Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, März 1953

war, zu verantworten hatten. Einige Zahlen mögen uns die Ausdehnung des Kremser Eisenhandels vor Augen führen: so wurden in der ersten Hälfte des Jahres 1565 9.500 Zentner Eisen und Stahl 856 Zentner Blech 790 Pflugeisen 15.506 Stück Sensenknüttel verkauft, im März 1604 1598 Zentner Eisen und Stahl. Die jährliche Durchschnittsmenge betrug 20.000 Zentner Rohmaterial; damit erreichte Krems die höchste Exportziffer von Oesterreich und nur Händler aus dem übrigen Reich bezogen größere Mengen. Der Geld- und Warenverkehr der beiden Orte gestaltete sich sehr eng. Voranzahlungen für die zu liefernden Waren wurden von den Stey- rern entgegen genommen. Die Steyrer besaßen Häuser und Gewölbe, also Niederlagen in der Donaustadt und auch verwandtschaftliche Beziehungen zwischen Steyrer und Kremser Eisenbürger vertieften die gemeinsamen Geschäftsinteressen.Obwohl der Dreißigjährige Krieg schwere wirtschaftliche Schädigungen brachte, so waren im Jahre 1668 mit Krems schon wieder schöne Geschäfte im Gange; 2000 Zentner Stahl und 4000 Zentner Eisen um 48.030 Gulden haben in diesem Jahre die 6 dortigen Eisenhändler erworben und zur selben Zeit schlossen Breslauer Händler um fast 10.000 Gulden in Krems Geschäfte ab. Seit dem Jahre 1643 jedoch war den Eisenhändlern von Krems, Freistadt und Wien kraft kaiserlichen Erlasses der Auslandshandel völlig entzogen, da diese Legorte den festgesetzten Verlag nicht zahlen wollten und die Gewerkschaft schloß bis zum Jahre 1668 mit den ausländischen Händlern selbst die Verträge ab.148) Der neu erwachte Fernhandel mit Eisen wurde durch die Türkenkriege bald wieder sehr eingeschränkt, infolgedessen die Eisenhandlung au Stern aufgelassen wurde; es gab feit 1717 in Krems 6 Eisenhändler, die sich 1741 zu einer Kompagnie zusammenschlossen und 1744 durch Maria Theresia ihre alten Vorrechte bestätigt erhielten; dieser Gunstbeweis brachte eine letzte Nachblüte der Kremser Eisenhandlung, die aber um die Mitte des Jahrhunderts rasch abnahm und durch das Freihandelspatent Josef II. von 1781 einem raschen Verfall entaeaenging, der 1816 mit der Auflösung der Kremser Eisenkompaanie seinen Abschluß fand.44") Als letzte der vier bedeutendsten Legstätte für Innerberger Waren sei die Handelsmetropole und Reichshauptstadt Wien genannt. Durch ihre natürliche Vorzugsstellung am Brückenkopf zwischen Alpen und Sudeten und Ungarn erlangte diese Stadt eine wichtige Stellung auch im Eisenhandel. Wohl hatten hier die Erzeugnisse aus Jnnerberg unter Konkurrenz der Vor- dernberger schwer zu leiden, die zumeist den großen ungarischen Absatzmarkt versorgten. Innerberger Waren nahmen von Wien aus den Weg.nach dem Nordosten. Von Steyr bis Wien erfolgte der Transport auf dem Wasser in Verbindung mit dem Holzhandel und auf dem ganzen Wege genossen die Steyrer Mautprivilegien und besonderen Schutz.4"") Auch von Wien aus kam nicht nur Innerberger Rohware, sondern in großem Maße auch Eisengeschmeide in den Handel, besonders Steyrer Messer, die nach Ungarn weitergeliefert wurden. Die fast zweihundertjährige Besetzung eines großen Teiles von Ungarn durch die Türken bewirkte eine weitgehende Lahmlegung des Handelszuges nach dem Osten. Außerdem wurde ein Einfuhrverbot für Eisenzeuq erlassen, um dem Erbfeind nicht die Kriegswaffen in die Hände zu liefern. Sogar nach dem siegreichen Vordringen der kaiserlichen Truppen und nach der Eroberung Ofens vermochten die dringenden Gesuche der Hauptgewerkschaft beim Kaiser keine 3 33

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2