Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, März 1953

mar von nun an den Waidhafnern nur im Umkreis van 3 Meilen gestattet; alles übrige aber, das sie nicht zur Versorgung dieses Bezirkes brauchten, sollten sie beim „Kasten"") aus das Wasser legen und nach altem Herkommen auf der Enns nach Steyr führen. Diesen Bestimmungen entgegen trieben die Waid- hofner auch außerhalb des genannten Bezirkes Handel und es folgte nach vorausgegangenem Prozeß der beiden Städte bei der niederösterreichischen Regierung im Jahre 1568 die neuerliche Bestätigung der Vorrechte Steyrs?') Die Entscheidung Maximilians blieb also aufrecht, der lange Kampf endete trotz aller Anstrengungen mit einem Mißerfolg der Waidhofner: der ausschließliche Vertrieb des innerbergischen Eisens blieb das Monopol der Handeln- Herren von Steyr; diese Stadt war auch weiterhin die „landesfürstlich privilegierte Niederlagstatt für Eisen und Stahl aus Jnnerberg".") Gleichzeitig mit den Bestrebungen der Schmiede von Waidhofen gingen ähnliche Versuche im Steyrtal vor sich. Die Sensenschmiede, die mächtigsten Elsengewerken im Krems-, Steyr- und Teichltal, organisierten sich und schlossen sich zu einer Zunft zusammen. Ihr Sitz mar in Kirchdorf-Micheldorf. Auf diese Weise wollten sie sich beim Eisenbezug von Steyr lösen und selbst die Geschäfte mit den Hammerherren tätigen. Jedoch der Versuch mißlang. Herzog Ernst verbot den Sensenschmieden im Jahre 1410 den selbständigen Eisenbezug;") sie blieben weiterhin von den Steyrer Händlern abhängig. Hier wie dort suchten sich die Gewerke durch Zusammenschlüsse zu stärken, um dem Vorrecht Steyrs besser entgegentreten zu können; ihr Widerstand wurde durch landes- fürstliche Machtsprüche gebrochen. Die Bürger der Stadt Enns trieben ebenfalls selbst Eisenhandel und wollten 1483 die Steyrer zwingen, ihr Eisen in Enns niederzulegen. In dem anschließenden Streit siegten die Steyrer: sie wurden von der Maut in Enns ganz befreit und hatten als einzige rechtmäßige Mautftütte auf dem Weg nach Linz nur Ebelsberg anzuerkennen.") Der Markt Weyer hatte am Ende des 14. Jahrhunderts neben Steyr als Eisenort große Bedeutung; seine günstige Lage nahe der Enns bildete die Grundlage zur Entwicklung einer blühenden Eisenindustrie. Weyer beherbergte eine der innerbergischen Hammerwerksstellen, war also Zentrum für die Verarbeitung von Roheisen zu geschlagener Hammerware. Im Jahre 1384 wurde jedoch diese Vormachtstellung gebrochen;") laut Schiedsspruch Herzog Albrechts mußten die Weyrer ebenso wie die Waidhofner alles Eisen, das sie zur weiteren Verarbeitung aus den Hammerwerken, die größtenteils in nächster Umgebung lagen, beziehen wollten, zuerst nach Steyr bringen. Hier hatten sie dies den Bürgern drei Tage lang zu wohlfeilem Preise feilzubieten und erst nach Ablauf dieser Frist Konnten sie ihre Waren nach Belieben weiter verhandeln oder dem eigenen Gebrauch zuführen. Seit dieser Zeit trat Weyer als Konkurrenz Steyrs zurück und war vom Eisenhandel gänzlich ausgeschaltet; der Ort blieb aber bis tief hinein in das 18. Jahrhundert und auch noch im 19. Jahrhundert Verarbeitungszentrum von Roheisen zu Stahl und Eisen. Ebenso erfolglos blieb auch der Streit des Abtes von Admont mit Steyr; auch er mußte sich dem Straßenzwang und Stapelrecht der Stadt fügen.50) Mit landesfürstlicher Hilfe gelang es der Stadt steyr immer wieder, die Angriffe auf ihre Vorrechte siegreich abzuwehren, sie konnte sich durchsetzen und als Knotenpunkt des innerbergischen Eisenwesens behaupten. Ihre wirtschaftliche Bedeutung stieg weit über die lokalen Grenzen empor, das Eisen machte Steyr zur Handelsmetropole im Lande ob der Enns, deren Verleger und Händler bis ins 18. Jahrhundert hinein die Geschicke des innerbergischen Eisenwesens in ihren Händen hatten und von hier aus lenkten. 12

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