr zu beziehen, und waren wegen ihrer Verläßlichkeit im Verlage stets gerühmt. Diese wurden auch in Zeiten geringerer Stahlproduktion bevorzugt behandelt und auch keine neuen Verträge abgeschlossen.12^) Die Vertreter der großen reichsstädtischen Kaufhäuser, auch Oberländer genannt, nahmen also seit dem Mittelalter im Lande ob der Enns den Eisen- und Stahleinkauf sowie den Verkauf von Tucb und überseeischen Waren vor, erlangten eine beachtliche Stellung und hatten sicb im Verlagswesen eine fast unentbehrliche Position geschaffen. Ihre höchste Macht erlangten sie bis mm 16. Jahrhundert, dann scheint ihr großer Einfluß durch die Differenzen der Glaubensbekenntnisse untereinander geschwächt und auch der Export ins Deutsche Reich nimmt rasch ab.12") Durch die Vermittlung dieser oberdeutschen Kaufleute kam Innerberger Stahl und Eilen von dort aus weiter nach Sachsen, Brandenburg, Pommern. Stettin. Preußen, Danzig, Braunschweia. nach den Seestädten .Mamburg. Lübeck,12") Köln, nahm von hier den Wea nach den niederländischen Märkten. Antwerpen und Brüssel, nach Frankreich und gelangte von dort weiter nach England, Spanien, ja sogar bis Persien und Indien.121) Zu Beginn des 17. Jahrhunderts erlitt der Export ins Deutsche Reich eine empfindliche Einschränkung. Auf Grund der Feindschaft zwischen Habsburg und den Herrscherhäusern von Frankreich und England wurde ein Ausfuhrverbot auf Innerberger Erzeugnisse erlassen, da man bei deren Einfuhr eine Schädigung der österreichischen Interessen fürchtete. Nur an solche Käufer wurde in Stenr Eisen und Stahl abgegeben, die bescheinigen konnten, daß dies nicht auf feindliches Gebiet gelangen würde. Die oberdeutschen Kaufleute erhielten diese Bescheinigungen von ihren Stadtobrigkeiten ausgestellt: daraufhin erhielten sie „Paßbriefe", die für eine Lieferung bis zu 500 Zentner von den Steyrer Behörden, von 500 bis 1000 Zentner von der n.-ö. Regierung und Kammer, für noch größere von der Hofkammer ausgefertigt sein mußten.122) Jener Paßbriefzwang hatte jedoch eine schwierige Lage beim Verschleiß 30

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