Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, März 1953

dieser Frist konnte es der Besitzer verknusen, wohin er wollte. Somit war auch die Basis für die Eisenverarbeitung geschaffen, denn günstige Bezugsbedingungen für Rohstoff bilden die Grundlage für jede Industrie. Außerdem erhielt die Stadt Mautfreiheit für alles Eisen, das nach der Stadt geführt und innerhalb von zwei Meilen um die Stadt ge- oder verkauft wurde?") Die Handels-. beziehungen Steyrs wurden durch diesen Freiheitsbries wesentlich gefördert: - die Bürger der Stadt erhielten Ermäßigungen der Abgaben aus den nach Venedig, Wien und Ungarn führenden Handelswegen und auch im Reich hatten die Steyrer nur geringe Mautsätze zu bezahlen?") Daß sich aus jener Auszeichnung Steyrs vor anderen Städten lokalpolitische Folgen ergaben, ist nur zu verständlich. Da mit dem Stapelrecht auch das Straßenrecht verbunden war, griff jenes auch auf andere Städte über und wurde zum Sonderrecht mit tief einschneidenden Wirkungen für den interlokalen Handelsverkehr. Mit magnetischer Kraft zog Steyr alles von Jnnerberg nach Norden geführte Eisen an sich, beherrschte die Handelsbeziehungen feiner Nachbarorte, die es mit Hilfe dieses landesfürstlichen Vorrechtes überflügeln konnte. Die Kämpfe Steyrs mit den Orten der näheren Umgebung um das Niederlagsrecht auf Eisen und Stahl sind nur zu verstehen aus der großen Bedeutung dieses Rohstoffes für unser Land; wäre dessen Wert unerheblich gewesen, so hätte man keine kostspieligen Kämpfe darum geführt. Waidhofen an der Zbbs beherbergte eine blühende Eisenindustrie und betrieb weit ausgedehnten Eisenhandel, ja diese Stadt stand Steyr ebenbürtig gegenüber. Mit der Verleihung des Stapelrechtes für Eisen an die Stadt Steyr trat jedoch eine Wendung -ein: Waidhofen verlor seine alten gepflogenen Rechte und wurde vom gesamten Eisenhandel ausgeschaltet. Daß dies nicht mit einem Schlag geschehen konnte, liegt auf der Hand. Ein jahrhundertelanger erbitterter Kampf entbrannte zwischen diesen beiden Eisenstädten und erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts konnte Steyr feine gefährliche Nebenbuhlerin tatsächlich als besiegt ansehen. Und warum gelang es nicht Waidhofen, dieses Vorrecht zu erlangen? Die Gründe find in der territorialen Zugehörigkeit dieser Stadt zu suchen, denn Waidhofen unterstand nicht dem österreichischen Landesherrn, sondern dem Bischof von Freising. Eine Förderung von Handel und Gewerbe in Waidhofen würde einen erheblichen Verlust an Mauteinnahmen für den österreichischen Fürsten bedeutet haben! Mit besonderem Nachdruck befahlen diese daher immer wieder, das Eisen nach Steyr, „der gewöhnlichen Mautstatt", zu bringen.40) Der direkte Bezug aus Jnnerberg war den Waidhofnern also verboten mit Ausnahme dessen, was sie im Tauschweg gegen Lebensmittel von der Wurzen beziehen durften, was aber nur einen Teil des tatsächlichen Be- \ . barses darstellte. Das Eisen mußte also von den Hammerwerken kommend, auf f ! der Enns nach Steyr geführt werden; hier durfte es dann erst ausgeladen und verzollt über Weyer oder Aschbach nach Waidhofen gebracht werden. Jeder Versuch der Waidhofner, diese harte Regelung zu beseitigen, scheiterte an der eifersüchtigen Aufmerksamkeit der Steyrer Kaufleute. Ersteren wurde 1371 verboten, mehr Eisen aus Eisenerz zu führen, als sie zur Versorgung ihrer eigenen Handwerker selbst brauchten?4) Die Waidhofner erhofften sich durch die Vereinigung der in 7 Handwerke getrennten Schmiede in die St. Johanniszeche durch Bischof Johann von Freising wirksame Abwehr gegen all die erlassenen Verordnungen; doch das Gegenteil trat ein: Straßenzwang und Stapelrecht Steyrs verschärften sich noch mehr?") Steyr stützte sich in all den Streitigkeiten mit seiner größten Konkurrenz- stadt aiuif die 1287 erhaltenen Vorrechte, die Kaiser Maximilian anerkannte und zu Gunsten Steyrs auch entschied. Am 18. Jänner 1501 fanden die Verhandlungen mit einem Sieg dieser Stadt ihren Abschluß?0) Der Eisenhandel 11

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